Astrologie galt von der Antike bis weit in die frühe Neuzeit hinein als unentbehrliche Erkenntnismethode. Heute fristet 'die schöne Kunst, das Schicksal zu lesen' ihr Dasein auf den Horoskopseiten von Frauenzeitschriften und in esoterischen Zirkeln. Haben die Sterne aufgeklärten Menschen noch etwas zu sagen?Die Charakterdeutungen der Tierkreiszeichen auf den Zuckerstückchen hat jeder schon einmal gelesen. Viele Menschen kennen ihr Sternbild, die meisten von ihnen aber würden jede Nähe zur Astrologie leugnen. Lorenz Jäger hat seine heimliche Liebe zu dieser verfemten Kunst öffentlich gemacht und publiziert im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Serie der Tierkreiszeichen, in der er jeweils einen Dichter oder Schriftsteller vorstellt. Seine Betrachtungen gewähren dem Leser überraschende Einblicke in Leben und Werk bedeutender Autoren wie Kafka, Proust, Freud, Musil und Nietzsche. Mit diesem Band wird der Rahmen seiner astrologischen Erkundungsreise jedoch weiter gesteckt. Neben den Tierkreiszeichen nimmt er die Planeten in den Blick, die günstigen wie Venus und Jupiter, die schwierigen wie Mars und Saturn. In enger Anlehnung an die Tradition, aber in der Sprache von heute, wird eine Kunst des Bilderstellens, des Bilderlesens entwickelt. Nicht ironisch, sondern umfassend und ernsthaft - als 'ernster Scherz'; als eine der letzten Formen, in der die Antike den Modernen greifbar wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2009LORENZ JÄGER, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat seine Liebe zur vielbewunderten und vielgescholtenen Sterndeutung in die Form eines philosophischen Gesprächs gebracht. So nah an der Tradition wie möglich und so modern wie nötig stellt er die zwölf Tierkreiszeichen und die sieben Himmelskörper der antiken Welt vor, zudem die neuen Planeten Uranus, Neptun und Pluto in ihrer Wirkung auf die Menschen. Dabei ist nichts einfach vorausgesetzt. Schritt für Schritt wird die Möglichkeit dieser Kunst des Bilderstellens abgeleitet. Dass sie den Dogmen der Aufklärung widerstreitet, versteht sich. Aber auch der helle Kopf kommt auf seine Kosten, wenn er liest, wie Ernst Jünger, Robert Musil, Arnold Gehlen oder Thomas Mann ihre Tierkreiszeichen als Leitmotive nutzten ("Die schöne Kunst, das Schicksal zu lesen". Kleines Brevier der Astrologie. zu Klampen Verlag, Springe 2009. 144 S., zahlreiche Abb., geb., 14,80 [Euro].)
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