Einzelbewertung:
Plot: 3/5
Atmosphäre: 3/5
Charaktere: 3/5
Spannung: 3/5
Showdown: 3/5
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Es gibt so einige österreichische Krimi-Autoren. Da wäre zum Beispiel Wolf Haas mit seinen Brenner-Romanen, oder Rainer Nikowitz mit den Suchanek-Krimis – oder Stefan Slupetzky mit der
Lemming-Serie. Alle Bücher diese drei haben eines gemeinsam: sie sind von Humor geprägt und haben etwas Kurioses…mehrEinzelbewertung:
Plot: 3/5
Atmosphäre: 3/5
Charaktere: 3/5
Spannung: 3/5
Showdown: 3/5
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Es gibt so einige österreichische Krimi-Autoren. Da wäre zum Beispiel Wolf Haas mit seinen Brenner-Romanen, oder Rainer Nikowitz mit den Suchanek-Krimis – oder Stefan Slupetzky mit der Lemming-Serie. Alle Bücher diese drei haben eines gemeinsam: sie sind von Humor geprägt und haben etwas Kurioses an sich – die einen mehr, die anderen weniger. Bei Stefan Slupetzky mussten Fans des Lemming ganze acht Jahre auf seinen nächsten Fall warten, acht Jahre, in denen sich der ehemalige Polizist und Privatdetektiv als Nachtwächter im Tiergarten Schönbrunn verdingte und mit dem Detektiv-spielen scheinbar abgeschlossen hatte – doch jetzt muss er wieder ran. Das ist der fünfte Teil der Lemming-Serie und mein erster; man muss die vorhergehenden nicht unbedingt gelesen haben, so mein Eindruck.
Wie oben beschrieben geht es zunächst um den Straßenbahnfahrer Theo Ptak, der sich offensichtlich in einer seiner Passagierinnen verliebt hat und für sie auch gerne mal unerlaubterweise das Mikrofon für die Lautsprecher der Straßenbahn in die Hand nimmt, um ihr einen guten Morgen zu wünschen. Als die scheinbar Unscheinbare, wie die junge Dame durchgängig genannt wird, vor seinen Augen entführt wird, muss er natürlich handeln und den Ritter spielen, der seine Prinzessin rettet – nur dass dem Ritter ganz schnell das Licht ausgeknipst wird (kein Spoiler, das passiert recht bald).
Ab dann ermittelt der Lemming, mit dem Theo bis dahin nach der scheinbar Unscheinbaren gesucht hat, mit seinem alten Bekannten, dem Chefinspektor Polivka. Der Lemming wird Lemming genannt, weil er früher ein schlechter Polizist gewesen sein soll – dabei düpiert er Polivka im Roman nicht nur einmal und kehrt seinen Scharfsinn hervor. Die beiden – Lemming und Polivka – liefern sich bei ihren Ermittlungen gerne schlagfertige Wortduelle, die für Außenstehende – vulgo: dem Leser – nicht selten amüsant und kurios sind. Man merkt, dass sich die zwei schon länger kennen und schätzen – auch wenn sie zweiteres nicht offen zeigen können.
Zwischendurch gibt es immer wieder Kapitel, die uns ins 17. Jahrhundert führen und auf den ersten Blick nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben – und auch auf den Zweiten nicht. Dort segelt der Bauernknecht Max Horvat mit einer ganzen Armee und einem Vogelpärchen quer durch die Weltmeere, um in Graz vom Kaiser Ferdinand zum Kundschafter ernannt zu werden. Diese Kapitel sind wesentlich ernsthafter als die restliche Geschichte und ich habe hier auch eine gewisse Zeit gebraucht, um den Sinn darin zu verstehen.
Slupetzky hat definitiv einen eigenen Schreibstil, der zwar nicht ganz so krass ist wie der von Wolf Haas, mit dessen ich so gar nichts anfangen kann, aber auch nicht so mainstream wie der von Nikowitz oder Rhena Weiss, um auch eine österreichische Autorin zu nennen. Slupetzky schreibt humorvoll, seine Pointen platziert er treffsicher; zwischendurch gleitet er immer wieder ins Poetische ab und zeitweise wird die Schreibe auch gerne mal prätentiös. Die Geografie Wiens ist genau so akkurat recherchiert wie die historischen Details in Max' Kapiteln. Lokalkolorit ist vorhanden, sie trieft geradezu aus den einzelnen Seiten heraus. Der neueste Lemming ist relativ gut zu lesen, wobei ich mich dann und wann – vor allem bei den historischen Kapiteln – doch durchgequält habe, da das Erzähltempo zwischen Schnecke und Gepard schwankt, weshalb ich mich beim Lesen nie so wirklich wohlgefühlt habe.
Tl;dr: „Die Rückkehr des Lemming" von Stefan Slupetzky reiht sich in die Riege österreichs erfolgreicher Krimiautoren ein und glänzt mit pointierten Dialogen – legt aber auch Ernsthaftigkeit an den Tag und akkurat recherchiertes Geschichtswissen. Die teilweise lähmende und prätentiöse Schreibweise macht es einem aber schwer, sich rundum wohlzufühlen.