»Jedes Ding ist erschöpft und bis in die letzte Fiber hinein ausgedeutet in Vergleichen. Rilke hat wie Hofmannsthals Held verlernt, die Dinge einfach schon zu fühlen. Und nur als Bilder begreift er sie, als ein stetes Aneinandererinnern der Dinge, und so wird das ganze Leben um ihn ein ungeheurer Zusammenschluß, ein ewiges Sicherläutern, ein wechselseitiges Ineinandergreifen. Nichts kann dem Dichter einzeln oder bedeutungslos sein, der es immer schon ganz unbewußt in Beziehung zu den anderen Dingen sieht, der eine geheimsnisvolle Durchsichtigkeit des Wesenhaften besitzt, so daß er Farbe, Ton,…mehr
»Jedes Ding ist erschöpft und bis in die letzte Fiber hinein ausgedeutet in Vergleichen. Rilke hat wie Hofmannsthals Held verlernt, die Dinge einfach schon zu fühlen. Und nur als Bilder begreift er sie, als ein stetes Aneinandererinnern der Dinge, und so wird das ganze Leben um ihn ein ungeheurer Zusammenschluß, ein ewiges Sicherläutern, ein wechselseitiges Ineinandergreifen. Nichts kann dem Dichter einzeln oder bedeutungslos sein, der es immer schon ganz unbewußt in Beziehung zu den anderen Dingen sieht, der eine geheimsnisvolle Durchsichtigkeit des Wesenhaften besitzt, so daß er Farbe, Ton, Geste und Geschichte von Menschen und Dingen losschälen kann wie Blätter, sie einzeln anordnen und schichten nach seinem Willen.«
Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag als Sohn eines Beamten bäuerlicher Herkunft geboren, meinte aber lange, von einer adeligen Familie abzustammen. Mit elf Jahren trat er auf Wunsch des Vaters in die Militärschule Sankt Pölten ein - ein traumatisches Erlebnis, das der Dichter später immer wieder zu verarbeiten suchte. Rilke wurde nirgends richtig seßhaft, er lebte häufig bei Freunden und Mäzenen, so als Nachbar von Lou Andreas-Salomé in Berlin, bei Rodin - dessen Sekretär er war - in Paris, bei Marie von Thurn und Taxis in Duino (wo die ¿Duineser Elegien¿ entstanden), bis er auf Muzot im Wallis endlich Fuß faßte. Zu den berühmtesten Werken des Dichters gehören ¿Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke¿, während des Ersten Weltkriegs jedem Soldaten bekannt, der Roman ¿Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge¿ sowie die ¿Duineser Elegien¿. Außerdem übersetzte Rilke Paul Verlaine, André Gide sowie Paul Valéry aus dem Französischen. Rilke starb 1926 in Valmont bei Montreux an Leukämie.
Rezensionen
»Leise ist sein Werk gewachsen, schweigsam, wie immer das Große geschieht, im Abseits ist es entstanden, wie alles Vollendete geschieht.« Stefan Zweig
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