In diesem von der Hamburger Künstlerin Stefanie Harjes wunderbar illustrierten Band erzählt Josef Guggenmos die schönsten Sagen des klassischen Altertums nach: Der griechische Götterhimmel, Prometheus, Ikaros, Ödipus, Herakles, Theseus, Jason v. a.
Am Anfang war das Chaos, die grenzenlose, gähnende Leere. Aus dem Chaos entstanden Gäa, die Erde, und Eros, die Liebe. Mit diesen Worten beginnt die Schöpfungsgeschichte der alten Griechen. In diesem Band finden sich viele der schönsten Sagen des klassischen Altertums in einer Nacherzählung von Josef Guggenmos, die durch die Illustrationen von Stefanie Harjes in ein völlig neues Licht gerückt werden. Wie durch Zauberei lässt die Hamburger Künstlerin diese Geschichten, die viele tausend Jahre erst mündlich, dann schriftlich überliefert wurden, zu einem ganz besonderen Lektüreerlebnis und einem Fest für Augen und Sinne werden.
Am Anfang war das Chaos, die grenzenlose, gähnende Leere. Aus dem Chaos entstanden Gäa, die Erde, und Eros, die Liebe. Mit diesen Worten beginnt die Schöpfungsgeschichte der alten Griechen. In diesem Band finden sich viele der schönsten Sagen des klassischen Altertums in einer Nacherzählung von Josef Guggenmos, die durch die Illustrationen von Stefanie Harjes in ein völlig neues Licht gerückt werden. Wie durch Zauberei lässt die Hamburger Künstlerin diese Geschichten, die viele tausend Jahre erst mündlich, dann schriftlich überliefert wurden, zu einem ganz besonderen Lektüreerlebnis und einem Fest für Augen und Sinne werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2007Und Ordnung keimt empor
Verwirrung weicht: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums
Vom schwabschen Sagenwerk hat Walter Benjamin einmal geschrieben, in ihm sei der griechische Mythos endgültig in die Banalität überführt worden. Das ist nun so schief gesehen, dass man sich fragt, wie ein eminenter Kenner des Kinderbuchs - und das war Benjamin - zu diesem Urteil gelangen konnte. Denn die Sagen der Griechen haben im seelischen Haushalt der Kinder einen notwendigen, unersetzlichen Platz.
Wo das Märchen ihnen die allererste, naivste Vorstellung von Gerechtigkeit mitteilt - die böse Hexe wird verbrannt, der arme, aber tapfere und erfindungsreiche Junge kriegt die Königstochter -, da setzt die Sage, als Nachfolgerin des Märchens, das Kind moralisch komplexeren Fragen aus. Wenn die Argonauten losziehen, um das Goldene Vlies zu finden, wenn Medea sich entschließt, Jason alle Hilfe ihrer Zauberkünste zukommen zu lassen, dann ist das Ende weit entfernt von der einfachen Gerechtigkeitsidee. Das Kind bemerkt: Die Frage, wer nun die Guten und wer die Bösen sind, muss jetzt anders beantwortet werden als damals im goldenen Märchenalter.
Josef Guggenmos hat Schwabs Sammlung sehr diskret bearbeitet; hier einmal gekürzt, dort eine altertümelnde Wendung geglättet. Das dient der Verständlichkeit und ist doch zurückhaltend und mit schönem Respekt vor dem Vorgänger durchgeführt. Ansprechend wirkt das Buch aber nicht nur durch diesen Geist. Es sind die frechen, im bildlichen Witz heutige Kinder unbedingt gewinnenden Illustrationen von Stefanie Harjes, die jede Schwellenangst vor "Bildung" vergessen lassen.
Europa, das lernt sich nebenbei, ist griechisch, abgesehen davon, dass es christlich ist. Es gibt eine minimalistische Theorie des Mythos: Danach handelt es sich schlicht um Erzählungen der Alten, "simple stories". Wer aber seinen Kindern diese Geschichten vorliest, wird inne, dass es um mehr geht: Der Mythos erzählt nicht von irgendetwas, sondern davon, wie die Weltordnung entstand, wie die Welt bewohnbar wurde - wie sich aus dem Chaos Erde und Himmel bildeten, wie aus der Herrschaft der Titanen die der rechtlicher gesinnten Olympier unter Zeus hervorging, und davon, wie die Ungeheuer vertilgt wurden, die tierischen und die in Menschengestalt.
LORENZ JÄGER.
"Die schönsten Sagen des klassischen Altertums". Gesammelt von Gustav Schwab, neu erzählt von Josef Guggenmos. Illustriert von Stefanie Harjes. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2006. 324 S., geb., 19,95 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Verwirrung weicht: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums
Vom schwabschen Sagenwerk hat Walter Benjamin einmal geschrieben, in ihm sei der griechische Mythos endgültig in die Banalität überführt worden. Das ist nun so schief gesehen, dass man sich fragt, wie ein eminenter Kenner des Kinderbuchs - und das war Benjamin - zu diesem Urteil gelangen konnte. Denn die Sagen der Griechen haben im seelischen Haushalt der Kinder einen notwendigen, unersetzlichen Platz.
Wo das Märchen ihnen die allererste, naivste Vorstellung von Gerechtigkeit mitteilt - die böse Hexe wird verbrannt, der arme, aber tapfere und erfindungsreiche Junge kriegt die Königstochter -, da setzt die Sage, als Nachfolgerin des Märchens, das Kind moralisch komplexeren Fragen aus. Wenn die Argonauten losziehen, um das Goldene Vlies zu finden, wenn Medea sich entschließt, Jason alle Hilfe ihrer Zauberkünste zukommen zu lassen, dann ist das Ende weit entfernt von der einfachen Gerechtigkeitsidee. Das Kind bemerkt: Die Frage, wer nun die Guten und wer die Bösen sind, muss jetzt anders beantwortet werden als damals im goldenen Märchenalter.
Josef Guggenmos hat Schwabs Sammlung sehr diskret bearbeitet; hier einmal gekürzt, dort eine altertümelnde Wendung geglättet. Das dient der Verständlichkeit und ist doch zurückhaltend und mit schönem Respekt vor dem Vorgänger durchgeführt. Ansprechend wirkt das Buch aber nicht nur durch diesen Geist. Es sind die frechen, im bildlichen Witz heutige Kinder unbedingt gewinnenden Illustrationen von Stefanie Harjes, die jede Schwellenangst vor "Bildung" vergessen lassen.
Europa, das lernt sich nebenbei, ist griechisch, abgesehen davon, dass es christlich ist. Es gibt eine minimalistische Theorie des Mythos: Danach handelt es sich schlicht um Erzählungen der Alten, "simple stories". Wer aber seinen Kindern diese Geschichten vorliest, wird inne, dass es um mehr geht: Der Mythos erzählt nicht von irgendetwas, sondern davon, wie die Weltordnung entstand, wie die Welt bewohnbar wurde - wie sich aus dem Chaos Erde und Himmel bildeten, wie aus der Herrschaft der Titanen die der rechtlicher gesinnten Olympier unter Zeus hervorging, und davon, wie die Ungeheuer vertilgt wurden, die tierischen und die in Menschengestalt.
LORENZ JÄGER.
"Die schönsten Sagen des klassischen Altertums". Gesammelt von Gustav Schwab, neu erzählt von Josef Guggenmos. Illustriert von Stefanie Harjes. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2006. 324 S., geb., 19,95 [Euro]. Ab 12 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Lorenz Jäger hat seine Freunde an dieser für junge Leser aufbereiteten Sammlung griechischer Sagen. Sie eigneten sich als Nachfolger des Märchens, weil sie es vermögen, ältere Kinder mit moralisch komplexeren Fragen zu beschäftigen. Walter Benjamin, der nach Auskunft des Rezensenten einst auf diese von Gustav Schwab zusammengetragene Sagensammlung schimpfte und sie banal fand, will sich Jäger auf keinen Fall anschließen. Seiner Meinung nach erzählen diese Mythen nicht weniger als "wie die Weltordnung entstand". Zudem empfindet Jäger die zeitgemäße Aufbereitung durch Josef Guggenmos als gelungen, weil seine Veränderungen "diskret" und respektvoll sind und die Sagen dennoch lesbarer machen. Auch die Illustrationen von Stefanie Harjes sorgten dafür, das dass Buch für die anvisierte Leserschaft zugänglich wird.
© Perlentaucher Medien GmbH
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