Norman Manea wurde zum Augenzeugen zweier Schreckensherrschaften: mit fünf Jahren wurde er als Kind jüdischer Eltern nach Transnistrien deportiert, mit fünfzig war er gezwungen, aus Ceaucescus Rumänien zu emigrieren. Seine Autobiographie ist ein "Buch der Wut" (Charles Simic) und das Porträt eines Heimatlosen, dem das Schreiben zum einzigen Vaterland wurde.
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"Der rumänische Autor Norman Manea erzählt die ergreifende Geschichte seines Lebens unter zwei Diktaturen...Einer der ganz großen Protagonisten osteuropäischer Literatur...Besser als alle Theorie und Geschichte totalitärer Herrschaft führt einen der Autor in die Abgründe menschlichen Daseins ...Ein erstaunliches Buch, eines der besten Erinnerungsbücher über die Schrecken des 20.Jahrhunderts." (Stephan Sattler, Focus)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Karl-Markus Gauß stellt klar, dass dieses "Selbstporträt" keineswegs "intime Enthüllungen" oder auch nur "sinnliche Prägnanz" bietet, sondern vielmehr ein von "Skrupeln" und "Zweifeln" geprägtes Reflexionswerk darstellt. Der rumänische Autor, der wegen seiner jüdischen Herkunft in einem der berüchtigten "transnistrischen Lager" interniert war und erst mit 52 Jahren ins New Yorker Exil ging, will sich in seinen "traumatischen" Erinnerungen dieser Zeit keine "Geschichte erfinden" und belässt es deshalb auch bei "Erinnerungsfetzen", die in keinen erzählerischen Zusammenhang gebracht werden, erklärt der Rezensent. Lieber "referiert" Norman Manea über die noch heute in Rumänien tabuisierte Epoche des Ceaucescu-Regimes, so Gauß etwas irritiert. Ihm sind die Ausführungen, mit denen Manea beispielsweise über die Gründe seines erst so spät erfolgten Exils nachgrübelt, insgesamt zu vage und die "innere Motivation", die der Autor so wortreich verständlich machen will, bleibt, wie er moniert, dennoch dunkel. Insgesamt sind dem Rezensenten die "düsteren, fast in bürokratischer Verklausulierung" geschriebenen Erklärungen zu "nebulös", und er findet, dass Manea für den Leser in seiner Selbstbeschreibung "kaum fassbar" wird. Trotzdem zeigt sich Gauß von der "bedrückenden Atmosphäre" durchaus berührt, die er als beeindruckendstes Lektüreerlebnis dieser Memoiren hervorhebt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2004Ein Kind, das nicht mehr älter werden konnte
Diese Bukowina gibt es nur noch in der Erinnerung: Norman Maneas "Die Rückkehr des Hooligan" zeichnet das eigenwillige Selbstporträt eines Heimatlosen
Die literarische Annäherung an das Selbst ist kein leichtes Unterfangen. Kommen noch traumatische Erfahrungen hinzu wie Vertreibung und das Leben unter einer Diktatur, wird die literarische Rekonstruktion des historischen Ich zusätzlich erschwert. Zumal dann, wenn dies im Exil geschieht und die unmittelbare Nähe zu den Orten der Erinnerung fehlt.
Solche Hürden säumen auch den Weg, den Norman Manea in seinem Erinnerungsbuch "Die Rückkehr des Hooligan" beschritten hat. Sein "Selbstporträt" ist Ergebnis eines literarischen Ringens mit einer schwierigen Biographie; eine Autobiographie ist es nicht, ob eine solche überhaupt intendiert war, bleibt unklar. Der dem rumänischen Original hinzugefügte deutsche Untertitel erhebt denn auch diesen Anspruch nicht; treffender allerdings wäre "Versuch eines Selbstporträts". Denn was die Qualität des Werks ausmacht, ist nicht unbedingt das, was Manea als Historiker seines Selbst zu berichten hat, sondern vielmehr sein vielschichtiger Reflexionsgehalt. Und dieser findet sich weniger im ersten und letzten Teil des Buches, die der Reise des Autors in seine Heimat nach mehr als einem Jahrzehnt Exil und deren Vorbereitung gewidmet sind, sondern in den dazwischenliegenden Abschnitten, die aus der Erinnerung geschriebene autobiographische Skizzen enthalten. Wer hier aber den fleißig protokollierenden Autobiographen sucht, wird enttäuscht. Denn weite Strecken von Maneas Leben bleiben im dunkeln. So berichtet der Autor beispielsweise kaum etwas über die Zeit in Transnistrien, wohin er als fünfjähriges Kind mit seiner Familie 1941 deportiert wurde. Zwar ist in diesem Kontext immer wieder von dem "Lager" die Rede. Einem autobiographischen Bericht des Vaters, aus dem einige Passagen zitiert werden, ist aber zu entnehmen, daß die Familie den Aufenthaltsort damals immer wieder gewechselt hat: So ist von einem "ungeheizten Raum" in Moghilev die Rede, von einer Zuckerfabrik in Vindiceni sowie von einer Spiritusfabrik in Iurcauti, von wo aus die Familie flüchtete, um schließlich wieder in Moghilev zu landen. Manea selbst hat nach eigenem Bekunden kaum Erinnerungen an diese Zeit, Versuche, von den Eltern Näheres über diese Schreckenszeit zu erfahren, scheiterten.
Symptomatisch für diese Verdrängung, die sich auch in Maneas retrospektivem Blick niederschlägt, ist etwa, daß der Autor fast nur vom Beginn und Ende dieses dunklen Kapitels berichtet. Im dazwischenliegenden Zeitloch ragt die meisterhaft geschilderte Bestattungsszene am Grab des an Unterversorgung verstorbenen Großvaters als Schlüsselereignis jener "Initiation" heraus, die den Knaben schlagartig "alt" werden ließ. Die Erfahrung der Ausgrenzung bestimmt offenbar bis heute das Lebensgefühl des Schriftstellers. Das eigene jüdische Familienumfeld allerdings empfand er ebenfalls als beengend und spricht in diesem Zusammenhang von einem selbstauferlegten Ghetto der Juden, der "Kralle", der er immer wieder zu entfliehen versuchte. Dazu zählt auch die Mutter, die er in der Rückschau mit einer Art Haßliebe evoziert - die jiddische Mamme läßt grüßen. Die ihr gewidmeten Passagen, besonders die Schilderung, wie der 1986 freiwillig ins Exil gegangene Manea Jahre nach deren Beisetzung, bei der er nicht anwesend war, das Grab der Mutter besucht, gehören mit zum Bewegendsten, was Manea geschrieben hat. Und die, wenn auch lückenhaft, aber dennoch lebendig rekonstruierte Familiengeschichte lebt von jener Selbstironie und jenen Selbstzweifeln, die den Reiz manch eines modernen europäisch-jüdischen Autors ausmachen.
Wenn Manea bei seinen häufig ins Philosophische gehenden Betrachtungen also immer wieder Proust, Kafka oder den rumänisch-jüdischen Mihail Sebastian anführt, so wirkt dies nicht gekünstelt, sondern authentisch. Denn der sein Leben lang Bukowiner gebliebene Rumäne wird häufig von Selbstzweifeln geplagt, ist innerlich zerrissen zwischen Exil und einer Heimat, die letztlich doch keine war. Die über vierzig kurzen Kapitel, in die "Die Rückkehr des Hooligan" unterteilt ist, sind fragmentarische Spuren einer Erinnerungsarbeit, die sich stellenweise eher als deren Verweigerung lesen, was sie in einer Zeit, in der das Genre Autobiographie zur schrillen Selbstinszenierung zu verkommen droht, so spannend und lesenswert macht.
Im Hinblick auf die Schilderung der kommunistischen Zeit stellt sich jedoch die Frage nach weiteren Gründen für diese Verweigerungshaltung. Denn der ausgebildete Bauingenieur Manea, in seiner Jugend ein überzeugter Kommunist, scheint in späteren Jahren nicht besser oder schlechter gestellt gewesen zu sein als manch anderes vom Staat geduldete Mitglied eines osteuropäischen sozialistischen Schriftstellerverbands, auch wenn er - beileibe nicht als einziger - mit der kommunistischen Zensur in Konflikt geraten war. Die Schilderung dieser längsten Phase seines Lebens ist auffällig detailarm. Darüber kann auch der wunderbar aphorismenhafte und psychologisierende Text, der die kommunistische Zeit als eine in jeder Hinsicht absurde und verlogene auferstehen läßt, nicht hinwegtäuschen: Selbst die Hintergründe der erwähnten Einweisung des Verfassers in eine psychiatrische Anstalt bleiben dem Leser verborgen. Als besonders traumatisch für Manea - abgesehen von der Internierung seines Vaters in einem kommunistischen Straflager - wirkt das Ganze eigentlich nicht. Wenn Manea also im Hinblick auf seine kommunistische Vergangenheit mit der Erinnerung äußerst sparsam umgeht, dürfte er Gründe dafür gehabt haben. Möglicherweise wirkt hier die alte Übervorsicht des ehemaligen Untertanen fort, eine mögliche Erklärung wäre auch die Rücksichtnahme auf noch lebende Bekannte, die er meist nicht mit vollem Namen nennt, wohingegen bereits verstorbene durchaus identifizierbar sind: All das ist nicht untypisch für den zögerlichen Umgang des postsozialistischen Rumäniens mit seiner kommunistischen Vergangenheit - auch wenn es sich dabei um einen Exilrumänen handelt, der allerdings sehr spät in den Westen emigriert war.
Eine gewisse Verbitterung, die sich durch das ganze Buch zieht, ist unübersehbar. Diese scheint vor allem aus einer antisemitisch gefärbten Verunglimpfung des Autors durch Ultranationalisten zu resultieren, die ihn aufgrund eines von ihm 1991 publizierten Aufsatzes über die Nähe des rumänischen Religionsphilosophen Mircea Eliade zum Faschismus als "Volksverräter" abgestempelt hatten. Manea selbst zwar will sich allem Anschein nach nicht zum Opfer stilisieren, die Geschichte aber scheint ihn dazu zu zwingen; und er seinerseits hat offensichtlich auch keine großen Anstrengungen unternommen, sich dem sonderlich zu widersetzen, verschaffte ihm doch die Eliade-Affäre seinerzeit durchaus auch Publizität im Westen.
Der Titel "Die Rückkehr des Hooligan" spielt auf das Buch "Wie ich zum Hooligan wurde" von Mihail Sebastian an, der sich im immer faschistischer gewordenen Rumänien der Zwischenkriegszeit nicht hatte vorstellen können, von seinen rumänischen Schriftstellerkollegen eines Tages als jüdischer Fremdkörper betrachtet zu werden. Man könnte geneigt sein, Norman Maneas Schicksal, was sein Buch durchaus suggeriert, mit dem von Sebastian zu vergleichen. Man muß es aber nicht.
Norman Manea: "Die Rückkehr des Hooligan". Ein Selbstporträt. Aus dem Rumänischen übersetzt von Georg Aescht. Hanser Verlag, München 2004. 424 S., geb., 24,90 [Euro].
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Diese Bukowina gibt es nur noch in der Erinnerung: Norman Maneas "Die Rückkehr des Hooligan" zeichnet das eigenwillige Selbstporträt eines Heimatlosen
Die literarische Annäherung an das Selbst ist kein leichtes Unterfangen. Kommen noch traumatische Erfahrungen hinzu wie Vertreibung und das Leben unter einer Diktatur, wird die literarische Rekonstruktion des historischen Ich zusätzlich erschwert. Zumal dann, wenn dies im Exil geschieht und die unmittelbare Nähe zu den Orten der Erinnerung fehlt.
Solche Hürden säumen auch den Weg, den Norman Manea in seinem Erinnerungsbuch "Die Rückkehr des Hooligan" beschritten hat. Sein "Selbstporträt" ist Ergebnis eines literarischen Ringens mit einer schwierigen Biographie; eine Autobiographie ist es nicht, ob eine solche überhaupt intendiert war, bleibt unklar. Der dem rumänischen Original hinzugefügte deutsche Untertitel erhebt denn auch diesen Anspruch nicht; treffender allerdings wäre "Versuch eines Selbstporträts". Denn was die Qualität des Werks ausmacht, ist nicht unbedingt das, was Manea als Historiker seines Selbst zu berichten hat, sondern vielmehr sein vielschichtiger Reflexionsgehalt. Und dieser findet sich weniger im ersten und letzten Teil des Buches, die der Reise des Autors in seine Heimat nach mehr als einem Jahrzehnt Exil und deren Vorbereitung gewidmet sind, sondern in den dazwischenliegenden Abschnitten, die aus der Erinnerung geschriebene autobiographische Skizzen enthalten. Wer hier aber den fleißig protokollierenden Autobiographen sucht, wird enttäuscht. Denn weite Strecken von Maneas Leben bleiben im dunkeln. So berichtet der Autor beispielsweise kaum etwas über die Zeit in Transnistrien, wohin er als fünfjähriges Kind mit seiner Familie 1941 deportiert wurde. Zwar ist in diesem Kontext immer wieder von dem "Lager" die Rede. Einem autobiographischen Bericht des Vaters, aus dem einige Passagen zitiert werden, ist aber zu entnehmen, daß die Familie den Aufenthaltsort damals immer wieder gewechselt hat: So ist von einem "ungeheizten Raum" in Moghilev die Rede, von einer Zuckerfabrik in Vindiceni sowie von einer Spiritusfabrik in Iurcauti, von wo aus die Familie flüchtete, um schließlich wieder in Moghilev zu landen. Manea selbst hat nach eigenem Bekunden kaum Erinnerungen an diese Zeit, Versuche, von den Eltern Näheres über diese Schreckenszeit zu erfahren, scheiterten.
Symptomatisch für diese Verdrängung, die sich auch in Maneas retrospektivem Blick niederschlägt, ist etwa, daß der Autor fast nur vom Beginn und Ende dieses dunklen Kapitels berichtet. Im dazwischenliegenden Zeitloch ragt die meisterhaft geschilderte Bestattungsszene am Grab des an Unterversorgung verstorbenen Großvaters als Schlüsselereignis jener "Initiation" heraus, die den Knaben schlagartig "alt" werden ließ. Die Erfahrung der Ausgrenzung bestimmt offenbar bis heute das Lebensgefühl des Schriftstellers. Das eigene jüdische Familienumfeld allerdings empfand er ebenfalls als beengend und spricht in diesem Zusammenhang von einem selbstauferlegten Ghetto der Juden, der "Kralle", der er immer wieder zu entfliehen versuchte. Dazu zählt auch die Mutter, die er in der Rückschau mit einer Art Haßliebe evoziert - die jiddische Mamme läßt grüßen. Die ihr gewidmeten Passagen, besonders die Schilderung, wie der 1986 freiwillig ins Exil gegangene Manea Jahre nach deren Beisetzung, bei der er nicht anwesend war, das Grab der Mutter besucht, gehören mit zum Bewegendsten, was Manea geschrieben hat. Und die, wenn auch lückenhaft, aber dennoch lebendig rekonstruierte Familiengeschichte lebt von jener Selbstironie und jenen Selbstzweifeln, die den Reiz manch eines modernen europäisch-jüdischen Autors ausmachen.
Wenn Manea bei seinen häufig ins Philosophische gehenden Betrachtungen also immer wieder Proust, Kafka oder den rumänisch-jüdischen Mihail Sebastian anführt, so wirkt dies nicht gekünstelt, sondern authentisch. Denn der sein Leben lang Bukowiner gebliebene Rumäne wird häufig von Selbstzweifeln geplagt, ist innerlich zerrissen zwischen Exil und einer Heimat, die letztlich doch keine war. Die über vierzig kurzen Kapitel, in die "Die Rückkehr des Hooligan" unterteilt ist, sind fragmentarische Spuren einer Erinnerungsarbeit, die sich stellenweise eher als deren Verweigerung lesen, was sie in einer Zeit, in der das Genre Autobiographie zur schrillen Selbstinszenierung zu verkommen droht, so spannend und lesenswert macht.
Im Hinblick auf die Schilderung der kommunistischen Zeit stellt sich jedoch die Frage nach weiteren Gründen für diese Verweigerungshaltung. Denn der ausgebildete Bauingenieur Manea, in seiner Jugend ein überzeugter Kommunist, scheint in späteren Jahren nicht besser oder schlechter gestellt gewesen zu sein als manch anderes vom Staat geduldete Mitglied eines osteuropäischen sozialistischen Schriftstellerverbands, auch wenn er - beileibe nicht als einziger - mit der kommunistischen Zensur in Konflikt geraten war. Die Schilderung dieser längsten Phase seines Lebens ist auffällig detailarm. Darüber kann auch der wunderbar aphorismenhafte und psychologisierende Text, der die kommunistische Zeit als eine in jeder Hinsicht absurde und verlogene auferstehen läßt, nicht hinwegtäuschen: Selbst die Hintergründe der erwähnten Einweisung des Verfassers in eine psychiatrische Anstalt bleiben dem Leser verborgen. Als besonders traumatisch für Manea - abgesehen von der Internierung seines Vaters in einem kommunistischen Straflager - wirkt das Ganze eigentlich nicht. Wenn Manea also im Hinblick auf seine kommunistische Vergangenheit mit der Erinnerung äußerst sparsam umgeht, dürfte er Gründe dafür gehabt haben. Möglicherweise wirkt hier die alte Übervorsicht des ehemaligen Untertanen fort, eine mögliche Erklärung wäre auch die Rücksichtnahme auf noch lebende Bekannte, die er meist nicht mit vollem Namen nennt, wohingegen bereits verstorbene durchaus identifizierbar sind: All das ist nicht untypisch für den zögerlichen Umgang des postsozialistischen Rumäniens mit seiner kommunistischen Vergangenheit - auch wenn es sich dabei um einen Exilrumänen handelt, der allerdings sehr spät in den Westen emigriert war.
Eine gewisse Verbitterung, die sich durch das ganze Buch zieht, ist unübersehbar. Diese scheint vor allem aus einer antisemitisch gefärbten Verunglimpfung des Autors durch Ultranationalisten zu resultieren, die ihn aufgrund eines von ihm 1991 publizierten Aufsatzes über die Nähe des rumänischen Religionsphilosophen Mircea Eliade zum Faschismus als "Volksverräter" abgestempelt hatten. Manea selbst zwar will sich allem Anschein nach nicht zum Opfer stilisieren, die Geschichte aber scheint ihn dazu zu zwingen; und er seinerseits hat offensichtlich auch keine großen Anstrengungen unternommen, sich dem sonderlich zu widersetzen, verschaffte ihm doch die Eliade-Affäre seinerzeit durchaus auch Publizität im Westen.
Der Titel "Die Rückkehr des Hooligan" spielt auf das Buch "Wie ich zum Hooligan wurde" von Mihail Sebastian an, der sich im immer faschistischer gewordenen Rumänien der Zwischenkriegszeit nicht hatte vorstellen können, von seinen rumänischen Schriftstellerkollegen eines Tages als jüdischer Fremdkörper betrachtet zu werden. Man könnte geneigt sein, Norman Maneas Schicksal, was sein Buch durchaus suggeriert, mit dem von Sebastian zu vergleichen. Man muß es aber nicht.
Norman Manea: "Die Rückkehr des Hooligan". Ein Selbstporträt. Aus dem Rumänischen übersetzt von Georg Aescht. Hanser Verlag, München 2004. 424 S., geb., 24,90 [Euro].
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