Mandy Richters Studie widmet sich dem Nachleben der Kauernden Venus, einem antiken Statuentypus, der heute in über 30 großplastischen Kopien und Varianten überliefert ist. Um 1500 setzt mit Pier Jacopo Alari Bonacolsi, genannt Antico, nachweislich die Rezeption der Kauernden Venus ein, und bis 1570 entstehen zahlreiche künstlerische Imitationen, die von exakten zeichnerischen Kopien bis hin zu individuellen künstlerischen Abwandlungen reichen. Anhand einer repräsentativen Auswahl an Fallstudien, die jeweils verschiedene Themenschwerpunkte im Umgang mit dem antiken Statuentypus exemplifizieren und nahezu alle Kunstgattungen umfassen, werden grundlegende Tendenzen der Rezeptionsgeschichte nachvollzogen und im Kontext der Zeit verankert. Ziel der Arbeit ist die erstmalige Systematisierung der verschiedenartigen Auseinandersetzungen mit der Kauernden Venus unter Zuhilfenahme des Konzeptes amor sacro e amor profano, innerhalb dessen die einzelnen Werke verschiedene Zwischenstationen oder Endpunkte einnehmen. Das Projekt ermöglicht somit ein besseres Verständnis des Zusammenspiels von antiken Venus-Bildwerken und künstlerischen Arbeiten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und bietet durch den veränderten Blickwinkel neue Interpretationsmöglichkeiten.