Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 1,59 €
  • Broschiertes Buch

Knappe Ergebnisse bei den Präsidentschaftswahlen in den USA lassen tiefe politische Gegensätze in der amerikanischen Gesellschaft vermuten. Sie verdecken jedoch eine Dominanz der Republikanischen Partei, die weit über Wahlergebnisse hinausreicht. Thomas Greven analysiert die Vorrangstellung der Partei im Süden des Landes und macht die Attraktivität der Republikaner für ihre Wähler verständlich. Er schildert eindringlich den Einfluß neokonservativer und republikanischer "Think tanks" auf die revolutionären Veränderungen der amerikanischen Außenpolitik unter George W. Bush. Auch in wesentlichen…mehr

Produktbeschreibung
Knappe Ergebnisse bei den Präsidentschaftswahlen in den USA lassen tiefe politische Gegensätze in der amerikanischen Gesellschaft vermuten. Sie verdecken jedoch eine Dominanz der Republikanischen Partei, die weit über Wahlergebnisse hinausreicht. Thomas Greven analysiert die Vorrangstellung der Partei im Süden des Landes und macht die Attraktivität der Republikaner für ihre Wähler verständlich. Er schildert eindringlich den Einfluß neokonservativer und republikanischer "Think tanks" auf die revolutionären Veränderungen der amerikanischen Außenpolitik unter George W. Bush. Auch in wesentlichen Bereichen der amerikanischen Innenpolitik dominieren die Ideen und Konzepte der Republikaner. Sie bestimmen, so die These des Autors, die Grenzen des Denk- und Machbaren selbst dort, wo sie nicht regelmäßig die Wahlen gewinnen. Eine konzise Einführung in Geschichte und Gegenwart eines der mächtigsten Akteure der amerikanischen Politik.
Autorenporträt
Thomas Greven, Dr. phil., geb. 1966, ist wissenschaftlicher Assistent am John F. Kennedy Institut an der Freien Universität Berlin. Zuletzt erschien von ihm Clash of Globalizations? (2003).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2004

Republikanische Hegemonie
Amerikanische Parteien sind mehr als Wahlkampfmaschinen

Thomas Greven: Die Republikaner. Anatomie einer amerikanischen Partei. C. H. Beck Verlag, München 2004. 250 Seiten, 14,90 [Euro].

Daß politische Parteien in den Vereinigten Staaten anders sind als in Europa, gehört zur politischen Allgemeinbildung. Dabei bleibt es dann gewöhnlich. Worin besteht die Andersartigkeit, und welche weiteren Unterschiede werden in der politischen Kultur der Demokratien beiderseits des Atlantiks durch sie bewirkt? Um dies zu erklären, werden meistens nur noch Klischees bemüht. Solche Klischees sind etwa die Vorstellung, amerikanische Parteien seien reine Wahlkampforganisationen, und das Parteileben in Amerika erschöpfe sich in den perfekt inszenierten Party Conventions zur Nominierung der jeweiligen Präsidentschaftskandidaten.

Thomas Greven will solchen Klischees kritisch zu Leibe rücken. So ganz hat er sein Programm, die historische Entwicklung und das politisch-ideologische Profil der Republican Party, der Partei von Abraham Lincoln und von George W. Bush, nachzuzeichnen, nicht umsetzen können. Mit zwei Schwierigkeiten ist Greven nur halb recht, halb schlecht zu Rande gekommen, erstens mit seiner subjektiven Abneigung gegenüber dem Untersuchungsgegenstand und zweitens mit der leicht unterschätzten Unübersichtlichkeit des Verhältnisses zwischen der Republikanischen und der Demokratischen Partei. Sein politisches Koordinatensystem arbeitet mit den nicht ganz deckungsgleich verwendeten Begriffspaaren "rechts-links", "konservativ-progressiv", was zur Folge hat, daß sich die Begrifflichkeiten zuweilen im Nebel von Nebenbedeutungen aufzulösen scheinen. Das erzeugt Verwirrung, so wenn Dwight D. Eisenhower als moderat erscheinender, aber in Wirklichkeit konservativer Republikaner bezeichnet wird, Jimmy Carter als konservativer Demokrat, aber dennoch moderat, oder Bill Clinton als "Eisenhower-Republikaner".

Obwohl der Akzent der Darstellung auf den Republikanern liegt, kann Greven gar nicht anders, als die andere Großpartei, die Demokraten, immer wieder mit in den Blickpunkt zu rücken. Das liegt an den mannigfachen regionalen, programmatisch-ideologischen und personellen Überschneidungen beider Parteien. Greven geht sogar so weit, es als die "Tragödie der amerikanischen Politik" zu beschreiben, daß es in zentralen Politikbereichen eine die beiden Parteien übergreifende Einigkeit gibt. Das würde einen großen Teil der amerikanischen Bevölkerung ausschließen. An anderer Stelle merkt er an, daß sich jeweils mehr als 45 Prozent der Amerikaner mit einer der beiden großen Parteien identifizieren. Wissen die nicht, was sie tun? Es hat in der amerikanischen Geschichte zwar bis heute immer auch andere Parteien gegeben, aber ihre Vertreter hatten nur wenige Erfolge aufzuweisen. Ihre Bedeutung lag in der Schmälerung der Wahlchancen eines der beiden von den Großparteien aufgestellten Kandidaten: Ross Perot verhinderte 1992 die Wiederwahl von Bush sen., und Ralph Nader verhinderte 2000 die Wahl von Al Gore.

Grevens zentrale Thesen lauten: Die Republikanische Partei ist seit den 1980er Jahren unter dem Einfluß der christlichen Rechten sehr weit nach rechts gerückt und verkörpert heute eine Art europäischen Konservatismus. Sie bestimmt mit ihren Ideen und Politikkonzepten auch die Politik der Demokratischen Partei. Trotz ihrer Rechtswendung kann nicht von einer umfassenden Machtverschiebung im Zweiparteiensystem Amerikas gesprochen werden; eine künftige Linkswende ist nicht ausgeschlossen. Ja, wie denn nun?

Das Vertrackte an der amerikanischen Parteienentwicklung ist, Greven hat das zu Recht erwähnt, aber nicht ausreichend thematisiert, daß sich in der amerikanischen Gesellschaft ein tiefgreifender Wandel vollzogen hat und weiter vollzieht, hauptsächlich bewirkt von der enormen Dynamik technologischer und ökonomischer Innovationen, der Einwanderung, speziell aus dem Süden, und der Ausbildung metropolitaner Verdichtungsregionen. Damit einher geht ein Verlust an Integrationskraft der traditionellen Kirchen. Die Schwerpunktverlagerung der Vereinigten Staaten nach Süden und Westen hat die parteipolitischen Profile erheblich verändert. Das wird faktenreich für wichtige Politikfelder wie die Sozialpolitik, die Wirtschafts- und Finanzpolitik und die Außenpolitik beschrieben.

Für Greven steuert die jetzige amerikanische Administration ihre Partei und das Land zurück ins 19. Jahrhundert. Das kann man ja mal so sagen unter Gleichgesinnten; in einer politikwissenschaftlichen Studie ist das schon etwas überraschend. Das Modernste, was die amerikanische Politik im 20. Jahrhundert auf die Beine gestellt hat, ist nach Greven die New-Deal-Politik Roosevelts gewesen. Sollte 2004 ein demokratischer Präsident in das Oval Office gewählt werden, würden zwar freundlichere Zeiten für den ärmeren Teil der Bevölkerung anbrechen. Aber die "republikanische Hegemonie", wie Greven das mit einem Begriff von Gramsci und Heiner Geißler nennt, würde dennoch weiterbestehen.

WILFRIED VON BREDOW

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Nicht restlos überzeugt hat Rezensent Wilfried von Bredow diese politikwissenschaftlicher Studie über die Republikanische Partei der USA. Zwar hält er dem Autor Thomas Greven zu Gute, weit verbreiteten Klischees kritisch zu Leibe zu rücken, etwa der Auffassung, die amerikanischen Parteien seien reine Wahlkampfmaschinen. Sein Programm aber, die historische Entwicklung und das politisch-ideologische Profil der Republican Party nachzuzeichnen, habe Greven nicht so ganz umsetzen können. Zwei Punkte sind nach Ansicht des Rezensenten dafür verantwortlich. Zum einen die "subjektive Abneigung" des Autors gegenüber seinem Untersuchungsgegenstand. Zum anderen die leicht unterschätzte Unübersichtlichkeit des Verhältnisses zwischen der Republikanischen und der Demokratischen Partei. Dazu sorgen die von Greven nicht ganz deckungsgleich verwendeten Begriffspaare "rechts-links" und "konservativ-progressiv" zum Bedauern des Rezensenten des öfteren für Verwirrung. Ein wenig mehr hätte sich Bredow zudem über die Auswirkungen des tiefgreifenden Wandels der amerikanischen Gesellschaft auf die Parteienentwicklung gewünscht.

© Perlentaucher Medien GmbH"