Mit Die Rückkehr legt Galsan Tschinag, Schamane, Bestsellerautor und Stammesoberhaupt, seine langerwartete Autobiographie - in Romanform - vor: Nach vielen Jahren des Unterwegsseins kehrt er zu seinem Volk, den Tuwa-Nomaden im Altaigebirge im Nordwesten der Mongolei, zurück, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Aber die Lage ist schwierig, seine beiden Schamanenschülerinnen wie auch das Volk sind uneins über den Weg in die Zukunft; traditionelles Nomadenleben und die Neuzeit stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber.
Um den Streit zu schlichten, wird eine Karawane zum Gelben See geschickt, wo ein Owoo, ein heiliger Steinhügel geweiht werden soll.In die Handlung verwoben sind Träume und Erinnerungen des Ich-Erzählers, die sein Leben Revue passieren lassen und bedeutsame Stationen festhalten: die Schulzeit in der stalinistischen Ära der fünfziger Jahre, das Studium in Leipzig in den sechzigern, die erste Begegnung mit dem Dalai Lama 1981 und die Erfüllung seines Lebenstraums: die große Karawane, mit der sein Volk 1995 in den Hohen Altai zurückkehrt, um die ursprüngliche Lebensweise als Nomaden wieder aufzunehmen.
Um den Streit zu schlichten, wird eine Karawane zum Gelben See geschickt, wo ein Owoo, ein heiliger Steinhügel geweiht werden soll.In die Handlung verwoben sind Träume und Erinnerungen des Ich-Erzählers, die sein Leben Revue passieren lassen und bedeutsame Stationen festhalten: die Schulzeit in der stalinistischen Ära der fünfziger Jahre, das Studium in Leipzig in den sechzigern, die erste Begegnung mit dem Dalai Lama 1981 und die Erfüllung seines Lebenstraums: die große Karawane, mit der sein Volk 1995 in den Hohen Altai zurückkehrt, um die ursprüngliche Lebensweise als Nomaden wieder aufzunehmen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2009Rückkehr ins Gebirge
Galsan Tschinag beteuert in seinem neuen autobiographischen Roman, dass er die Wahrheit schreibe. Bis auf die Stellen, an denen er Unangenehmes auslasse oder sich in einem besseren Licht darstelle. Schließlich sei man auch als Schamane und Stammesführer nur ein Mensch, und Menschsein bedeute, Geschichten zu erzählen, nicht die Wahrheit. So ist "Die Rückkehr" ein Gemenge aus Erfundenem und Erlebtem, Idealem und Wirklichem. Der Autor und Europareisende lässt die Stadt hinter sich und kehrt zu seinem Stamm ins mongolische Altai-Gebirge zurück. Dort wird er mit größten Ehren bedacht. Das aber steigt ihm nicht zu Kopf, Unsicherheit und Zweifel begleiten ihn weiter wie auch die Angst vor dem Tod. Was klingt wie ein mongolisches Märchen über einen weisen Heimkehrer, der einst ausgezogen war, die Welt mit Geschichten zu erobern, wird durchsetzt mit sehr realen Einsprengseln: Korrupte mongolische Beamte, Schikanen lokaler Machthaber und der wachsende Einfluss der chinesischen Kultur. Vor allem die kleinen Probleme des Alltags sind es, anhand derer der Autor sein Einfühlungsvermögen beweist. Ob Tschinag der befangene Biograph seiner selbst oder der Erzähler liebenswerter Lügen ist, interessiert letztlich nicht. Denn er hat aufs Neue einen gelungenen Roman aus dem Altai-Gebirge geschrieben. (Galsan Tschinag: "Die Rückkehr". Roman meines Lebens. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008. Geb., 254 S., geb., 19,80 [Euro].) Scht
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Galsan Tschinag beteuert in seinem neuen autobiographischen Roman, dass er die Wahrheit schreibe. Bis auf die Stellen, an denen er Unangenehmes auslasse oder sich in einem besseren Licht darstelle. Schließlich sei man auch als Schamane und Stammesführer nur ein Mensch, und Menschsein bedeute, Geschichten zu erzählen, nicht die Wahrheit. So ist "Die Rückkehr" ein Gemenge aus Erfundenem und Erlebtem, Idealem und Wirklichem. Der Autor und Europareisende lässt die Stadt hinter sich und kehrt zu seinem Stamm ins mongolische Altai-Gebirge zurück. Dort wird er mit größten Ehren bedacht. Das aber steigt ihm nicht zu Kopf, Unsicherheit und Zweifel begleiten ihn weiter wie auch die Angst vor dem Tod. Was klingt wie ein mongolisches Märchen über einen weisen Heimkehrer, der einst ausgezogen war, die Welt mit Geschichten zu erobern, wird durchsetzt mit sehr realen Einsprengseln: Korrupte mongolische Beamte, Schikanen lokaler Machthaber und der wachsende Einfluss der chinesischen Kultur. Vor allem die kleinen Probleme des Alltags sind es, anhand derer der Autor sein Einfühlungsvermögen beweist. Ob Tschinag der befangene Biograph seiner selbst oder der Erzähler liebenswerter Lügen ist, interessiert letztlich nicht. Denn er hat aufs Neue einen gelungenen Roman aus dem Altai-Gebirge geschrieben. (Galsan Tschinag: "Die Rückkehr". Roman meines Lebens. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008. Geb., 254 S., geb., 19,80 [Euro].) Scht
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit sichtlichem Vergnügen hat Rezensent Karl-Markus Gauß den Roman des deutsch-mongolischen Schriftstellers, Schamanen und Stammeshäuptlings über seine Rückreise zu Pferde (und mit 17köpfiger Familie) von Deutschland ins mongolische Ulaanbaator gelesen, wo einst nach Galsan Tschinags Geburt 1943 seine Nabelschnur begraben worden ist. Das Buch sei halb Wahrheit, halb Erfindung, schreibt der Rezensent, und da es im Untertitel "Roman meines Lebens" heiße, mache der Autor auch reichlich Gebrauch von den Gepflogenheiten des autobiografischen Genres und erzähle von Menschen, Begegnungen und Büchern, aber auch aus der Welt der Geister und der Träume. Der Rezensent schätzt an dem Buch auch, dass es ein spannendes Zeitzeugnis ist. Tschinag sei einst als erster Mongole von der Sowjetunion nach Leipzig zum Germanistik-Studium geschickt worden, wo er ein bekannter Schriftsteller wurde und doch als Häuptling sein Volk, die Tuwa, 1995 nach dem Untergang der UdSSR in einer Karawane in ihr einstiges Stammesgebiet zurückgeführt hat. Nur manchmal stößt sich der Rezensent an einem leichten Hang dieses Autors zu Namedropping und Wichtigtuerei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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