Bernhard Maier läßt in seiner Darstellung der Religion der Germanen die Geisteswelt dieser frühen Kultur wieder lebendig werden. Er spannt den Bogen von der mythischen Weltentstehung, über das Pantheon der Germanen, ihre Heiligtümer, Kult- und Opferpraxis bis zur Magie. Zugleich setzt er sich kritisch mit Germanentümelei und pseudoreligiösen Strömungen auseinander.
Bis auf den heutigen Tag erscheinen die Germanen als geheimnisumwittertes Volk der Frühgeschichte. Schriftliches haben sie - abgesehen von wenigen, schwer deutbaren Runenzeichen - nicht hinterlassen. Doch finden sich manche Zeugnisse in den Quellen der klassischen Antike, nicht zuletzt auch in der Skalden-Dichtung, den Werken altnordischer Sänger. Anhand dieser Texte und bestimmter archäologischer Funde führt Bernhard Maier in einen besonders faszinierenden Bereich der Welt der Germanen ein - ihre Religion. Er geht einer Vielzahl von Fragen nach, die den Götterhimmel der Germanen ebenso betreffen wie ihre Vorstellungen über die Entstehung und das künftige Ende der Welt, ihre Ritual- und Kultpraxis, ihren Totenbrauch und Jenseitsglauben. Auf diese Weise läßt er ihre Mythen, ihre Vorstellungen von Göttern und Helden für den heutigen Leser wieder lebendig werden. Zugleich entlarvt er den ideologischen Mißbrauch, der mit dem kulturellen Erbe der Germanen getrieben wurde - ja in manchen Kreisen immer noch getrieben wird. Ebenso erhellt er die Fragwürdigkeit esoterischer und neuheidnischer Strömungen, in denen eine Pseudoreligion mit allerlei germanischen Versatzstücken garniert wird. Ein informatives und spannendes, aber auch kritisches Buch über die Religion der Germanen.
Bis auf den heutigen Tag erscheinen die Germanen als geheimnisumwittertes Volk der Frühgeschichte. Schriftliches haben sie - abgesehen von wenigen, schwer deutbaren Runenzeichen - nicht hinterlassen. Doch finden sich manche Zeugnisse in den Quellen der klassischen Antike, nicht zuletzt auch in der Skalden-Dichtung, den Werken altnordischer Sänger. Anhand dieser Texte und bestimmter archäologischer Funde führt Bernhard Maier in einen besonders faszinierenden Bereich der Welt der Germanen ein - ihre Religion. Er geht einer Vielzahl von Fragen nach, die den Götterhimmel der Germanen ebenso betreffen wie ihre Vorstellungen über die Entstehung und das künftige Ende der Welt, ihre Ritual- und Kultpraxis, ihren Totenbrauch und Jenseitsglauben. Auf diese Weise läßt er ihre Mythen, ihre Vorstellungen von Göttern und Helden für den heutigen Leser wieder lebendig werden. Zugleich entlarvt er den ideologischen Mißbrauch, der mit dem kulturellen Erbe der Germanen getrieben wurde - ja in manchen Kreisen immer noch getrieben wird. Ebenso erhellt er die Fragwürdigkeit esoterischer und neuheidnischer Strömungen, in denen eine Pseudoreligion mit allerlei germanischen Versatzstücken garniert wird. Ein informatives und spannendes, aber auch kritisches Buch über die Religion der Germanen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2003Römische Erfindung
Was wissen wir von den Germanen?
Wenig. Bernhard Maier berichtet
Die Verfilmung von Tolkiens „Herr der Ringe” hat es mal wieder an den Tag gebracht: Es gibt ein allgemeines Bedürfnis nach der einfachen Welt der Helden und Götter und ihrer Mythen. Die meisten Menschen begnügen sich damit, diese Welt mit Hilfe der Literatur oder des Kinos kurz zu bereisen. Es gibt aber andere, die ständig darin leben. Sie glauben an Wodan und Thor, an Frey und Frigg, sie treffen sich unter freiem Himmel, in weißen Gewändern, mit Spangen und Fibeln geschmückt, um Mittsommernacht oder das Julfest zu feiern. „Artgemeinschaft” oder „Armanenorden” heißen diese neuheidnischen Gemeinschaften, die für sich in Anspruch nehmen, die Jahrtausende alte Kultur und Religion der Germanen fortzusetzen.
Bernhard Maiers Buch über die „Religion der Germanen” setzt diesen neuen Mythen das aufklärende Licht der Wissenschaft entgegen. Archäologische Zeugnisse? Sagen wenig über den Inhalt der germanischen Religion, sondern nur etwas über ihre äußeren Formen aus. An was der Germane wirklich geglaubt hat, ist heute nicht mehr zu eruieren. Schriftliche Quellen? Spiegeln überwiegend die Auffassung griechischer, römischer oder christlicher Beobachter wider. Aus ihnen Rückschlüsse zu ziehen auf die Zeit davor, ist nur selten möglich. Brauchtum? Bräuche wie Sternsingen und Todaustragen, von denen man früher glaubte, sie gingen auf die germanische Zeit zurück, stammen aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Fazit: Die Germanen waren eine Erfindung der Römer, und ihre Religion bleibt weithin Terra incognita. Kenntnisreich führt Maier durch dieses unbekannte Land und rekonstruiert, was zu rekonstruieren ist, aus einem reichen Fundus vor allem sprachwissenschaftlicher Beobachtungen. Die Mythen der Neugermanen sind dagegen einfache Kompensationsideologien für die komplizierte Welt der Moderne.
cjos
BERNHARD MAIER: Die Religion der Germanen. Götter – Mythen – Weltbild. Verlag C. H. Beck, München 2003. 206 Seiten, 24, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Was wissen wir von den Germanen?
Wenig. Bernhard Maier berichtet
Die Verfilmung von Tolkiens „Herr der Ringe” hat es mal wieder an den Tag gebracht: Es gibt ein allgemeines Bedürfnis nach der einfachen Welt der Helden und Götter und ihrer Mythen. Die meisten Menschen begnügen sich damit, diese Welt mit Hilfe der Literatur oder des Kinos kurz zu bereisen. Es gibt aber andere, die ständig darin leben. Sie glauben an Wodan und Thor, an Frey und Frigg, sie treffen sich unter freiem Himmel, in weißen Gewändern, mit Spangen und Fibeln geschmückt, um Mittsommernacht oder das Julfest zu feiern. „Artgemeinschaft” oder „Armanenorden” heißen diese neuheidnischen Gemeinschaften, die für sich in Anspruch nehmen, die Jahrtausende alte Kultur und Religion der Germanen fortzusetzen.
Bernhard Maiers Buch über die „Religion der Germanen” setzt diesen neuen Mythen das aufklärende Licht der Wissenschaft entgegen. Archäologische Zeugnisse? Sagen wenig über den Inhalt der germanischen Religion, sondern nur etwas über ihre äußeren Formen aus. An was der Germane wirklich geglaubt hat, ist heute nicht mehr zu eruieren. Schriftliche Quellen? Spiegeln überwiegend die Auffassung griechischer, römischer oder christlicher Beobachter wider. Aus ihnen Rückschlüsse zu ziehen auf die Zeit davor, ist nur selten möglich. Brauchtum? Bräuche wie Sternsingen und Todaustragen, von denen man früher glaubte, sie gingen auf die germanische Zeit zurück, stammen aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Fazit: Die Germanen waren eine Erfindung der Römer, und ihre Religion bleibt weithin Terra incognita. Kenntnisreich führt Maier durch dieses unbekannte Land und rekonstruiert, was zu rekonstruieren ist, aus einem reichen Fundus vor allem sprachwissenschaftlicher Beobachtungen. Die Mythen der Neugermanen sind dagegen einfache Kompensationsideologien für die komplizierte Welt der Moderne.
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BERNHARD MAIER: Die Religion der Germanen. Götter – Mythen – Weltbild. Verlag C. H. Beck, München 2003. 206 Seiten, 24, 90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Die Forschung über germanische Mythen, Riten und Religion gründet auf dürren und wenig gewissen Quellen, erläutert Wolfgang Müller, die teilweise zu bizarren und leider oft "gnadenlos humorfreien" Rekonstruktionen Anlass böten. Kein Wunder, dass Müller erfreut Bernhard Maiers "Die Religion der Germanen" zur Kenntnis genommen hat. Maier erläutere "klar und anschaulich" die Problematik der wenigen bekannten Quellen (darunter das Bändchen "Germania" von Tacitus, wie überhaupt die Römer das Bild der Ethnie "Germanen" geschaffen und geprägt haben sollen), lobt Müller, und könne die ideologischen Scheuklappen ihrer Benutzer enttarnen und die daraus abgeleiteten Theorien rekonstruieren. So mancher alter Gelehrtenstreit habe sich damit erledigt, jubelt Müller, der von Maier gelernt hat, dass die Unterscheidung von Schwarzelfen und Lichtelfen bei Maurer und Grimm auf die christliche Unterscheidung von Engeln und Teufeln zurückzuführen ist. Insofern, atmet Müller auf, könne er die ihm häufig gestellte Frage "Glauben Isländer wirklich an Elfen?" guten Gewissens zurückweisen, insofern der Begriff des Glaubens eine rein christliche Kategorie sei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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