Der preisgekrönte Debütroman jetzt im Taschenbuch!
Das Zimmermädchen Eleni stößt eines Morgens beim Aufräumen eine Schachfigur um - und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Sie kann das geheimnisvolle Spiel der Könige einfach nicht vergessen. Als Eleni ein Trick einfällt, um das Schachspielen zu lernen, beginnt für sie ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen. Denn mit ihrer Leidenschaft riskiert sie bald ihre Ehe, ihren guten Ruf, ihr ganzes bisheriges Leben.
Das Zimmermädchen Eleni stößt eines Morgens beim Aufräumen eine Schachfigur um - und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Sie kann das geheimnisvolle Spiel der Könige einfach nicht vergessen. Als Eleni ein Trick einfällt, um das Schachspielen zu lernen, beginnt für sie ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen. Denn mit ihrer Leidenschaft riskiert sie bald ihre Ehe, ihren guten Ruf, ihr ganzes bisheriges Leben.
»Ein kleines Buch mit großer Wirkung!« Bild am Sonntag
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2006Kleine Rochade des Lebens
Emanzipation am Schachbrett: In ihrem Erstlingsroman zeichnet Bertina Henrichs die Profilstudie eines Frauenlebens
Schach kann man mögen, das Parfüm Eau sauvage aber vielleicht gerade nicht. Wenn das Hotelzimmermädchen Eleni das Schachspiel, das es beim Saubermachen durch eine unachtsame Bewegung durcheinanderbringt, mit dem im Raum schwebenden Parfümduft verbindet, ist das ihre Sache. Unsere ist es, diese junge Frau in ihrer Frische, ihrer sanften Hartnäckigkeit und instinktsicheren Menschenkenntnis liebzugewinnen. Mehr als durch die Weltmetaphorik des Schachspiels wirkt dieser Roman durch die reizvolle Personenzeichnung der Hauptfigur.
Die in Paris lebende Deutsche Bertina Henrichs hat ihren Erstlingsroman auf französisch geschrieben. Der szenische Detailblick des Filmemachens, ihrer bisherigen Hauptbeschäftigung, kommt dem Erzählen zugute. Der Sonnenaufgang, der über dem Apollontempel auf Naxos für die Touristen heute die Erscheinung des antiken Gottes ersetzt, wirkt am Romanbeginn symbolisch zwar etwas zu hoch angesetzt. Da aber Eleni auf ihrem Arbeitsweg zum Hotel Dionysos diesem gewohnten Schauspiel keine Beachtung schenkt, schauen auch wir einfach nicht hin und achten lieber auf Elenis Gespür für die Hotelgäste. Die junge Frau versteht bestens, sie aus ihren intimen Spuren in den Zimmern erfassen. In der Nummer siebzehn beispielsweise sind die jungen Franzosen gerade ausgegangen, das Saubermachen kann beginnen. Doch so routiniert die aufmerksame Eleni zu Werk geht, kann es doch passieren, daß von der unvollendeten Partie auf dem Schachbrett eine Holzfigur zu Boden fällt. Keine Katastrophe - doch wohin sie zurückstellen, wenn man keine Ahnung hat von diesem Spiel? Das kurze Zögern im nachhängenden Duft des Parfüms wird das Leben der jungen Frau verändern.
Die einfache Zufriedenheit Elenis, die nach dem täglichen Dienst im Hotel zu ihrem Mann Panos, zu ihren beiden Kindern und in den lustigen Kreis der Dorfgemeinschaft zurückkehrt, gerät durch die Ahnung von etwas anderem, Höherem, Fernerem durcheinander. Und die sanfte Art, mit der aus dem hingebungsvollen Frauen- und Mutterdasein Elenis ohne dramatische Brüche im Dauerglanz eines sonnigen Gemüts neue, tiefere Züge der Figur hervortreten, gehört zu den Stärken des Romans. Hier emanzipiert sich eine Frau nicht gegen ihre bisherige Lebenswelt, sondern aus ihr heraus. Denn am Verlangen von Panos, beim Heimkommen abends aus der Autowerkstatt das Essen gleich auf dem Tisch zu haben, ändert sich nichts - und Eleni kann damit gut leben. Nur weiß mit dem elektronischen Schachspiel, das sie ihrem Mann zum Geburtstag schenkt, außer ihr selbst niemand etwas anzufangen. So beginnt mit der Aneignung der Spielregeln in der Verborgenheit einsamer Nachmittagsstunden ein hartnäckiger Kampf gegen die Maschine und gegen sich selbst: gegen die Versuchung des Rückfalls in die Vertrautheit des alten Hausfriedens.
Die Schachbegeisterung eines Hotelmädchens scheint der Familie und den Dorfleuten mehr als suspekt. Wo soll also eine Frau, die nie zuvor ein Plätzchen für sich allein im Haus beanspruchte, ihr Schachspiel verstecken? Wie die wöchentlichen Wege zu ihrem Schachlehrer tarnen - mag es sich dabei auch nur um ihren früheren, inzwischen greisen Schullehrer handeln? Der alte Sonderling Kouros ist auch die einzige Figur des Romans, die mit ihren abgeklärten Lebensweisheiten zwischen Resignation und Erfüllung sich von der Randfigurenkulisse aus Familie, Dorfgemeinschaft und Arbeitswelt abhebt. Sein enigmatisches Ende wird der zum Turnier nach Athen gereisten Schülerin durch eine gestürzte Schachfigur auf dem Brett mehr angedeutet als erklärt.
"Du wirst dich doch nicht wegen eines Schachspiels scheiden lassen" - mahnte der Wirt den zunächst ungehaltenen Panos. In der leicht hingesagten Ernsthaftigkeit dieses Arguments spiegeln sich Qualitäten und Grenzen des Romans. Er ist aus der Lebensperspektive einer im Spiel sich entdeckenden Frau zu lesen, nicht aus dem philosophischen Erwartungshorizont eines Glasperlenspiels. Fast möchte man, eher als von einem Roman, von der - sehr gelungenen - Profilstudie eines Frauenlebens sprechen. Im heiteren Licht mediterraner Lebensbejahung verzichtet das Buch auf abschüssige Stellen, Bedrohlichkeit, Erschütterungen und entläßt die Schachspielerin in eine rühmliche Turnierniederlage. Die Autorin beweist Talent für subtile Personenzeichnung, hell auf hell, und die Übersetzerin zeigt in ihrer kuriosen Aufgabe, das Werk einer Deutschen auf deutsch wiederzugeben, ein wahres Gespür für eine Spracheleganz, die mehr mit Andeutung und Ausblendung als mit Kontrasten und Brüchen arbeitet.
Bertina Henrichs: "Die Schachspielerin". Roman. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 143 S., geb., 15,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Emanzipation am Schachbrett: In ihrem Erstlingsroman zeichnet Bertina Henrichs die Profilstudie eines Frauenlebens
Schach kann man mögen, das Parfüm Eau sauvage aber vielleicht gerade nicht. Wenn das Hotelzimmermädchen Eleni das Schachspiel, das es beim Saubermachen durch eine unachtsame Bewegung durcheinanderbringt, mit dem im Raum schwebenden Parfümduft verbindet, ist das ihre Sache. Unsere ist es, diese junge Frau in ihrer Frische, ihrer sanften Hartnäckigkeit und instinktsicheren Menschenkenntnis liebzugewinnen. Mehr als durch die Weltmetaphorik des Schachspiels wirkt dieser Roman durch die reizvolle Personenzeichnung der Hauptfigur.
Die in Paris lebende Deutsche Bertina Henrichs hat ihren Erstlingsroman auf französisch geschrieben. Der szenische Detailblick des Filmemachens, ihrer bisherigen Hauptbeschäftigung, kommt dem Erzählen zugute. Der Sonnenaufgang, der über dem Apollontempel auf Naxos für die Touristen heute die Erscheinung des antiken Gottes ersetzt, wirkt am Romanbeginn symbolisch zwar etwas zu hoch angesetzt. Da aber Eleni auf ihrem Arbeitsweg zum Hotel Dionysos diesem gewohnten Schauspiel keine Beachtung schenkt, schauen auch wir einfach nicht hin und achten lieber auf Elenis Gespür für die Hotelgäste. Die junge Frau versteht bestens, sie aus ihren intimen Spuren in den Zimmern erfassen. In der Nummer siebzehn beispielsweise sind die jungen Franzosen gerade ausgegangen, das Saubermachen kann beginnen. Doch so routiniert die aufmerksame Eleni zu Werk geht, kann es doch passieren, daß von der unvollendeten Partie auf dem Schachbrett eine Holzfigur zu Boden fällt. Keine Katastrophe - doch wohin sie zurückstellen, wenn man keine Ahnung hat von diesem Spiel? Das kurze Zögern im nachhängenden Duft des Parfüms wird das Leben der jungen Frau verändern.
Die einfache Zufriedenheit Elenis, die nach dem täglichen Dienst im Hotel zu ihrem Mann Panos, zu ihren beiden Kindern und in den lustigen Kreis der Dorfgemeinschaft zurückkehrt, gerät durch die Ahnung von etwas anderem, Höherem, Fernerem durcheinander. Und die sanfte Art, mit der aus dem hingebungsvollen Frauen- und Mutterdasein Elenis ohne dramatische Brüche im Dauerglanz eines sonnigen Gemüts neue, tiefere Züge der Figur hervortreten, gehört zu den Stärken des Romans. Hier emanzipiert sich eine Frau nicht gegen ihre bisherige Lebenswelt, sondern aus ihr heraus. Denn am Verlangen von Panos, beim Heimkommen abends aus der Autowerkstatt das Essen gleich auf dem Tisch zu haben, ändert sich nichts - und Eleni kann damit gut leben. Nur weiß mit dem elektronischen Schachspiel, das sie ihrem Mann zum Geburtstag schenkt, außer ihr selbst niemand etwas anzufangen. So beginnt mit der Aneignung der Spielregeln in der Verborgenheit einsamer Nachmittagsstunden ein hartnäckiger Kampf gegen die Maschine und gegen sich selbst: gegen die Versuchung des Rückfalls in die Vertrautheit des alten Hausfriedens.
Die Schachbegeisterung eines Hotelmädchens scheint der Familie und den Dorfleuten mehr als suspekt. Wo soll also eine Frau, die nie zuvor ein Plätzchen für sich allein im Haus beanspruchte, ihr Schachspiel verstecken? Wie die wöchentlichen Wege zu ihrem Schachlehrer tarnen - mag es sich dabei auch nur um ihren früheren, inzwischen greisen Schullehrer handeln? Der alte Sonderling Kouros ist auch die einzige Figur des Romans, die mit ihren abgeklärten Lebensweisheiten zwischen Resignation und Erfüllung sich von der Randfigurenkulisse aus Familie, Dorfgemeinschaft und Arbeitswelt abhebt. Sein enigmatisches Ende wird der zum Turnier nach Athen gereisten Schülerin durch eine gestürzte Schachfigur auf dem Brett mehr angedeutet als erklärt.
"Du wirst dich doch nicht wegen eines Schachspiels scheiden lassen" - mahnte der Wirt den zunächst ungehaltenen Panos. In der leicht hingesagten Ernsthaftigkeit dieses Arguments spiegeln sich Qualitäten und Grenzen des Romans. Er ist aus der Lebensperspektive einer im Spiel sich entdeckenden Frau zu lesen, nicht aus dem philosophischen Erwartungshorizont eines Glasperlenspiels. Fast möchte man, eher als von einem Roman, von der - sehr gelungenen - Profilstudie eines Frauenlebens sprechen. Im heiteren Licht mediterraner Lebensbejahung verzichtet das Buch auf abschüssige Stellen, Bedrohlichkeit, Erschütterungen und entläßt die Schachspielerin in eine rühmliche Turnierniederlage. Die Autorin beweist Talent für subtile Personenzeichnung, hell auf hell, und die Übersetzerin zeigt in ihrer kuriosen Aufgabe, das Werk einer Deutschen auf deutsch wiederzugeben, ein wahres Gespür für eine Spracheleganz, die mehr mit Andeutung und Ausblendung als mit Kontrasten und Brüchen arbeitet.
Bertina Henrichs: "Die Schachspielerin". Roman. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 143 S., geb., 15,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die "Profilstudie eines Frauenlebens" erblickt Joseph Hanimann in Bertina Henrichs Debütroman über das Hotelzimmermädchen Eleni, die das Schachspielen für sich entdeckt und darüber beginnt, sich aus ihrer festgelegten Rolle zu befreien. Besonders gefallen hat ihm die Darstellung der Hauptfigur, durch die der Roman auf ihn noch mehr wirkt als durch die "Weltmetaphorik des Schachspiels". Zu den Stärken des Romans zählt er Henrichs Fähigkeit, langsam den Charakter Elenis hervortreten zu lassen und zu zeigen, wie sie sich emanzipiert. Lobend äußert er sich auch über die sprachlichen Fertigkeiten der Autorin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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