Der Erste Weltkrieg fand wahrlich nicht nur bei Verdun statt...
Wenn in Deutschland vom Ersten Weltkrieg die Rede ist, der wegen der Folgen auch heute noch seine Auswirkungen zeigt, denkt eigentlich jeder nur an das gegenseitige Abschlachten bei Verdun.
Das es in den Jahren zwischen 1914 und
1918 mindestens ebenso grausame 'Schlachtereien' in anderen Regionen gab, geht zumindest in…mehrDer Erste Weltkrieg fand wahrlich nicht nur bei Verdun statt...
Wenn in Deutschland vom Ersten Weltkrieg die Rede ist, der wegen der Folgen auch heute noch seine Auswirkungen zeigt, denkt eigentlich jeder nur an das gegenseitige Abschlachten bei Verdun.
Das es in den Jahren zwischen 1914 und 1918 mindestens ebenso grausame 'Schlachtereien' in anderen Regionen gab, geht zumindest in Deutschland meist unter. Seien es die fürchterlichen Vorgänge in Flandern, sei es der vergebliche Versuch, den Bosporus zu erobern. Oder sei es der Krieg in den Dolomiten.
Wer von oder zu einem Urlaub in Kroatien über Triest auf der italienischen Autobahn A23 knapp an Udine vorbei fährt, hat für gewöhnlich keine Ahnung, dass schon in 30 Kilometer Luftlinie Richtung Nordost fürchterliche Kriegsschlachten zwischen der k.u.k.-Armee, verstärkt durch die Wehrmacht des Deutschen Kaiserreiches und den italienischen Armeen tobten. Mit Hundertausenden von Toten. Jeweils auf jeder Seite der Beteiligten Staaten.
Diesem Frontabschnitt widmet sich Miro Simčič ausführlich. Mit genauen Berichten über die Frontverläufe der 12 Schlachten, die dort stattfanden. Die jeweilige militärisch begründete Motivation der jeweiligen Seite. Den Einsatz der jeweils neuesten Kriegstechnik inklusive Giftgas. Berichte von Soldaten beider Seiten, die an den Schlachten, dem gegenseitigen Abschlachten, teilnehmen mussten, geben wider, was sie dort zu erdulden, zu erleiden hatten.
Um nur einige Zahlen zu nennen ein Zitat aus dem Kapitel über die 11. Isonzo-Schlacht: "Das gesamte italienische Herr zählte damals über 1,3 Millionen Mann, und der Großteil der Truppen war an der Isonzofront zusammen gefasst. Die Mittelmächte verfügten über 470 Bataillone, 3.600 Geschütze und 900 Minenwerfer (die Italiener wiederum hatten 600 Bataillone, beinahe 4.000 Geschütze und 2.400 Minenwerfer zur Verfügung). Die Mittelmächte hatten 1,5 Millionen Artilleriegeschoße angehäuft (etwa ein Zehntel von ihnen enthielt Gas)."
Der Autor schildert auch die Leiden der Zivilbevölkerung. "Ein Ratgeber in den schlechten Zeiten" ist der Abschnitt betitelt. "Spatzen und Frösch auf hundertundeine Weise", "Gulasch und andere Gerichte ohne Fett", "Ein Seifenersatz", "Algen anstelle von Öl" oder "Drei Unterhosen pro Jahr" - derartige Überlebenshinweise sind dort zu finden.
Wer also seine Erholungswochen in den Dolomiten, in Asiago (m. E. noch schöner als Garmisch-Partenkirchen), in Venezien, in Kroatien oder Slowenien verbringen möchte, sollte wissen, was sich in dieser Gegend noch vor 103 Jahren abspielte.