Etwa 3000 Wehrmachtrichter trugen die Verantwortung für die beispiellose Urteilsbilanz von über 30.000 Todesurteilen gegen Wehrmachtangehörige, aber auch gegen Zivilpersonen, die in den besetzten Ländern Widerstand leisteten. Dieser Band untersucht die Spruchpraxis des Richterkorps der Wehrmacht am Beispiel zweier Wehrmachtgerichte (Groß-Paris und Korück 580) in Verbindung mit den Karrierewegen der dort tätigen Juristen. Anhand ausgewählter Tatbestände wird untersucht, welche Handlungsspielräume die Richter besaßen, und wann sie "militärische Notwendigkeiten" als Grundlage ihrer Gerichtsentscheidung anführten. Unter Aspekten wie Generationszugehörigkeit und situativem Kontext werden verschiedene Faktoren beschrieben, welche die Spruchpraxis der Wehrmachtrichter mit beeinflussten.