Im Traditionszusammenhang neuzeitlicher Staatsphilosophie kommt Jean-Jacques Rousseau die Rolle eines Außenseiters zu. Seine Vorstellungen von einem gelungenen politischen Zusammenleben orientieren sich nicht an dem modernen Anstaltsstaat, sondern an der Bürgerrepublik des klassischen Republikanismus. Da diese Bürgerrepublik jedoch auf die Grundlage des neuzeitlichen Egalitarismus gestellt wird, führt Rousseaus Wiederbelebung des Polis-Modells zugleich auch zu einer Grundlegung der plebiszitären Demokratie, die die Kritik an der Bürgerferne der repräsentativen Parteiendemokratie und die Forderung nach Aufbau einer zwischen Markt und Staat tretenden Zivilgesellschaft bis heue inspiriert. Die Beiträge dieses Bandes verfolgen die Entwicklung des politischen Denkens Rousseaus von den beiden Diskursen bis zu den Verfassungsentwürfen für Korsika und Polen. In ihrem Mittelpunkt steht aber der demokratietheoretische und demokratieethische Grundtext der politischen Moderne, der »Gesellschaftsvertrag«. Der Herausgeber ist Ordinarius für Philosophie und Direktor am Philosophischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.