Lewatschko wächst heran in einem Bergdorf im Nordwesten Bulgariens, das immer enger wird für Kopf und Herz. Eines Nachts tritt der Fluss über die Ufer, und der Junge ist weg. In der Tischlade sein Tagebuch, aus dem die Hinterbliebenen in ihrer Befangenheit kaum schlau werden: Darin schießt die Fantasie üppig ins Kraut der Ziegenweiden, tragen Fuchs, Wolf und Hund nebst einigen Geistern ihre Sicht der Dinge bei, und manches wird berichtet, noch ehe es geschah ... Jordan Raditschkow, Meister der Kurzprosa, berühmt für die weltweisen Bauern im fiktiven Dorf Tscherkaski, schrieb mit dem Roman "Die Schleuder" (1977) sein persönlichstes Buch, worin er mit einem jugendlichen Selbst melancholische Zwiesprache hält.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Tobias Lehmkuhl möchte mehr lesen von Jordan Raditschkow. Dessen nun auf Deutsch vorliegender Roman von 1977 führt ihn in eine vorindustrielle Welt im Norden Bulgariens, wo das Handwerk noch etwas gilt und Völker wie die Torlaken und die Karakatschanen leben. Dort verschwindet in den 1960ern ein junger Mann und gibt Anlass zu Spekulationen zwischen Schmied und Müller, während der Sozialismus in eine ungewisse Zukunft weist. Für Lehmkuhl ein "zeitloses Meisterwerk" mit einer zum Greifen gerundeten Sprache.
© Perlentaucher Medien GmbH
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