Für Richard Rorty zeichnen sich Philosophen dadurch aus, daß sie auf die eine oder andere Weise von der Spannung zwischen dem Relativen und dem Absoluten, oder besser: zwischen dem Schönen und dem Erhabenen fasziniert sind. Der Streit zwischen den »Parteien« ist nicht zu schlichten, sondern er ist der Motor unserer Zivilisation.Während Rorty im ersten Text ein leidenschaftliches Plädoyer für den philosophischen Diskurs hält, macht sein zweiter Beitrag Die Intellektuellen und die Armen auf repräsentative Weise den politischen Denker Rorty sichtbar
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
"Thorsten Jantschek geht dem Gedankengerüst dreier Neuerscheinungen des amerikanischen liberalen Rhetors und Philosophen Richard Rorty auf den Grund. Es handelt sich um:
1. "Philosophie & die Zukunft", erschienen bei Fischer, in dem Rorty sich an ein breiteres Publikum wende und in seinen Reden "lustvoll" die "Entprofessionalisierung" (Rorty) der Philosophie vorexerziere sowie
2. "Wahrheit und Fortschritt", erschienen bei Suhrkamp, einer 500-seitigen Sammlung "subtiler akademischer Diskurse" und Kontroversen mit Hilary Putnam, John Searle, Charles Taylor und anderen.
3. Das Bändchen mit dem langen Titel "Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen" ist mit 87 Seiten auch das kürzeste. Mehr ist dazu vom Rezensenten nicht zu erfahren.
Da sich Rortys Argumentation gleichermaßen durch alle drei Bücher zieht - es geht hier schließlich um Rhetorik -, geht der Rezensent nur am Rande auf die konkreten Titel ein. Grundsätzlich erteile Rorty der platonischen Wahrheitssuche ebenso wie dem Empirismus eine Absage, schreibt Jantschek. Seine philosophische Kunst bestehe darin, die großen Fragen nach der Wahrheit zu verscheuchen "wie lästige kleine Fruchtfliegen", von denen aber anzunehmen sei, dass sie gleich wiederkehrten. Rorty wisse nämlich, dass Fragen nach einer allgemeinen Wahrheit dem Wesen des Menschen entsprächen. Deshalb versuche er, nach ihrem Nutzen zu fragen und ein neues Vokabular für die wirklichen politischen, sozialen und ästhetischen Bedürfnisse des Menschen zu finden. Auch wenn der Rezensent Rorty moralphilosophische Widersprüche nachweist, etwa hinsichtlich der Tolerierung eines theoretischen Fundamentalismus, kann er sich doch seine Bewunderung nicht versagen. Rorty räume mit einem alten Vorurteil auf, denn seine "Rhetorik zielt darauf ab, die Welt zu verändern, indem man sie neu interpretiert", schreibt Jantschek. Auch wenn Jantschek Rorty schließlich einen "smarten Schmuseliberalen" nennt, stellt er sich vor, dass Karl Marx durch dessen "Wandel durch Neuinterpretation-Dialektik" (Rorty) immerhin verwirrt wäre, während Sokrates daran sicherlich einen "Heidenspaß" gefunden hätte.
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1. "Philosophie & die Zukunft", erschienen bei Fischer, in dem Rorty sich an ein breiteres Publikum wende und in seinen Reden "lustvoll" die "Entprofessionalisierung" (Rorty) der Philosophie vorexerziere sowie
2. "Wahrheit und Fortschritt", erschienen bei Suhrkamp, einer 500-seitigen Sammlung "subtiler akademischer Diskurse" und Kontroversen mit Hilary Putnam, John Searle, Charles Taylor und anderen.
3. Das Bändchen mit dem langen Titel "Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen" ist mit 87 Seiten auch das kürzeste. Mehr ist dazu vom Rezensenten nicht zu erfahren.
Da sich Rortys Argumentation gleichermaßen durch alle drei Bücher zieht - es geht hier schließlich um Rhetorik -, geht der Rezensent nur am Rande auf die konkreten Titel ein. Grundsätzlich erteile Rorty der platonischen Wahrheitssuche ebenso wie dem Empirismus eine Absage, schreibt Jantschek. Seine philosophische Kunst bestehe darin, die großen Fragen nach der Wahrheit zu verscheuchen "wie lästige kleine Fruchtfliegen", von denen aber anzunehmen sei, dass sie gleich wiederkehrten. Rorty wisse nämlich, dass Fragen nach einer allgemeinen Wahrheit dem Wesen des Menschen entsprächen. Deshalb versuche er, nach ihrem Nutzen zu fragen und ein neues Vokabular für die wirklichen politischen, sozialen und ästhetischen Bedürfnisse des Menschen zu finden. Auch wenn der Rezensent Rorty moralphilosophische Widersprüche nachweist, etwa hinsichtlich der Tolerierung eines theoretischen Fundamentalismus, kann er sich doch seine Bewunderung nicht versagen. Rorty räume mit einem alten Vorurteil auf, denn seine "Rhetorik zielt darauf ab, die Welt zu verändern, indem man sie neu interpretiert", schreibt Jantschek. Auch wenn Jantschek Rorty schließlich einen "smarten Schmuseliberalen" nennt, stellt er sich vor, dass Karl Marx durch dessen "Wandel durch Neuinterpretation-Dialektik" (Rorty) immerhin verwirrt wäre, während Sokrates daran sicherlich einen "Heidenspaß" gefunden hätte.
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