Mrs Paxton flieht vor ihrem Unglück Hals über Kopf in eine verlassene Rettungsstation in den Dünen. Dort, umgeben von Dünen, Meer und Herbststürmen, gibt sie sich ihrer stillen Melancholie und Trauer hin, die in einer mürrischen Einsamkeit mündet. Bis eines Tages ein kleines Wunder der Natur sie ins Leben zurückholt.
Der Senator aus Johnson vertritt vehement die Interessen seiner Wahler im Kapitol. Doch sein Unbehagen wird großer und großer ... und er kippt im letzen Moment seine siegreiche Abstimmung, um einem Morder eine Chance zu geben.
Susan Glaspells Stories erzahlen von Wendungen im Leben, in denen ihre Protagonisten den Mut zur Umkehr finden. Ihre Themen sind universell, sie handeln von Individualitat und sozialer Konformitat, den Kompromissen der Ehe, den Enttauschungen und Hoffnungen des Alterns.
Der Senator aus Johnson vertritt vehement die Interessen seiner Wahler im Kapitol. Doch sein Unbehagen wird großer und großer ... und er kippt im letzen Moment seine siegreiche Abstimmung, um einem Morder eine Chance zu geben.
Susan Glaspells Stories erzahlen von Wendungen im Leben, in denen ihre Protagonisten den Mut zur Umkehr finden. Ihre Themen sind universell, sie handeln von Individualitat und sozialer Konformitat, den Kompromissen der Ehe, den Enttauschungen und Hoffnungen des Alterns.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Jan Wiele freut sich, dass dieser Prosaband der als Theaterautorin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert bekannt gewordenen Susan Glaspell nun auf Deutsch vorliegt. Die Geschichten sind von einem antikapitalistischen und feministischen Geist durchweht, führt Wiele aus. Das mag stilistisch nicht herausragend gestaltet sein, meint er, aber die Erzählungen beweisen ihm Glaspells dramaturgisches Talent und haben außerdem Humor. Der Rezensent führt das anhand einer Erzählung über einen Liftboy aus, der einen Eisenbahnlobbyisten austrickst.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2023Den Hund erschießen?
Anarchie und Einfühlung: Susan Glaspells Stories
"Who is Susan Glaspell?", fragte die "New York Times" im Mai 1918, um im darunterstehenden Artikel die 1876 in Iowa Geborene vorzustellen, die sich jüngst als Autorin von Einaktern hervorgetan hatte und eine Protagonistin der "Little Theatre"-Bewegung war. Diese trat dem Konkurrenzmedium Kino entgegen, indem sie auf experimentelles und nichtkommerzielles Theater setzte. Im Theater sollte Glaspell dann noch erfolgreicher werden und 1931 einen Pulitzerpreis für ihr Stück "Allison's House" erhalten, das von Emily Dickinson handelt.
Der Artikel von 1918 wies aber darauf hin, dass Susan Glaspell ursprünglich Prosa-Autorin war, von ihren journalistischen Erfahrungen geprägt, und zuallererst "a number of short stories on Iowa political life" vorgelegt habe. Diese frühen Erzählungen finden sich nun erstmals auf Deutsch in einem Auswahlband. Tatsächlich merkt man ihnen stark die journalistische Schreibweise an, wobei sie anekdotenhaft verdichtet sind. Die 1904 veröffentlichte Geschichte "Freckles M'Grath" etwa handelt von einem Fahrstuhljungen im Kapitol, der nicht nur ein "gewitztes irisches Gesicht" hat, sondern auch die witzige Idee, durch einen simulierten Fahrstuhlschaden einen Lobbyisten der Eisenbahngesellschaft davon abzuhalten, auf einen Senator Einfluss zu nehmen. Es geht um eine wichtige Abstimmung, die Reformen im Sinne der Arbeiter und höhere Steuern für die Eisenbahn-Magnaten zeitigen soll. Freckles hält den Lobbyisten so lange im Fahrstuhl gefangen, bis die Reform verabschiedet ist, und er kommt, als er sich später vor dem Gouverneur dafür verantworten soll, sogar durch List mit einer Verwarnung davon.
Gleich zu Beginn zeigt sich in Glaspells Schreiben somit ein antikapitalistischer Zug, der sich, etwa in "Dem Anarchisten sein Hund", auch mit Humor verbindet. Ein Zeitungsjunge schließt darin einen Streuner ins Herz, der Vater warnt jedoch, die Polizei werde das Tier erschießen müssen, da die Familie die Hundesteuer nicht bezahlen könne. Der Junge schreibt daraufhin einen Brief, in dem er mit anarchistischer Gewalt droht; der Bericht einer Journalistin über den Fall zeitigt eine edle Spende, die den Hund rettet, aber: "So werden ein guter Anarchist und eine gute Geschichte mit einem Schlag erledigt."
Susan Glaspell erweist sich in diesen Geschichten vielleicht nicht als große Stilistin - aber sie hat ein gutes Händchen für die dramatisierende Darstellung sozialer Ungerechtigkeit. In dieser Hinsicht kann sie als Vorläuferin John Steinbecks gelten, der wenig später die Nöte der Arbeiter und die Dramatik von Gewerkschaftsbildung, Streik und Kampf ins Zentrum seiner äußerst erfolgreichen Literatur stellte. Glaspell aber geriet nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst völlig in Vergessenheit, ja, sie wurde, wie Henning Bochert in seinem Nachwort schreibt, "von der Kritik geradezu gelöscht" - und damit auch ein sozialistisch und feministisch inspiriertes Werk.
Dessen später prägendes Merkmal, Frauen zu tragenden Figuren zu machen, die gegen viele Widerstände kämpfen, deutet sich hier besonders in der Erzählung "A Jury of Her Peers" an, deren Titel Bochert als "Eine Jury aus ihresgleichen" übersetzt. Sie ist aus Glaspells Einakter "Trifles" hervorgegangen und wurde auch von Alfred Hitchcock und Sally Heckel adaptiert. Es geht darin um einen Mordfall im Mittleren Westen, der durch die Einfühlung der beiden Protagonistinnen in eine von ihrem Ehemann gedemütigte Frau gelöst wird - eine Einfühlung und ein kriminalistisches Talent, die sich gegen die Missgunst und den Spott der Männer am Ende durchsetzen. JAN WIELE
Susan Glaspell: "Die Rose im Sand". Erzählungen.
Aus dem Amerikanischen und Nachwort von Henning Bochert. Dörlemann Verlag, Zürich 2023. 286 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Anarchie und Einfühlung: Susan Glaspells Stories
"Who is Susan Glaspell?", fragte die "New York Times" im Mai 1918, um im darunterstehenden Artikel die 1876 in Iowa Geborene vorzustellen, die sich jüngst als Autorin von Einaktern hervorgetan hatte und eine Protagonistin der "Little Theatre"-Bewegung war. Diese trat dem Konkurrenzmedium Kino entgegen, indem sie auf experimentelles und nichtkommerzielles Theater setzte. Im Theater sollte Glaspell dann noch erfolgreicher werden und 1931 einen Pulitzerpreis für ihr Stück "Allison's House" erhalten, das von Emily Dickinson handelt.
Der Artikel von 1918 wies aber darauf hin, dass Susan Glaspell ursprünglich Prosa-Autorin war, von ihren journalistischen Erfahrungen geprägt, und zuallererst "a number of short stories on Iowa political life" vorgelegt habe. Diese frühen Erzählungen finden sich nun erstmals auf Deutsch in einem Auswahlband. Tatsächlich merkt man ihnen stark die journalistische Schreibweise an, wobei sie anekdotenhaft verdichtet sind. Die 1904 veröffentlichte Geschichte "Freckles M'Grath" etwa handelt von einem Fahrstuhljungen im Kapitol, der nicht nur ein "gewitztes irisches Gesicht" hat, sondern auch die witzige Idee, durch einen simulierten Fahrstuhlschaden einen Lobbyisten der Eisenbahngesellschaft davon abzuhalten, auf einen Senator Einfluss zu nehmen. Es geht um eine wichtige Abstimmung, die Reformen im Sinne der Arbeiter und höhere Steuern für die Eisenbahn-Magnaten zeitigen soll. Freckles hält den Lobbyisten so lange im Fahrstuhl gefangen, bis die Reform verabschiedet ist, und er kommt, als er sich später vor dem Gouverneur dafür verantworten soll, sogar durch List mit einer Verwarnung davon.
Gleich zu Beginn zeigt sich in Glaspells Schreiben somit ein antikapitalistischer Zug, der sich, etwa in "Dem Anarchisten sein Hund", auch mit Humor verbindet. Ein Zeitungsjunge schließt darin einen Streuner ins Herz, der Vater warnt jedoch, die Polizei werde das Tier erschießen müssen, da die Familie die Hundesteuer nicht bezahlen könne. Der Junge schreibt daraufhin einen Brief, in dem er mit anarchistischer Gewalt droht; der Bericht einer Journalistin über den Fall zeitigt eine edle Spende, die den Hund rettet, aber: "So werden ein guter Anarchist und eine gute Geschichte mit einem Schlag erledigt."
Susan Glaspell erweist sich in diesen Geschichten vielleicht nicht als große Stilistin - aber sie hat ein gutes Händchen für die dramatisierende Darstellung sozialer Ungerechtigkeit. In dieser Hinsicht kann sie als Vorläuferin John Steinbecks gelten, der wenig später die Nöte der Arbeiter und die Dramatik von Gewerkschaftsbildung, Streik und Kampf ins Zentrum seiner äußerst erfolgreichen Literatur stellte. Glaspell aber geriet nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst völlig in Vergessenheit, ja, sie wurde, wie Henning Bochert in seinem Nachwort schreibt, "von der Kritik geradezu gelöscht" - und damit auch ein sozialistisch und feministisch inspiriertes Werk.
Dessen später prägendes Merkmal, Frauen zu tragenden Figuren zu machen, die gegen viele Widerstände kämpfen, deutet sich hier besonders in der Erzählung "A Jury of Her Peers" an, deren Titel Bochert als "Eine Jury aus ihresgleichen" übersetzt. Sie ist aus Glaspells Einakter "Trifles" hervorgegangen und wurde auch von Alfred Hitchcock und Sally Heckel adaptiert. Es geht darin um einen Mordfall im Mittleren Westen, der durch die Einfühlung der beiden Protagonistinnen in eine von ihrem Ehemann gedemütigte Frau gelöst wird - eine Einfühlung und ein kriminalistisches Talent, die sich gegen die Missgunst und den Spott der Männer am Ende durchsetzen. JAN WIELE
Susan Glaspell: "Die Rose im Sand". Erzählungen.
Aus dem Amerikanischen und Nachwort von Henning Bochert. Dörlemann Verlag, Zürich 2023. 286 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Die amerikanische Autorin Susan Glaspell hatte ein großes Talent, soziale Ungerechtigkeit dramatisch zu schildern - sie könnte als Vorläuferin John Steinbecks gelten.« Jan Wiele / Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Endlich übersetzt: Die klugen Kurzgeschichten Die Rose im Sand der Jahrhundertwende-Autorin Susan Glaspell« ELLE
»Zauberhaft, diese Entdeckung!« Wolf Ebersberger / Nürnberger Nachrichten
»Kurzgeschichten zeichnen sich durch eine literarische Verdichtung aus. Und Susan Glaspell ist eine Meisterin darin.« Constanze Matthes / Naumburger Tageblatt
»Zehn ihrer ausgeprägt feministischen, das Selbstverständnis von bzw. das Machtgefüge zwischen Mann und Frau hinterfragenden Kurzgeschichtenklassiker drängen darauf, endlich auch hierzulande entdeckt zu werden. Lohnt sich? Unbedingt!« Matthias Eichardt / Jenaer Stadtanzeiger
»Susan Glaspell hat sich derer angenommen, denen kein Platz eingeräumt wird, den Träumern, Einwanderern, Arbeitslosen.« Ingrid Mylo / Badische Zeitung
»Jede Erzählung ist ein Kunstwerk für sich, das die Leser auf eine fesselnde Reise durch Emotionen, Moral und das alltägliche Leben mitnimmt.« Andre Berreßem / Bibliomaniacs
»Susan Glaspell war eine Meisterin der literarischen Peripetie, die ihre Figuren im Zuge ihrer oftmals unter Schmerzen neu gewonnenen Einsichten auf wundersame Weise zu sich selbst führt.« Peter Henning / SR2 KulturRadio
»Endlich übersetzt: Die klugen Kurzgeschichten Die Rose im Sand der Jahrhundertwende-Autorin Susan Glaspell« ELLE
»Zauberhaft, diese Entdeckung!« Wolf Ebersberger / Nürnberger Nachrichten
»Kurzgeschichten zeichnen sich durch eine literarische Verdichtung aus. Und Susan Glaspell ist eine Meisterin darin.« Constanze Matthes / Naumburger Tageblatt
»Zehn ihrer ausgeprägt feministischen, das Selbstverständnis von bzw. das Machtgefüge zwischen Mann und Frau hinterfragenden Kurzgeschichtenklassiker drängen darauf, endlich auch hierzulande entdeckt zu werden. Lohnt sich? Unbedingt!« Matthias Eichardt / Jenaer Stadtanzeiger
»Susan Glaspell hat sich derer angenommen, denen kein Platz eingeräumt wird, den Träumern, Einwanderern, Arbeitslosen.« Ingrid Mylo / Badische Zeitung
»Jede Erzählung ist ein Kunstwerk für sich, das die Leser auf eine fesselnde Reise durch Emotionen, Moral und das alltägliche Leben mitnimmt.« Andre Berreßem / Bibliomaniacs
»Susan Glaspell war eine Meisterin der literarischen Peripetie, die ihre Figuren im Zuge ihrer oftmals unter Schmerzen neu gewonnenen Einsichten auf wundersame Weise zu sich selbst führt.« Peter Henning / SR2 KulturRadio