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Der Erbe Caesars - Gaius Octavius - hat der schwankenden römischen Republik den entscheidenden Stoß versetzt, indem er nach Jahren des Bürgerkriegs die Monarchie einführt (27 v. Chr.). Als erster Bürger des Staates (Princeps) wird er vom Senat mit gewaltigen Machtmitteln ausgestattet, die auch seine Nachfolger nie mehr aus der Hand geben werden, so dass man mit ihm, der fortan Augustus heißt, die Epoche der Kaiserzeit beginnen lässt. Die entscheidende Stütze der Kaiser sind die Legionen, die das Imperium aller Orten vergrößern und sichern. So wie sie dank eines perfektionierten Militärwesens…mehr

Produktbeschreibung
Der Erbe Caesars - Gaius Octavius - hat der schwankenden römischen Republik den entscheidenden Stoß versetzt, indem er nach Jahren des Bürgerkriegs die Monarchie einführt (27 v. Chr.). Als erster Bürger des Staates (Princeps) wird er vom Senat mit gewaltigen Machtmitteln ausgestattet, die auch seine Nachfolger nie mehr aus der Hand geben werden, so dass man mit ihm, der fortan Augustus heißt, die Epoche der Kaiserzeit beginnen lässt. Die entscheidende Stütze der Kaiser sind die Legionen, die das Imperium aller Orten vergrößern und sichern. So wie sie dank eines perfektionierten Militärwesens in der Fremde brutal jeden Widerstand brechen, Provinzgründungen ermöglichen und Rom zu gewaltigen Steuereinnahmen verhelfen, tragen sie auch zur Verbreitung der römischen Kultur bei, die bei den Barbaren durchaus auch Bewunderer und Nachahmer findet. Dass all diese Entwicklungen jedoch keineswegs das Resultat überlegener römischer Weitsicht und Planung sind, sondern vielfach das Ergebnis vonEinzelmaßnahmen, Zufällen und Notwendigkeiten, wird in diesem Buch deutlich.
Autorenporträt
Armin Eich ist Professor für Alte Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Einen sehr informativen und gut lesbaren Band hat Hans-Albrecht Koch mit Armin Eichs Beitrag im Rahmen der sechsbändigen "Geschichte der Antike" anzuzeigen. Das Buch scheint dem Rezensenten für Gelehrte wie für Interessierte gleichermaßen geeignet, enthält es doch, so Koch, Quellennachweise und Bibliografie und schlägt einen weiten Bogen - von Augustus über Hadrian bis zu den Wirren des 3. Jahrhunderts. Der Fokus auf Militärpolitik scheint Koch durch "Seitenblicke" auf Literatur und Kunst angenehm relativiert. Als ein Manko empfindet er hingegen die Unterschätzung der politischen Bedeutung von Frauen, wie der Livia Drusillas, der Gattin des Augustus, durch den Autor. Ein Mangel, der sich laut Rezensent leicht bei einer Neuauflage korrigieren lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2014

Das Weltreich war chronisch klamm

Für "Milliarde" gibt es im Lateinischen kein Wort, die Kosten für die Armee lagen dennoch in diesen Regionen. Armin Eich kennt die blutigen Auswege der Soldatenkaiser aus der Schuldenfalle.

Im Jahr 168 nach Christus beschloss Mark Aurel, der bis heute bewunderte Autor der "Selbstbetrachtungen", von der Moralphilosophie zur Realpolitik überzugehen. Gemeinsam mit seinem Ko-Imperator Lucius Verus führte er ein aus sieben Legionen plus Hilfstruppen zusammengesetztes Heer in die Hügelländer und Ebenen nördlich der mittleren Donau, um die dort siedelnden Völker der Quaden, Markomannen und Iazygen der römischen Steuergesetzgebung zu unterwerfen.

Ein Friedensangebot der Angegriffenen wurde ebenso souverän ignoriert wie das allmähliche Umsichgreifen einer Seuche, welche die Truppen des Verus aus dem Orient mitgebracht hatten. Doch die "antoninische Pest", vermutlich eine Form der Pocken, ließ sich nicht verdrängen. Die Legionen siechten dahin, die geschwächten Heeresteile erlitten verlustreiche Niederlagen, Barbaren drangen in Norditalien ein. Verus selbst starb kurz nach Beginn der Operationen auf dem Rückweg nach Rom.

Der Krieg zog sich noch zwölf Jahre hin, bis auch Mark Aurel, der zuletzt vor Christenverfolgungen und der Rekrutierung von Gladiatoren und verurteilten Verbrechern nicht mehr zurückschreckte, im Legionslager von Wien sein Leben aushauchte. Sein Sohn und Nachfolger Commodus brach den Feldzug ab. Es war der letzte Versuch eines römischen Kaisers, die Grenzen seines Reiches auszudehnen.

Der Wuppertaler Althistoriker Armin Eich widmet sich diesem "epochalen Krieg", wie er ihn nennt, auch deshalb so ausführlich, weil er an ihm die strukturelle Schwäche des römischen Kaisertums zeigen will. Seit seiner Begründung durch Augustus stand der Prinzipat unter Zugzwang. Die Armee, auf die er sich stützte, verschlang eine halbe Milliarde Sesterzen im Jahr, eine Zahl, die aus den laufenden Einnahmen unmöglich aufzubringen war (für "Milliarde" gibt es im Lateinischen noch nicht einmal ein Wort). Die Haushaltslöcher mussten, wenn der Bevölkerung nicht weitere Steuerlasten aufgebürdet werden sollten, aus der Kriegsbeute gestopft werden, aus Eroberungszügen ins benachbarte Barbaricum.

Für dessen Bewohner bedeutete die Pax romana Ausbeutung und Versklavung. Entsprechend verzweifelt und oft erfolgreich schlugen sie zurück. Mit der Varusschlacht scheiterte der Plan der Kolonisierung Germaniens, ein Angriff auf der arabischen Halbinsel endete in einem Patt. Unter Augustus' Erben Tiberius und Caligula drehte sich deshalb der Wind von der Kriegs- zur Friedenspolitik. Aber schon unter Claudius ging Rom wieder in die Offensive, diesmal in Britannien. Denn die Friedenskaiser lebten gefährlich: Ihr Herrschertum drohte zwischen den rivalisierenden Ansprüchen des Senats und der Armee, die beide aus den Kassen des Imperiums schöpfen wollten, zerrieben zu werden. Im ersten "Vierkaiserjahr" 69 nach Christus zeigte sich dann, dass die Macht in Rom auf den Helmen der Legionen ruhte. Gut hundert Jahre später, nach der Ermordung des Commodus Ende 192, eroberte Septimius Severus mit Hilfe der Donau-Armee das Kapitol. Seine Dynastie war für lange Zeit die letzte, die sich über drei Generationen an der Spitze des Reiches halten konnte. Alle folgenden fielen nach kurzer Herrschaft unter den Schwertern der Soldaten, bis Diokletian mit der Tetrarchie eine neue, auf Teilung beruhende Ordnung schuf.

Das alles ist altbekannt, aber so, wie Armin Eich es erzählt, wird wieder eine spannende Geschichte daraus. Denn Eich betrachtet die Folge von Herrschergeschlechtern und Usurpatoren vom frühen ersten bis ins späte dritte Jahrhundert weniger mit dem Blick auf individuelle Talente und Eigenheiten als unter dem Gesichtspunkt der chronischen Unterfinanzierung des Staates, den sie erbten. Aus dieser Perspektive kann er selbst allseits verpönte Gestalten wie den misanthropischen Tiberius, den brutalen Domitian und den Gladiatorenfreund Commodus teilweise rehabilitieren, denn ihre Exzentrik tastete zumindest die Reserven des Reiches nicht an.

Dafür bürdeten beliebte Eroberergestalten wie Trajan und Severus durch Heeresvergrößerungen und Solderhöhungen ihren Nachfolgern eine schwere Last auf. Die Freigebigkeit der Severer führte zu einer schleichenden Inflation, die im Lauf des dritten Jahrhunderts die ökonomische Blüte des Kaiserreichs zerfraß. Deren Reste schöpften dann Goten, Alemannen und andere Völker bei ihren Raubzügen ab.

Eichs Überblick über die Kaiserzeit, geschrieben als Beitrag zur Beckschen Reihe "Geschichte der Antike", ist mit zweihundertachtzig Textseiten gerade mustergültig knapp. Es stellt sicher nicht das letzte Wort zum Thema dar, bietet aber eine willkommene Ergänzung zu den Standardwerken von Karl Christ und Alexander Demandt (oder von Warren Treadgold und Ronald Syme). Bedauerlich ist nur, dass Eich seinen strukturgeschichtlichen Ansatz im Lauf seiner Darstellung ein Stück weit aus den Augen verliert. Am Ende, wenn er nacheinander die verschiedenen Krisenherde des für Rom fatalen dritten Jahrhunderts abarbeitet, schreibt er dann doch mehr Ereignisgeschichte, als dem interessierten Leser guttut.

Wer wissen will, wie die Massenbewegungen der Völkerwanderungszeit mit den ökonomischen Verhältnissen des mittleren Kaiserreichs zusammenhängen, kann anderswo nachschlagen, etwa in Peter Heathers "Invasion der Barbaren". Bei Armin Eich bekommt man immerhin Lust, dem Thema weiter nachzugehen.

ANDREAS KILB

Armin Eich: "Die römische Kaiserzeit". Die Legionen und das Imperium. Verlag C. H. Beck, München 2014, 304 S., 10 Karten, geb., 16,95 [Euro].

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"Nicht nur Geschichtsstudenten dürfen sich freuen."
Berthold Seewald, Welt Online, 15. Juni 2015