Ismail Kadare, der »Homer Albaniens«, vermischt Mythos und Geschichte. Hintergründig lakonisch und raffiniert.
Ein kleiner Beamter, der noch nie eine unverschleierte Frau gesehen hat, soll auf Befehl des Sultans eine halbe Million Schleier in die unterworfenen Provinzen auf dem Balkan bringen. Die Schönheit der Frauen, die ihre Gesichter nicht verstecken, erschüttert sein Weltbild, und ein gefährlicher Kummer schleicht sich in sein Herz. In drei außerordentlichen Erzählungen wird die grausame Logik totalitärer Macht offenbar, die bis in die kleinsten Winkel des osmanischen Reiches hineinwirkt, ob sie nun die seelischen Regungen des Einzelnen ausspäht, oder gleich die gesamte Elite eines rebellischen Satellitenstaates auslöscht.
Ein kleiner Beamter, der noch nie eine unverschleierte Frau gesehen hat, soll auf Befehl des Sultans eine halbe Million Schleier in die unterworfenen Provinzen auf dem Balkan bringen. Die Schönheit der Frauen, die ihre Gesichter nicht verstecken, erschüttert sein Weltbild, und ein gefährlicher Kummer schleicht sich in sein Herz. In drei außerordentlichen Erzählungen wird die grausame Logik totalitärer Macht offenbar, die bis in die kleinsten Winkel des osmanischen Reiches hineinwirkt, ob sie nun die seelischen Regungen des Einzelnen ausspäht, oder gleich die gesamte Elite eines rebellischen Satellitenstaates auslöscht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2015Die Verfinsterung der Welt
Ismail Kadare erzählt vom Widerstand Albaniens gegen religiöse Unterdrückung
Der 1936 im südalbanischen Gjirokastra geborene Ismail Kadare zählt zu den bedeutendsten Erzählern unserer Zeit. In seinem vielbändigen, vielstimmigen Werk hat er eine unbekannte, hinter Grenzen, Vorurteilen und Mythen verborgene Welt erkundet und Albanien der Weltliteratur erschlossen. Seine Romane preisen den Stolz und die Leidensfähigkeit eines kleinen, in seiner Geschichte immer wieder von der Auslöschung bedrohten Volkes, das den Verlockungen der Assimilation an seine wechselnden Unterdrücker widerstand und sich seine sprachliche und kulturelle Identität bewahrte. Als „rebellischste aller Nationen“ hat Kadare, der seine Bücher nicht immer frei von chauvinistischem Dünkel zu halten weiß, die Albaner gerühmt, und in seinem historischen Roman „Der Schandkasten“, der von einer Revolte gegen die jahrhundertelange Herrschaft der Osmanen handelt, heißt es: „Der Geist der Rebellion war so umfassend und unveränderlich wie das Klima des Landes.“
Unverkennbar strebt dieser Autor nicht weniger an, als mit den Mitteln der modernen Literatur einen uralten Auftrag der Epik wieder aufzunehmen: die großen Überlebensfragen des Stammes, der Nation im literarischen Bild zu gestalten und so als Deuter, als Stifter von Identität auf das Kollektiv zurückzuwirken. Etliche seiner Werke beziehen sich dabei auf jene Jahrhunderte, da Albanien unter osmanischer Herrschaft stand und sich viele Fürsten und Bauern wider die Islamisierung, eine ihnen aufgezwungene Kultur und Religion zu behaupten versuchten. Zu diesen Büchern gehören auch drei zwischen 1977 und 1983 verfasste, 1987 auf Deutsch in der DDR erschienene und jetzt von dem bewährten Joachim Röhm neu übersetzte Erzählungen, in denen Kadare mit Sarkasmus und unerbittlicher Logik genau davon erzählt: von der Bedrängnis, in die seine Heimat durch die Osmanen geriet, und von der Auflehnung, die in den Bergdörfern, im unwegsamen Land mit seinen versprengten Städten niemals erlosch.
Die beste Erzählung ist die erste, die dem Sammelband den Titel gibt. „Die Schleierkarawane“ erzählt von dem naiven und ungebildeten Karawanenführer Hadschi Milet, der eines Tages vom Sultan den Auftrag erhält, eine halbe Million schwarzer Gesichts- und Körperschleier in die Provinzen zu bringen, die auf dem Balkan liegen und von den aufsässigen Albanern bewohnt werden. Dieser Auftrag steht im Zusammenhang mit dem blutigen Versuch der Osmanen, jene Gebiete, die sie seit der frühen Neuzeit auf dem Balkan und in Mitteleuropa erobert und in relativer Autonomie belassen hatten, nun endlich auch religionspolizeilich unter Kuratel zu stellen.
Hadschi Milet ist dreißig Jahre, verheiratet und hat doch vom Leben und von den Frauen nicht die geringste Ahnung: „Von sich aus wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, dass es unverhüllte Frauen überhaupt geben könnte.“ Die Stimmung in Stambul ist gespalten. Die einen sind traurig, dass nun auch den „Europäerinnen“ droht, was schon die einheimischen Frauen erdulden müssen; die anderen sehen es mit Schadenfreude, dass die eitlen, westlichen Frauen aus der Öffentlichkeit gedrängt und mit dem Schleier „vor sich selbst geschützt werden“ sollen. Für Hadschi war es bisher eine hingenommene Realität, dass „die menschliche Rasse aus zwei Teilen bestand: einem verhüllten und einem unverhüllten“.
Die Karawane macht sich auf den langen Weg, begleitet von Offizieren, Soldaten, Spitzeln, und eines Tages sieht Hadschi, was er noch nie gesehen hat, Frauen ohne Schleier, die in aller Öffentlichkeit lachen, den Blick nicht senken, sondern ihn, den fremden Mann, selbstbewusst ins Auge fassen, Frauen, die stolz sind auf ihr offen gezeigtes Haar und sich ungezwungen bewegen. Dieses Erlebnis wühlt ihn im Innersten auf, bald wünscht er den zuchtlosen Weibern die Strafe Allahs und seiner irdischen Wächter, bald fühlt er sich von ihnen unwiderstehlich angezogen. Albanien wird so für ihn zum persönlichen und kulturellen Erweckungserlebnis.
Unmissverständlich deutet Kadare den Konflikt als kulturellen Riss, der zwischen Freiheit und Unterdrückung, und das heißt für ihn: zwischen Europa und dem Orient klafft. Ausgerechnet Albanien wird so zum tapferen Vorposten Europas, zum Bollwerk der Aufklärung und Freiheit erklärt, denn was der Sultan in Albanien anstrebt, das will er in allen eroberten Ländern durchsetzen, namentlich in Serbien, Griechenland, Rumänien, Bosnien, Bulgarien, Ungarn: Jede Frau soll dort „genauso den Schleier zu tragen haben wie alle anderen Muselmaninnen“. Als die Karawane die letzten Schleier ausgeliefert hat, kommt sie auf dem Rückweg durch eine Welt, die nicht mehr dieselbe ist wie vorher. Hadschi Milet bemerkt, dass überall, wo das Leben noch vor wenigen Wochen und Monaten bunt und fröhlich war, die Dinge farblos, die Menschen freudlos geworden sind. „Es hatte Sonnen- und Mondfinsternisse gegeben, nun stand die dritte große Dunkelheit bevor: die Verfinsterung der Frauen.“
Kadare weiß packend zu erzählen, mit jedem Kapitel verschärft er den Konflikt, der sich in der persönlichen Erfahrung eines nicht besonders hellen Mannes von vorgestern spiegelt, aber durch die Welt von heute schneidet. Der heikle Stoff, der in den letzten Jahren so viel Verwirrung und Streit hervorgerufen hat, Kadare greift erstaunlich unbefangen nach ihm.Für ihn ist klar, dass die Verschleierung den Frauen die Würde, Europa die Demokratie, der Welt die Schönheit rauben soll. Mit großem literarischen Können bringt Kadare es zuwege, die Dinge nüchtern und realistisch darzustellen und ihnen zugleich parabelhafte Vieldeutigkeit zu verleihen. Es ist eine Welt des omnipräsenten Misstrauens, die er kenntlich macht: Während die Frauen unter den Schleier müssen, weil ihrer Keuschheit und der Selbstbeherrschung der Männer nicht zu trauen ist, werden die Männer mithilfe einer bizarren Bürokratie überwacht und selbst noch im Schlaf ausgekundschaftet, damit die Herrschaft des Sultans, seiner Hofschranzen, seiner Wesire und Religionspolizisten unangefochten bleibe.
Auch die beiden anderen Erzählungen haben ihre Qualitäten, wenngleich die über zwei Jahrhunderte ausgespannte Geschichte „Das Geschlecht der Hankonen im Gang der Zeit“ nicht die Brisanz hat wie die dramatisch sich zuspitzende Erzählung von der Verfinsterung der Welt. Im Mittelstück „Der Festausschuss“ übt Kadare wiederum unerbittlich Kritik an der osmanischen Despotie, und neuerlich ist es Albanien, das zugleich als Opfer der religiösen Unterdrückung und als Land unbeugsamer Rebellen erscheint. Weil die lokalen Fürsten in der Provinz nach und nach fast unabhängig von der Zentrale geworden sind und ihrem Volk unislamische Freiheiten gewähren, sinnt die Verwaltung in Stambul nach einer Gelegenheit, die albanische Nation auf einen Schlag ihrer Eliten zu berauben. Der Sultan lässt die albanischen Würdenträger zu einem Gastmahl der Versöhnung einladen und sie dort allesamt massakrieren. Kadare nimmt auf ein Ereignis des Jahres 1830 Bezug und nimmt den historischen Fall zum Anlass, über die Macht und ihre Lakaien, die Diktatur und ihre Lobredner zu räsonieren.
Meisterlich erzählt Kadare, mit grimmigem Witz und Sinn für das Surreale der Realität. Seine Geschichten haben einen doppelten Boden, aber er führt sie dennoch zu einer klaren Aussage: Europa muss sich gegen die Gefahr behaupten, seine Freiheit hinter schwarze Schleier zu zwingen. Es wäre aber nicht Kadare, wenn er in dieser so eindringlich geschilderten Not nicht wüsste, von wo die Rettung kommen könnte, aus Albanien natürlich, dem Mutterland der Revolte.
KARL-MARKUS GAUSS
Ismail Kadare: Die Schleierkarawane. Erzählungen. Aus dem Albanischen von Joachim Röhm. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015, 208 Seiten, 19,99 Euro.
Die Verschleierung nimmt
den Frauen die Würde
und Europa die Demokratie
Hat seine albanische Heimat der Weltliteratur erschlossen: Ismail Kadare, ein meisterlicher Erzähler, nicht immer frei von Chauvinismus.
Foto: EPA/Alberto Morante, dpa
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ismail Kadare erzählt vom Widerstand Albaniens gegen religiöse Unterdrückung
Der 1936 im südalbanischen Gjirokastra geborene Ismail Kadare zählt zu den bedeutendsten Erzählern unserer Zeit. In seinem vielbändigen, vielstimmigen Werk hat er eine unbekannte, hinter Grenzen, Vorurteilen und Mythen verborgene Welt erkundet und Albanien der Weltliteratur erschlossen. Seine Romane preisen den Stolz und die Leidensfähigkeit eines kleinen, in seiner Geschichte immer wieder von der Auslöschung bedrohten Volkes, das den Verlockungen der Assimilation an seine wechselnden Unterdrücker widerstand und sich seine sprachliche und kulturelle Identität bewahrte. Als „rebellischste aller Nationen“ hat Kadare, der seine Bücher nicht immer frei von chauvinistischem Dünkel zu halten weiß, die Albaner gerühmt, und in seinem historischen Roman „Der Schandkasten“, der von einer Revolte gegen die jahrhundertelange Herrschaft der Osmanen handelt, heißt es: „Der Geist der Rebellion war so umfassend und unveränderlich wie das Klima des Landes.“
Unverkennbar strebt dieser Autor nicht weniger an, als mit den Mitteln der modernen Literatur einen uralten Auftrag der Epik wieder aufzunehmen: die großen Überlebensfragen des Stammes, der Nation im literarischen Bild zu gestalten und so als Deuter, als Stifter von Identität auf das Kollektiv zurückzuwirken. Etliche seiner Werke beziehen sich dabei auf jene Jahrhunderte, da Albanien unter osmanischer Herrschaft stand und sich viele Fürsten und Bauern wider die Islamisierung, eine ihnen aufgezwungene Kultur und Religion zu behaupten versuchten. Zu diesen Büchern gehören auch drei zwischen 1977 und 1983 verfasste, 1987 auf Deutsch in der DDR erschienene und jetzt von dem bewährten Joachim Röhm neu übersetzte Erzählungen, in denen Kadare mit Sarkasmus und unerbittlicher Logik genau davon erzählt: von der Bedrängnis, in die seine Heimat durch die Osmanen geriet, und von der Auflehnung, die in den Bergdörfern, im unwegsamen Land mit seinen versprengten Städten niemals erlosch.
Die beste Erzählung ist die erste, die dem Sammelband den Titel gibt. „Die Schleierkarawane“ erzählt von dem naiven und ungebildeten Karawanenführer Hadschi Milet, der eines Tages vom Sultan den Auftrag erhält, eine halbe Million schwarzer Gesichts- und Körperschleier in die Provinzen zu bringen, die auf dem Balkan liegen und von den aufsässigen Albanern bewohnt werden. Dieser Auftrag steht im Zusammenhang mit dem blutigen Versuch der Osmanen, jene Gebiete, die sie seit der frühen Neuzeit auf dem Balkan und in Mitteleuropa erobert und in relativer Autonomie belassen hatten, nun endlich auch religionspolizeilich unter Kuratel zu stellen.
Hadschi Milet ist dreißig Jahre, verheiratet und hat doch vom Leben und von den Frauen nicht die geringste Ahnung: „Von sich aus wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, dass es unverhüllte Frauen überhaupt geben könnte.“ Die Stimmung in Stambul ist gespalten. Die einen sind traurig, dass nun auch den „Europäerinnen“ droht, was schon die einheimischen Frauen erdulden müssen; die anderen sehen es mit Schadenfreude, dass die eitlen, westlichen Frauen aus der Öffentlichkeit gedrängt und mit dem Schleier „vor sich selbst geschützt werden“ sollen. Für Hadschi war es bisher eine hingenommene Realität, dass „die menschliche Rasse aus zwei Teilen bestand: einem verhüllten und einem unverhüllten“.
Die Karawane macht sich auf den langen Weg, begleitet von Offizieren, Soldaten, Spitzeln, und eines Tages sieht Hadschi, was er noch nie gesehen hat, Frauen ohne Schleier, die in aller Öffentlichkeit lachen, den Blick nicht senken, sondern ihn, den fremden Mann, selbstbewusst ins Auge fassen, Frauen, die stolz sind auf ihr offen gezeigtes Haar und sich ungezwungen bewegen. Dieses Erlebnis wühlt ihn im Innersten auf, bald wünscht er den zuchtlosen Weibern die Strafe Allahs und seiner irdischen Wächter, bald fühlt er sich von ihnen unwiderstehlich angezogen. Albanien wird so für ihn zum persönlichen und kulturellen Erweckungserlebnis.
Unmissverständlich deutet Kadare den Konflikt als kulturellen Riss, der zwischen Freiheit und Unterdrückung, und das heißt für ihn: zwischen Europa und dem Orient klafft. Ausgerechnet Albanien wird so zum tapferen Vorposten Europas, zum Bollwerk der Aufklärung und Freiheit erklärt, denn was der Sultan in Albanien anstrebt, das will er in allen eroberten Ländern durchsetzen, namentlich in Serbien, Griechenland, Rumänien, Bosnien, Bulgarien, Ungarn: Jede Frau soll dort „genauso den Schleier zu tragen haben wie alle anderen Muselmaninnen“. Als die Karawane die letzten Schleier ausgeliefert hat, kommt sie auf dem Rückweg durch eine Welt, die nicht mehr dieselbe ist wie vorher. Hadschi Milet bemerkt, dass überall, wo das Leben noch vor wenigen Wochen und Monaten bunt und fröhlich war, die Dinge farblos, die Menschen freudlos geworden sind. „Es hatte Sonnen- und Mondfinsternisse gegeben, nun stand die dritte große Dunkelheit bevor: die Verfinsterung der Frauen.“
Kadare weiß packend zu erzählen, mit jedem Kapitel verschärft er den Konflikt, der sich in der persönlichen Erfahrung eines nicht besonders hellen Mannes von vorgestern spiegelt, aber durch die Welt von heute schneidet. Der heikle Stoff, der in den letzten Jahren so viel Verwirrung und Streit hervorgerufen hat, Kadare greift erstaunlich unbefangen nach ihm.Für ihn ist klar, dass die Verschleierung den Frauen die Würde, Europa die Demokratie, der Welt die Schönheit rauben soll. Mit großem literarischen Können bringt Kadare es zuwege, die Dinge nüchtern und realistisch darzustellen und ihnen zugleich parabelhafte Vieldeutigkeit zu verleihen. Es ist eine Welt des omnipräsenten Misstrauens, die er kenntlich macht: Während die Frauen unter den Schleier müssen, weil ihrer Keuschheit und der Selbstbeherrschung der Männer nicht zu trauen ist, werden die Männer mithilfe einer bizarren Bürokratie überwacht und selbst noch im Schlaf ausgekundschaftet, damit die Herrschaft des Sultans, seiner Hofschranzen, seiner Wesire und Religionspolizisten unangefochten bleibe.
Auch die beiden anderen Erzählungen haben ihre Qualitäten, wenngleich die über zwei Jahrhunderte ausgespannte Geschichte „Das Geschlecht der Hankonen im Gang der Zeit“ nicht die Brisanz hat wie die dramatisch sich zuspitzende Erzählung von der Verfinsterung der Welt. Im Mittelstück „Der Festausschuss“ übt Kadare wiederum unerbittlich Kritik an der osmanischen Despotie, und neuerlich ist es Albanien, das zugleich als Opfer der religiösen Unterdrückung und als Land unbeugsamer Rebellen erscheint. Weil die lokalen Fürsten in der Provinz nach und nach fast unabhängig von der Zentrale geworden sind und ihrem Volk unislamische Freiheiten gewähren, sinnt die Verwaltung in Stambul nach einer Gelegenheit, die albanische Nation auf einen Schlag ihrer Eliten zu berauben. Der Sultan lässt die albanischen Würdenträger zu einem Gastmahl der Versöhnung einladen und sie dort allesamt massakrieren. Kadare nimmt auf ein Ereignis des Jahres 1830 Bezug und nimmt den historischen Fall zum Anlass, über die Macht und ihre Lakaien, die Diktatur und ihre Lobredner zu räsonieren.
Meisterlich erzählt Kadare, mit grimmigem Witz und Sinn für das Surreale der Realität. Seine Geschichten haben einen doppelten Boden, aber er führt sie dennoch zu einer klaren Aussage: Europa muss sich gegen die Gefahr behaupten, seine Freiheit hinter schwarze Schleier zu zwingen. Es wäre aber nicht Kadare, wenn er in dieser so eindringlich geschilderten Not nicht wüsste, von wo die Rettung kommen könnte, aus Albanien natürlich, dem Mutterland der Revolte.
KARL-MARKUS GAUSS
Ismail Kadare: Die Schleierkarawane. Erzählungen. Aus dem Albanischen von Joachim Röhm. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015, 208 Seiten, 19,99 Euro.
Die Verschleierung nimmt
den Frauen die Würde
und Europa die Demokratie
Hat seine albanische Heimat der Weltliteratur erschlossen: Ismail Kadare, ein meisterlicher Erzähler, nicht immer frei von Chauvinismus.
Foto: EPA/Alberto Morante, dpa
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2015Schwarzer Stoff liegt über der Welt
Ein Händler soll eine halbe Million Körperschleier von Istanbul aus nach Westen bringen - wozu? Ismail Kadares drastische Erzählungen von osmanischer Unterdrückung öffnen weite Assoziationsräume.
Die Werke des 1936 geborenen albanischen Erzählers und Nobelpreiskandidaten Ismail Kadare hat man lange als Kunde aus fernen, exotischen Welten gelesen, geprägt vom orientalischen Fabulieren und raffinierter literarischer Camouflage: Geschichten aus dem osmanischen Despotismus als triftige Parabeln auf den Totalitarismus im Allgemeinen und die paranoide kommunistische Diktatur Enver Hodschas im Besonderen.
Inzwischen sind uns einige dieser Geschichten irritierend nahe gerückt, als wären es eher verdeckte literarische Kommentare zu aktuellen Debatten etwa in Berlin-Neukölln. Und das, obwohl "Die Schleierkarawane" im 15. Jahrhundert spielt, zu Beginn der fünfhundertjährigen Besetzung Albaniens durch das Osmanische Reich. Der ewige Widerstand gegen Unterdrückung und Islamisierung ist der Hintergrund der meisten Werke Kadares. Hadschi Milet, ein bewährter Karawanenführer, bekommt einen heiklen Auftrag. Mit einer Fracht von einer halben Million Gesichts- und Körperschleiern soll er von Istanbul aus den Balkan bereisen. Er versucht sich einzureden, er sei mit gewöhnlicher Ware unterwegs. Allah hat Tag und Nacht geschaffen, und das Menschengeschlecht nun einmal unterschieden in den verhüllten und den unverhüllten Teil. Aber weil nicht alle an Allah glauben, sind die Schleier eine Waffe im religiösen Kulturkampf. Durch das Dekret sollen "die Frauen vor sich selbst geschützt werden, vor dem Teufel, der in jeder von ihnen steckt". Schadenfroh geht das weniger orthodoxe Getuschel in Stambul: "Sollten doch ruhig auch die bisher unverhüllten Dämchen auf dem Balkan leiden."
Auf seiner Reise begegnet Hadschi Milet erstmals dem Christentum. Er wundert sich, "dass die Kirchen mit ihren schimmernden Kreuzen ganz offen herumstehen durften". Immerhin: "Die neuen Minarette aus weißem, behauenem Stein überstrahlten die alten, von den Jahren und dem Wetter geschwärzten Kirchen...Die junge Braut kämpfte mit der alten Schindmähre, bis sie besiegt war." Bei den realen Frauen aber erlebt es Hadschi Milet zu seiner Verstörung genau andersherum. An einem Brunnen trifft er eine Gruppe fröhlicher und freundlicher junger Frauen: Haartracht, Hals und Beine - alles gut zu sehen, und vor allem: "entblößte" Gesichter und offene Blicke. Hadschi Milet ist es, als würde an diesem Tag eine zweite Sonne aufgehen.
Der einfache Märchenton verbindet sich mit subtiler psychologischer Erzählkunst. Der Karawanenführer hat Mitleid mit den Frauen, auf die die Verschleierungspflicht zukommt, und zugleich steigt in ihm aus dunklen Quellen die Wut hoch: "Keine von euch wird davonkommen, dachte er zornig, keine. Wenn ihr dreizehn Jahre alt werdet, steckt man euch in den Schleier. Wie Krähen werdet ihr aussehen." Seine Aufgabe erscheint ihm ebenso fromm wie furchtbar. In einer albanischen Stadt ist die Bevölkerung widerspenstig; man ist wütend über das Dekret des fernen Sultans. "Ich habe die Schleier bloß transportiert", redet sich Hadschi Milet heraus. Aber ebenso unwohl fühlt er sich, wenn er als "Sendbote des Islam", "Ruhestifter" oder "Teufelseinschläferer" gepriesen wird. Und noch unwohler, als er auf dem Rückweg keine fröhlichen Frauen mehr vorfindet: "Alle hatte die Nacht verschluckt."
Es kommt ihm vor, als wäre er, der Frauenverhüller, mit einem riesigen schwarzen Tuch über Dörfer und Städte gezogen. Er hat Albträume, verwünscht den Verschleierungs-Ferman, weint im Schlaf. Letzteres ist besonders verdächtig. Wer weint, hat Grund zur Reue, also vermutlich staatsfeindliche Handlungen begangen. Da der Reisende längst von Spitzeln des Sultans begleitet wird, inhaftiert man ihn und erwartet sein Geständnis. Er wird gefoltert, man droht, "ihm bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, ihn zu zersägen, zu pfählen, zu Kerzenfett zu verarbeiten" - solche Formen des Überwachens und Strafens sind der "schwarze Stoff", den das islamische Reich für den unverschleierten männlichen Teil der Gesellschaft bereithält.
Die Grausamkeit, in die das Geschehen umschlägt, kennt man aus den Romanen und Erzählungen von Ivo Andric, der zu Kadares wichtigsten Vorbildern gehört. Keiner, der das Jahrhundertwerk "Die Brücke über die Drina" gelesen hat, wird je die Szene vergessen, in der ein Saboteur des osmanischen Brückenbaus öffentlich gepfählt wird, beschrieben im Ton einer merkwürdig gelassenen (keineswegs kalten oder zynischen) Nüchternheit. Diesen Stil hat sich Kadare bei Andric abgeschaut; er kommt verstärkt in der zweiten Novelle des vorliegenden Bandes zur Geltung. Sie handelt von einem großen Versöhnungsfest, das der Sultan den albanischen Fürsten anbietet. Nun, da die Aufrührer "durch königlichen Dschihad vernichtet und in Staub verwandelt" seien, so die Verlautbarung von Mahmud II., "reiche ich dem versammelten Albanien die Friedenshand", auf dass es sich "fortan als Schmuckkästlein an der adriatischen Küste darbiete". "Der Festausschuss" heißt die Geschichte, und die längste Zeit werden die aufwendigen, von Kompetenzstreitigkeiten begleiteten Vorbereitungen zum Fest dargestellt, bis hin zur Auswahl der Nationalgerichte, Süßspeisen, Volkstänze und akrobatischen Darbietungen. Eingehend wird die Herstellung des großen Baklava-Strudelgebäcks mit 140 Lagen Blätterteig geschildert; der Küchenchef agiert am Rand des Nervenzusammenbruchs.
Wenn dann noch die von der Hohen Pforte geladenen Würdenträger bei ihrer Ankunft aufgelistet werden, beginnt man sich zu fragen, ob die Erzählung nicht selbst aus 140 Lagen Blätterteig besteht. Das in die Länge gezogene Vorspiel ist jedoch ein effektives Kontrastmittel. Nach einer jähen Wendung wird ein Massaker beschrieben. Denn in Wahrheit geht es darum, die versammelte albanische Führungsschicht auf einen Schlag abzuschlachten; auf den Silberplatten des Festmahls werden dem Herrscher in Istanbul die Köpfe präsentiert. Wie die meisten phantastisch anmutenden Gewaltexzesse im Werk Kadares hat auch dieser eine Entsprechung in der Historie. 1830 ließ Mahmud II. tausend albanische Würdenträger niedermetzeln, die er unter dem Vorwand versammelt hatte, sie für ihre Loyalität auszuzeichnen.
Einen Schnelldurchlauf durch zweihundert Jahre albanischer Geschichte bietet das längste Stück des Bandes, "Das Geschlecht der Hankonen". Es ist eine Familienchronik aus Ismail Kadares Heimatstadt Gjirokastra, ein lakonisch präsentierter Bilderbogen der Schicksalsschläge. Von ungeheuren Skorpionplagen ist Rede, vom Wüten der "Geldseuche" und vom größten Raubzug aller Zeiten: "Zur letzten Mitternacht im Oktober wurde der Mond gestohlen." Die Kraft der Titelerzählung erreicht dieser Miniaturroman zwar nicht, aber Schrecken und Heiterkeit, Mythen und Wunder kreuzen sich auch in dieser Geschichte.
WOLFGANG SCHNEIDER
Ismail Kadare: "Die Schleierkarawane". Erzählungen.
Aus dem Albanischen von Joachim Röhm. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 208 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Händler soll eine halbe Million Körperschleier von Istanbul aus nach Westen bringen - wozu? Ismail Kadares drastische Erzählungen von osmanischer Unterdrückung öffnen weite Assoziationsräume.
Die Werke des 1936 geborenen albanischen Erzählers und Nobelpreiskandidaten Ismail Kadare hat man lange als Kunde aus fernen, exotischen Welten gelesen, geprägt vom orientalischen Fabulieren und raffinierter literarischer Camouflage: Geschichten aus dem osmanischen Despotismus als triftige Parabeln auf den Totalitarismus im Allgemeinen und die paranoide kommunistische Diktatur Enver Hodschas im Besonderen.
Inzwischen sind uns einige dieser Geschichten irritierend nahe gerückt, als wären es eher verdeckte literarische Kommentare zu aktuellen Debatten etwa in Berlin-Neukölln. Und das, obwohl "Die Schleierkarawane" im 15. Jahrhundert spielt, zu Beginn der fünfhundertjährigen Besetzung Albaniens durch das Osmanische Reich. Der ewige Widerstand gegen Unterdrückung und Islamisierung ist der Hintergrund der meisten Werke Kadares. Hadschi Milet, ein bewährter Karawanenführer, bekommt einen heiklen Auftrag. Mit einer Fracht von einer halben Million Gesichts- und Körperschleiern soll er von Istanbul aus den Balkan bereisen. Er versucht sich einzureden, er sei mit gewöhnlicher Ware unterwegs. Allah hat Tag und Nacht geschaffen, und das Menschengeschlecht nun einmal unterschieden in den verhüllten und den unverhüllten Teil. Aber weil nicht alle an Allah glauben, sind die Schleier eine Waffe im religiösen Kulturkampf. Durch das Dekret sollen "die Frauen vor sich selbst geschützt werden, vor dem Teufel, der in jeder von ihnen steckt". Schadenfroh geht das weniger orthodoxe Getuschel in Stambul: "Sollten doch ruhig auch die bisher unverhüllten Dämchen auf dem Balkan leiden."
Auf seiner Reise begegnet Hadschi Milet erstmals dem Christentum. Er wundert sich, "dass die Kirchen mit ihren schimmernden Kreuzen ganz offen herumstehen durften". Immerhin: "Die neuen Minarette aus weißem, behauenem Stein überstrahlten die alten, von den Jahren und dem Wetter geschwärzten Kirchen...Die junge Braut kämpfte mit der alten Schindmähre, bis sie besiegt war." Bei den realen Frauen aber erlebt es Hadschi Milet zu seiner Verstörung genau andersherum. An einem Brunnen trifft er eine Gruppe fröhlicher und freundlicher junger Frauen: Haartracht, Hals und Beine - alles gut zu sehen, und vor allem: "entblößte" Gesichter und offene Blicke. Hadschi Milet ist es, als würde an diesem Tag eine zweite Sonne aufgehen.
Der einfache Märchenton verbindet sich mit subtiler psychologischer Erzählkunst. Der Karawanenführer hat Mitleid mit den Frauen, auf die die Verschleierungspflicht zukommt, und zugleich steigt in ihm aus dunklen Quellen die Wut hoch: "Keine von euch wird davonkommen, dachte er zornig, keine. Wenn ihr dreizehn Jahre alt werdet, steckt man euch in den Schleier. Wie Krähen werdet ihr aussehen." Seine Aufgabe erscheint ihm ebenso fromm wie furchtbar. In einer albanischen Stadt ist die Bevölkerung widerspenstig; man ist wütend über das Dekret des fernen Sultans. "Ich habe die Schleier bloß transportiert", redet sich Hadschi Milet heraus. Aber ebenso unwohl fühlt er sich, wenn er als "Sendbote des Islam", "Ruhestifter" oder "Teufelseinschläferer" gepriesen wird. Und noch unwohler, als er auf dem Rückweg keine fröhlichen Frauen mehr vorfindet: "Alle hatte die Nacht verschluckt."
Es kommt ihm vor, als wäre er, der Frauenverhüller, mit einem riesigen schwarzen Tuch über Dörfer und Städte gezogen. Er hat Albträume, verwünscht den Verschleierungs-Ferman, weint im Schlaf. Letzteres ist besonders verdächtig. Wer weint, hat Grund zur Reue, also vermutlich staatsfeindliche Handlungen begangen. Da der Reisende längst von Spitzeln des Sultans begleitet wird, inhaftiert man ihn und erwartet sein Geständnis. Er wird gefoltert, man droht, "ihm bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, ihn zu zersägen, zu pfählen, zu Kerzenfett zu verarbeiten" - solche Formen des Überwachens und Strafens sind der "schwarze Stoff", den das islamische Reich für den unverschleierten männlichen Teil der Gesellschaft bereithält.
Die Grausamkeit, in die das Geschehen umschlägt, kennt man aus den Romanen und Erzählungen von Ivo Andric, der zu Kadares wichtigsten Vorbildern gehört. Keiner, der das Jahrhundertwerk "Die Brücke über die Drina" gelesen hat, wird je die Szene vergessen, in der ein Saboteur des osmanischen Brückenbaus öffentlich gepfählt wird, beschrieben im Ton einer merkwürdig gelassenen (keineswegs kalten oder zynischen) Nüchternheit. Diesen Stil hat sich Kadare bei Andric abgeschaut; er kommt verstärkt in der zweiten Novelle des vorliegenden Bandes zur Geltung. Sie handelt von einem großen Versöhnungsfest, das der Sultan den albanischen Fürsten anbietet. Nun, da die Aufrührer "durch königlichen Dschihad vernichtet und in Staub verwandelt" seien, so die Verlautbarung von Mahmud II., "reiche ich dem versammelten Albanien die Friedenshand", auf dass es sich "fortan als Schmuckkästlein an der adriatischen Küste darbiete". "Der Festausschuss" heißt die Geschichte, und die längste Zeit werden die aufwendigen, von Kompetenzstreitigkeiten begleiteten Vorbereitungen zum Fest dargestellt, bis hin zur Auswahl der Nationalgerichte, Süßspeisen, Volkstänze und akrobatischen Darbietungen. Eingehend wird die Herstellung des großen Baklava-Strudelgebäcks mit 140 Lagen Blätterteig geschildert; der Küchenchef agiert am Rand des Nervenzusammenbruchs.
Wenn dann noch die von der Hohen Pforte geladenen Würdenträger bei ihrer Ankunft aufgelistet werden, beginnt man sich zu fragen, ob die Erzählung nicht selbst aus 140 Lagen Blätterteig besteht. Das in die Länge gezogene Vorspiel ist jedoch ein effektives Kontrastmittel. Nach einer jähen Wendung wird ein Massaker beschrieben. Denn in Wahrheit geht es darum, die versammelte albanische Führungsschicht auf einen Schlag abzuschlachten; auf den Silberplatten des Festmahls werden dem Herrscher in Istanbul die Köpfe präsentiert. Wie die meisten phantastisch anmutenden Gewaltexzesse im Werk Kadares hat auch dieser eine Entsprechung in der Historie. 1830 ließ Mahmud II. tausend albanische Würdenträger niedermetzeln, die er unter dem Vorwand versammelt hatte, sie für ihre Loyalität auszuzeichnen.
Einen Schnelldurchlauf durch zweihundert Jahre albanischer Geschichte bietet das längste Stück des Bandes, "Das Geschlecht der Hankonen". Es ist eine Familienchronik aus Ismail Kadares Heimatstadt Gjirokastra, ein lakonisch präsentierter Bilderbogen der Schicksalsschläge. Von ungeheuren Skorpionplagen ist Rede, vom Wüten der "Geldseuche" und vom größten Raubzug aller Zeiten: "Zur letzten Mitternacht im Oktober wurde der Mond gestohlen." Die Kraft der Titelerzählung erreicht dieser Miniaturroman zwar nicht, aber Schrecken und Heiterkeit, Mythen und Wunder kreuzen sich auch in dieser Geschichte.
WOLFGANG SCHNEIDER
Ismail Kadare: "Die Schleierkarawane". Erzählungen.
Aus dem Albanischen von Joachim Röhm. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 208 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wie sich in den Geschichten Ismail Kadares Schrecken und Heiterkeit, Mythen und Wunder und Historie kreuzen, haut den Rezensenten Wolfgang Schneider um. Zudem, findet er, hat zumindest eine der in diesem Band versammelten Erzählungen aktuelle Bezüge zur Kopftuchdebatte. Es geht um einen Karawanenführer, der mit Schleiern als Fracht unterwegs ist und das Christentum kennenlernt. Für seine daraus resultierenden Zweifel soll er vom Sultan bestraft werden. Vor allem Kadares einfacher Märchenton hat es Schneider angetan. Eine Nüchternheit, die er keineswegs zynisch findet. In Verbindung mit der psychologischen Feinarbeit des Autors sorgt sie beim Rezensenten für Einblicke in zweihundert Jahre albanischer Geschichte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Er zeichnet seine Figuren einfühlsam, zu Realität mischt sich märchenhaft orientalische Erzähllust. St. Galler Tagblatt 20150625