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Urs Widmer hat die wundervollen Geschichten aus Tausendundeiner Nacht behutsam gerafft, ohne ihnen das orientalische Flair zu nehmen. Höchst anschaulich, deftig und kurzweilig erzählt er die sechs berühmtesten Geschichten der unsterblichen Scheherzad neu. Und damit die große Märchensammlung für alle Sinne »eine Quelle unendlichen Genusses, das reichste Bilderbuch der Welt« (Hermann Hesse) werde, hat Tatjana Hauptmann sich ans Werk gemacht, DIE Künstlerin, um die orientalische Üppigkeit und Subtilität ins Bild zu holen.

Produktbeschreibung
Urs Widmer hat die wundervollen Geschichten aus Tausendundeiner Nacht behutsam gerafft, ohne ihnen das orientalische Flair zu nehmen. Höchst anschaulich, deftig und kurzweilig erzählt er die sechs berühmtesten Geschichten der unsterblichen Scheherzad neu. Und damit die große Märchensammlung für alle Sinne »eine Quelle unendlichen Genusses, das reichste Bilderbuch der Welt« (Hermann Hesse) werde, hat Tatjana Hauptmann sich ans Werk gemacht, DIE Künstlerin, um die orientalische Üppigkeit und Subtilität ins Bild zu holen.
Autorenporträt
Urs Widmer, geboren 1938 in Basel, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. 1968 wurde er mit seinem Erstling, der Erzählung ¿Alois¿, selbst zum Autor. In Frankfurt rief er 1969 zusammen mit anderen Lektoren den ¿Verlag der Autoren¿ ins Leben. Für sein umfangreiches Werk wurde er u.a. mit dem Heimito-von-Doderer-Literaturpreis (1998) sowie dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2007) ausgezeichnet. Urs Widmer starb 2014 in Zürich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2008

Mächtiger Vogel Roch!

Kann man die "Erzählungen aus 1001 Nacht" nach Enno Littmann neu ins Deutsche bringen? Man kann, zeigt Urs Widmer, und Tatjana Hauptmann illustriert seinen Text auf das Prächtigste.

Träume brauchen nicht immer den Mond und den Wald, sie bauen ihre Reiche auch, was dem Deutschen schwer einleuchtet, unter einer harten, übermäßig hellen Sonne. Wenn wir "Orient" sagen, dann meinen wir keinen geographischen, sondern einen literarischen Begriff. Er reicht vom Nordwesten Afrikas - von dort kommt der Zauberer, der den jungen Aladin braucht, um die verborgenen Reichtümer zu heben - bis nach Indien, ja nach China, und im Süden bis in jenes Inselreich Serendib, das Sindbad auf seinen Reisen betritt.

Dieser Orient ist voller Schätze, Düfte, üppiger Kissen, scharfer Damaszener-Schwerter (immer muss gerade jemand vor ihnen davonrennen), Minarette, Paläste, Kamele und Elefanten und Bettler. In seinem Mittelpunkt waltet der gute Kalif Harun al Raschid. Und es hat den Orient so nie gegeben; selbst die Erzählungen, die ihn vor unserem inneren Auge aufbauen, stammen zum Teil aus der Feder von Antoine Galland, dem ersten Übersetzer, der manches, darunter gerade das uns Liebste, erst hinzudichtete.

Enno Littmans acht Jahrzehnte alte Übersetzung ist immer noch die maßgebliche. Aber wer Kindern aus ihr vorliest, muss die ornamentalen Wiederholungen improvisierend kürzen. Hier hilft nun Urs Widmers knappe, lässig-amüsante Nacherzählung der alten Geschichten entschieden weiter. Nur manchmal möchte man ein Fragezeichen setzen: War Littmanns Übersetzung der Geschichte "Vom Fischer und vom Dämon" nicht doch zugänglicher als Widmers Vorschlag "Der Fischer und der Ifrit"? Waren die roten Fischlein in dieser Erzählung bei Littmann als verzauberte Feueranbeter, also Zoroasthrier, Parsen, nicht doch plausibler als Widmers "Magier"? Vor allem aber: Verschwindet nicht etwas vom Lokalkolorit, wenn man die steten Anrufungen Allahs unverbindlich mit "allerhöchster Gott" wiedergibt? Und wenn dann die Freunde Sindbads gerne einen "Schoppen Tee" trinken und sich dabei "zuprosten", sind wir doch eher in Johann Peter Hebels alemannischen Wirtshäusern gelandet.

Aber die Illustrationen von Tatjana Hauptmann lassen beim Phantasie-Orient nichts zu wünschen übrig. Für meine Generation war es Ruth Koser-Michaels, die das Kostüm für Saids Schicksale oder den kleinen Muck erfand, Tatjana Hauptmann wird das Welt-Bild der jetzigen Kinder bestimmen.

Süße Scheherazade! (Widmer sagt: "Scheherzad", daran werd' ich mich nicht gewöhnen, auch wenn's persisch-korrekter ist). Übler Wesir! Wüste Räuber! Mächtiger Vogel Roch! Mögt ihr ewig Leser und Betrachter finden! Inschallah.

LORENZ JÄGER

"Die schönsten Geschichten aus Tausendundeiner Nacht". Erzählt von Urs Widmer. Mit vielen Bildern von Tatjana Hauptmann. Diogenes Verlag, Zürich 2008. 135 S., geb., 24,90 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Lorenz Jäger hält die Nacherzählung von "Tausendundeiner Nacht" von Urs Widmer für eine akzeptable Alternative. Enno Littmanns über achtzig Jahre alte Übersetzung der alten orientalischen Geschichten rund um den Kalifen Harun al Raschid bleibt für Jäger unangefochten ein Standard, aber Urs Widmer gelingt es, mit seiner "lässig-amüsanten" Nacherzählung, die üppigen Ausschmückungen und Wiederholungen aus der Littmann-Fassung elegant zu verkürzen, was vor allem Kindern als Zuhörern zugute kommt. Einige Übersetzungsentscheidungen Widmers irritierten Jäger. Absolut hingerissen ist er aber von Tatjana Hauptmanns Illustrationen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Die Welt des Schweizer Schriftstellers Urs Widmer war voller absurder Komik und bizarrer Weltuntergänge.« Michael Krüger / Die Zeit, Hamburg