Im Licht der Wiederkehr des Religiösen und seiner weltweiten Konjunktur erfährt die Religion ihre philosophische Nobilitierung jenseits der tradierten Dichotomie von Mythos und Aufklärung. Die Beiträge von Jacques Derrida, Gianni Vattimo, Maurizio Ferraris, Hans-Georg Gadamer, Aldo Giorgio Gargani, Eugenio Trías und Vincenzo Vitiello dokumentieren eine kardinale Wende der zeitgenössischen Philosophie.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Michael Mayer scheint nach der Lektüre dieses Bandes noch unter Schock zu stehen: "Von der Kühnheit dieser politischen, religiösen Prospektiven ist man wie vor den Kopf gestoßen." Und manchmal hat man angesichts seiner Kritik, die ein wenig an die hochfliegende Seminarprosa der achtziger Jahre erinnert, er sei noch nicht ganz wieder zu Bewusstsein gekommen. Immerhin versteht man, dass man den Kapitalismus als das radikal Böse ansehen müsse, dass es sich als solches im Epochenjahr 1989 manifestiert habe, und dass sowohl Derrida als auch Vattimo in Religion so etwas wie eine Hoffnung erkennen, mit diesem radikal Bösen irgendwie zurechtzukommen. Beide beziehen sich dabei nach Mayer positiv auf Heidegger und negativ auf Emmanuel Lévinas, kommen allerdings zu konträren Schlussfolgerungen. Beide aber stellen laut Mayer in diesem Band, der auf eine Tagung in Capri zurückgeht, "die Frage nach einem dritten Weg und einer dritten Antwort auf die Frage der (Rückkehr der) Religion".
© Perlentaucher Medien GmbH
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