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»Das Buch ist eine Geschichte über das Heimweh. Über die Sehnsucht, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, dort zu sein, wo man zu Hause ist. (...) Das Buch hat für mich eine ganz besondere Bedeutung (...) Ich erkannte plötzlich, dass die Geschichte dieses einsamen Buben meine eigene war. Ich hatte über mich selbst geschrieben, ohne es zu merken.« (Henning Mankell)
Ende des 19. Jahrhunderts reist ein junger Mann aus Schweden nach Südafrika. Der gescheiterte Student und Abenteurer Hans Bengler hofft, mit einem unbekannten Insekt zurückzukommen, das ihn berühmt machen soll. Stattdessen entdeckt er
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Produktbeschreibung
»Das Buch ist eine Geschichte über das Heimweh. Über die Sehnsucht, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, dort zu sein, wo man zu Hause ist. (...) Das Buch hat für mich eine ganz besondere Bedeutung (...) Ich erkannte plötzlich, dass die Geschichte dieses einsamen Buben meine eigene war. Ich hatte über mich selbst geschrieben, ohne es zu merken.« (Henning Mankell)


Ende des 19. Jahrhunderts reist ein junger Mann aus Schweden nach Südafrika. Der gescheiterte Student und Abenteurer Hans Bengler hofft, mit einem unbekannten Insekt zurückzukommen, das ihn berühmt machen soll. Stattdessen entdeckt er bei einem Großwildjäger am Rande der Kalahariwüste einen verwaisten Buschmannjungen und beschließt, ihn nach Europa mitzunehmen.
Obwohl Daniel, wie Bengler ihn nennt, die schwedische Sprache bald leidlich versteht, wird er sich auf dem weißen Kontinent nie richtig heimisch fühlen. Er muss Schuhe tragen, an Türen anklopfen und sich pausenlos anstarren lassen, denn die meisten Schweden haben noch nie einen Schwarzen gesehen. Er wird wissenschaftlich untersucht und von seinem neuen Vater wie von einem Schausteller dem Publikum vorgeführt...
In seinen Träumen aber sieht er die rote Antilope, die sein leiblicher Vater in den afrikanischen Felsen geritzt hat. Wie sie will er zum Sprung ansetzen, weit zurück über das Meer, und nachts probiert er heimlich, s nicht möglich ist, mit bloßen Füßen über das Wasser zu gehen.
Wer war dieser kleine schwarze Junge, der auf einem Friedhof in Schonen begraben liegt? Welches Drama hat sich in seinem kurzen Leben abgespielt? Und was geschah zwischen ihm und dem weißen Mädchen, das eines Tages aus seinem Elternhaus verschwand und einem Mord zum Opfer fiel?
Es ist ein spannender, ergreifender Roman und zugleich ein wunderbares Gleichnis, das der schwedische Schriftsteller, der selbst "mit einem Fuß im Schnee und mit einem Fuß im Sand" steht, hier erzählt.
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Autorenporträt
Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.    
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2002

Laßt die innere Antilope heraus!
Helle Freude für düstere Gemüter: Henning Mankell trifft Rousseau

Henning Mankell ist eine Meister der Dosierung. Die Gliederung seiner langen Romane in leicht überschaubare Erzählabschnitte und der wohlabgewogene Rhythmus ihrer unterschiedlichen Länge dürfte ein ebenso wichtiger Grund für den großen Erfolg dieses Schriftstellers sein wie die Angebote an Spannung, Psychologie und schlichter Lebenserfahrung. Fast möchte man Mankell den Erfinder des "doppelten Zeilenabstands als Romanelement" nennen: Innerhalb der Kapitel von zehn bis zwölf Seiten präparieren sich Miniaturkapitel heraus, die sich, anders als normale Absätze, durch einen doppelten Zeilenabstand voneinander abheben; sie sind manchmal nur eine halbe Seite, ja nur ein paar Zeilen lang. Jede dieser Miniaturen ist eine in sich geschossene Einheit: einmal führt der Autor darin die Erzählung einen wichtigen Schritt weiter, einmal umfaßt die Einheit eine Landschaftsschilderung oder das Ambiente, in dem die nächste Szene spielt, manchmal sogar bietet sich eine Reflexion über das Geschehen oder die Figuren an.

In seinen Kriminalromanen kann der Autor die von Dialogen durchwobene Erzählung über ein Dutzend Seiten hinweg spannen, um dazwischen immer wieder den aufgeregten Atem seines Lesers bei solch kleinen Unterkapiteln zur Ruhe kommen zu lassen. Mit dieser Partitur dirigiert Mankell den Leserhythmus geradezu körperlich; für den lesenden Körper beweist er eine ebenso große Einfühlungsgabe wie für das auf Spannung hoffende Gemüt.

In seinem jüngsten Roman "Die rote Antilope", der die Erziehung eines schwarzen Knaben im winterlichen Schweden erzählt, kommen längere Erzählphasen kaum mehr vor. Der ganze Text ist zerlegt in Tausende von Miniaturen, die mit einem entspannten - auch von den spannenden Romanen Mankells ermüdeten - Leser rechnen. Dieser Roman und sein Vorgänger, "Der Chronist der Winde", der das Straßenleben Afrikas schildert, sind Verschnaufpausen und Miniaturkapitel im Gesamtwerk dieses auf Gruseln, Ungeduld und Herzklopfen eingestellten Autors. Der erste Satz der Miniaturen enthält fast immer eine Zeitangabe: ein Datum, eine temporale Konjunktion, eine Adverbiale der Zeit. Die Kriminalromane werden dadurch zu Kalendern, in die der Detektiv die Tagesergebnisse seiner Nachforschungen mit Akribie eingetragen hat; die neuen, die "afrikanischen" Romane werden durch die Datierung zum Logbuch eines Forschers.

Die einfache lineare Zeitstruktur beherrscht auch den Roman "Die roten Antilope", wo es wenig Tote, kaum Verbrechen, wohl aber koloniale Arroganz, Brutalität und provinzielle Ignoranz im Heimatland gibt. Diesmal schildert Mankell den mühsamen Alltag eines Afrikareisenden, eines Käfersammlers, der, ein Anhänger Linnés, darauf aus ist, ein noch nie gesehenes Insekt zu finden, das er auf seinen eigenen Namen taufen kann. Das ist aber nur ein Vorwand des Autors, um seine Figur zu einer Steppenwanderung zu verurteilen, deren Strapazen dem Leser Eindruck machen sollen - und es doch nicht tun. Deshalb legt der Autor dem erschöpften Forscher und gelangweilten Leser zu dem seltenen Käfer auch noch ein Findelkind in den Weg, das der Wohltäter mit in seine Heimat nimmt, um ihm die Segnungen der europäischen Bildung zukommen zu lassen.

Gottlob erweist sich der Knabe als so bildungsunfähig wie ein Tier, so daß Mankell Gelegenheit erhält, im Innern des unzivilisierten Kopfes die Traumzeit zu entdecken. In den Träumen dieses wilden Kindes existiert noch nicht das Kollektivsubjekt "Vater" - so hat es seinen Retter und Beschützer zu nennen -, sondern nur Be und Kiko, die natürlichen Eltern, suchen seine Phantasie heim. Sie sind auf grausame Weise ermordet worden, gehören aber immer zu ihm. Sie erinnern ihn an seine eigentliche Berufung: die Antilope fertig zu malen, die sein natürlicher Vater gezeichnet hat, ehe der Tod ihn hinderte, dem Bild durch bunte Farben Leben zu geben: "Daniel war klargeworden, daß er sehr bald seine Rückkehr in die Wüste vorbereiten mußte. Die Antilope in ihm schrie nach ihrer Vollendung, und er mußte lernen, auf dem Wasser zu gehen, ehe er ganz von der Welt verschluckt würde, in der er sich jetzt befand."

Mankell verlegt seinen Roman in die Epoche vor der Popularisierung der Hermeneutik, ins Jahr 1878. Damit erreicht er, daß sich die europäischen Erzieher des schwarzen Buben als so wenig einfühlsam erweisen wie nur möglich und der heutige Leser aus der Verwunderung über so viel Unverstand nicht herauskommt. Von Diltheys erst zehn Jahre später erschienenen Überlegungen "Über die Möglichkeiten einer allgemeingültigen Pädagogik" hatten die Schweden des 19. Jahrhunderts nicht einmal eine Vorahnung. Ihre Borniertheit muß daher die Sehnsüchte des Kindes nach seiner heißen Heimat ins Unermeßliche steigern. Sein Ungehorsam, seine Ausbruchsversuche, die ihn immer wieder ans Meer führen, von wo aus Daniel - so des Afrikaners christlicher Name - in die Heimat zu entkommen hofft, werden dem heutigen postkolonialen Leser verständlich, nicht aber der Umwelt des Knaben. Mankell, der seinen Leser immer zufrieden sehen will, verschafft ihm jedenfalls die Befriedigung, klüger und vor allem besser zu sein als seine Vorfahren.

Die Zivilisationskritik, die das Sujet des guten Wilden, des Kaspar Hauser, fordert, wird zwar nicht aufgegeben, aber entschärft. Die Geheimnisse der dem Europäer so fremden Traumzeit, in der der Knabe wohnt, dienen gleichzeitig der Aufklärung über die eigene Kultur. Der Europäer ist trotz - oder gerade wegen - seiner kulturellen Fortschritte mißmutig geworden, und darüber beginnt sogar der sonst am europäischen Wesen wenig interessierte Afrikanerjunge sich seine Gedanken zu machen: "Daniel fielen die verbissenen und oft so düsteren Gesichter ein, denen er in diesem Land begegnet war."

Diesem morosen Publikum eine Wohltat zu erweisen, schreibt Mankell seine Bücher. Glück und Leid, die Selbstkritik des Europäers und das daraus entspringende seelische Äquilibrium verteilt der Autor in homöopathischen Dosen über den Text. "Die rote Antilope" ist im doppelten Sinne ein Kinderbuch: eines über ein Kind und eines für kindliche Gemüter. Seinen letzten Kriminalroman "Die Brandmauer" beendete Mankell mit einer Szene, die die Stimmung des neuen romantischen Reisebericht vorbereitet. Von der Hauptfigur hieß es dort: "Er hatte ein Glas Wein vor sich. Eine Puccini-Oper lief. Er hatte den Ton gedämpft." Vom Fernweh ist nun auch der Autor befallen. Mankell scheint aber nicht darüber nachgedacht zu haben, ob die Exotik eines Wilden ebenso faszinieren könne wie die Tat eines Verbrechers, ob die gedämpfte Musik eines Erziehungsromans seinem Leser die Spannung eines Kriminalromans ersetzen kann.

HANNELORE SCHLAFFER.

Henning Mankell: "Die rote Antilope". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Verena Reichel. Paul Zsolnay Verlag, Wien/München 2001. 381 S., geb., 21,50 [Euro].

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"Es ist ein Buch, das einen mit abgrundtiefer Traurigkeit erfüllt und zugleich eines, das man nicht aus der Hand legen kann. ... Mankell erzählt diese Geschichte mit betörender Eindringlichkeit, in Bildern und Sequenzen von jener durchsichtigen Klarheit, wie Träume sie haben." Susanne Mayer, Die Zeit, 32/01

"Das Buch ist eine Geschichte über das Heimweh. Über die Sehnsucht, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, dort zu sein, wo man zu Hause ist. (...) Das Buch hat für mich eine ganz besondere Bedeutung (...) Ich erkannte plötzlich, dass die Geschichte dieses einsamen Buben meine eigene war. Ich hatte über mich selbst geschrieben, ohne es zu merken." Henning Mankell