Eine SEHR freie Adaption des Buches Esther aus der Bibel
Ein recht interessanter Roman, der die zweieinhalbtausend Jahre alte Geschichte des Königs Xerxes von Persien beschreibt. Die biblische Geschichte ist recht knapp und ohne Schnörkel; das macht sich dieser Roman zunutze, um die Lücken mit
eigener Phantasie zu füllen.
Leider geht diese Phantasie so weit, daß geschichtliche Tatsachen…mehrEine SEHR freie Adaption des Buches Esther aus der Bibel
Ein recht interessanter Roman, der die zweieinhalbtausend Jahre alte Geschichte des Königs Xerxes von Persien beschreibt. Die biblische Geschichte ist recht knapp und ohne Schnörkel; das macht sich dieser Roman zunutze, um die Lücken mit eigener Phantasie zu füllen.
Leider geht diese Phantasie so weit, daß geschichtliche Tatsachen verändert werden, oft sogar ins Gegenteil verkehrt. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, die Autorin hätte sich sehr wenig mit den historischen Gegebenheiten beschäftigt. Es klingt immer wie ein Roman aus dem 19. Jahrhundert.
Die Stellung der Frau ist genauso modern - eine Undenkbarkeit in damaligen Zeiten! Überhaupt ist hier im Buch der Harem eine ziemlich offene Angelegenheit. Sogar Mordechai, der Onkel der Esther, kann ihn ohne Probleme betreten - als noch lange nicht bekannt ist, daß er ihr Onkel ist. Ein morgenländischer Herrscher wachte aber mit aller Macht über seinem Harem. Die einzigen Männer, die Zutritt hatten, waren spezielle Eunuchen, die dafür ausgebildet waren.
Der König selbst heißt Ahasveros und wird hier als Eigenname gebraucht. Ahasveros ist aber kein Name, sondern ein Titel.
Im Buch herrschen durchgehend die Sitten des 20./21. Jahrhunderts. Frauen sind gleichberechtigt, sie argumentieren mit Männern, sind gut gebildet und wehren sich gegen männliche Autorität.
Es gibt hier Richter, die mit "Euer Ehren" angesprochen werden. Das ist auch völlig unhistorisch. Wenn der König sich über jemanden ärgerte, wurde der ohne weitere Verzögerung zu Tode befördert. Eine Gerichtsverhandlung vorher stammt aus einer weit späteren Epoche.
Die Gedanken, ihr Anliegen dem König doch nicht gleich zu sagen, wirken vor dem lebensbedrohenden Hintergrund nur lächerlich. In der Bibel wird diese Haltung begründet, hier wirkt sie nur zickig.
Es ist im Original nie die Rede davon, daß den Juden die Option geboten wird, in ihr Land zurückzukehren. Der König hat eine moderne Gesinnung gegen seine Untertanen - eine in damaligen Zeiten absolut undenkbare Haltung. Interessant hier auch der Konflikt zwischen Haman und Mardochai. “Ich verbeuge mich nicht vor einem Edomiter” (S. 202) geht weit über jeglichen Interpretationsspielraum des biblischen Textes hinaus. Diese Aussage impliziert eine Überheblichkeit, die von Mardochai nicht bezeugt ist. Im Gegenteil: Die Bibel sagt, Mardochai beugte seine Knie nur vor seinem Gott - eine für einen Juden nicht nur höchst löbliche, sondern völlig korrekte Haltung, die mit Überheblichkeit nicht das Mindeste zu tun hat.
Der König wußte laut der Bibel auch von Anfang an von dem Erlaß, er wußte nur nicht, wer die Juden waren. Das unterschlägt die Autorin völlig.
Gesetze konnten im persischen Reich nicht widerrufen werden. Auch hier hätte die Autorin mal die Bibel lesen sollen. Auch die Rache der Juden wird unterschlagen. Die Autorin äußert sich nicht dazu, worauf sich das Purim-Fest dann gründen soll. Überhaupt: In seinem "Erlaß" formuliert der König: "...ersuche ich Euch, ..." die Juden zu verschonen. Ein persischer König würde niemanden "ersuchen"!
Fazit: Das Buch Esther in der Bibel ist ein faszinierendes Buch, spannend zu lesen, ohne überflüssigen Schnickschnack und historisch glaubwürdig. Das auszuarbeiten ist natürlich legitim, aber man sollte sich an den historischen Gegebenheiten orientieren. Da fehlt es eindeutig an Recherche. Dieses Buch ist recht nett, aber leider weit von den Tatsachen entfernt.