Bei historischen Krimis aus der viktorianischen Zeit kann ich immer nur schwer widerstehen und "Die rubinrote Kammer" hat auch alles, was man sich von einem Krimi aus dieser Zeit erhofft, neben einer sympathischen Heldin gibt es noch ein dunkles Familiengeheimnis, einen spannenden Krimifall und jede
Menge Verwicklungen, Intrigen und Geheimnisse. Dazu kommt ein sehr gelungener historischer…mehrBei historischen Krimis aus der viktorianischen Zeit kann ich immer nur schwer widerstehen und "Die rubinrote Kammer" hat auch alles, was man sich von einem Krimi aus dieser Zeit erhofft, neben einer sympathischen Heldin gibt es noch ein dunkles Familiengeheimnis, einen spannenden Krimifall und jede Menge Verwicklungen, Intrigen und Geheimnisse. Dazu kommt ein sehr gelungener historischer Hintergrund, der mit viel Flair und Atmosphäre, die Zeit um die Jahrhundertwende mit all ihren Veränderungen und Umbrüchen auferstehen läßt. Auch kleine Details aus dem alltäglichen Leben, sowie historische Fakten und die Erwähnung realer Personen tragen dazu bei, dass man eine sehr plastische und bildhafte Vorstellung der damaligen Zeit bekommt. Zudem spielt die Geschichte sowohl in Herrenhäusern als auch in sehr ärmlichen Vierteln und man erhält auch einen Einblick in das sehr anstrengende Leben von Dienstboten, so dass man beim Lesen eine gute Vorstellung von den Lebensumständen verschiedener Schichten bekommt.
Ihre Charaktere hat die Autorin durchaus vielschichtig und sehr lebendig geschildert, hier gibt es ein breites Spektrum menschlicher Persönlichkeiten, die fast durchweg glaubwürdig erscheinen. Auch wenn mir Victoria sehr sympathisch war und ich ihren Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung durchaus nachvollziehen konnte, so war sie mir für die damalige Zeit doch nicht ganz glaubwürdig. Ein wenig zu leichtfertig ging sie mir mit ihrem guten Ruf um, wagt sich allein in recht dubiose Viertel, verkehrt wie selbstverständlich mit Prostituierten und ist auch hinreichend mit diversen Sexualpraktiken vertraut. Insgesamt war es alles ein wenig zu viel, hier wäre weniger mehr gewesen, vor allem weil Victoria in anderen Dingen dann wieder sehr naiv ist, so wirkt der Charakter insgesamt ein wenig anachronistisch, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt bei einer ansonsten sehr spannenden und lohnenswerten Lektüre!
Der Krimifall ist sehr gelungen in die damalige Zeit eingebettet und zieht das Motiv auch aus den damaligen Lebensumständen. Motive für den Mord gibt es einige und die Mördersuche gestaltet sich für Victoria und Hopkins nicht einfach. Allerdings gab es mir ein paar Zufälle zuviel! So gerät Victoria immer wieder in sehr erste und brenzlige Situationen aus denen sie aber immer irgendwie errettet wird, was auch nicht ganz realistisch wirkt. Den tatsächlichen Mörder hatte ich dann doch schon eine Weile im "Visier", aber die Autorin hat hier wirklich reichlich Fährten in die falsche Richtung gelegt, um den Leser in die Irre zu führen.
Nebenher läuft natürlich auch noch Victorias Suche nach der Wahrheit über ihren Vater und auch dieser Handlungsstrang wird am Ende schlüssig und zufriedenstellend aufgelöst.
FaziT: eine gelungene Mischung aus historischem Roman, Krimi und Familiengeheimnis. Auf sehr stimmige Weise gelingt es der Autorin das historische Flair in ihre Geschichte zu transportieren und mit einer fiktiven Kriminalgeschichte zu verknüpfen. Auch wenn mir die Hauptfigur ein wenig zu modern war, bin ich ihr gern durch ihre diversen Abenteuer gefolgt und freue mich auf den nächsten Band der Reihe!