Wenn Jan Wagner Prosa schreibt, schreibt er über Poesie. Wer nach Lektüre dieses, von Leidenschaft durchdrungenen Essaybandes nicht für die Sache der Lyrik gewonnen ist, muss taub und blind sein, oder schlimmer noch, hat nie Jan Wagners Gedichte gelesen.
Sollte nicht jeder Schriftsteller Gedichte schreiben, fragt man sich bei der Lektüre dieser Essays und Porträts, und freut sich an der glänzenden Prosa, die so deutlich von der Kunst der Verdichtung, von der sprachlichen Hellhörigkeit des Lyrikers geprägt ist. Mit Eleganz und Belesenheit widmet sich Jan Wagner poetologischen Fragen, zeichnet prägnante und sehr persönliche Kollegenporträts von Whitman und Heym, über Benn und Beckett zu Matthew Sweeney und Simon Armitage. In seiner Lyrik erweist sich Jan Wagner stets als grandioser Geschichtenerzähler; diese Gabe zeigt sich auch in seinen Essays. Der Abstecher in das stinkende Inferno der Hundeschau von Bratislava, die Taschenkontrolle am Flug hafen von Lviv, der Schlagabtausch zwischen Wallace Stevens und Robert Frost - wer würde diese Szenen je wieder vergessen? Um viele wunderbare Anekdoten und Leseanregungen reicher, legt man schließlich die Sandale des Propheten aus den Händen, bereit, für die Lyrik durchs Feuer zu gehen, und durchdrungen von der Gewissheit, dass ein Leben ohne Poesie kein Leben wäre.
Sollte nicht jeder Schriftsteller Gedichte schreiben, fragt man sich bei der Lektüre dieser Essays und Porträts, und freut sich an der glänzenden Prosa, die so deutlich von der Kunst der Verdichtung, von der sprachlichen Hellhörigkeit des Lyrikers geprägt ist. Mit Eleganz und Belesenheit widmet sich Jan Wagner poetologischen Fragen, zeichnet prägnante und sehr persönliche Kollegenporträts von Whitman und Heym, über Benn und Beckett zu Matthew Sweeney und Simon Armitage. In seiner Lyrik erweist sich Jan Wagner stets als grandioser Geschichtenerzähler; diese Gabe zeigt sich auch in seinen Essays. Der Abstecher in das stinkende Inferno der Hundeschau von Bratislava, die Taschenkontrolle am Flug hafen von Lviv, der Schlagabtausch zwischen Wallace Stevens und Robert Frost - wer würde diese Szenen je wieder vergessen? Um viele wunderbare Anekdoten und Leseanregungen reicher, legt man schließlich die Sandale des Propheten aus den Händen, bereit, für die Lyrik durchs Feuer zu gehen, und durchdrungen von der Gewissheit, dass ein Leben ohne Poesie kein Leben wäre.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2011Hubble Gubble?
Von Lyrik kann man bekanntlich nicht leben, aber ohne Lyrik schon gar nicht, findet Jan Wagner, und so betreibt er klaglos seine "Dreifelderwirtschaft" als Dichter, Übersetzer und Rezensent. Spätestens seit seinem Band "Australien" (2010) wird der 1971 geborene Lyriker zu den Besten seines Fachs gezählt, dem das Adjektiv "meisterhaft" gebühre. Subtile Auseinandersetzung mit der Tradition und ein lebendiger Blick auf die Gegenwart fügen sich in seinen Gedichten zu kristallinen Gebilden, die bei aller handwerklichen Sorgfalt etwas spielerisch Lässiges an sich haben und dem Leser ein intellektuelles Vergnügen sondergleichen vermitteln. Kein Wunder, dass er schon in jungen Jahren die bedeutendsten Preise erhalten hat, jüngst den Hölderlin-Preis und den Kranichsteiner Literaturpreis. Das hat freilich zur Folge, dass sich der Lyriker zwecks Danksagung wohl oder übel gelegentlich oder eben beiläufig der Prosa zuwenden muss. Dieser Aufgabe aber entledigt sich Jan Wagner mit der gleichen sprachlichen Eleganz, die seine Gedichte auszeichnet. Bescheiden, knapp und präzise gibt er Auskunft zur Entstehung seiner Texte, lieber noch redet er über andere, Heym, Benn und Meister oder Stevens, Williams, Sweeney und Whitman. Jeder Text eine kenntnisreiche und formvollendete Einladung zur Lektüre. In dem Stück "Hubble Gubble" zeigt sich Jan Wagner schließlich derart als humorvoller Beobachter seiner Neuköllner Umgebung, dass sich der Leser bei allem Respekt vor der Priorität der Lyrik wünscht, der Dichter möge seine Kunst doch einmal in der erzählenden Gattung erproben. (Jan Wagner: "Die Sandale des Propheten". Beiläufige Prosa. Bloomsbury Verlag, Berlin 2011. 240 S., geb., 19,90 [Euro].)
fap
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von Lyrik kann man bekanntlich nicht leben, aber ohne Lyrik schon gar nicht, findet Jan Wagner, und so betreibt er klaglos seine "Dreifelderwirtschaft" als Dichter, Übersetzer und Rezensent. Spätestens seit seinem Band "Australien" (2010) wird der 1971 geborene Lyriker zu den Besten seines Fachs gezählt, dem das Adjektiv "meisterhaft" gebühre. Subtile Auseinandersetzung mit der Tradition und ein lebendiger Blick auf die Gegenwart fügen sich in seinen Gedichten zu kristallinen Gebilden, die bei aller handwerklichen Sorgfalt etwas spielerisch Lässiges an sich haben und dem Leser ein intellektuelles Vergnügen sondergleichen vermitteln. Kein Wunder, dass er schon in jungen Jahren die bedeutendsten Preise erhalten hat, jüngst den Hölderlin-Preis und den Kranichsteiner Literaturpreis. Das hat freilich zur Folge, dass sich der Lyriker zwecks Danksagung wohl oder übel gelegentlich oder eben beiläufig der Prosa zuwenden muss. Dieser Aufgabe aber entledigt sich Jan Wagner mit der gleichen sprachlichen Eleganz, die seine Gedichte auszeichnet. Bescheiden, knapp und präzise gibt er Auskunft zur Entstehung seiner Texte, lieber noch redet er über andere, Heym, Benn und Meister oder Stevens, Williams, Sweeney und Whitman. Jeder Text eine kenntnisreiche und formvollendete Einladung zur Lektüre. In dem Stück "Hubble Gubble" zeigt sich Jan Wagner schließlich derart als humorvoller Beobachter seiner Neuköllner Umgebung, dass sich der Leser bei allem Respekt vor der Priorität der Lyrik wünscht, der Dichter möge seine Kunst doch einmal in der erzählenden Gattung erproben. (Jan Wagner: "Die Sandale des Propheten". Beiläufige Prosa. Bloomsbury Verlag, Berlin 2011. 240 S., geb., 19,90 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wunderbar gelassen, wie der Lyriker Jan Wagner hier in zahlreichen bereits erschienenen Texten an einer eigenen Poetik bastelt, meint Burkhard Müller. So lässig ihm Wagner über Lyrik heute, ihre Qualitäten und Traditionen zu parlieren scheint, so gelehrt und lehrreich wirkt das Gesamte auf den Rezensenten. Über Wagners Handwerk, die angelsächsischen Einflüsse auf seine Arbeit, aber auch über hochkarätige Weggefährten in der jungen deutschen Lyrik (samt Textproben) erfährt Müller hier erstaunlich viel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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