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»Exzellent! Dagegen ist 'Game of Thrones' das reinste Kaffeekränzchen.« Antony Beevor
Die prunkvolle und blutige Geschichte der sagenumwobenen Dynastie der Romanows, die Russland jahrhundertelang bescherrschte und bis heute prägt.
Wie kein anderes Adelsgeschlecht sind die Romanows der Inbegriff von schillerndem Prunk, Macht, Dekadenz und Grausamkeit. Über 300 Jahre dominierten sie das russische Reich, mehr als 20 Zaren und Zarinnen gingen aus dem Geschlecht hervor, allesamt getrieben von unbändigem Machthunger und rücksichtslosem Willen zu herrschen - einige dem Wahnsinn näher als dem…mehr

Produktbeschreibung
»Exzellent! Dagegen ist 'Game of Thrones' das reinste Kaffeekränzchen.« Antony Beevor

Die prunkvolle und blutige Geschichte der sagenumwobenen Dynastie der Romanows, die Russland jahrhundertelang bescherrschte und bis heute prägt.

Wie kein anderes Adelsgeschlecht sind die Romanows der Inbegriff von schillerndem Prunk, Macht, Dekadenz und Grausamkeit. Über 300 Jahre dominierten sie das russische Reich, mehr als 20 Zaren und Zarinnen gingen aus dem Geschlecht hervor, allesamt getrieben von unbändigem Machthunger und rücksichtslosem Willen zu herrschen - einige dem Wahnsinn näher als dem Genie. Simon Sebag Montefiore erzählt die Saga dieser unglaublichen Familie, in der Rivalität, Giftmorde und sexuelle Exzesse regelrecht auf der Tagesordnung standen. Basierend auf neuester Forschung und unbekanntem Archivmaterial zeichnet er die Schicksale und politischen Verwicklungen nach. Weder zuvor noch danach gab es ein so gewaltiges Reich, in dem sich Glanz und Grausamkeit auf unheilvolle Weise verbündeten.
Mit zahlreichen Abbildungen, prächtige Ausstattung.

»Eine außergewöhnliche und packende Geschichte, voll von schmutzigen Machtkämpfen, Gewalt und Brutalität, großartigen Monstern, bedauernswerten Opfern und grotesken Heiligen ... entsetzlich, urkomisch und bewegend, aber auch unendlich tragisch.« Adam Zamoyski, Autor der Bestseller '1812' und '1815'
Autorenporträt
Simon Sebag Montefiores preisgekrönte Bestseller sind mittlerweile in 45 Sprachen übersetzt. ¿Stalin - Am Hof des Roten Zaren¿ wurde mit dem History Book of the Year Prize der British Book Awards ausgezeichnet, ¿Der junge Stalin¿ mit dem Costa Biography Award, dem LA Times Book Prize for Biography, dem Grand Prix de la Biographie Politique sowie dem Bruno-Kreisky-Preis für politische Literatur. ¿Jerusalem. Die Biographie¿ war ein weltweiter Bestseller. Montefiore lehrt Geschichte an der Cambridge University, wo er in Philosophie promovierte. Er schrieb zudem die Romane ¿Saschenkä und ¿Die Kinder des Winters¿; letzterer wurde ausgezeichnet als 'Political Novel of the Year'.www.simonsebagmontefiore.comLiteraturpreise:Los Angeles Times Book Award for Biography 2007, Costa Book Award 2007 und Bruno Kreisky-Preis 2007 für ¿Der junge Stalin¿.History Book of the Year Prize der British Book Awards für ¿Stalin. Am Hof des roten Zaren¿.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2016

Das war mehr als eine russische Seifenoper

Dildos oder Reformen: Simon Sebag Montefiore konzentriert sich in seinem Sittenbild der Romanows zunächst auf die Exzesse der Zarendynastie.

Von Reinhard Veser

Im Dezember 1916 schrieb Zarin Alexandra an ihren Mann, Zar Nikolaus II.: "Ich bin vollkommen überzeugt, es werden großartige und wunderbare Zeiten anbrechen." Und er antwortete ihr aus dem Zug, der ihn zum Hauptquartier der von einer Niederlage zur anderen eilenden russischen Armee brachte: "Die große Not ist vorüber." Drei Monate später war die Monarchie in Russland unter dem Druck der streikenden Arbeiter von Petrograd und der Unzufriedenheit sogar großer Teile der konservativen Oberschicht wie ein Kartenhaus zusammengebrochen - und die Mitglieder der Zarenfamilie waren Gefangene der revolutionären Regierung, bis sie im Juli 1918 in Jekaterinburg in einem Kellerverlies von Bolschewisten bestialisch ermordet wurden.

Das letzte Kapitel in Simon Sebag Montefiores Buch über die Romanows erzählt die Geschichte eines Realitätsverlustes. Der Herrscher und seine Frau waren nicht mehr in der Lage, das Geschehen in ihrem Reich zu verstehen, weil sie unter dem Druck von drei Jahrhunderten Herrschaft ihres Geschlechts meinten, einem Idealbild des Zaren entsprechen zu müssen, über das die politische, soziale und militärische Realität längst hinweggegangen war. Dieses Ideal freilich war ohnehin nie Wirklichkeit. Die Herrschaft der Romanows wurde am Ende der fast dreißig Jahre währenden blutigen Wirren begründet, die auf den Tod Iwans des Schrecklichen 1584 folgten. Als die Führer des russischen Adels im Jahr 1613 dem siebzehn Jahre alten Michail Romanow die Herrschaft über das von Terrorherrschaft, Bürgerkrieg und polnisch-litauischer Invasion verwüstete Land antrugen, wollte dieser die Krone zunächst nicht annehmen. Er war der erste von vielen Zaren, die das Amt nicht wollten, ihm nicht gewachsen waren und zum Spielball in den Intrigen an ihrem Hofe wurden. Es war der Vater Zar Michails, ein Mann, der in den Jahren der Wirren zwangsweise zum Priester geweiht worden war, um ihn aus dem Machtkampf auszuschalten, der die Herrschaft der Romanows etablierte und das zerfallende Reich in mehreren Feldzügen wieder stabilisierte.

Wie ein roter Faden zog sich die hemmungslose Gewalt, die das Moskauer Reich in den Anfangsjahren der Romanow-Herrschaft prägte, lange durch die Geschichte des Geschlechts: Mord im Familienkreis war an der Tagesordnung und Folter ein reguläres Mittel zur Austragung von Meinungsverschiedenheiten. Um diese Art der Debattenkultur aufrechtzuerhalten, wurden die grausam zugerichteten Leichname der Unterlegenen gerne an den Kremlmauern zur Schau gestellt. Erst im neunzehnten Jahrhundert waren es nicht mehr die eigenen Angehörigen, sondern Gegner der Monarchie, die den Zaren nach dem Leben trachteten.

Diese Welt der Exzesse, in der es zum abendlichen Unterhaltungsprogramm bei Hofe gehörte, eigens herangeschaffte Kleinwüchsige zu quälen, schildert Montefiore in allen scheußlichen Einzelheiten. Ab der Herrschaft Peters des Großen an der Wende vom siebzehnten zum achtzehnten Jahrhundert nehmen in seiner Darstellung auch die alkoholgetränkten Orgien und das nicht minder ausschweifende Sexualleben des Herrschers und seiner Entourage großen Raum ein. Über diesen Dingen verliert Montefiore immer wieder die Logik und den roten Faden des historischen Geschehens aus dem Blick. So schreibt er über den Umgang des Zaren Alexei I. mit seinen Widersachern während der Kirchenreform Mitte des siebzehnten Jahrhunderts: "Alexei war entschlossen, keine Märtyrer zu schaffen, also ließ er sie foltern und dann verhungern." Über die Gründe der Kirchenspaltung dagegen, einen Einschnitt in der russischen Geschichte, erfährt man wenig.

Den Details der mehrstufigen Hinrichtung des Kosaken Stenka Rasin wird vom Vorspiel mit der Peitsche über die Aus- und Wiedereinrenkung der Glieder bis zur Vierteilung und Verfütterung der Innereien an Hunde mehr Raum gewidmet als den Gründen und Folgen des von ihm geführten Aufstands, der als Urbild des gewalttätigen sozialen Aufruhrs tiefe Spuren in der russischen Kultur hinterließ. Seinen eigenen Anspruch, mit der Familiengeschichte der Romanows ein "Porträt der Entwicklung Russlands, seiner Autokratie und seiner Seele" entstehen zu lassen, verfehlt Montefiore einige hundert Seiten lang deutlich.

"Man kann Peter den Großen nicht verstehen, wenn man seine nackten Zwerge und Dildos schwenkenden Scheinpäpste nicht ebenso betrachtet wie seine Reformen und seine Außenpolitik", schreibt er in seiner Einleitung. Das ist nicht falsch - das Sittenbild, das er zeichnet, sagt viel darüber, wie im Russland des achtzehnten Jahrhunderts Herrschaft ausgeübt und Politik gemacht wurde. Aber der Wettbewerb zwischen den Dildos und den bahnbrechenden Verwaltungsreformen Peters des Großen endet bei Montefiore unausgewogen. Anfangs sind die Schilderungen der Gelage, zu denen Peter seine Höflinge zwang, noch unterhaltsam. Aber mit jeder Wiederholung werden sie ermüdender, und je mehr man über Verwandtschaftsbeziehungen, Eifersuchtsdramen und Liebeshändel auch zweitrangiger Gestalten liest, desto mehr beschleicht einen das Gefühl, an eine zu lange Seifenoper mit zu vielen Figuren geraten zu sein.

Das Buch wird schlagartig besser, als dessen Autor zu Katharina der Großen gelangt, über deren lebenslange Liebesbeziehung zu dem aus niederem Stand aufgestiegenen Grigori Potemkin er vor einigen Jahren ein eigenes Buch verfasst hat. Je näher er an das Ende des Hauses Romanow kommt, zu desto größerer Form läuft Montefiore auf: In den Jahrzehnten ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, in denen Rückständigkeit und innere Widersprüche des Zarenreichs immer deutlicher spürbar werden, wird das Buch zu der am Anfang versprochenen Erzählung über den Charakter der Autokratie, über die Grenzen, Zwänge und Bürden, die sie ihren Herrschern auferlegt.

Im Spiegel persönlicher Briefe der Zaren, ihrer Ehefrauen und Geliebten, der Erinnerungen von Mitgliedern der weitläufigen Herrscherfamilie, Höflingen und Zeitgenossen schafft Montefiore eine atmosphärisch dichte Darstellung einer Familie, in deren Kommunikation Liebesgeturtel und Sorgen um die Kinder nahtlos in Entscheidungen über Krieg und Frieden und Sein und Nichtsein eines gigantischen Imperiums übergehen. Wohl nirgendwo war der Achtundsechziger-Spruch, das Private sei politisch, so wahr war wie bei den Romanows. Spätestens bei jenem Brief an Zarin Alexandra, den der letzte Zar Nikolaus II. wenige Wochen vor der Revolution mit "Dein willenloser kleiner Tolpatsch" unterzeichnet, hat man Montefiore sogar Platitüden wie "Der Aufbau eines Imperiums lag den Romanows im Blut" verziehen.

Simon Sebag Montefiore: "Die Romanows". Glanz und Untergang der Zarendynastie 1613-1918.

Aus dem Englischen von Gabriele Gockel. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016. 1032 S., geb., 35,- [Euro].

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die intimste Charakterstudie dieser Dynastie, die auf Deutsch zu haben ist. Sonja Zekri Süddeutsche Zeitung 20161018