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Jetzt als Serie mit Starbesetzung verfilmt! Clare Danes als Cora Seaborne und Tom Hiddleston als William Ransome.
Im viktorianischen England streiten eine Wissenschaftlerin und ein Pfarrer über Gott und die Welt. Und die Liebe ...
»Jane Austen lässt grüßen.« Oberösterreichische Nachrichten
London im Jahre 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora Seaborne die Hauptstadt und reist in den Küstenort Aldwinter. Dort geht das Gerücht um, der mythische Lindwurm von Essex sei zurückgekehrt und fordere Menschenleben. Als Naturwissenschaftlerin und Anhängerin der provokanten Thesen Charles…mehr
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»Die Schlange von Essex« - jetzt als als Serie mit Starbesetzung verfilmt und im Stream abrufbar.
Produktdetails
- Produktdetails
- Goldmann Taschenbücher .48918
- Verlag: Goldmann
- Originaltitel: The Essex Serpent
- Seitenzahl: 496
- Erscheinungstermin: 15. April 2019
- Deutsch
- Abmessung: 200mm x 135mm x 40mm
- Gewicht: 495g
- ISBN-13: 9783442489183
- ISBN-10: 3442489180
- Artikelnr.: 54464300
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- Artikelnr.: 54464300
Sarah Perry wurde 1979 in Essex geboren und lebt heute in Norwich. Ihr Roman 'Die Schlange von Essex' war einer der größten Überraschungserfolge der letzten Jahre in England. Er wurde u.a. mit dem British Book Award für den besten Roman und für das beste Buch insgesamt ausgezeichnet.
Sarah Perry über ihren Roman "Die Schlange von Essex"
Ihr Roman "Die Schlange von Essex" hat unmittelbar nach der Veröffentlichung die Bestsellerlisten gestürmt und sowohl Kritiker als auch Publikum begeistert. In der Zwischenzeit ist das Werk mit diversen Literaturpreisen bedacht worden, unter anderem gleich zweimal mit dem renommierten British Book Award 2017. Jeder Autor träumt von einem solchen Erfolg, aber wie war es für Sie, das zu erleben? Gab es da Vorzeichen?
Was mit dem Buch passiert ist, verblüfft mich nach wie vor in hohem Maße. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass, wenn es mir Freude gemacht hat, es zu schreiben, es vielleicht auch den Lesern Freude bereiten würde. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt geglaubt, dass es derart gewaltigen Erfolg haben würde: es ist ja beileibe kein konventioneller historischer Roman, und er enthält jede Menge Ideen und Passagen mit langen Ausführungen, beispielsweise über Theologie und Politik. Es war eine eigenartige und wunderbare Erfahrung zu erleben, wie es seinen Weg machte: Ich bin den Menschen sehr dankbar, die unendlich viel dazu beizutragen haben, dass das Buch seine Leser fand, meinem großartigen britischen…mehr
Ihr Roman "Die Schlange von Essex" hat unmittelbar nach der Veröffentlichung die Bestsellerlisten gestürmt und sowohl Kritiker als auch Publikum begeistert. In der Zwischenzeit ist das Werk mit diversen Literaturpreisen bedacht worden, unter anderem gleich zweimal mit dem renommierten British Book Award 2017. Jeder Autor träumt von einem solchen Erfolg, aber wie war es für Sie, das zu erleben? Gab es da Vorzeichen?
Was mit dem Buch passiert ist, verblüfft mich nach wie vor in hohem Maße. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass, wenn es mir Freude gemacht hat, es zu schreiben, es vielleicht auch den Lesern Freude bereiten würde. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt geglaubt, dass es derart gewaltigen Erfolg haben würde: es ist ja beileibe kein konventioneller historischer Roman, und er enthält jede Menge Ideen und Passagen mit langen Ausführungen, beispielsweise über Theologie und Politik. Es war eine eigenartige und wunderbare Erfahrung zu erleben, wie es seinen Weg machte: Ich bin den Menschen sehr dankbar, die unendlich viel dazu beizutragen haben, dass das Buch seine Leser fand, meinem großartigen britischen…mehr
Sarah Perry über ihren Roman "Die Schlange von Essex"
Ihr Roman "Die Schlange von Essex" hat unmittelbar nach der Veröffentlichung die Bestsellerlisten gestürmt und sowohl Kritiker als auch Publikum begeistert. In der Zwischenzeit ist das Werk mit diversen Literaturpreisen bedacht worden, unter anderem gleich zweimal mit dem renommierten British Book Award 2017. Jeder Autor träumt von einem solchen Erfolg, aber wie war es für Sie, das zu erleben? Gab es da Vorzeichen?
Was mit dem Buch passiert ist, verblüfft mich nach wie vor in hohem Maße. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass, wenn es mir Freude gemacht hat, es zu schreiben, es vielleicht auch den Lesern Freude bereiten würde. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt geglaubt, dass es derart gewaltigen Erfolg haben würde: es ist ja beileibe kein konventioneller historischer Roman, und er enthält jede Menge Ideen und Passagen mit langen Ausführungen, beispielsweise über Theologie und Politik. Es war eine eigenartige und wunderbare Erfahrung zu erleben, wie es seinen Weg machte: Ich bin den Menschen sehr dankbar, die unendlich viel dazu beizutragen haben, dass das Buch seine Leser fand, meinem großartigen britischen Verleger, dem unglaublichen Cover-Designer, und vielen mehr. Einen großen Teil des anfänglichen Erfolgs verdanke ich den Buchhändlern, die das Buch vom ersten Moment an genauso aufgenommen haben, wie ich es mir erhofft hatte, und getan haben, was sie konnten, um es bekanntzumachen.
Die Titelheldin Ihres Romans ist eine riesige geschuppte Schlange, die es Ende des 17. Jahrhunderts tatsächlich gegeben haben soll. Wie sind Sie auf die Geschichte gestoßen, und was hat Sie dazu inspiriert, darüber zu schreiben?
Mein Mann und ich stammen beide aus Essex, und eines Tages vor etwa vier Jahren fuhren wir in Essex über eine Landstraße und an einem Schild vorbei, das auf ein Dorf namens Henham hinwies. Mein Mann hatte zufällig gerade ein Büchlein gelesen, in dem es um Kuriositäten in Essex ging, und er sagte: "Oh! Hast du je von der Schlange von Essex gehört?" Hatte ich nicht, also erzählte er mir, dass das Dorf Henham im Jahr 1669 von diesem entsetzlichen Ungeheuer bedroht worden war, das aussah wie eine monströse Schlange mit lederartigen Flügeln, riesigen Augen und einem schnappenden Schnabel. Die Geschichte faszinierte mich auf Anhieb, und ich sagte: "Was, wenn sie zurückkäme?" In meiner Vorstellung wollte ich, dass sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurückkehrt, als die gegensätzlichen Ideen von Wissenschaft und Glaube allgemein bekannt waren, und recht durchschnittliche viktorianische Bürger besessen von Naturkunde waren und davon, Fossilien zu sammeln. Bis zum Ende der 45-minütigen Heimfahrt hatte ich den Handlungsablauf des Romans in groben Zügen im Kopf umrissen.
Ihr Roman beginnt im London des Jahres 1893. Nach dem Krebstod ihres brutalen Ehemannes reist Cora Seaborne mit ihrem Sohn nach Essex in der Hoffnung, dort Fossilien und vor allem Freiheitzu finden. Wie so viele Opfer von ehelicher Gewalt glaubt sie, für ihr Elend mitverantwortlich gewesen zu sein, ihre Seele verkauft zu haben, um leben zu können, wie sie leben musste. Hatten Frauen Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt Möglichkeiten, sich aus gewalttätigen Beziehungen zu befreien? Die Frauen waren damals natürlich wesentlich weniger handlungsfähig, als wir es heute sind. Zum Zeit-punkt, in dem der Roman spielt, gab es das Ehescheidungsgesetz seit nahezu 40 Jahren, und es ermöglichte Frauen, sich aufgrund von Brutalität von ihren Ehemännern scheiden zu lassen. Also wäre das mit Sicherheit eine Möglichkeit für Cora gewesen, die keine mittellose Frau war. Scheidung war in der damaligen Zeit weitgehend nur eine Option für Menschen, die sich das leisten konnten. Aber wie Sie schon sagten, fühlte sie sich irgendwie mitschuldig an den Misshandlungen in ihrer Ehe, was meiner Meinung nach ein nicht ungewöhnliches Verhaltensmuster von Frauen ist, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind; und selbstverständlich wäre eine geschiedene Frau mit mehr Stigma behaftet gewesen, als es heutzutage der Fall ist.
Coras elfjähriger Sohn Francis ist das, was man damals ein seltsames Kind nannte, heute tippt man eher auf Asperger-Syndrom. Wie ist es Ihnen gelungen, diesen Jungen nicht nur derart einfühlsam zu beschreiben, sondern sich auch in ihn hinein zu fühlen, und was war dabei das Schwierigste?
Etwas, was mich ungemein interessiert, ist das, was wir "normales" Verhalten nennen, und wie wir Men-schen behandeln, die sich auf eine Weise zu benehmen scheinen, die aus dem "Normalen" herausfällt. Zum Zeitpunkt, in dem der Roman spielt, gab es natürlich noch keine Pathologisierung von Francis Verhalten: wirklich keinerlei Empfinden dafür, dass etwas "nicht stimmte", und dass er einer Behandlung bedürfen würde. Folglich bestand für mich die Herausforderung darin, Francis auf eine Weise zu beschreiben, die auf meinen Erfahrungen mit Kindern und älteren Menschen mit Asperger-Syndrom beruhte, - was so viel heißt wie, ihn erkennbar "anders" zu beschreiben -, ohne dabei das Gefühl zu vermitteln, dass sein Benehmen "falsch" sei. Vieles von dem, was Francis tut, ist nämlich ein perfekt logisches Verhalten, mit dem er seine Bedürfnisse stillt: Wenn Ihnen beispielsweise eine Party zu viel wird, wie das bei vielen von uns häufig der Fall ist, wäre es ein recht vernünftiger Bewältigungsmechanismus, sich unter einem Tisch zu verstecken und in ruhigem Ton die Fibonacci-Folge zu rezitieren! Das Problem ist häufig nicht das Verhalten anderer Menschen, sondern wie dieses Verhalten wahrgenommen wird. Jedem werde ich es nicht recht gemacht haben, das weiß ich, aber ich war überglücklich, als ich positive Rückmeldungen von Menschen bekam, deren Kinder das Asperger-Syndrom haben.
Dass Cora nach Essex flüchtet, geschieht sehr zum Leidwesen von Dr. Luke Garrett, der das Sterben von Coras Ehemann begleitet und sich in Cora verliebt hat. Obwohl seine eigentliche Liebe der Medizin gilt, präzise gesagt, der Herzchirurgie. Es gibt in Ihrem Roman eine Operationsszene, die ein literarisches Kunstwerk in sich ist. Wie haben Sie das recherchiert, und ist insgeheim eine Chirurgin an Ihnen verloren gegangen? Es könnte sein, dass ich tatsächlich Chirurgin geworden wäre, wenn ich nicht das innere Verlangen verspürt hätte zu schreiben! Folglich war das Schreiben dieser Szene und die Entwicklung der Figur Luke Garrett vielleicht ein Weg, diesem Drang nachzugeben. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, für diese Szene zu recherchieren und sie zu schreiben. Ich habe einer Vorlesung zur Geschichte der Herzchirurgie beigewohnt, diverse Berichte über die ersten Versuche gelesen, mit denen man Soldaten das Leben retten wollte, die Herzverletzungen erlitten hatten, und ich habe mir auf YouTube massenhaft Videos von Operationen am offenen Herzen angeschaut. Am Ende war ich so weit, dass ich vergnügt zu Mittag essen konnte, während man auf dem Bildschirm einen Brustkorb aufsägte.
Das Herzstück von "Die Schlange von Essex" ist die Beziehung zwischen Cora und William Ransome, dem Vikar von Aldwinter. Gleich bei ihrer ersten Begegnung fühlen die beiden sich spontan zueinander hingezogen, obwohl sie im Grunde keine Gemeinsamkeiten haben. Wie würden Sie das Besondere dieser Beziehung beschreiben?
Es ist meine Hoffnung, dass Leser das Buch in allererster Linie als einen Roman über Freundschaft sehen. Freundschaft war früher einmal die Inspiration für sehr viel Literatur und Kunst, und das Epigramm des Buches stammt aus Michel de Montaignes wundervoller Abhandlung über Freundschaft. Für mich ist die Begegnung von Cora und Will ein Zusammentreffen von Seele und Geist. Das ist die primäre Bindung zwi-schen ihnen. Die Vertrautheit, die zwischen ihnen besteht, verändert und entwickelt sich in vielerlei Hin-sicht, doch ihre Beziehung ist immer durch eine tiefe Freundschaft geprägt. Meiner Ansicht nach neigen wir inzwischen zu einer recht engstirnigen und puritanischen Auffassung, wenn es darum geht, was Freundschaft sein kann, und an welcher Stelle sie sich in eine sexuelle oder romantische Beziehung verwandelt, und ich wollte ein Buch schreiben, das erkundet, wie seltsam, verlockend und essentiell Freundschafen sein können.
Zum Zeitpunkt von Coras Ankunft in Essex lebt die Bevölkerung in und um Aldwinter in Angst und Schrecken vor der Schlange von Essex, die angeblich nach über 200 Jahren wieder aufgetaucht ist und ständig neue Opfer fordert. William versucht, das als Aberglauben zu bekämpfen, während Cora überzeugt ist, dass es sich bei der Kreatur um eine bislang unbekannte Tierart handelt, und nach Beweisen sucht, die das wissenschaftlich belegen würden. Und so prallen sie aufeinander: die Schöpfungs- und die Evolutionstheorie. Was hat Sie an dieser Auseinandersetzung am meisten fasziniert und was war die größte Herausforderung?
Das ist im Grunde genommen der beherrschende Gedanke meinesLebens und meiner Arbeit: der Kampf zwischen Glaube und Ratio. An welchem Punkt wird Glaube zu einer Art von Aberwitz und wie lebt man als gläubiger Mensch, wenn man überdies einen Verstand hat. Ich bin in einer äußerst streng religiösen Familie aufgewachsen und habe viele Jahre daran geglaubt, dass die Erde in sechs Tagen erschaffen wurde, und so weiter. Die etablierte Kirche habe ich vor langer Zeit verlassen, betrachte mich aber nach wie vor als einen gläubigen Menschen, was bedeutet, dass meine Arbeit sehr häufig ein Mittel für mich ist, herauszufinden, was das bedeutet, und wo ich dann zwischen Christentum und Verstand sitze. Ich weiß, ich habe keine Antworten auf sie, und würde ich versuchen, sie zu finden, würde ich versagen: also lebe ich stattdessen einfach mit den Fragen.
Den Schauplatz Ihres Romans, das Küstenstädtchen Aldwinter in Essex, werden Ihre Leser sofort googeln und dann verwundert und sicher auch ein wenig enttäuscht feststellen, dass es den gar nicht gibt. Wie ist Ihnen gelungen, den Ort derart authentisch zu beschreiben, oder gibt es eine reale Vorlage dafür?
Ich stamme aus Essex, und deshalb wollte ich leidenschaftlich gern die Landschaft beschreiben, die ich so sehr gut kenne und liebe. Der Küstenstreifen, den ich als Schauplatz für das Buch haben wollte, hat sich nur in großem Maße verändert, unter anderem aufgrund von wasserbaulichen Schutzmaßnahmen, durch die das Sumpfgelände kleiner geworden ist, und so wollte ich ein Dorf erschaffen, das zwar nur in meiner Fantasie existierte, sich aber aus Stellen in Essex zusammensetzt, die ich am besten kenne. Aldwinter besteht aus sehr vielen real existierenden Orten - Mersea Island, Maldon, Fingringhoe, einem Naturschutgebiet namens Abbots Hall Farm - und die befinden alle genau in dieser Gegend. Eine meiner erfreulichsten Erfahrungen war, mich mit Menschen aus Essex zu unterhalten und festzustellen, dass sie in der Lage waren, Teile der real existierenden Stellen zu erkennen, die die Vorlage für Aldwinter geliefert haben.
Sie stammen aus einem zutiefst religiösen Elternhaus, Ihre Eltern sind Strict Baptists, sodass Sie sicher ohne den Lärm und die zahllosen Ablenkungen der modernen Welt aufgewachsen sind. Glauben Sie, dass das mit ein Grund dafür ist, dass Sie eine so außerordentliche Beobachtungsgabe und ein derart feines Gespür für Sprache entwickelt haben?
Wie ich aufgewachsen bin, hat ohne jeden Zweifel beeinflusst, wie ich schreibe und wie ich denke. Ich habe bereits in früher Kindheit die King-James-Bibel gelesen und auswendig gelernt, - sicher das Meisterwerk englischer Prosa -, und ich habe auch viel klassische Literatur gelesen. Wir hatten keinen Fernseher, also habe ich mir sehr viele Übertragungen im Radio angehört - ich erinnere mich ganz besonders daran, mir mit meinem Vater eine Inszenierung von Oedipus Rex angehört zu haben, sowie Theaterstücke, die auf Sherlock Holmes-Geschichten basierten. Ich glaube, all das hat nicht nur bewirkt, dass ich einen speziellen Schreibstil habe (ich weiß, zum Beispiel, wie häufig ich fast in einem fünfhebigen Jambus schreibe), es hat auch ein profundes Interesse an Ideen in mir erweckt. Bücher, in denen es weitgehend nur um romantische Beziehungen oder Familiengeschichten geht, langweilen mich immer ein wenig. Ich lese gern Geschichten, die Fragen zu Themen wie Philosophie, Theologie, Lebensstil aufwerfen. Vielleicht ist das so, weil ich von frühester Kindheit an dazu ermutigt wurde, über gewaltige Fragen nachzudenken, auf die es keine Antworten gibt, Fragen wie Sünde, Sterblichkeit, Ewigkeit und so weiter.
Einer der erstaunlichsten Aspekte von "Die Schlange von Essex" ist, dass es zwar ein historischer Roman, zugleich aber ein äußerst modernes Buch mit modern denkenden und fühlenden Figuren ist. Haben Sie das gezielt so gestaltet, oder hat sich das beim Schreiben ergeben?
Das Buch ist gezielt darauf ausgerichtet, den Leser anzuregen, die Kluft zwischen "damals" und "heute" zu verkleinern. Ich ärgere mich inzwischen immer mehr über Beschreibungen des späten 19. Jahrhunderts, die eher an einen Vergnügungspark zum Thema Viktorianische Zeit erinnern: Waschküchen, Zylinder und Frauen, die in goldenen Käfigen leben. Ich habe mich sehr bemüht, antiquierte Vorstellungen davon auszuradieren, wie die Menschen vor 120 Jahren gelebt und geliebt haben, und mich auf Quellenmaterial zu stützen, das dynamische und interessante Menschen schilderte, die ihre Meinung äußerten, innerlich hin- und hergerissen waren, und in vielerlei Hinsicht genauso lebten, wie wir es heute tun. Damit meine ich nicht nur die sichtbare Welt - zu der Zeit, in der das Buch spielt, gab es die Londoner U-Bahn seit 30 Jahren, man konnte sich Zähne unter Betäubung ziehen lassen, und der gewerkschaftliche Dachverband TUC war etabliert und funktionierte. Ich meine damit auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Frauen, die zu dieser Zeit lebten, waren in Politik involviert, in sozialen Bewegungen, Kunst, Wissenschaft und Mathematik; sie verfügten über erheblich mehr Selbstständigkeit, als wir gern glauben, und führten häufig ein ausgesprochen erfülltes Leben. Ich wollte mit der Vorstellung brechen, dass die Menschen einander vor 1918 weder mit dem Vornamen ansprachen, noch einfach zum Vergnügen Sex miteinander hatten - und nicht die Eigentümlichkeit oder die Verschiedenartigkeit der Vergangenheit aufzeigen, sondern vielmehr all das, was an Menschen und der Art, wie wir leben und miteinander interagieren, universell und unwandelbar ist.
Sie sind eine studierte Autorin mit einem Doktortitel in kreativem Schreiben. Hilft das bei der Arbeit oder ist es zuweilen auch hinderlich? Stehen das Wissen und das geschulte Handwerkszeug der Kreativität auch schon mal im Weg?
Ein formales Studium in kreativem Schreiben absolviert zu haben, kann meiner Meinung nach ein zwei-schneidiges Schwert sein. Meine Entscheidung, einen Magister- und Doktortitel zu erwerben, beruhte zum einen darauf, dass ich theoretische Studien liebe und zum anderen aber auch auf dem Umstand, dass ich damals weder über Selbstvertrauen, noch über Disziplin verfügte. Ich wusste, dass ich schreiben wollte, doch ich schien einfach nicht in der Lage zu sein, einen Anfang zu machen. Also werde ich für dieses formale Gerüst immer sehr dankbar sein wie auch dafür, wie es mich auf meinen Weg gebracht hat. Überdies musste ich im Hinblick auf Disziplin sehr vieles lernen: Mir war auf der Stelle klar, dass ich keine Ahnung hatte, was ich da tat, und die Tatsache, dass ich trotzdem damit weitermachen, es weiterhin hinterfragen und in meinem Beisein von anderen hinterfragen lassen musste, war eine Lektion von unschätzbarem Wert. In manch anderer Hinsicht meine ich jedoch, dass sich dadurch eine gewisse Unsicherheit in meinen Schreibstil eingeschlichen hat, die ich immer noch nicht überwunden habe. Ich weiß, dass ich eine äußerst altmodische Autorin bin - auf jeden Fall keine moderne: Ich interessiere mich überhaupt nicht dafür, die Art von Prosa zu schreiben, die man "sparsam" und "knapp" und so weiter nennt; ich bewundere den Mitte des 20. Jahrhunderts entstandenen amerikanischen Schreibstil nicht mehr als jeden anderen. Kreatives Schreiben zu studieren, hat mich hart mit der Realität konfrontiert, dass meine instinktive Art zu schreiben, ganz und gar nicht der bevorzugte Stil ist - oder damals nicht war; also habe ich in mancherlei Hinsicht das Gefühl, das Ganze sei hart erarbeitet. Ich habe allerdings festgestellt, dass es sinnlos für mich wäre, mich daran zu versuchen, in einem Stil zu schreiben, den ich für den derzeit modernen halte. Es würde sich falsch anfühlen, und außerdem kann ich es nicht.
"Die Schlange von Essex" ist Ihr zweites Werk. Ist bereits ein neuer Roman in Arbeit und worauf dürfen Ihre Leser sich da freuen? Ich nähere mich dem Ende der ersten Rohfassung meines dritten Romans; er spielt im Prag der Gegenwart, befasst sich aber mit einer Reihe von historischen Ereignissen.
Ihr Roman "Die Schlange von Essex" hat unmittelbar nach der Veröffentlichung die Bestsellerlisten gestürmt und sowohl Kritiker als auch Publikum begeistert. In der Zwischenzeit ist das Werk mit diversen Literaturpreisen bedacht worden, unter anderem gleich zweimal mit dem renommierten British Book Award 2017. Jeder Autor träumt von einem solchen Erfolg, aber wie war es für Sie, das zu erleben? Gab es da Vorzeichen?
Was mit dem Buch passiert ist, verblüfft mich nach wie vor in hohem Maße. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass, wenn es mir Freude gemacht hat, es zu schreiben, es vielleicht auch den Lesern Freude bereiten würde. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt geglaubt, dass es derart gewaltigen Erfolg haben würde: es ist ja beileibe kein konventioneller historischer Roman, und er enthält jede Menge Ideen und Passagen mit langen Ausführungen, beispielsweise über Theologie und Politik. Es war eine eigenartige und wunderbare Erfahrung zu erleben, wie es seinen Weg machte: Ich bin den Menschen sehr dankbar, die unendlich viel dazu beizutragen haben, dass das Buch seine Leser fand, meinem großartigen britischen Verleger, dem unglaublichen Cover-Designer, und vielen mehr. Einen großen Teil des anfänglichen Erfolgs verdanke ich den Buchhändlern, die das Buch vom ersten Moment an genauso aufgenommen haben, wie ich es mir erhofft hatte, und getan haben, was sie konnten, um es bekanntzumachen.
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Ihr Roman beginnt im London des Jahres 1893. Nach dem Krebstod ihres brutalen Ehemannes reist Cora Seaborne mit ihrem Sohn nach Essex in der Hoffnung, dort Fossilien und vor allem Freiheitzu finden. Wie so viele Opfer von ehelicher Gewalt glaubt sie, für ihr Elend mitverantwortlich gewesen zu sein, ihre Seele verkauft zu haben, um leben zu können, wie sie leben musste. Hatten Frauen Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt Möglichkeiten, sich aus gewalttätigen Beziehungen zu befreien? Die Frauen waren damals natürlich wesentlich weniger handlungsfähig, als wir es heute sind. Zum Zeit-punkt, in dem der Roman spielt, gab es das Ehescheidungsgesetz seit nahezu 40 Jahren, und es ermöglichte Frauen, sich aufgrund von Brutalität von ihren Ehemännern scheiden zu lassen. Also wäre das mit Sicherheit eine Möglichkeit für Cora gewesen, die keine mittellose Frau war. Scheidung war in der damaligen Zeit weitgehend nur eine Option für Menschen, die sich das leisten konnten. Aber wie Sie schon sagten, fühlte sie sich irgendwie mitschuldig an den Misshandlungen in ihrer Ehe, was meiner Meinung nach ein nicht ungewöhnliches Verhaltensmuster von Frauen ist, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind; und selbstverständlich wäre eine geschiedene Frau mit mehr Stigma behaftet gewesen, als es heutzutage der Fall ist.
Coras elfjähriger Sohn Francis ist das, was man damals ein seltsames Kind nannte, heute tippt man eher auf Asperger-Syndrom. Wie ist es Ihnen gelungen, diesen Jungen nicht nur derart einfühlsam zu beschreiben, sondern sich auch in ihn hinein zu fühlen, und was war dabei das Schwierigste?
Etwas, was mich ungemein interessiert, ist das, was wir "normales" Verhalten nennen, und wie wir Men-schen behandeln, die sich auf eine Weise zu benehmen scheinen, die aus dem "Normalen" herausfällt. Zum Zeitpunkt, in dem der Roman spielt, gab es natürlich noch keine Pathologisierung von Francis Verhalten: wirklich keinerlei Empfinden dafür, dass etwas "nicht stimmte", und dass er einer Behandlung bedürfen würde. Folglich bestand für mich die Herausforderung darin, Francis auf eine Weise zu beschreiben, die auf meinen Erfahrungen mit Kindern und älteren Menschen mit Asperger-Syndrom beruhte, - was so viel heißt wie, ihn erkennbar "anders" zu beschreiben -, ohne dabei das Gefühl zu vermitteln, dass sein Benehmen "falsch" sei. Vieles von dem, was Francis tut, ist nämlich ein perfekt logisches Verhalten, mit dem er seine Bedürfnisse stillt: Wenn Ihnen beispielsweise eine Party zu viel wird, wie das bei vielen von uns häufig der Fall ist, wäre es ein recht vernünftiger Bewältigungsmechanismus, sich unter einem Tisch zu verstecken und in ruhigem Ton die Fibonacci-Folge zu rezitieren! Das Problem ist häufig nicht das Verhalten anderer Menschen, sondern wie dieses Verhalten wahrgenommen wird. Jedem werde ich es nicht recht gemacht haben, das weiß ich, aber ich war überglücklich, als ich positive Rückmeldungen von Menschen bekam, deren Kinder das Asperger-Syndrom haben.
Dass Cora nach Essex flüchtet, geschieht sehr zum Leidwesen von Dr. Luke Garrett, der das Sterben von Coras Ehemann begleitet und sich in Cora verliebt hat. Obwohl seine eigentliche Liebe der Medizin gilt, präzise gesagt, der Herzchirurgie. Es gibt in Ihrem Roman eine Operationsszene, die ein literarisches Kunstwerk in sich ist. Wie haben Sie das recherchiert, und ist insgeheim eine Chirurgin an Ihnen verloren gegangen? Es könnte sein, dass ich tatsächlich Chirurgin geworden wäre, wenn ich nicht das innere Verlangen verspürt hätte zu schreiben! Folglich war das Schreiben dieser Szene und die Entwicklung der Figur Luke Garrett vielleicht ein Weg, diesem Drang nachzugeben. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, für diese Szene zu recherchieren und sie zu schreiben. Ich habe einer Vorlesung zur Geschichte der Herzchirurgie beigewohnt, diverse Berichte über die ersten Versuche gelesen, mit denen man Soldaten das Leben retten wollte, die Herzverletzungen erlitten hatten, und ich habe mir auf YouTube massenhaft Videos von Operationen am offenen Herzen angeschaut. Am Ende war ich so weit, dass ich vergnügt zu Mittag essen konnte, während man auf dem Bildschirm einen Brustkorb aufsägte.
Das Herzstück von "Die Schlange von Essex" ist die Beziehung zwischen Cora und William Ransome, dem Vikar von Aldwinter. Gleich bei ihrer ersten Begegnung fühlen die beiden sich spontan zueinander hingezogen, obwohl sie im Grunde keine Gemeinsamkeiten haben. Wie würden Sie das Besondere dieser Beziehung beschreiben?
Es ist meine Hoffnung, dass Leser das Buch in allererster Linie als einen Roman über Freundschaft sehen. Freundschaft war früher einmal die Inspiration für sehr viel Literatur und Kunst, und das Epigramm des Buches stammt aus Michel de Montaignes wundervoller Abhandlung über Freundschaft. Für mich ist die Begegnung von Cora und Will ein Zusammentreffen von Seele und Geist. Das ist die primäre Bindung zwi-schen ihnen. Die Vertrautheit, die zwischen ihnen besteht, verändert und entwickelt sich in vielerlei Hin-sicht, doch ihre Beziehung ist immer durch eine tiefe Freundschaft geprägt. Meiner Ansicht nach neigen wir inzwischen zu einer recht engstirnigen und puritanischen Auffassung, wenn es darum geht, was Freundschaft sein kann, und an welcher Stelle sie sich in eine sexuelle oder romantische Beziehung verwandelt, und ich wollte ein Buch schreiben, das erkundet, wie seltsam, verlockend und essentiell Freundschafen sein können.
Zum Zeitpunkt von Coras Ankunft in Essex lebt die Bevölkerung in und um Aldwinter in Angst und Schrecken vor der Schlange von Essex, die angeblich nach über 200 Jahren wieder aufgetaucht ist und ständig neue Opfer fordert. William versucht, das als Aberglauben zu bekämpfen, während Cora überzeugt ist, dass es sich bei der Kreatur um eine bislang unbekannte Tierart handelt, und nach Beweisen sucht, die das wissenschaftlich belegen würden. Und so prallen sie aufeinander: die Schöpfungs- und die Evolutionstheorie. Was hat Sie an dieser Auseinandersetzung am meisten fasziniert und was war die größte Herausforderung?
Das ist im Grunde genommen der beherrschende Gedanke meinesLebens und meiner Arbeit: der Kampf zwischen Glaube und Ratio. An welchem Punkt wird Glaube zu einer Art von Aberwitz und wie lebt man als gläubiger Mensch, wenn man überdies einen Verstand hat. Ich bin in einer äußerst streng religiösen Familie aufgewachsen und habe viele Jahre daran geglaubt, dass die Erde in sechs Tagen erschaffen wurde, und so weiter. Die etablierte Kirche habe ich vor langer Zeit verlassen, betrachte mich aber nach wie vor als einen gläubigen Menschen, was bedeutet, dass meine Arbeit sehr häufig ein Mittel für mich ist, herauszufinden, was das bedeutet, und wo ich dann zwischen Christentum und Verstand sitze. Ich weiß, ich habe keine Antworten auf sie, und würde ich versuchen, sie zu finden, würde ich versagen: also lebe ich stattdessen einfach mit den Fragen.
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Wie ich aufgewachsen bin, hat ohne jeden Zweifel beeinflusst, wie ich schreibe und wie ich denke. Ich habe bereits in früher Kindheit die King-James-Bibel gelesen und auswendig gelernt, - sicher das Meisterwerk englischer Prosa -, und ich habe auch viel klassische Literatur gelesen. Wir hatten keinen Fernseher, also habe ich mir sehr viele Übertragungen im Radio angehört - ich erinnere mich ganz besonders daran, mir mit meinem Vater eine Inszenierung von Oedipus Rex angehört zu haben, sowie Theaterstücke, die auf Sherlock Holmes-Geschichten basierten. Ich glaube, all das hat nicht nur bewirkt, dass ich einen speziellen Schreibstil habe (ich weiß, zum Beispiel, wie häufig ich fast in einem fünfhebigen Jambus schreibe), es hat auch ein profundes Interesse an Ideen in mir erweckt. Bücher, in denen es weitgehend nur um romantische Beziehungen oder Familiengeschichten geht, langweilen mich immer ein wenig. Ich lese gern Geschichten, die Fragen zu Themen wie Philosophie, Theologie, Lebensstil aufwerfen. Vielleicht ist das so, weil ich von frühester Kindheit an dazu ermutigt wurde, über gewaltige Fragen nachzudenken, auf die es keine Antworten gibt, Fragen wie Sünde, Sterblichkeit, Ewigkeit und so weiter.
Einer der erstaunlichsten Aspekte von "Die Schlange von Essex" ist, dass es zwar ein historischer Roman, zugleich aber ein äußerst modernes Buch mit modern denkenden und fühlenden Figuren ist. Haben Sie das gezielt so gestaltet, oder hat sich das beim Schreiben ergeben?
Das Buch ist gezielt darauf ausgerichtet, den Leser anzuregen, die Kluft zwischen "damals" und "heute" zu verkleinern. Ich ärgere mich inzwischen immer mehr über Beschreibungen des späten 19. Jahrhunderts, die eher an einen Vergnügungspark zum Thema Viktorianische Zeit erinnern: Waschküchen, Zylinder und Frauen, die in goldenen Käfigen leben. Ich habe mich sehr bemüht, antiquierte Vorstellungen davon auszuradieren, wie die Menschen vor 120 Jahren gelebt und geliebt haben, und mich auf Quellenmaterial zu stützen, das dynamische und interessante Menschen schilderte, die ihre Meinung äußerten, innerlich hin- und hergerissen waren, und in vielerlei Hinsicht genauso lebten, wie wir es heute tun. Damit meine ich nicht nur die sichtbare Welt - zu der Zeit, in der das Buch spielt, gab es die Londoner U-Bahn seit 30 Jahren, man konnte sich Zähne unter Betäubung ziehen lassen, und der gewerkschaftliche Dachverband TUC war etabliert und funktionierte. Ich meine damit auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Frauen, die zu dieser Zeit lebten, waren in Politik involviert, in sozialen Bewegungen, Kunst, Wissenschaft und Mathematik; sie verfügten über erheblich mehr Selbstständigkeit, als wir gern glauben, und führten häufig ein ausgesprochen erfülltes Leben. Ich wollte mit der Vorstellung brechen, dass die Menschen einander vor 1918 weder mit dem Vornamen ansprachen, noch einfach zum Vergnügen Sex miteinander hatten - und nicht die Eigentümlichkeit oder die Verschiedenartigkeit der Vergangenheit aufzeigen, sondern vielmehr all das, was an Menschen und der Art, wie wir leben und miteinander interagieren, universell und unwandelbar ist.
Sie sind eine studierte Autorin mit einem Doktortitel in kreativem Schreiben. Hilft das bei der Arbeit oder ist es zuweilen auch hinderlich? Stehen das Wissen und das geschulte Handwerkszeug der Kreativität auch schon mal im Weg?
Ein formales Studium in kreativem Schreiben absolviert zu haben, kann meiner Meinung nach ein zwei-schneidiges Schwert sein. Meine Entscheidung, einen Magister- und Doktortitel zu erwerben, beruhte zum einen darauf, dass ich theoretische Studien liebe und zum anderen aber auch auf dem Umstand, dass ich damals weder über Selbstvertrauen, noch über Disziplin verfügte. Ich wusste, dass ich schreiben wollte, doch ich schien einfach nicht in der Lage zu sein, einen Anfang zu machen. Also werde ich für dieses formale Gerüst immer sehr dankbar sein wie auch dafür, wie es mich auf meinen Weg gebracht hat. Überdies musste ich im Hinblick auf Disziplin sehr vieles lernen: Mir war auf der Stelle klar, dass ich keine Ahnung hatte, was ich da tat, und die Tatsache, dass ich trotzdem damit weitermachen, es weiterhin hinterfragen und in meinem Beisein von anderen hinterfragen lassen musste, war eine Lektion von unschätzbarem Wert. In manch anderer Hinsicht meine ich jedoch, dass sich dadurch eine gewisse Unsicherheit in meinen Schreibstil eingeschlichen hat, die ich immer noch nicht überwunden habe. Ich weiß, dass ich eine äußerst altmodische Autorin bin - auf jeden Fall keine moderne: Ich interessiere mich überhaupt nicht dafür, die Art von Prosa zu schreiben, die man "sparsam" und "knapp" und so weiter nennt; ich bewundere den Mitte des 20. Jahrhunderts entstandenen amerikanischen Schreibstil nicht mehr als jeden anderen. Kreatives Schreiben zu studieren, hat mich hart mit der Realität konfrontiert, dass meine instinktive Art zu schreiben, ganz und gar nicht der bevorzugte Stil ist - oder damals nicht war; also habe ich in mancherlei Hinsicht das Gefühl, das Ganze sei hart erarbeitet. Ich habe allerdings festgestellt, dass es sinnlos für mich wäre, mich daran zu versuchen, in einem Stil zu schreiben, den ich für den derzeit modernen halte. Es würde sich falsch anfühlen, und außerdem kann ich es nicht.
"Die Schlange von Essex" ist Ihr zweites Werk. Ist bereits ein neuer Roman in Arbeit und worauf dürfen Ihre Leser sich da freuen? Ich nähere mich dem Ende der ersten Rohfassung meines dritten Romans; er spielt im Prag der Gegenwart, befasst sich aber mit einer Reihe von historischen Ereignissen.
»Sarah Perry schreibt sich mit diesem Roman in die Riege der besten zeitgenössischen Autoren Englands.« John Burnside
"Wenn Sie Jane Austens Bücher mögen, dann werden Sie auch Sarah Perrys Roman nicht widerstehen können." WDR "Sarah Perry [...] ist eine ganz besondere Geschichte gelungen, in der Aberglaube wilde Blüten treibt und dich die Liebe, das zarte Pflänzchen, am Ende doch noch gegen alle Widerstände den Weg ins Licht bahnt." Brigitte, 25.10.2017 "Ein Buch über die Irrungen und Wirrungen der Liebe, niedergeschrieben in schönstmöglicher Art. Jane Austen lässt grüßen." Oberösterreichische Nachrichten, 18.11.2017