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Skurril, selbstironisch, leichtfüßig: So zeigt sich Cartarescu in diesen drei Erzählungen, die er so - oder zumindest so ähnlich - erlebt hat. Mit trockenem Humor erzählt er von einem angeblichen Anthrax-Kuvert, einem Telefon-Interview mit Marilyn Monroe und von den Erlebnissen einer Reisegesellschaft, der er selbst angehört: Zwölf Schriftsteller aus Rumänien sollen während einer dreiwöchigen Tour das literarisch interessierte Frankreich erobern. Die großzügigen Gastgeber stellen ihnen dazu ein höchst ambitioniertes Programm zusammen ... Ein Porträt des Schriftstellers als junger Mann, das…mehr

Produktbeschreibung
Skurril, selbstironisch, leichtfüßig: So zeigt sich Cartarescu in diesen drei Erzählungen, die er so - oder zumindest so ähnlich - erlebt hat. Mit trockenem Humor erzählt er von einem angeblichen Anthrax-Kuvert, einem Telefon-Interview mit Marilyn Monroe und von den Erlebnissen einer Reisegesellschaft, der er selbst angehört: Zwölf Schriftsteller aus Rumänien sollen während einer dreiwöchigen Tour das literarisch interessierte Frankreich erobern. Die großzügigen Gastgeber stellen ihnen dazu ein höchst ambitioniertes Programm zusammen ... Ein Porträt des Schriftstellers als junger Mann, das einen mal laut lachen lässt, dann wieder nachdenklich stimmt. Die ideale Einstiegsdroge für Cartarescu-Entdecker.
Autorenporträt
Mircea Cartarescu wurde 1956 in Bukarest geboren und lebt in seiner Heimatstadt. Seit 1978 veröffentlicht er Lyrik und Prosa, sein Werk wird in vielen Sprachen übersetzt. Preise u.a.: International Dublin Literary Award (2024), FIL-Preis für romanische Sprachen (2022), Thomas-Mann-Preis, Premio Formentor (beide 2018), Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung und Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (beide 2015). Auf Deutsch erschienen zuletzt der Roman Solenoid (2019), die Erzählungen Melancolia (2022) und der Roman Theodoros (2024).
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Ein schöner Brauch: Zwölf "Belles Étrangères" der dichtenden Zunft sollen alljährlich Frankreich erobern. 2004 war Rumänien an der Reihe. Mit von der Partie: Mircea Crtrescu, dessen beflügeltes, geistreiches Tournee-Protokoll die Titelgeschichte seines Erzählbandes "Die schönen Fremden" bildet. Hatte der vielfach prämierte Autor seine Leser bisher in einen halluzinatorischen Malstrom gerissen ("Nostalgia", "Travestie", die "Orbitor"-Trilogie), um den gesellschaftlichen Umbruch seiner Heimat aus der schmerzlichen Realität in metaphysische Dimensionen zu erretten, so steuert er nun durch die raue See des Literaturbetriebs: rasant, skurril, (selbst-)ironisch und unendlich belesen. En passant komprimiert er biografische und literarische Splitter seiner Reisegesellen zu bündigen Porträts, und greift dabei gern nach bewährten Bausteinen seines Setzkastens: etwa Film- oder Traumsequenzen, das lustvolle Spiel mit klischeehafter Eigen- und Fremdwahrnehmung, die Überspitzung ins Groteske und die Transzendierung. Ein vermeintlich anthraxhaltiger Brief an Crtrescu führt in einen Taumel durch eine Polizeibehörde "in Umorganisation", begleitet von medial angeheizten Phobien. So wird die Lesereise eines Jungautors durch Rumäniens Provinz zum psychedelischen Roadmovie.

© BÜCHERmagazin, Ingeborg Waldinger (wal)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Burkhard Müller fühlt sich nach der Lektüre von Cărtărescus Erzählungen "moralisch erschöpft". Sehr lustig sei dieses Buch, das macht Müller deutlich, aber auf eine traurige Weise. Wie sich rumänische Schriftsteller aus Neid gegenseitig das Leben schwer machen und wie sie von Zentraleuropa nicht ernstgenommen und als hinterwäldlerische Exoten abgestempelt werden, davon würden "Die schönen Fremden" zeugen - wobei der Rezensent davon ausgeht, dass Erzähler und Autor hier praktisch gleichzusetzen sind. Drei Teile entdeckt Müller: Präludium und Epilog, mit Rückblenden ins heimische Rumänien, sowie den langen Mittelteil, der von Lesereisen in den Westen erzähle. Cărtărescu berichte aus seinem Autorenleben "mit einer Art von lustiger Verzweiflung", schreibt Müller, deshalb habe das Buch bei allem Witz auch allerhand Quälendes an sich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2016

Lass uns ein Wunder sein
Autor bleiben, trotz allem: "Die schönen Fremden"

Es gibt mehr als genug Gründe, um einen Menschen unserer Zeit nervös zu machen, und je nach eigener Konstitution wirken diese äußeren Impulse schwächer oder stärker. Wenn, beispielsweise, eine Postsendung nicht gleich den Absender erkennen lässt, der Inhalt unkonventionell geformt ist und - wie im Herbst 2001 - überall auf der Welt gerade die Angst vor Anthrax umgeht, kann das auch robuste Gemüter aus der Bahn werfen. Der rumänische Schriftsteller, der diese Sendung erhält, schließt aus alldem auf ein Attentat, das ihm gilt, entsorgt das Päckchen in einem Mülleimer und zerrt es wieder daraus hervor, schließlich will er nicht schuld daran sein, wenn ganz Bukarest infiziert wird. Es folgen absurde Stunden bei der Polizei, am Ende stellt sich das Ganze als dreiste Aktion eines dänischen Möchtegernkünstlers heraus.

Bis dahin aber entfaltet Mircea Cartarescus Erzählung "Anthrax", die seinen Band "Die schönen Fremden" eröffnet, auf der Oberfläche ein Panorama, das abwechselnd von hysterischen und fatalistischen Reaktionen des Protagonisten bestimmt ist und, etwas verborgener, ein literarisches Verweissystem aufbaut. Was immer dem Schriftsteller, der den Namen seines Schöpfers trägt, widerfährt, regt ihn beim nachträglichen Berichten zu Vergleichen mit Werken oder Figuren der rumänischen Literaturgeschichte an, zu Hinweisen auf Vorgänger und Weggefährten also, die vom Übersetzer Ernest Wichner aufgeschlüsselt werden. Vor allem aber eröffnet das Buch, indem es den Lebensumständen des rumänischen Autors die des dänischen Aktionskünstlers gegenüberstellt, geschildert aus der erkennbar defizitären Perspektive des nervösen Erzählers, die Diskussion um ganz andere Fragen: die nach Artistik und Ethik beispielsweise oder nach der Verantwortung gegenüber Unbekannten, im Leben wie in der Kunst.

"Die schönen Fremden" ist als Triptychon aufgebaut, mit "Anthrax" und "Wie von Bacovia" als zwei kürzeren Flügeln von je um die fünfzig Seiten und einem viermal so langen Zentrum, das denselben Titel trägt wie der gesamte Band, versehen allerdings mit dem Untertitel "Wie ich ein Dutzendautor war". Er spielt nicht nur auf eine Reise von zwölf rumänischen Schriftstellern nach Frankfurt an, die den wesentlichen Teil der Erzählung ausmacht, sondern auch auf den ewigen Vergleich des Protagonisten mit anderen Autoren seines Landes, der alle drei Texte dieses Bandes in unterschiedlicher Weise prägt. "Die meisten meiner Bücher habe ich im Ausland geschrieben, in Amsterdam, Wien oder in Berlin", hat Cartarescu 2009 im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt, "wo ich die innere Ruhe, die Zeit und dank verschiedener Stipendien auch die finanziellen Mittel hatte, die ich zum Schreiben brauche." Dass er außer der offensichtlichen Dankbarkeit auch einen Blick dafür hat, welchen Irrsinn ein Autor dafür gelegentlich mitmachen muss, zeigt besonders der Mittelteil des Buches - aber er zeigt auch, welchen Anteil die Autoren selbst daran haben, wenn seltsame Lesungen und Begegnungen vollends ins Verworrene gleiten.

Am schönsten ist Cartarescu das in der letzten Erzählung gelungen, die in den achtziger Jahren und zu Beginn seiner Existenz als Schriftsteller spielt. Der Protagonist ist zu einer Lesung in die rumänische Provinz eingeladen, und während er sich zu Beginn der Reise noch an den Gedanken hält, "es würde ein Triumphzug werden, alles wies darauf hin", so wird in der Folge jeder einzelne Umstand immer schäbiger - der Transport, das Essen, die Wege, das Publikum. Die gesamte Erzählung über gibt es dieses Wechselspiel von Erwartung und Enttäuschung, wobei die Ausschläge des Pendels immer geringer werden: Die Erwartungen schrumpfen, die Enttäuschungen sind entsprechend geringer, bis das Ganze völlig unerwartet einen förmlichen, literaturgeschichtlich abgesicherten Zauber erhält, wie um den jungen Mann davon abzuhalten, aus allerbesten Gründen das Literatentum sausenzulassen. Manchmal ist dazu eben ein Wunder nötig.

TILMAN SPRECKELSEN

Mircea Cartarescu:

"Die schönen Fremden".

Erzählungen.

Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner. Zsolnay Verlag, Wien 2016. 304 S., geb., 21,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"'Die schönen Fremden' bestechen in erster Linie durch ihre umwerfende Komik. ... Mircea Cartarescus neues Buch besticht durch erfrischende Leichtigkeit, stilistische Brillanz - die dank Ernest Wichners Übersetzung auch im Deutschen zum Tragen kommt - und durch die hohe Kunst des Autors, noch aus den banalsten Erlebnismücken Elefanten der Komik zu machen." Jan Koneffke, Deutschlandfunk "Büchermarkt", 11.01.17

"Mircea Cartarescu versteht sich nicht nur auf schwerblütige phantastische Romane, sondern auch auf (irr)witzige leichte Erzählungen." Nico Bleutge, Neue Zürcher Zeitung, 30.06.16

"Wer sich dem gefeierten postmodernen Dichter Mircea Cartarescu sanft annähern möchte, weil er sich über die 'Orbitor'-Trilogie noch nicht drübergetraut hat, dem sei 'Die schönen Fremden' empfohlen, das drei vergleichsweise konventionelle Erzählungen versammelt, bei denen man einfach auch einmal lachen kann. Es ist ein Selbstprortät des Schriftstellers als junger Mann, das wohl zum guten Teil erfunden sein dürfte. Aber gut erfunden." Romana Beer u.a., ORF Bestenliste, 22.06.16

"Das rasante, vor Esprit, (Selbst-)Ironie und grotesker Zuspitzung sprühende Reiseprotokoll demaskiert den internationalen Literaturbetrieb, spielt mit den Tücken der Eigen- und Fremdwahrnehmung - und hievt mit Nonchalance auch noch Rumäniens ganze Literaturgeschichte aus dem Gepäcknetz." Neue Zürcher Zeitung, 21.06.16

"Eine amüsant zu lesende selbstkritische Introspektion eines Schriftstellers." Günter Kaindlstorfer, Ö1 Kultur, 22.05.16

"Anarchie, Witz und Selbstironie: Davon findet sich viel in den neuen Erzählungen des rumänischen Schriftstellers Mircea Cartarescu." Andrea Gerk, Deutschlandradio Kultur Lesart, 07.04.16

"Porträt des Künstlers als Mann in den besten Jahren: Der rumänische Star-Autor Mircea Cartarescu gewährt intime Einblicke in den alltäglichen Wahnsinn des Literaturbetriebs." Günter Kaindlstorfer, WDR5 Lesefrüchte, 07.04.16

"Drei äußerst amüsante Erzählungen, die den selbstironisch-kecken Blick auf die eigene Schriftstellerexistenz mit einer Satire auf den Literaturbetrieb verbinden. ... Vielleicht sind sie imstande, das ein oder andere Rumänienklischee heiter zu unterlaufen." Wolfgang Seibel, Ö1 Morgenjournal, 10.03.16

"Nichts ist diesem Autor zu banal, zu unwichtig, um sein Augenmerk darauf zu richten. Jede dreckige Kleinigkeit, jeder Schmutz und Schweiß birgt das Potential einer Flut von Assoziationen, Abenteuern und Aufregungen. Hier schreibt einer nach dem Zusammenbruch des rumänischen Feudalsozialismus authentisch über das bedrückende Konglomerat aus Korruption , Armut und Oligarchie. ... Das Schlimmste am Kommunismus ist wohl tatsächlich, was danach kommt. Das Schlimmste zeigt sich auch und gerade in den kleinen Dingen und läppischen Begebenheiten des Alltags. Cartarescu schaut nicht nur täglich hin, er stellt sich dem Schlimmsten immerzu und berichtet davon mit Witz und Wut und Übermut." Jörg W. Gronius, SR BücherLese, 02.03.16

"Ein vergleichsweise leichtes Buch, das man aber gerade deswegen nicht unterschätzen sollte. Der anarchische Witz der Erzählungen lotet in der Tiefe, aber auch in einer bisweilen durchaus existenziell empfundenen Leere: dem Lebens eines Schriftstellers." Paul Jandl, Die Welt, 21.02.16
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