Javier Mallarino ist eine lebende Legende. Er ist der einflussreichste politische Karikaturist Kolumbiens, ein Mann, der in der Lage ist, ein Gerichtsurteil zu kippen, einen Bürgermeister zu stürzen oder ein Ministerium ins Wanken zu bringen - dazu braucht er nur Papier und Feder. Politiker wie Regierung fürchten seinen gnadenlosen Blick. Mit 65 Jahren, nach vier Jahrzehnten einer glänzenden Karriere, liegt ihm das Land zu Füßen. Doch dann erhält er unerwartet Besuch von einer jungen Frau, die ihn mit einer lange vergangenen Nacht konfrontiert, und zum ersten Mal wird die Verantwortung für seine Zeichnungen zu einer Bürde. Der große kolumbianische Romancier Juan Gabriel Vásquez erzählt packend von der Last der Vergangenheit und dem Versagen der Erinnerung. In Die Reputation spielt er meisterhaft mit den Grenzen von Öffentlichem und Privatem und lässt den Leser auf beklemmende Weise jegliche Gewissheit verlieren.
buecher-magazin.deWie fühlt es sich an, das lebendige Gewissen eines ganzen Landes zu sein? Ein politischer Karikaturist, der mit seiner Feder die Machtelite zur Weißglut bringt - und das seit vier Jahrzehnten. Javier Mallarino durchstreift seine Erinnerungen an dem Tag, an dem ihm die höchste Auszeichnung des Landes samt Sonderbriefmarke verliehen wird. Wie er sich als junger Zeichner, bestärkt durch seine Frau Magdalena, nicht der Zensur unterwirft und so zu einer moralischen Instanz auf der Meinungsseite der wichtigsten kolumbianischen Tageszeitung wird. Mit seiner Reputation wächst jedoch auch die Zahl seiner Feinde. Als seine Familie bedroht wird und zerbricht, bleiben seine Karikaturen das einzige Ventil, mit dem er sein Einsiedlerdasein in den Bergen über Bogotá durchbricht. Wie sehr er allerdings bereits über den Dingen schwebt, macht ihm erst die Begegnung mit einer jungen Frau bewusst. Sie fordert ihn auf, sich an eine lange vergangene Nacht zu erinnern und das erste Mal in seinem Leben spürt er die Last der Verantwortung, die an seiner spitzen Feder hängt. "Kümmerlich ist das Gedächtnis, das sich nur nach rückwärts wendet", dieser Satz geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, bis er sich der Vergangenheit stellt, um sich an eine Zukunft zu erinnern, die jenseits seiner eigenen lebenden Legende liegt.
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Katharina Teutsch lässt sich in ihrer Nacherzählung von Juan Gabriel Vasquez' Novelle "Die Reputation" schließlich doch noch zu einigen Urteilen hinreißen -die fallen aber immerhin hymnisch aus: Geradezu virtuos erzähle Vasquez von einem Karikaturisten, der sich auf der Höhe seines Ruhmes an einen Politiker erinnert, den er dreißig Jahre zuvor durch seine bösartigen Zeichnungen in den Selbstmord trieb, schreibt die Kritikerin. Wie der kolumbianische Autor die zunehmende Verunsicherung seines eitlen Helden, der auch die eigene Reputation hinterfragt, schildert, erscheint Teutsch wie ein "optisches Experiment", das die Urteilskraft der eigenen Wahrnehmungen untersucht. Nicht zuletzt lernt die Rezensentin in dieser angenehm kurzen Novelle einiges über die Macht von Karikaturen - und so verzeiht sie gern den allzu "pathetischen" Schluss.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2016Können wir unseren Urteilen trauen?
Wenn die Karikatur zur Machtfrage wird: Meisterhaft erzählt der kolumbianische Autor Juan Gabriel Vásquez in seinem Roman "Die Reputation" von einer großen Verunsicherung.
Der kolumbianische Karikaturist Ricardo Rendón ging im Oktober 1931 in ein Café im Zentrum von Bogotá. Im La Gran Viá fertigte er eine Zeichnung an von einem Mann, der sich eine Kugel in den Kopf schießt. Danach ging er nach Hause, legte die Zeichnung neben sich auf den Schreibtisch und schoss sich eine Kugel in den Kopf. Der Nachwelt ist nicht bekannt, weshalb. Im heutigen Bogotá vergibt der kolumbianische Autor Juan Gabriel Vásquez einen ärztlichen Notfalltermin an den fiktiven Politiker Adolfo Cuéllar.
Während der Untersuchung, in der Depressionen diagnostiziert werden, lässt er den Abgeordneten aus dem Fenster seines Arztes springen. Bald dreißig Jahre ist ein Vorfall her, der mit diesem Selbstmord zu tun haben könnte und von dem der neue Roman von Juan Gabriel Vásquez handelt. Javier Mallarino, die Hauptfigur von "Die Reputation", erinnert sich Cuéllars ausgerechnet auf dem Gipfelpunkt seiner Karriere. Im Teatro Colón soll dem Karikaturisten ein Staatspreis verliehen werden. All jene, gegen die er zeitlebens angezeichnet hat - korrupte, zynische oder fahrlässige Politiker - haben sich versammelt, um sich einen berühmten Störenfried feierlich zu eigen zu machen. Schließlich ist Mallarino ein Mann, dessen Reputation tadellos ist. Und welcher Politiker möchte nicht im Ruf stehen, einen solchen Mann zum Freund zu haben? Oder wie Mallarinos Ex-Frau es ausdrückt: "Rodrigo sagt, Glückwunsch, nun bist du da, wo du sein musst. In diesem Land ist man erst jemand, wenn einem ein anderer etwas antun will."
Zurückgezogen von der Herrscherclique, hat Javier Mallarino als unanfechtbarer Kritiker des politischen Systems das Leben einer "moralischen Instanz" geführt. So sieht er sich auch selbst: glatzköpfig, schonungslos ehrlich und bis zur Selbstqual kompromisslos. Seine Frau, die er noch immer liebt, ist ihm auf halber Strecke abhandengekommen, auch das Familienleben mit der gemeinsamen Tochter Beatriz musste höheren Zielen weichen. Nun wird dieser Mallarino endlich für sein Lebenswerk geehrt. Prompt gibt eine junge Frau vor, ein Interview mit ihm führen zu wollen. Doch wie sich bald herausstellt, handelt es sich um eine Kindheitsfreundin seiner Tochter. Samanta Leal ist gekommen, um den Vater der kleinen Beatriz näher kennenzulernen. Dabei erfährt sie von einer Begebenheit, von der Mallarino besser geschwiegen hätte.
Der Abgeordnete Adolfo Cuéllar war nämlich vor bald dreißig Jahren auf einer Party Mallarinos aufgetaucht. Er hatte ihn angefleht, sein Bild von ihm zu ändern. Er könne sich nicht vorstellen, wie sehr er, seine Frau und seine Söhne unter den gemeinen Karikaturen litten. Doch Mallarino hörte nicht auf, Cuéllar zu zeichnen. Und er bringt diesen öligen Staatsdiener zu Fall mit einer Zeichnung, die Cuéllar als Triebtäter zeigt. Auf einer Party in Mallarinos Haus hat es seinerzeit einen Vorfall gegeben, in den Beatriz und ihre Freundin Samanta verwickelt waren. Alles deutet darauf hin, dass Cuéllar sich zumindest an einem Mädchen vergangen hat. Doch etwas Genaues weiß man nicht. Man will es auch nicht so genau wissen. Die Familie von Samanta zieht weg. Die anderen vergessen die Episode. Schließlich gilt es, die Hauptsache nicht aus dem Blick zu verlieren: dass es sich bei Cuéllar um einen widerlichen Menschen handelt. Und dass dieser Mensch seinen Niedergang verdient hat. Eine Zeichnung, die Cuéllar inmitten von jungen Mädchen zeigt, bedeutet das Karriere-Aus. Dann springt der Politiker aus dem Fenster seines Arztes und erleidet sehr bald schon das Schicksal der Vergessenen. Der Ruhm seines Zeichners aber wächst. Und nun, als dieser heldenhafte Zeichner für sein Lebenswerk geehrt werden soll, taucht eine junge Frau auf, die Gewissheiten sucht.
Juan Gabriel Vásquez, dessen 2013 übersetzte Kurzgeschichten "Die Liebenden von Allerheiligen" bereits in eine unheimliche Atmosphäre des Zweifels getaucht waren, schöpft nun sein ganzes Können als Konstrukteur von Realitäten aus. Wie in einem optischen Experiment, in dem es weniger zu sehen gibt, als wir gemeinhin annehmen. Zum Beispiel wenn wir einen von Blättern halb verdeckten Apfel als ganzen Apfel erkennen. Ähnlich lässt sich Vásquez' Schreibanordnung verstehen. Können wir unserer Wahrnehmung trauen, wenn wir nur Bruchstücke der Wahrheit kennen? Oder sind die Urteile, die wir fällen, zum größten Teil die Resultate von Anmaßungen? Wer hat den "Zwischenfall" auf Mallarinos Party wirklich gesehen? Wieso gibt es eine Horde von Eiferern, die sicher zu wissen glaubt, dass einer wie Cuéllar erledigt gehört.
Meisterhaft und schnurgerade erzählt Juan Gabriel Vásquez von einer großen Verunsicherung. Er schildert, wie einer, der sich für unfehlbar hält, vom Zweifel gepackt wird und wie er, der die Reputation eines Politikers auf dem Gewissen hat, die eigene hinterfragt. Rücksichtslos und eitel ist dieser Mallarino noch in der Besessenheit, mit der er seine Recherche vorantreibt. Hinter dem edelmütigen Ansinnen, der verwirrten Samanta Sicherheit zu verschaffen und die Witwe des toten Politikers zu befragen, verbirgt sich nur der eigennützige Wunsch, die Unschuld des Zeichners zu beweisen.
Meisterlich und aktuell ist auch die Fragestellung literarisch umgesetzt, wie eine Karikatur zur Machtfrage werden kann. Ob sie einen Menschen in den Suizid zu treiben vermag? Und, wenn ja, hat ihr Urheber dann so etwas wie Stolz zu empfinden? Von Ricardo Rendón stammt der Ausdruck, eine gute Karikatur sei "ein von Honig umhüllter Stachel". Nach diesem Motto hat Mallarino stets gearbeitet, und doch sieht er mit Entsetzen, wie sehr die Selbstgerechtigkeit längst zu einer Charaktereigenschaft geworden ist.
Ist er, Mallarino, nichts mehr als ein feiger "Scharfschütze" gewesen, der auf die Reputation anderer zielte? Der Schluss dieser novellenhaften Erzählung samt unerhörtem Ereignis und Würze in der Kürze fällt vielleicht ein wenig zu pathetisch aus. Denn der Zeichner, der nach vierzig Jahren Arbeit und über zehntausend Karikaturen sein Archiv samt Fass und Feder verbrennt, ist nicht nur eine Drama Queen, sondern auch allzu deutlich eine Romanfigur. Im echten Leben hätte Mallarino sich wohl eher zur Ruhe oder in eine Talkshow gesetzt. Ob er das alles ernst meine, fragt ihn sein Verleger einmal verwundert: "Dann zum Teufel mit Ihnen, Javier."
KATHARINE TEUTSCH
Juan Gabriel Vásquez: "Die Reputation". Roman.
Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2016. 185 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn die Karikatur zur Machtfrage wird: Meisterhaft erzählt der kolumbianische Autor Juan Gabriel Vásquez in seinem Roman "Die Reputation" von einer großen Verunsicherung.
Der kolumbianische Karikaturist Ricardo Rendón ging im Oktober 1931 in ein Café im Zentrum von Bogotá. Im La Gran Viá fertigte er eine Zeichnung an von einem Mann, der sich eine Kugel in den Kopf schießt. Danach ging er nach Hause, legte die Zeichnung neben sich auf den Schreibtisch und schoss sich eine Kugel in den Kopf. Der Nachwelt ist nicht bekannt, weshalb. Im heutigen Bogotá vergibt der kolumbianische Autor Juan Gabriel Vásquez einen ärztlichen Notfalltermin an den fiktiven Politiker Adolfo Cuéllar.
Während der Untersuchung, in der Depressionen diagnostiziert werden, lässt er den Abgeordneten aus dem Fenster seines Arztes springen. Bald dreißig Jahre ist ein Vorfall her, der mit diesem Selbstmord zu tun haben könnte und von dem der neue Roman von Juan Gabriel Vásquez handelt. Javier Mallarino, die Hauptfigur von "Die Reputation", erinnert sich Cuéllars ausgerechnet auf dem Gipfelpunkt seiner Karriere. Im Teatro Colón soll dem Karikaturisten ein Staatspreis verliehen werden. All jene, gegen die er zeitlebens angezeichnet hat - korrupte, zynische oder fahrlässige Politiker - haben sich versammelt, um sich einen berühmten Störenfried feierlich zu eigen zu machen. Schließlich ist Mallarino ein Mann, dessen Reputation tadellos ist. Und welcher Politiker möchte nicht im Ruf stehen, einen solchen Mann zum Freund zu haben? Oder wie Mallarinos Ex-Frau es ausdrückt: "Rodrigo sagt, Glückwunsch, nun bist du da, wo du sein musst. In diesem Land ist man erst jemand, wenn einem ein anderer etwas antun will."
Zurückgezogen von der Herrscherclique, hat Javier Mallarino als unanfechtbarer Kritiker des politischen Systems das Leben einer "moralischen Instanz" geführt. So sieht er sich auch selbst: glatzköpfig, schonungslos ehrlich und bis zur Selbstqual kompromisslos. Seine Frau, die er noch immer liebt, ist ihm auf halber Strecke abhandengekommen, auch das Familienleben mit der gemeinsamen Tochter Beatriz musste höheren Zielen weichen. Nun wird dieser Mallarino endlich für sein Lebenswerk geehrt. Prompt gibt eine junge Frau vor, ein Interview mit ihm führen zu wollen. Doch wie sich bald herausstellt, handelt es sich um eine Kindheitsfreundin seiner Tochter. Samanta Leal ist gekommen, um den Vater der kleinen Beatriz näher kennenzulernen. Dabei erfährt sie von einer Begebenheit, von der Mallarino besser geschwiegen hätte.
Der Abgeordnete Adolfo Cuéllar war nämlich vor bald dreißig Jahren auf einer Party Mallarinos aufgetaucht. Er hatte ihn angefleht, sein Bild von ihm zu ändern. Er könne sich nicht vorstellen, wie sehr er, seine Frau und seine Söhne unter den gemeinen Karikaturen litten. Doch Mallarino hörte nicht auf, Cuéllar zu zeichnen. Und er bringt diesen öligen Staatsdiener zu Fall mit einer Zeichnung, die Cuéllar als Triebtäter zeigt. Auf einer Party in Mallarinos Haus hat es seinerzeit einen Vorfall gegeben, in den Beatriz und ihre Freundin Samanta verwickelt waren. Alles deutet darauf hin, dass Cuéllar sich zumindest an einem Mädchen vergangen hat. Doch etwas Genaues weiß man nicht. Man will es auch nicht so genau wissen. Die Familie von Samanta zieht weg. Die anderen vergessen die Episode. Schließlich gilt es, die Hauptsache nicht aus dem Blick zu verlieren: dass es sich bei Cuéllar um einen widerlichen Menschen handelt. Und dass dieser Mensch seinen Niedergang verdient hat. Eine Zeichnung, die Cuéllar inmitten von jungen Mädchen zeigt, bedeutet das Karriere-Aus. Dann springt der Politiker aus dem Fenster seines Arztes und erleidet sehr bald schon das Schicksal der Vergessenen. Der Ruhm seines Zeichners aber wächst. Und nun, als dieser heldenhafte Zeichner für sein Lebenswerk geehrt werden soll, taucht eine junge Frau auf, die Gewissheiten sucht.
Juan Gabriel Vásquez, dessen 2013 übersetzte Kurzgeschichten "Die Liebenden von Allerheiligen" bereits in eine unheimliche Atmosphäre des Zweifels getaucht waren, schöpft nun sein ganzes Können als Konstrukteur von Realitäten aus. Wie in einem optischen Experiment, in dem es weniger zu sehen gibt, als wir gemeinhin annehmen. Zum Beispiel wenn wir einen von Blättern halb verdeckten Apfel als ganzen Apfel erkennen. Ähnlich lässt sich Vásquez' Schreibanordnung verstehen. Können wir unserer Wahrnehmung trauen, wenn wir nur Bruchstücke der Wahrheit kennen? Oder sind die Urteile, die wir fällen, zum größten Teil die Resultate von Anmaßungen? Wer hat den "Zwischenfall" auf Mallarinos Party wirklich gesehen? Wieso gibt es eine Horde von Eiferern, die sicher zu wissen glaubt, dass einer wie Cuéllar erledigt gehört.
Meisterhaft und schnurgerade erzählt Juan Gabriel Vásquez von einer großen Verunsicherung. Er schildert, wie einer, der sich für unfehlbar hält, vom Zweifel gepackt wird und wie er, der die Reputation eines Politikers auf dem Gewissen hat, die eigene hinterfragt. Rücksichtslos und eitel ist dieser Mallarino noch in der Besessenheit, mit der er seine Recherche vorantreibt. Hinter dem edelmütigen Ansinnen, der verwirrten Samanta Sicherheit zu verschaffen und die Witwe des toten Politikers zu befragen, verbirgt sich nur der eigennützige Wunsch, die Unschuld des Zeichners zu beweisen.
Meisterlich und aktuell ist auch die Fragestellung literarisch umgesetzt, wie eine Karikatur zur Machtfrage werden kann. Ob sie einen Menschen in den Suizid zu treiben vermag? Und, wenn ja, hat ihr Urheber dann so etwas wie Stolz zu empfinden? Von Ricardo Rendón stammt der Ausdruck, eine gute Karikatur sei "ein von Honig umhüllter Stachel". Nach diesem Motto hat Mallarino stets gearbeitet, und doch sieht er mit Entsetzen, wie sehr die Selbstgerechtigkeit längst zu einer Charaktereigenschaft geworden ist.
Ist er, Mallarino, nichts mehr als ein feiger "Scharfschütze" gewesen, der auf die Reputation anderer zielte? Der Schluss dieser novellenhaften Erzählung samt unerhörtem Ereignis und Würze in der Kürze fällt vielleicht ein wenig zu pathetisch aus. Denn der Zeichner, der nach vierzig Jahren Arbeit und über zehntausend Karikaturen sein Archiv samt Fass und Feder verbrennt, ist nicht nur eine Drama Queen, sondern auch allzu deutlich eine Romanfigur. Im echten Leben hätte Mallarino sich wohl eher zur Ruhe oder in eine Talkshow gesetzt. Ob er das alles ernst meine, fragt ihn sein Verleger einmal verwundert: "Dann zum Teufel mit Ihnen, Javier."
KATHARINE TEUTSCH
Juan Gabriel Vásquez: "Die Reputation". Roman.
Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2016. 185 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Fesselnd und phänomenal.« Ruthard Stäblein / die tageszeitung »Meisterhaft und schnurgerade erzählt Juan Gabriel Vásquez von einer großen Verunsicherung.« Katharina Teutsch / Frankfurter Allgemeine Zeitung»Beeindruckend vielschichtig schildert Vásquez äußere Einflüsse und innere Veränderung. Faszinierend bringt er nahe, welche Last die Vergangenheit bilden kann, wie Gewissheiten schwinden.« Klaus Zeyringer / Der Standard »Die Macht von Medien ist, wie Vásquez in seinem bedächtig klaren Erzählen langsam herausarbeitet, die Macht von Menschen, die diese Macht genießen, gebrauchen und missbrauchen.« Katharina Döbler / Deutschlandradio Kultur