Die Russische Revolution ist beispiellos in ihrer Radikalität und ihrer dauerhaften Wirkung. Über den Sturz der Zarenherrschaft und die Entstehung der bolschewistischen Diktatur. Manfred Hildermeier ist Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Göttingen und Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2005Weltveränderer
OKTOBERREVOLUTION. "Von 10 Tagen, die die Welt erschütterten", sprach der amerikanische Journalist und Augenzeuge John Reed. Er meinte damit die bolschewistische "Oktoberrevolution" 1917, als Anhänger Lenins die amtierende Regierung stürzten und die sozialistische Sowjetrepublik ausriefen. Freilich, der "Oktober" wurde erst möglich, nachdem im "Februar" 1917 hauptstädtische Massendemonstrationen und Arbeiterstreiks den Zaren zur Abdankung gezwungen und eine "bürgerliche" Regierung an die Macht gebracht hatten. Daß sie den Krieg fortsetzte und die inneren Probleme nicht in den Griff bekam, war Wasser auf den Mühlen der Radikalen. Im Frühjahr noch eine winzige Splittergruppe, gelang ihnen im Herbst der Staatsstreich. Ihm folgte ein mehrjähriger Bürgerkrieg, in dem es die Bolschewiki vermochten, ihre Einparteidiktatur zu festigen und die Voraussetzungen für jene staatlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu schaffen, die von Grund auf die Welt veränderten. So war es sicher eine richtige Entscheidung, daß sich Manfred Hildermeier nicht auf den "Roten Oktober" beschränkte, sondern das turbulente Geschehen seit Februar und die prägenden Jahre des Bürgerkrieges mit einbezog. Der Gliederung der Reihe entsprechend folgen der Darstellung des Geschehens ("Grundriß") Ergänzungen ("Vertiefungen") zu Einzelaspekten sowie eine Zeittafel, ein Glossar und Literaturhinweise. Die "Vertiefungen" gelten der "Räteverfassung", der Entwicklung der "innerparteilichen Opposition", den führenden "Köpfen der Revolution", dem Zusammenhang von "Nationaler Frage, Revolution und Bürgerkrieg" sowie Interpretationsmustern - angesiedelt "zwischen Modernisierung und Ideologie". Das schmale Büchlein führt kompetent in Grundprobleme der Russischen Revolution ein. Über Jahrzehnte in Teilen der Welt als Triumph der Menschheit gefeiert, ist vom Glanz und Mythos der Russischen Revolution - nach dem Zerfall der Sowjetunion und der allmählichen Öffnung der Archive - nur noch wenig übriggeblieben. Das gilt auch für den Staatsfeiertag am 7. November. Schon 1991 wurde der "Tag der Revolution" in "Tag der Einheit und Versöhnung" umbenannt. Im Herbst 2004 hörte man von parlamentarischen Initiativen, den 7. November künftig wieder als Arbeitstag zu begehen und den 4. November als "Tag der nationalen Einheit" zu feiern: als Erinnerung an die Befreiung Moskaus von einer polnischen Besatzungsmacht im Jahre 1612. (Manfred Hildermeier: Russische Revolution. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2004. 128 Seiten, 8,90 [Euro].)
HELMUT ALTRICHTER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
OKTOBERREVOLUTION. "Von 10 Tagen, die die Welt erschütterten", sprach der amerikanische Journalist und Augenzeuge John Reed. Er meinte damit die bolschewistische "Oktoberrevolution" 1917, als Anhänger Lenins die amtierende Regierung stürzten und die sozialistische Sowjetrepublik ausriefen. Freilich, der "Oktober" wurde erst möglich, nachdem im "Februar" 1917 hauptstädtische Massendemonstrationen und Arbeiterstreiks den Zaren zur Abdankung gezwungen und eine "bürgerliche" Regierung an die Macht gebracht hatten. Daß sie den Krieg fortsetzte und die inneren Probleme nicht in den Griff bekam, war Wasser auf den Mühlen der Radikalen. Im Frühjahr noch eine winzige Splittergruppe, gelang ihnen im Herbst der Staatsstreich. Ihm folgte ein mehrjähriger Bürgerkrieg, in dem es die Bolschewiki vermochten, ihre Einparteidiktatur zu festigen und die Voraussetzungen für jene staatlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu schaffen, die von Grund auf die Welt veränderten. So war es sicher eine richtige Entscheidung, daß sich Manfred Hildermeier nicht auf den "Roten Oktober" beschränkte, sondern das turbulente Geschehen seit Februar und die prägenden Jahre des Bürgerkrieges mit einbezog. Der Gliederung der Reihe entsprechend folgen der Darstellung des Geschehens ("Grundriß") Ergänzungen ("Vertiefungen") zu Einzelaspekten sowie eine Zeittafel, ein Glossar und Literaturhinweise. Die "Vertiefungen" gelten der "Räteverfassung", der Entwicklung der "innerparteilichen Opposition", den führenden "Köpfen der Revolution", dem Zusammenhang von "Nationaler Frage, Revolution und Bürgerkrieg" sowie Interpretationsmustern - angesiedelt "zwischen Modernisierung und Ideologie". Das schmale Büchlein führt kompetent in Grundprobleme der Russischen Revolution ein. Über Jahrzehnte in Teilen der Welt als Triumph der Menschheit gefeiert, ist vom Glanz und Mythos der Russischen Revolution - nach dem Zerfall der Sowjetunion und der allmählichen Öffnung der Archive - nur noch wenig übriggeblieben. Das gilt auch für den Staatsfeiertag am 7. November. Schon 1991 wurde der "Tag der Revolution" in "Tag der Einheit und Versöhnung" umbenannt. Im Herbst 2004 hörte man von parlamentarischen Initiativen, den 7. November künftig wieder als Arbeitstag zu begehen und den 4. November als "Tag der nationalen Einheit" zu feiern: als Erinnerung an die Befreiung Moskaus von einer polnischen Besatzungsmacht im Jahre 1612. (Manfred Hildermeier: Russische Revolution. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2004. 128 Seiten, 8,90 [Euro].)
HELMUT ALTRICHTER
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eine kompetente Einführung in die Probleme der Russischen Revolution sieht Rezensent Helmut Altrichter in diesem schmalen Band von Manfred Hildermeier. Dass sich Hildermeier nicht auf die Darstellung des "Roten Oktober" beschränkt, sondern das turbulente Geschehen seit Februar 1917 und die prägenden Jahre des Bürgerkrieges einbezieht, findet Altrichter grundrichtig. Wie er berichtet, folgen der Darstellung des Geschehens Ergänzungen zu Einzelaspekten wie der "Räteverfassung", der Entwicklung der "innerparteilichen Opposition", den führenden "Köpfen der Revolution", dem Zusammenhang von "Nationaler Frage, Revolution und Bürgerkrieg" usw. sowie eine Zeittafel, ein Glossar und Literaturhinweise. "Über Jahrzehnte in Teilen der Welt als Triumph der Menschheit gefeiert", resümiert der Rezensent, "ist vom Glanz und Mythos der Russischen Revolution... nur noch wenig übriggeblieben".
© Perlentaucher Medien GmbH
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