Ein wunderbar persönliches Kochbuch
Dass die Familie Storl außergewöhnlich ist, steht außer Frage. Besonders Wolf-Dieter Storl fasziniert mit seiner Lebensgeschichte. Selbst wenn man sich nicht mit seiner Einstellung zu den Dingen des Lebens identifizieren kann, kann man immer etwas von ihm
lernen. Sei es bei der Gartenarbeit oder eben auch hier: beim Kochen. Da sind zwar seine Frau und sein…mehrEin wunderbar persönliches Kochbuch
Dass die Familie Storl außergewöhnlich ist, steht außer Frage. Besonders Wolf-Dieter Storl fasziniert mit seiner Lebensgeschichte. Selbst wenn man sich nicht mit seiner Einstellung zu den Dingen des Lebens identifizieren kann, kann man immer etwas von ihm lernen. Sei es bei der Gartenarbeit oder eben auch hier: beim Kochen. Da sind zwar seine Frau und sein Sohn ganz vorne, doch ohne Wolf-Dieter Storl wären die beiden nicht an den Punkt gelangt, ein Kochbuch herauszubringen.
Die Rezepte erzählen von ihrem ungewöhnlichen Leben, von ihren Stationen in der ganzen Welt, von ihrem Weg zu sich selbst. Man kann sehr leicht nachvollziehen, wie die Gerichte Einzug in ihr Leben hielten und ähnlich wie Christine Storl fand auch ich über Umwege zur Leidenschaft, mit Kochen und Backen nicht nur ein Grundbedürfnis zu stillen. Die Geschichten und Texte sind mindestens genauso informativ und interessant, wie die eigentlichen Rezepte. Das Buch ist viel mehr als nur eine Sammlung von Rezepten. Das Lesen darin macht richtig Spaß und fesselt auf besondere Art. Man muss gar nicht so weit gehen, wie das Wolf-Dieter Storl tut, der quasi alles auf Essbarkeit hin untersucht und daraus dies und jenes kocht. Aber dass dies überhaupt möglich ist, das sollten wir nicht vergessen bzw. uns wieder daran erinnern.
Man mag von den Storls denken, was man will, ihr Interesse und ihre Hingabe zu Natur und Ernährungsweisen sind faszinierend und regen tatsächlich zum Nachdenken an. Ich gebe zu, vieles davon ist mir zu anstrengend, zu mühsam durchzuführen, teils auch zu „unlecker“, dennoch bin ich davon überzeugt, dass das eine oder andere davon jedem gut tut oder hilft. Insofern bin ich sehr dankbar für den groben Umriss, den sie in diesem Buch geben. Wer mag, kann problemlos tiefer in die Materie einsteigen.
Der Rezeptteil ist liebevoll gestaltet. Immer gibt es einen kleinen Text zum Gericht, ein schönes Foto und natürlich sowohl die Zutatenliste, als auch die Schritt-für-Schritt-Anleitung. Portionszahl und Zubereitungszeit fehlen nicht, auf die Angabe von Nährwerten wurde verzichtet. Dafür gibt es so tug wie immer noch Tipps extra. Teils werden wirklich exotische Zutaten verwendet, was sich mit der Philosophie beißt, dass man durch die regionale Nahrung Verbindung zur Heimat hat. Selbst wenn man diese Pflanzen selbst kultiviert, sind sie doch Exoten bei uns. Hier ist also abzuwägen, was einem selbst wichtig ist. Interessant ist es allemal, was die Familie aus anderen Ländern „mitgebracht“ hat und was man so alles essen kann.
Viele Gerichte aus dem Abschnitt „Unsere Jeden-Tag-Küche“ sind für mich aus dem einen oder anderen Grund nicht selbst kochbar, dennoch aber super interessant. Doch finden sich auch für mich einige Perlen, die mit Pagemarkern hervorgehoben und immer mal wieder gekocht werden. Dazu gehören gleich mal der Gemüseauflauf und der Sommer-Gemüseeintopf. Sehr einfach, aber auch super lecker! Es finden sich aber auch sehr viele „normale“ Rezepte, besonders im Kapitel „Kulinarische Kindheitserinnerungen“. Da mag ich quasi jedes einzelne Gericht! Und mit den Storls feiern – ja, da sagt keiner so schnell nein!
Die Texte zwischen den Kapiteln geben mir das Gefühl, zu Gast bei den Storls zu sein. Und zwar ein willkommener Gast. Sie lassen mich auch ganz anders über Nahrung, Kochen und Gesundheit denken. Auch wenn man kein „Unkraut“ essen mag, keine Wildkräuter und Pilze sammelt oder Selbstversorger ist, lernt man aus diesem Buch enorm viel dazu. Vielleicht finden sich nicht sehr viele „neue“ Rezepte, aber ich liebe dieses Kochbuch tatsächlich sehr. Wer Kochbücher sammelt, wird diesem schnell einen ganz besonderen Ehrenplatz geben. Fünf Sterne!