Anfang des neunzehnten Jahrhunderts nahmen die Brüder Grimm die Sage vom Rattenfänger von Hameln in ihre Sammlung "Deutsche Sagen" (1816) auf und verliehen ihr bis heute ungebrochenen weltweiten Ruhm. Schon lange vorher erzählte man sich im Volk die mysteriöse Geschichte von dem geheimnisvollen pfeifenden Fremden, der am 26. Juni 1284 mit hundertdreißig Hamelner Kindern spurlos aus der Stadt verschwunden war, nachdem die Bürger ihm den versprochenen Lohn für die Vertreibung der Ratten verweigert hatten. Wahrheit oder reine Erfindung? Diese Frage stellt nicht nur jedes Kind, zahlreiche Historiker, Theologen, Volkskundler und Laien haben seit dem siebzehnten Jahrhundert nach dem Ursprung der Sage geforscht. Dieses Buch untersucht die Sage in ihrer Gesamtgestalt, die bisherigen Forschungsergebnisse, die inhaltliche Abwandlung und Motivik der Sage, die früh einsetzende Nach- und Weiterbildung in der Literatur, die Darstellung des Rattenfängers als Lockfigur in Politik, Werbung und Karikatur sowie die touristische Vermarktung der Stadt Hameln.