Vom Ende der 40er Jahre bis heute erlebte der Segelsport einen ungeahnten Aufschwung: Zahlreiche der neueren Yachten gelten heute bereits als moderne Klassiker. Der Band beschreibt verschiedene Yachtenarten von der Jahrhundertwende bis heute. Er informiert über ihre technischen Details und zeigt in Farbfotografien ihre Inneneinrichtung.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.1999Über alle Seiten hinweg: Der pure Porsche, mobile Wikinger, Opas goldene Zwiebel und die Magie der Pfeifen
Bücher für die letzte Gelegenheit und zum Schmökern danach / Vorschläge der Redaktion "Technik und Motor" für das schnelle Schenken und die Beschäftigung mit der Sehnsucht nach dem Rückzug ins Innere
Die schönsten klassischen Yachten. Von Jill Bobrow und Dana Jinkins. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 256 Seiten, 244 Abbildungen, 88 Mark.
Klassisch, das muss nicht unbedingt heißen alt: Die in diesem Bildband opulent in Szene gesetzten Yachten sind zwischen der Jahrhundertwende und der Gegenwart gebaut worden. Klassisch, das muss nicht Holz heißen. Klassisch, das setzt auch nicht zwingend Segel voraus. Klassisch kann eine sehr luxuriöse Ausstattung bedeuten, unter Deck genauso wie an den Winschen, aber es kann auch für jede Menge Plackerei und eine fast dürftige Gemütlichkeit mit Kohleherd und Bullerofen stehen. Diese ganze Vielfalt haben die Autorin Bobrow und die Fotografin Jinkins zu einer Sammlung von Stil und Charakter zusammengetragen, denn das füllt den Begriff noch am ehesten. Berühmte Namen sind dabei, große Konstrukteure und bekannte Werften, und der mit den üblichen technischen Daten komplettierte Bericht vom wechselvollen Schicksal so mancher Yacht kann durchaus anrührende Züge haben. Zugleich feiert das Buch in den liebevoll restaurierten Oldtimern wie in den modernen Yachten, die sich an klassischen Vorbildern orientieren, die Menschen, die aus Begeisterung für charaktervolle Schiffe viel Zeit und Geld in die Bewahrung dieser Schönheit stecken.
Die Geschichte der Navigation. Von Friedrich-Wilhelm Pohl. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, 133 Seiten, 103 Abbildungen, 58 Mark.
Navigation ist die Kunst der Schifffahrt, und um eine Kunst handelte es sich in den vergangenen Jahrtausenden ohne Zweifel. Die Phönizier umsegelten in drei Jahren Afrika, die Polynesier befuhren den Pazifik mit Hilfe von Seekarten aus Bambusstäben und Muscheln, die Chinesen entdeckten den Magnetitstein, den Vorläufer des Kompasses, und entwickelten das axiale Ruder. Die Wikinger "sprangen" auf ihrem bevorzugten Breitengrad, dem sechzigsten, von Inselgruppe zu Inselgruppe und kamen so bis Nordamerika. Mit dem Sonnenbrett konnten sie nachmessen, ob sie von ihrem Kurs abgewichen waren. Jedes seefahrende Volk entdeckte neue navigatorische Hilfen, doch bis sich das Wissen darüber verbreitete, vergingen oft Jahrhunderte. In der Neuzeit waren Landkarten Staatsgeheimnis, und spätestens in dieser Epoche wird überdeutlich, dass Navigation ein Weg zum Reichtum war und im Krieg über Sieg und Niederlage entschied. Ein Mittel im Krieg ist Navigation bis heute geblieben. Ohne weiteres könnten die Vereinigten Staaten im Konfliktfall die Satelliten ihres Globalen Positionssystems (GPS) ausschalten. Schiffsoffiziere müssten wieder den Sextanten aus dem Schrank holen, um anhand der Gestirne mit einer Winkelberechnung die eigene Position zu bestimmen. Das Buch behandelt nicht nur die historischen Etappen der Navigationskunst, sondern gibt auch Einblick in die Geschichte der Seefahrt und der Entdeckungen.
Hinterm Horizont. Reportagen über das Meer. Von Christian Jungblut. Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig, 227 Seiten, 10 Abbildungen, 38 Mark.
Einer der wenigen Journalisten, die sich in Reportagen mit den Folgen technischer Entwicklungen auseinander setzen, ist der Hamburger Reporter Christian Jungblut. Er wurde 1981 schlagartig bekannt, als er mit vollkommen unzulänglichen Papieren als Steuermann auf einem griechischen Öltanker anheuerte. Die "Geo"-Reportage, in diesem Buch erneut abgedruckt, führt vor, wie Havarien entstehen können: Angesichts von Jungbluts offensichtlicher Inkompetenz beim Steuern des Schiffs drückte der Kapitän beide Augen zu, er war anderes nicht gewohnt; inmitten einer Flottille kubanischer Fischerboote schaltete der Schiffsführer nachts das Radargerät ab, es hätte ihn nur irritiert. Während Jungblut als falscher Steuermann dicht am Geschehen war, konnte er andere Geschichten nur im Nachhinein rekonstruieren - zum Beispiel die Katastrophe der Ölbohrplattform "Piper Alpha" und den Untergang der "Estonia". Beide Unfälle haben gemeinsam, dass die Verantwortlichen die Gefahr viel zu spät erkannten und Rettungsmaßnahmen erst einleiteten, als es nichts mehr zu retten gab. In jahrelanger Routine hatten sie Sicherheitsvorkehrungen vergessen oder missachtet. So hatte ein Crew-Mitglied die Bugklappe der "Estonia" zuvor bei Reparaturarbeiten unsachgemäß geschweißt, und kein Sachverständiger hatte den Pfusch bemerkt. Jungblut erzählt das lakonisch, er bauscht weder auf noch gefällt er sich in Understatement. Die anderen Reportagen des Buches haben weniger technischen Inhalt, sind aber ebenso lesenswert.
Porsche 356. Alle Coupés, Cabriolets, Roadster und Speedster von 1950 bis 1956. Von Laurence Meredith. Heel Verlag, Königswinter, 112 Seiten, 200 Abbildungen, 78 Mark.
Die Verbindung von Faszination und penibler Freude am Detail der Technik ist hier beinahe vorbildlich geglückt. Denn die Texte zu den einzelnen Stationen des 356 lassen nichts an Genauigkeit zu wünschen übrig, und die Arbeit des Fotografen Rowan Isaac sorgt für jenen Hauch von puristischer Appetitlichkeit, die gerade dem vergleichsweise einfachen Typ 356 eigen ist. Man muss dieses Buch nicht als Ratgeber für eine Einkaufstour in kalifornischen Spezialzeitschriften nutzen, aber man könnte es. Und man kann es auch als anregende Lektüre zur Hand nehmen, wenn man noch nicht den Kaufvertrag für einen etwas morschen, aber doch unglaublich lohnenden Viernockenwellen-Carrera von 1963 unterschrieben hat. Das Buch ist auch ein schönes Vehikel für die Reise in eine Zeit, als Porsche noch puristische Autos baute.
Motorroller - Legende und Lebensgefühl. Von Matthias Bullinger und Telemach Wiesinger. Hampp Verlag, Stuttgart, 160 Seiten, 130 Abbildungen, 98 Mark.
Das Schwächste an dem Buch, das dem Liebhaber des Motorrollers genauso wie dem Freund der Kunstfotografie und dem an der Historie der Nachkriegszeit Interessierten gefallen wird, ist sein Untertitel: Was will heute nicht alles Legende und Lebensgefühl sein? Dass der Motorroller mehr als ein bloß praktisches Fahrzeug ist, leuchtet unmittelbar ein. Nur wieso eigentlich? In Text und Bild versucht der durch seine Gestaltung herausragende Band diese Frage zu beantworten. Zunächst, indem uns die wundervoll ruhigen, mit der 4×5-Zoll-Kamera aufgenommenen Bilder von Telemach Wiesinger Menschen und ihre Motorroller zeigen. Das reicht vom harten Fan mit seinem Heinkel als Tätowierung auf dem Bizeps bis zur Sammlerfamilie im Ambiente einer Rüdesheimer Villa, vom Mitkonstrukteur der Simson Schwalbe bis zu dem Mod der zweiten Generation, für den mit dem Film Quadrophenia alles erst Ende der Siebziger losging. Der Druck der Bilder ist vorzüglich, mit sattem Schwarz und einer großen Skala von Halbtönen, fast als seien Abzüge eingeklebt. Die von Matthias Bullinger verfassten, zum Teil aber auch anderer Feder stammenden und von ihm herausgegebenen Texte erzählen uns etwas von den Abgebildeten: wie sie nämlich auf den Motorroller gekommen sind. Und es ist von Fall zu Fall bemerkenswert, welch lebensbestimmende Wirkung diese Begegnung nach sich zog, ganz gleich ob es nun um eine Lambretta oder eine Vespa, einen Roller von Heinkel oder Maico ging. Legenden entstehen aus lauter Stücken von wirklichem Menschenleben: Das begreift man bei der Lektüre dieses Buchs, das man lange betrachten und in dem man viel Anrührendes - neben allerlei Technischem - lesen kann.
Auto-Jahr Nr. 47, 1999/2000. Editions JR, Lausanne (Auslieferung über Heel Verlag, Königswinter), 272 Seiten, 470 Abbildungen, 98 Mark.
Die Sammler des Schweizer "Auto-Jahrs" nehmen schon langsam die 50. Ausgabe in den Blick: Eine Publikation mit so langer Tradition muss ihre Meriten haben, und das hat sie auch. Die Geschehnisse des Jahres in der Automobilindustrie und ihrer Modellpolitik, aber auch im Sport sind hier von kompetenten Federn zusammengefasst und appetitlich illustriert. Daneben fehlen aber auch monografische Blicke in die Vergangenheit nicht - diesmal die Isetta und den A-Motor von BMC betreffend -, Ausflüge in die amerikanische und die japanische Auto-Szene werden flankiert von kubanischen Oldtimer-Impressionen, die kalifornische Prototypenbauer-Familie Gaffoglio wird vorgestellt und den Automobil-Illustratoren der fünfziger und sechziger Jahre ein Kapitel gewidmet. Eine Bilderstrecke betrifft Damen im Motorsport, andere Abschnitte schauen auf Rennereignisse der Jahre 1951 und 1969 zurück. Die ausführliche Schilderung der Formel-1-Saison 1999 fehlt natürlich ebenso wenig wie ein Rückblick auf die Rallye-Weltmeisterschaft, den Tourenwagensport und die amerikanischen Rennserien - alles garniert mit Ergebnistabellen. Für viele also etwas, und nicht nur für die Sammler, die schon 46 "Auto-Jahre" haben.
Kraftfahrzeuge der DDR. Von Werner Oswald, ergänzt und überarbeitet von Eberhard Kittler und Michael Dünnebier. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 316 Seiten, 270 Abbildungen, 49,90 Mark.
Über die Grenze rollende Trabis und Wartburgs wurden zu einem Symbol der wiedergewonnenen Freiheit der DDR. Doch zu deren bester Zeit fuhren dort nicht nur Fahrzeuge dieser Marken, sondern noch viele andere aus den Staaten des Warschauer Pakts. Der weitaus größte Teil wird in dem Buch vorgestellt, das allerdings keine Erstauflage ist, aber gründlich überarbeitet wurde. Dazu sind Bilder aufgeführt, welche die barocke Schönheit der Fahrzeuge im Sozialismus jenseits der Zonengrenze zeigen. Freunde des Opulenten finden die Funktionärs- und Staatslimousinen ebenso wie Nutzfahrzeug-Interessenten Busse sowie leichte und schwere Lastwagen. Wer die Motorisierung unseres Landes als gesamtdeutsches Thema betrachtet, sollte sich dieses Buch ruhig neben die Kompendien über westdeutsche Marken in den Bücherschrank stellen.
Wristwatches Armbanduhren Montres-bracelets. Von Gisbert L. Brunner und Christian Pfeiffer-Belli. Dreisprachig in deutsch, englisch und französisch. Könemann Verlag, Köln, 512 Seiten, 2100 Abbildungen, 49,80 Mark.
Das Sammeln von Armbanduhren ist eine relativ neue Passion. Bis in die achtziger Jahre galten eigentlich nur rare Großuhren oder komplizierte Taschenuhren als sammelwürdig, heute besitzt jeder Deutsche - so irgendeine Statistik - immerhin 8 1/2 Armbanduhren. Das sind natürlich nicht alles Sammler, doch viele interessieren sich nicht allein für Großvaters alte goldene Armbanduhr, manch einer kauft gern auf Uhrenbörsen oder bei Gebrauchtuhrenhändlern. Weil den Heutigen die alten Marken nur selten etwas sagen, klärt das in der Fachwelt bekannte Autorenduo in einem sehr lesenswerten Buch auf. Von Agassiz bis Zodiac werden 84 namhafte, manchmal vergessene Marken beschrieben und die Modelle farbig abgebildet. Aufmerksame Leser lernen, wo gloriose Uhrenhäuser wirklich arbeiten lassen. Die Gegenwart wird nicht vergessen, denn bei A. Lange & Söhne ist natürlich der Datograph, bei Omega die neue koaxiale Hemmung berücksichtigt. Das hervorragende Layout macht die Lektüre zu einem Augenschmaus nicht nur an verschneiten Sonntagen; die alphabetische Markenfolge ist von gut verständlichen Kapiteln zur Technik aufgelockert. Das Kaliberverzeichnis ist übersichtlich. Das Glossar und die Chronologie der uhrmacherischen Entwicklungen bilden jeden wissbegierigen Anfänger wie manchen Fortgeschrittenen. Der fein ausgestattete Band ist zu einem sensationell günstigen Preis zu haben, allerdings muss der Leser jeden Text inhaltsgleich in zwei weiteren Sprachen akzeptieren. So hat aber auch mancher das Idiom der Uhrmacherei erlernt - Französisch.
Pfeifen. Magie und Flair eines Genusses. Von Robin Crole. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 144 Seiten, mehr als 230 Abbildungen, 49,80 Mark.
Wir kennen einen Nichtraucher, der Pfeifen sammelt. Und wir sind sicher, er könnte auch dieses Buch schätzen, es ist nämlich nicht nur für Raucher gemacht und gedacht. Denn Pfeifen sind hier nicht nur Gegenstände zum Erzeugen von Rauch, der in den Körper aufgenommen wird, sondern sie sind auch Teil der Kultur- und Sozialgeschichte. So widmet sich das Buch intensiv auch der Technik der Pfeife, es geht um Materialien und Produktherstellung, um Pfeifen aus der Vergangenheit und natürlich um heutige. Fast kommt das Rauchen etwas zu kurz - eine Eigenschaft des Buchs, die wir als bekennende Nichtraucher nicht tadeln wollen. Man begegnet auf etlichen Seiten kunstvollen Pfeifen , so zum Beispiel den Modellen des Alfred Dunhill, der zunächst die Ausrüstung für die Fahrt in der Pferdekutsche und dann in dem damals ja noch ziemlich offenen Automobil herstellte. Er entwarf zum Beispiel auch eine Pfeife mit einem Schutz gegen den Fahrtwind, weiß das Buch. Und es kann noch mit mehreren netten Details um die Pfeife aufwarten. Kein Geschenk, das Raucher von ihrem Tun abzubringen vermöchte.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bücher für die letzte Gelegenheit und zum Schmökern danach / Vorschläge der Redaktion "Technik und Motor" für das schnelle Schenken und die Beschäftigung mit der Sehnsucht nach dem Rückzug ins Innere
Die schönsten klassischen Yachten. Von Jill Bobrow und Dana Jinkins. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 256 Seiten, 244 Abbildungen, 88 Mark.
Klassisch, das muss nicht unbedingt heißen alt: Die in diesem Bildband opulent in Szene gesetzten Yachten sind zwischen der Jahrhundertwende und der Gegenwart gebaut worden. Klassisch, das muss nicht Holz heißen. Klassisch, das setzt auch nicht zwingend Segel voraus. Klassisch kann eine sehr luxuriöse Ausstattung bedeuten, unter Deck genauso wie an den Winschen, aber es kann auch für jede Menge Plackerei und eine fast dürftige Gemütlichkeit mit Kohleherd und Bullerofen stehen. Diese ganze Vielfalt haben die Autorin Bobrow und die Fotografin Jinkins zu einer Sammlung von Stil und Charakter zusammengetragen, denn das füllt den Begriff noch am ehesten. Berühmte Namen sind dabei, große Konstrukteure und bekannte Werften, und der mit den üblichen technischen Daten komplettierte Bericht vom wechselvollen Schicksal so mancher Yacht kann durchaus anrührende Züge haben. Zugleich feiert das Buch in den liebevoll restaurierten Oldtimern wie in den modernen Yachten, die sich an klassischen Vorbildern orientieren, die Menschen, die aus Begeisterung für charaktervolle Schiffe viel Zeit und Geld in die Bewahrung dieser Schönheit stecken.
Die Geschichte der Navigation. Von Friedrich-Wilhelm Pohl. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, 133 Seiten, 103 Abbildungen, 58 Mark.
Navigation ist die Kunst der Schifffahrt, und um eine Kunst handelte es sich in den vergangenen Jahrtausenden ohne Zweifel. Die Phönizier umsegelten in drei Jahren Afrika, die Polynesier befuhren den Pazifik mit Hilfe von Seekarten aus Bambusstäben und Muscheln, die Chinesen entdeckten den Magnetitstein, den Vorläufer des Kompasses, und entwickelten das axiale Ruder. Die Wikinger "sprangen" auf ihrem bevorzugten Breitengrad, dem sechzigsten, von Inselgruppe zu Inselgruppe und kamen so bis Nordamerika. Mit dem Sonnenbrett konnten sie nachmessen, ob sie von ihrem Kurs abgewichen waren. Jedes seefahrende Volk entdeckte neue navigatorische Hilfen, doch bis sich das Wissen darüber verbreitete, vergingen oft Jahrhunderte. In der Neuzeit waren Landkarten Staatsgeheimnis, und spätestens in dieser Epoche wird überdeutlich, dass Navigation ein Weg zum Reichtum war und im Krieg über Sieg und Niederlage entschied. Ein Mittel im Krieg ist Navigation bis heute geblieben. Ohne weiteres könnten die Vereinigten Staaten im Konfliktfall die Satelliten ihres Globalen Positionssystems (GPS) ausschalten. Schiffsoffiziere müssten wieder den Sextanten aus dem Schrank holen, um anhand der Gestirne mit einer Winkelberechnung die eigene Position zu bestimmen. Das Buch behandelt nicht nur die historischen Etappen der Navigationskunst, sondern gibt auch Einblick in die Geschichte der Seefahrt und der Entdeckungen.
Hinterm Horizont. Reportagen über das Meer. Von Christian Jungblut. Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig, 227 Seiten, 10 Abbildungen, 38 Mark.
Einer der wenigen Journalisten, die sich in Reportagen mit den Folgen technischer Entwicklungen auseinander setzen, ist der Hamburger Reporter Christian Jungblut. Er wurde 1981 schlagartig bekannt, als er mit vollkommen unzulänglichen Papieren als Steuermann auf einem griechischen Öltanker anheuerte. Die "Geo"-Reportage, in diesem Buch erneut abgedruckt, führt vor, wie Havarien entstehen können: Angesichts von Jungbluts offensichtlicher Inkompetenz beim Steuern des Schiffs drückte der Kapitän beide Augen zu, er war anderes nicht gewohnt; inmitten einer Flottille kubanischer Fischerboote schaltete der Schiffsführer nachts das Radargerät ab, es hätte ihn nur irritiert. Während Jungblut als falscher Steuermann dicht am Geschehen war, konnte er andere Geschichten nur im Nachhinein rekonstruieren - zum Beispiel die Katastrophe der Ölbohrplattform "Piper Alpha" und den Untergang der "Estonia". Beide Unfälle haben gemeinsam, dass die Verantwortlichen die Gefahr viel zu spät erkannten und Rettungsmaßnahmen erst einleiteten, als es nichts mehr zu retten gab. In jahrelanger Routine hatten sie Sicherheitsvorkehrungen vergessen oder missachtet. So hatte ein Crew-Mitglied die Bugklappe der "Estonia" zuvor bei Reparaturarbeiten unsachgemäß geschweißt, und kein Sachverständiger hatte den Pfusch bemerkt. Jungblut erzählt das lakonisch, er bauscht weder auf noch gefällt er sich in Understatement. Die anderen Reportagen des Buches haben weniger technischen Inhalt, sind aber ebenso lesenswert.
Porsche 356. Alle Coupés, Cabriolets, Roadster und Speedster von 1950 bis 1956. Von Laurence Meredith. Heel Verlag, Königswinter, 112 Seiten, 200 Abbildungen, 78 Mark.
Die Verbindung von Faszination und penibler Freude am Detail der Technik ist hier beinahe vorbildlich geglückt. Denn die Texte zu den einzelnen Stationen des 356 lassen nichts an Genauigkeit zu wünschen übrig, und die Arbeit des Fotografen Rowan Isaac sorgt für jenen Hauch von puristischer Appetitlichkeit, die gerade dem vergleichsweise einfachen Typ 356 eigen ist. Man muss dieses Buch nicht als Ratgeber für eine Einkaufstour in kalifornischen Spezialzeitschriften nutzen, aber man könnte es. Und man kann es auch als anregende Lektüre zur Hand nehmen, wenn man noch nicht den Kaufvertrag für einen etwas morschen, aber doch unglaublich lohnenden Viernockenwellen-Carrera von 1963 unterschrieben hat. Das Buch ist auch ein schönes Vehikel für die Reise in eine Zeit, als Porsche noch puristische Autos baute.
Motorroller - Legende und Lebensgefühl. Von Matthias Bullinger und Telemach Wiesinger. Hampp Verlag, Stuttgart, 160 Seiten, 130 Abbildungen, 98 Mark.
Das Schwächste an dem Buch, das dem Liebhaber des Motorrollers genauso wie dem Freund der Kunstfotografie und dem an der Historie der Nachkriegszeit Interessierten gefallen wird, ist sein Untertitel: Was will heute nicht alles Legende und Lebensgefühl sein? Dass der Motorroller mehr als ein bloß praktisches Fahrzeug ist, leuchtet unmittelbar ein. Nur wieso eigentlich? In Text und Bild versucht der durch seine Gestaltung herausragende Band diese Frage zu beantworten. Zunächst, indem uns die wundervoll ruhigen, mit der 4×5-Zoll-Kamera aufgenommenen Bilder von Telemach Wiesinger Menschen und ihre Motorroller zeigen. Das reicht vom harten Fan mit seinem Heinkel als Tätowierung auf dem Bizeps bis zur Sammlerfamilie im Ambiente einer Rüdesheimer Villa, vom Mitkonstrukteur der Simson Schwalbe bis zu dem Mod der zweiten Generation, für den mit dem Film Quadrophenia alles erst Ende der Siebziger losging. Der Druck der Bilder ist vorzüglich, mit sattem Schwarz und einer großen Skala von Halbtönen, fast als seien Abzüge eingeklebt. Die von Matthias Bullinger verfassten, zum Teil aber auch anderer Feder stammenden und von ihm herausgegebenen Texte erzählen uns etwas von den Abgebildeten: wie sie nämlich auf den Motorroller gekommen sind. Und es ist von Fall zu Fall bemerkenswert, welch lebensbestimmende Wirkung diese Begegnung nach sich zog, ganz gleich ob es nun um eine Lambretta oder eine Vespa, einen Roller von Heinkel oder Maico ging. Legenden entstehen aus lauter Stücken von wirklichem Menschenleben: Das begreift man bei der Lektüre dieses Buchs, das man lange betrachten und in dem man viel Anrührendes - neben allerlei Technischem - lesen kann.
Auto-Jahr Nr. 47, 1999/2000. Editions JR, Lausanne (Auslieferung über Heel Verlag, Königswinter), 272 Seiten, 470 Abbildungen, 98 Mark.
Die Sammler des Schweizer "Auto-Jahrs" nehmen schon langsam die 50. Ausgabe in den Blick: Eine Publikation mit so langer Tradition muss ihre Meriten haben, und das hat sie auch. Die Geschehnisse des Jahres in der Automobilindustrie und ihrer Modellpolitik, aber auch im Sport sind hier von kompetenten Federn zusammengefasst und appetitlich illustriert. Daneben fehlen aber auch monografische Blicke in die Vergangenheit nicht - diesmal die Isetta und den A-Motor von BMC betreffend -, Ausflüge in die amerikanische und die japanische Auto-Szene werden flankiert von kubanischen Oldtimer-Impressionen, die kalifornische Prototypenbauer-Familie Gaffoglio wird vorgestellt und den Automobil-Illustratoren der fünfziger und sechziger Jahre ein Kapitel gewidmet. Eine Bilderstrecke betrifft Damen im Motorsport, andere Abschnitte schauen auf Rennereignisse der Jahre 1951 und 1969 zurück. Die ausführliche Schilderung der Formel-1-Saison 1999 fehlt natürlich ebenso wenig wie ein Rückblick auf die Rallye-Weltmeisterschaft, den Tourenwagensport und die amerikanischen Rennserien - alles garniert mit Ergebnistabellen. Für viele also etwas, und nicht nur für die Sammler, die schon 46 "Auto-Jahre" haben.
Kraftfahrzeuge der DDR. Von Werner Oswald, ergänzt und überarbeitet von Eberhard Kittler und Michael Dünnebier. Motorbuch Verlag, Stuttgart, 316 Seiten, 270 Abbildungen, 49,90 Mark.
Über die Grenze rollende Trabis und Wartburgs wurden zu einem Symbol der wiedergewonnenen Freiheit der DDR. Doch zu deren bester Zeit fuhren dort nicht nur Fahrzeuge dieser Marken, sondern noch viele andere aus den Staaten des Warschauer Pakts. Der weitaus größte Teil wird in dem Buch vorgestellt, das allerdings keine Erstauflage ist, aber gründlich überarbeitet wurde. Dazu sind Bilder aufgeführt, welche die barocke Schönheit der Fahrzeuge im Sozialismus jenseits der Zonengrenze zeigen. Freunde des Opulenten finden die Funktionärs- und Staatslimousinen ebenso wie Nutzfahrzeug-Interessenten Busse sowie leichte und schwere Lastwagen. Wer die Motorisierung unseres Landes als gesamtdeutsches Thema betrachtet, sollte sich dieses Buch ruhig neben die Kompendien über westdeutsche Marken in den Bücherschrank stellen.
Wristwatches Armbanduhren Montres-bracelets. Von Gisbert L. Brunner und Christian Pfeiffer-Belli. Dreisprachig in deutsch, englisch und französisch. Könemann Verlag, Köln, 512 Seiten, 2100 Abbildungen, 49,80 Mark.
Das Sammeln von Armbanduhren ist eine relativ neue Passion. Bis in die achtziger Jahre galten eigentlich nur rare Großuhren oder komplizierte Taschenuhren als sammelwürdig, heute besitzt jeder Deutsche - so irgendeine Statistik - immerhin 8 1/2 Armbanduhren. Das sind natürlich nicht alles Sammler, doch viele interessieren sich nicht allein für Großvaters alte goldene Armbanduhr, manch einer kauft gern auf Uhrenbörsen oder bei Gebrauchtuhrenhändlern. Weil den Heutigen die alten Marken nur selten etwas sagen, klärt das in der Fachwelt bekannte Autorenduo in einem sehr lesenswerten Buch auf. Von Agassiz bis Zodiac werden 84 namhafte, manchmal vergessene Marken beschrieben und die Modelle farbig abgebildet. Aufmerksame Leser lernen, wo gloriose Uhrenhäuser wirklich arbeiten lassen. Die Gegenwart wird nicht vergessen, denn bei A. Lange & Söhne ist natürlich der Datograph, bei Omega die neue koaxiale Hemmung berücksichtigt. Das hervorragende Layout macht die Lektüre zu einem Augenschmaus nicht nur an verschneiten Sonntagen; die alphabetische Markenfolge ist von gut verständlichen Kapiteln zur Technik aufgelockert. Das Kaliberverzeichnis ist übersichtlich. Das Glossar und die Chronologie der uhrmacherischen Entwicklungen bilden jeden wissbegierigen Anfänger wie manchen Fortgeschrittenen. Der fein ausgestattete Band ist zu einem sensationell günstigen Preis zu haben, allerdings muss der Leser jeden Text inhaltsgleich in zwei weiteren Sprachen akzeptieren. So hat aber auch mancher das Idiom der Uhrmacherei erlernt - Französisch.
Pfeifen. Magie und Flair eines Genusses. Von Robin Crole. Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 144 Seiten, mehr als 230 Abbildungen, 49,80 Mark.
Wir kennen einen Nichtraucher, der Pfeifen sammelt. Und wir sind sicher, er könnte auch dieses Buch schätzen, es ist nämlich nicht nur für Raucher gemacht und gedacht. Denn Pfeifen sind hier nicht nur Gegenstände zum Erzeugen von Rauch, der in den Körper aufgenommen wird, sondern sie sind auch Teil der Kultur- und Sozialgeschichte. So widmet sich das Buch intensiv auch der Technik der Pfeife, es geht um Materialien und Produktherstellung, um Pfeifen aus der Vergangenheit und natürlich um heutige. Fast kommt das Rauchen etwas zu kurz - eine Eigenschaft des Buchs, die wir als bekennende Nichtraucher nicht tadeln wollen. Man begegnet auf etlichen Seiten kunstvollen Pfeifen , so zum Beispiel den Modellen des Alfred Dunhill, der zunächst die Ausrüstung für die Fahrt in der Pferdekutsche und dann in dem damals ja noch ziemlich offenen Automobil herstellte. Er entwarf zum Beispiel auch eine Pfeife mit einem Schutz gegen den Fahrtwind, weiß das Buch. Und es kann noch mit mehreren netten Details um die Pfeife aufwarten. Kein Geschenk, das Raucher von ihrem Tun abzubringen vermöchte.
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