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Das US-Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 2,3 Milliarden Dollar - damit gehört er zu den 500 reichsten Menschen der Erde. Nicolas Berggrün: glamouröser Milliardär, Kunstsammler und Spross des berühmten Heinz Berggrün, schillernder Polyglott und "Berater der Weltpolitik". Kaum ein anderer verkörpert den Typus des kühnen Finanzinvestors so perfekt wie der 51-Jährige. Als Wahlberliner ohne festen Wohnsitz ist er meist in Los Angeles zu erreichen, falls er nicht gerade in seinem Privatjet um den Globus fliegt. Doch wer zieht wirklich die Fäden in seinem Imperium? Stecken in ihm die…mehr

Produktbeschreibung
Das US-Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 2,3 Milliarden Dollar - damit gehört er zu den 500 reichsten Menschen der Erde. Nicolas Berggrün: glamouröser Milliardär, Kunstsammler und Spross des berühmten Heinz Berggrün, schillernder Polyglott und "Berater der Weltpolitik". Kaum ein anderer verkörpert den Typus des kühnen Finanzinvestors so perfekt wie der 51-Jährige. Als Wahlberliner ohne festen Wohnsitz ist er meist in Los Angeles zu erreichen, falls er nicht gerade in seinem Privatjet um den Globus fliegt. Doch wer zieht wirklich die Fäden in seinem Imperium? Stecken in ihm die Zerstörungskräfte des Turbokapitalismus? Spätestens seit er "Mister Karstadt" ist, wird er in Deutschland mit Argwohn beobachtet: Rettung der Warenhaus-Institution oder reines Spekulationsobjekt?
Auf der Basis von Recherchen und Gesprächen mit fünfzig Weggefährten, Kontrahenten und Insidern legt Thomas Veszelits eine ungewöhnliche Biographie eines umstrittenen Visionärs vor, der in aller Munde sein dürfte, sollte Karstadt seine Erwartungen nicht erfüllen.
Autorenporträt
Thomas Veszelits stammt aus Prag. In München absolvierte er die Filmhochschule, schrieb jahrelang für die Abendzeitung, Bunte, Quick, Welt am Sonntag. Als freier Korrespondent berichtete er aus Brasilien, Ungarn und Russland. 1995 wurde er Chefredakteur der Prager Tageszeitung Dobry veçerník. Seit 2001 ist er als Autor tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2014

Herr Karstadt
Die vielen Gesichter des Nicolas Berggruen

Nach der Legende hat er von den Reichen genommen, um den Armen zu geben. Ein Vorkämpfer der sozialen Gerechtigkeit soll die Heldenfigur Robin Hood gewesen sein, heißt es in den Abenteuergeschichten aus dem englischen Sherwood Forest. Was der sagenumwobene Waldmensch mit dem deutsch-amerikanischen Investor Nicolas Berggruen am Ende gemein hat, darüber lässt sich streiten. Zumindest hat er sich wiederholt unwidersprochen als Retter, Heilsbringer oder Projektionsfläche für alle möglichen Wünsche feiern lassen, sei es im Spätsommer 2010 bei Karstadt oder im Januar 2011 bei der Verkündung eines Rettungsplans für Kalifornien. "Die Robin-Hood-Falle" hat der Autor Thomas Veszelits eine Biographie von "Mister Karstadt" genannt. In diesem rund 300 Seiten umfassenden Porträt beleuchtet er die vielen Facetten und Gesichter des Mannes, den vor vier Jahren hierzulande noch so gut wie niemand kannte und dessen zunächst wie Donnerhall brausender Ruf inzwischen ziemlich zerrupft ist.

Der aus Prag stammende Autor, der viele Jahre lang für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet hat, stützt sein Buch auf akribische Recherchen. Er zitiert aus Gesprächen und dem E-Mail-Verkehr mit Weggefährten, Kontrahenten und Insidern und beruft sich auf eine Fülle von Zeitungsberichten und Interviews, die Berggruen in den zurückliegenden Jahren in seiner Eigenschaft als Investor, aber mehr noch als weltverbessernder Initiator verschiedener politischer Denkfabriken gegeben hat.

Die Recherchen hätten sich als sehr schwierig gestaltet, räumt Veszelits ein. Denn Berggruen habe weder an der Biographie mitgewirkt, noch sei er zu einem Gespräch oder zu Auskünften über sein Firmengeflecht bereit gewesen. Vielmehr habe dieser einen Anwalt eingeschaltet, um den Druck auf ihn zu erhöhen, heißt es im Vorwort.

Der Autor holt zunächst weit aus, um seine eigentliche Hauptfigur und deren Werdegang zu beschreiben: bei dem als Übervater bezeichneten Kunstkenner Heinz Berggruen und der Mutter Bettina Berggruen, geborene Moissi, einst eine gefeierte Schauspielerin. Dabei stützt er sich unter anderem auf die von Vivien Stein geschriebene, 2011 in Zürich erschienene Biographie des berühmten Sammlers und Mäzens. Er schildert die Kindheit des Jungen in Paris, seine Lehrjahre in London, seine Studienzeit in New York, seine schillernde Entourage in frühen Investorentagen, die schnellen Erfolge mit dem ersten großen Geld als Immobilien- und Hedgefondsinvestor und natürlich die gern genommenen Geschichten und Legenden rund um den heimatlosen, in Nobelhotels oder hoch über den Wolken in einer Gulfstream IV lebenden Milliardär, den begehrten Partygast und -gastgeber oder den Womanizer.

Einen sehr breiten Raum nimmt neben den vielen anderen weltweiten mehr oder weniger durchsichtigen Investments das Engagement bei Karstadt ein. Mithin die Thematik, die hierzulande besonders interessieren dürfte. Fast wie in einem Tagebuch erinnert der Autor an das damals nervenaufreibende Tauziehen um das insolvente Warenhausunternehmen, das in dem medienwirksamen Treffen mit der damaligen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen in der Berliner Karstadt-Filiale ein vermeintlich glückliches Ende fand.

Berggruen sei damals von seinen Beratern auf professionellste Weise als "weißer Ritter" inszeniert worden, heißt es in dem Buch. "Der Sohn des Kunstsammlers Heinz Berggruen wurde zum Heiland verklärt; ihm folgen zu dürfen, sahen viele als Privileg an . . . Im Schwarm hinter der Arche Berggruen her zu schwimmen, versetzte die Medien geradezu in Kollektivrausch", kritisiert der Autor - im Rückblick wohl leider zu Recht. Auch die Enttarnung des weißen Ritters, also den inzwischen erfolgten mehrheitlichen Verkauf der Nobelkaufhäuser Kadewe, Alsterhaus und Oberpollinger und damit den Teilausstieg aus der einstigen Warenhaus-Ikone, findet noch detaillierten Eingang in das Ende 2013 erschienene Buch.

Die weitere große Facette von Nicolas Berggruen, nämlich die des Initiators der Denkfabrik Berggruen Institute on Governance, wird nicht minder kritisch unter die Lupe genommen. Wie auch zum Thema Karstadt sind hier die als "Die Akte . . ." bezeichneten Einschübe und Kurzbeschreibungen zu den wichtigen handelnden Personen rund um Berggruen lesenswert. Bei den Weggefährten seiner Denkfabrik, die der Autor als "politisches Wachskabinett" umschreibt, reichen diese Einschübe beispielsweise von der "Akte Gerhard Schröder" bis zur "Akte Tony Blair". Rund um den Karstadt-Deal kommen neben seinen engsten Beratern Manager und Investoren wie Thomas Middelhoff, Eckard Cordes, Jared Bluestein und René Benko, aber auch Ursula von der Leyen oder die damalige Verdi-Vizevorsitzende Margret Mönig-Raane vor. Ein ganzes Kapitel ist Arianna Huffington gewidmet, mit der Berggruen jüngst in Davos sein neues Projekt "World Post" präsentiert hat.

Der umstrittene Investor Berggruen ist heute erst 52 Jahre alt. Eine Biographie kann damit nur offen bleiben. Das Buch ist vor allem für solche Leser interessant und aufschlussreich, die das Karstadt-Schicksal in den letzten Jahren mitverfolgt haben. Anderen, die davon ausgehen, dass er das Karstadt-Kapitel ohnehin bald beendet und Berggruen als vorübergehendes Phänomen irgendwann auch wieder aus den Schlagzeilen verschwindet, wird manches zu sehr in die Details gehen.

BRIGITTE KOCH

Thomas Veszelits: Die Robin-Hood-Falle. Rotbuch Verlag, Berlin 2013, 272 Seiten, 14,99 Euro.

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