Ein kleiner Ort in Westfalen an der Lippe im 19. Jahrhundert, ein Dorf, so wie wir es von jeher kennen, zu einer Zeit, in der die Frauen noch nicht alle Rechte besaßen und für vieles verurteilt, bzw. gemieden wurden. Ein wunderbarer, historischer Roman, der von Maria, einer jungen Witwe handelt, die
es im Blut hat zu schreiben, ob Gedichte oder Romane, die Ideen, die sie niederschreibt, sind…mehrEin kleiner Ort in Westfalen an der Lippe im 19. Jahrhundert, ein Dorf, so wie wir es von jeher kennen, zu einer Zeit, in der die Frauen noch nicht alle Rechte besaßen und für vieles verurteilt, bzw. gemieden wurden. Ein wunderbarer, historischer Roman, der von Maria, einer jungen Witwe handelt, die es im Blut hat zu schreiben, ob Gedichte oder Romane, die Ideen, die sie niederschreibt, sind interessant und sehr lesenswert, eine Gruppe von Frauen, ein literarischer Kreis, der sich "heimlich" trifft, um über gute Literatur, auch von Frauen, zu diskutieren und Marias Texte zu hören und zu lesen bekommen.
Dies alles geschieht in einer Zeit, die von Krankheiten wie schwerer Influenza (Grippe) und Cholera überschattet wurde. Viele Menschen, Jugendliche & Kinder starben, eine traurige Zeit und doch ließen sich die Menschen nicht unterkriegen und es wurde untereinander geholfen soweit und so viel als möglich.
Die Autorin Edelgard Moers versteht es hier sehr gut die Geschichte von Maria Lenzen geb. Sebregondi, einer deutschen Schriftstellerin, von 1814 bis 1882 in Westfalen gelebt, und sich den Namen als Schriftstellerin gemacht hat. Diese hat mit vielen Widerständen zu kämpfen, wurde gemieden und beschimpft, nur weil sie es als Frau gewagt hat, eine Feder in die Hand zu nehmen und zu schreiben.
Gedichte, Romane und Texte. Dies zeugte eher von Neid und nicht gönnen, als das sie die Autorin selber nicht mochten, es war nur sehr außergewöhnlich und ein Verhalten, welches als nicht schickhaft galt. Glücklicherweise gab es ebenso Menschen die hinter ihr standen, sowie ihr Vater und Schwiegervater, ihres leider viel zu früh verstorbenen Mannes.
Man fühlt sich den einzelnen Protagonisten in diesem Roman sehr nahe, da sie sehr detailgetreu beschrieben sind und besonders die Familie Sebregondi viel Harmonie und Familienzusammengehörigkeit wieder spiegelt. Es ist schön im Kreise einer Talgkerze am Abend zusammen zu sitzen, gemeinsam mit der Familie und einfach beisammen zu sein, vom Tag zu berichten und gemeinsam ihr Schicksal zu tragen. Denn auch Familie Sebregondi hatte schweres Schicksal zu tragen und gab doch niemals auf!
Man spürt hier als Leser sehr die Zusammengehörigkeit und Hilfsbereitschaft untereinander, die Kraft sich gegenseitig zu stützen und Halt zu geben, die frühere Zeit wurde hier sehr schön in dem Roman mit den einzelnen Protagonisten in Einklang gebracht und wert geschätzt, ich hatte als Leserin das Gefühl, Maria sollte viel Wertschätzung und Unterstützung erhalten und es wird veranschaulicht wie sehr das Leid den Menschen durch dieses Jahrhundert begleitet hat, wie viele Verluste die Familien ertragen mussten und doch trotzdem nicht aufgaben.
Ich fühlte mich als Leserin hier sehr aufgehoben, ich durfte viele Hintergründe und soziale Aspekte aus der damaligen Zeit lernen, die mir noch nicht wirklich so bewußt waren. Ich habe eine tolle Familie kennen lernen dürfen und ich bin sicher die Recherchen zu diesem Buch waren sicherlich sehr zeitaufwendig, umso mehr schätze ich die Roman, der zudem noch von einem Ort und mehreren Orten in meiner Umgebung erzählen. Es ist schön über viele Dinge zu lesen, die man kennt, aber das ist hier tatsächlich überhaupt nicht ausschlaggebend!
Auch die Orte, die Begegnungen sowie die Umgebung werden so detailgetreu erzählt, das man den Eindruck hat vor Ort dabei zu sein und das macht ein richtig gutes Buch aus!
Hier passt tatsächlich alles zusammen und mir hat auch sehr gut gefallen, das am Ende die historischen Personen einzeln mit den jeweiligen Jahresdaten aufgeführt werden, sowie deren Familienzugehörigkeit und teils Berufsstand. Man kann hier die einzelnen Protagonisten noch einmal Revue passieren lassen und die jeweilige Zusammengehörigkeit aufarbeiten. Sehr gute Idee!