Das Buch schildert die Entstehung der christlichen Religion, des talmudischen Judentums und des Islam mit ihren vielfältigen Verflechtungen und weltpolitischen Wirkungen. Zugleich zeigt es auf, dass in der Zeit zwischen Jesus und Mohammed das entstanden ist, was wir heute unter Religionen verstehen: überregionale Glaubensgemeinschaften, die Ethiken propagieren, sozial-karitative Aufgaben erfüllen, politischen Einfluss nehmen und eine Theologie als rationale Reflexion auf ihre Vorstellungen und Praktiken entwickelt haben. Zahlreiche Fallbeispiele illustrieren die Ambivalenzen von Religion: ihre destruktive, aber auch humanisierende Kraft; ihre Rationalität und ihre Irrationalität; ihre verinnerlichenden und individualisierenden Tendenzen, aber auch den Trend zu Kollektivierung und Politisierung. Am Ende dieser Aufarbeitung der Frühgeschichte unserer religiösen Welt steht ein Versuch, auf der Grundlage der historischen Erkenntnisse Voraussetzungen humaner Religion zu identifizieren.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Hartmut Leppin rät zur Häppchenlektüre von Andreas Merkts sehr umfangreich recherchierten Darstellung der abrahamitischen Religionen, ihrer Grenzen und Gemeinsamkeiten. Vor allem das Kapitel "Zeitalter der Heiligen Schriften" hat ihm gefallen, weil er etwas lernen konnte über Kanonisierungsprozesse. Im Ganzen lobt Leppin Merkts umfassenden Blick, der bis in den Kaukasus, nach Ostafrika und ins Perserreich schaut, und die Lebendigkeit, die der Autor Diskursräumen der Spätantike verleiht. Das ist spannend, wenngleich ein dickes Brett, gibt Leppin zu.
© Perlentaucher Medien GmbH
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