"Träumerisch haftet der Blik auf den schlanken Minarets der alten Dome der Christenheit, nur ungern nimmt man von ihnen Abschied, wenn nicht der heimliche Gedanke des Wiedersehens aufkäme, denn das Sprichwort sagt: Wer einmal Taksim Wasser getrunken hat, der kommt wieder!" Diese wehmütigen Gedanken notiert der Botaniker Carl Haussknecht am 13. Februar 1869 im damaligen Konstantinopel in sein - hier erstmals in Buchform veröffentlichtes - Tagebuch. Er befindet sich auf dem Rückweg nach Weimar, nachdem ihn zwei Reisen, oft abseits bekannter Wege, drei Jahre lang durch das Osmanische Reich bis nach Persien geführt haben. Ende 1868 nimmt er in Teheran sogar an einer Audienz beim Schah teil, der großes Interesse an Stationen seiner Reise und seinen kartografischen Aufnahmen zeigt. Neben der hauptsächlichen Aufgabe des Sammelns von Pflanzen hält Haussknecht aber nicht nur botanische und topografische Informationen fest. Ganz frei heraus notiert und kommentiert er seine vielseitigen Beobachtungen und berichtet über Begebenheiten und Begegnungen. Sein Urteil über die bereisten Regionen mit ihren Bräuchen und Bewohnern steht unter dem Eindruck seiner unmittelbaren Reiseerlebnisse. Und immer wieder wecken Landschaften und Feiertage Erinnerungen an die Heimat und Heimweh nach den Seinen.
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