Männchen, Weibchen, Nest und Nachwuchs, das ist der Gang der Welt seit Anbeginn. An den evolutionären Grundgesetzen kommt man ohne Folgen nicht vorbei. Die Natur rächt sich an der Moderne, den hemmungslosen Einsatz der Pille bestraft sie mit Engpässen in der Rentenfinanzierung. In den panischen Gebärkampagnen der letzten Monate werden Frauen einem enormen Druck ausgesetzt. Die emanzipierte, arbeitende Frau gerät in Misskredit. Dabei ist die Gleichberechtigung von Mann und Frau eine wunderbare Sache, die nicht mehr zurückgenommen werden kann. Wir müssen sie verteidigen, auch wenn sie oft nicht funktioniert, wie insbesondere bei der Familiengründung. Mit Kindern kommt die Moderne ins Stottern und ohne Kinder auch. In diesem Paradox leben wir, in diesem Paradox müssen wir uns einrichten. Wie wir das schaffen können, davon erzählt dieses Buch. Dass Kinder glücklich machen, steht dabei nicht zur Debatte. Wir sollten dem Glück nur offen in die Augen sehen.
IRIS RADISCH - Eine der renommiertesten deutschen Journalistinnen über die Zukunft der Familie und die Rolle der Frau
Die Klagen nehmen kein Ende: Wir bekommen keine Kinder mehr, das System Familie kollabiert. Aber ist das wirklich schlimm? Die Antwort lautet: Nein! Der alten Heldenfamilie müssen wir keine Träne nachweinen, der Mutti-kocht-Vati-arbeitet-Ehe ganz sicher auch nicht.
Die Gebärkampagnen der letzten Monate sind Propaganda. Die Appelle an die jungen Frauen, Kinder in die Welt zu setzen, erzählen viel über männliche Planspiele und wenig über weibliche Wirklichkeit.
Die angepriesene Vereinbarkeit von Beruf und Kindern ist eine Schimäre. Da gibt es nämlich nichts zu vereinbaren. Da gibt es nur etwas zu addieren.
Dahin, wo wir herkommen, können wir nicht zurück. Da, wo wir sind, werden wir immer weniger. Wenn uns das stört, dann müssen wir unser Leben neu erfinden. Wir müssen vor allem überdenken, wie wir lieben.
Unsere Zukunft wird in einem nicht geringen Maße davon abhängen, ob es uns gelingt, neue soziale und familiäre Verbindlichkeiten zu begründen.
- Harte Wahrheiten und neue Perspektiven in der Debatte über die Zukunft der Familie und die Rolle der Frauen
- Mit sehr persönlichen Erfahrungen einer der erfolgreichsten Journalistinnen Deutschlands
- Angriffslustig und polemisch - ein Buch, über das man sprechen wird
IRIS RADISCH - Eine der renommiertesten deutschen Journalistinnen über die Zukunft der Familie und die Rolle der Frau
Die Klagen nehmen kein Ende: Wir bekommen keine Kinder mehr, das System Familie kollabiert. Aber ist das wirklich schlimm? Die Antwort lautet: Nein! Der alten Heldenfamilie müssen wir keine Träne nachweinen, der Mutti-kocht-Vati-arbeitet-Ehe ganz sicher auch nicht.
Die Gebärkampagnen der letzten Monate sind Propaganda. Die Appelle an die jungen Frauen, Kinder in die Welt zu setzen, erzählen viel über männliche Planspiele und wenig über weibliche Wirklichkeit.
Die angepriesene Vereinbarkeit von Beruf und Kindern ist eine Schimäre. Da gibt es nämlich nichts zu vereinbaren. Da gibt es nur etwas zu addieren.
Dahin, wo wir herkommen, können wir nicht zurück. Da, wo wir sind, werden wir immer weniger. Wenn uns das stört, dann müssen wir unser Leben neu erfinden. Wir müssen vor allem überdenken, wie wir lieben.
Unsere Zukunft wird in einem nicht geringen Maße davon abhängen, ob es uns gelingt, neue soziale und familiäre Verbindlichkeiten zu begründen.
- Harte Wahrheiten und neue Perspektiven in der Debatte über die Zukunft der Familie und die Rolle der Frauen
- Mit sehr persönlichen Erfahrungen einer der erfolgreichsten Journalistinnen Deutschlands
- Angriffslustig und polemisch - ein Buch, über das man sprechen wird
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2007Das Schütteln an der Krippe
Mann, Kind, Frau, Arbeit – wie soll’s denn nun zusammengehen? Iris Radisch kämpft für Familienzeit
Was Frauen können, dürfen und sollen, was Kindern guttut und schadet, wo und wie Frauen mit Kindern im Idealfall ihr Leben einrichten, was Familie bedeutet – all das scheint eine komplexe Wissenschaft zu sein. Täglich werden neue Thesen aufgestellt, die es zu überprüfen gilt, und Versuchsanordnungen für Experimente am Forschungsobjekt Familie geplant. Milliardenfach zwar haben Menschen schon auf dieser Erde Kinder gezeugt, großgezogen und versorgt, gekleidet, geküsst oder beerdigt, und doch tobt in Deutschland nun schon seit geraumer Zeit eine Debatte über die Versuchsanordnung „Frau und/oder Mann mit Kind(ern) und/oder Arbeit”, die den Anschein erweckt, als müsse das Land ganz allein ein riesiges Problem bewältigen, das ansonsten keiner kennt.
Bestes Beispiel ist der nachgerade absurde Streit über den Vorschlag Ursula von der Leyens, die Zahl der Kinderkrippen in Deutschland erhöhen zu wollen. Gäbe es, sollte sich die Familienministerin durchsetzen, eines Tages auch nur annähernd genug Betreuungsplätze für Kleinkinder in Deutschland, dann wäre zweierlei möglich: Wer wollte, könnte sie nutzen – und wer seine Kinder lieber übertags selbst bespielt und bekocht, der lässt es bleiben. Dennoch wird über dieses Projekt (die meisten Versuchsanordnungen zum Experiment Familie, die hierzulande geplant werden, finanziert die Forschungsgemeinschaft Bund und Länder ja ohnehin nicht) mit viel Erbitterung diskutiert. Dürfen Mütter so etwas? Schadet das den Kindern?
Da kommt das Buch der Zeit-Redakteurin und dreifachen Mutter Iris Radisch gerade recht. Einerseits ist auch dies nur ein weiteres Buch zum ewig gleichen Sujet; wer wollte auch das Rad respektive die Familie neu erfinden? Andererseits ist eben das ihr Thema: wie die Familie neu erfunden wird. Radisch fragt sich auf 190 Seiten gewohnt eloquent, schlagfertig und ohne jede ideologiebelastete Besserwisserei, ob das denn überhaupt gehe. Frauen gebären die Kinder, so viel ist klar, Zeit ist nicht ewig dehnbar, so viel weiß auch jede berufstätige Mutter, und Kinder sind keine chemischen Stoffe, die je nach Notwendigkeit beim Schütteln im Reagenzglas das erhoffte Ergebnis bringen.
Also vergewissert sich die Autorin, systematisch und assoziativ zugleich, der Grundwahrheiten, die das Leben mit Kindern enthält. Dazu gehört, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie sie derzeit gelebt wird, ein moderner Mythos ist, der an Müttern – und Kindern – seine Spuren hinterlässt. „Erst jetzt, in der zweiten und dritten Nachkriegsgeneration, leben wir Frauen im großen Maßstab ein Männerleben, sprich: ein ganz und gar nach ökonomischen Prinzipien organisiertes Arbeitsleben. Und nebenbei, in der Freizeit, ein Frauenleben nach urzeitlicher Fasson.” Alles geht, natürlich, und nichts muss falsch daran sein, wenn alles gehen soll. Schließlich hat auch die Autorin immer gearbeitet, hat sich auf gute Krippen und nettes Personal verlassen, hat zwei Väter für drei Kinder gehabt und Karriere gemacht.
Aber was für ein wahnsinniger Kraftakt: Au-pairs oder bayerische Perlen schmeißen den Haushalt, Kindergärten und Schulen betreuen die Kleinen, während gut gebildete Frauen zehn Stunden am Tag Papiere schreiben oder Werbekunden bequatschen, und abends bleibt, mit ein wenig Glück, die so genannte quality time, jene Stunde, die Eltern und Kinder möglichst besonders intensiv und positiv gestimmt gemeinsam verbringen. Natürlich ist diese Zeit zu kurz, also wird am Wochenende, in Quality-Kurztrips, das schlechte Gewissen beruhigt, werden Kinos und Freizeitparks und Kletterwände aufgesucht, damit auch ja niemand auf die Idee kommt, Mama habe nicht genug Zeit für die Kids. Väter, ja Väter kommen auch vor, aber Radisch dekliniert auch mit Blick auf das männliche Geschlecht den Ist-, nicht den Sollzustand durch: Viele kümmern sich rührend um ihren Nachwuchs, aber wer sich entziehen oder gar ganz gehen will, dem wird das durchaus leichtgemacht. In der Regel sind es Frauen und Kinder, die lädiert zurückbleiben.
Scheidungskinder aus modernen, sich trennenden und findenden, sich verlierenden und der ewigen Glückssuche ausgelieferten Verbindungen erleiden Schäden, auch das hält Radisch für eine gern unterschlagene Wahrheit – ebenso wie die Tatsache, dass das Pilati-Modell (Mann sucht sich nach der Familienphase neue Gefährtin, die aus dem gebärfähigen Alter heraus ist) und das Doris-Modell (Mann sucht sich nach der Erst- und womöglich einer Zweitfrau jeweils eine jüngere Variante) etwas zu angesagt sind. Die Bestandsaufnahme lenkt aber auch den Blick auf die sogenannte Hausfrau, die – da wird Radisch dann gern auch mal polemisch – vom Staat ihre Jogging- und Shopping-Zeiten subventioniert bekommt. Schließlich belegen neuere Studien, dass die moderne Hausfrau in Deutschland höchstens anderthalb Stunden mehr am Tag mit ihren Kindern verbringt als die gestresste Allrounderin. „So viele Grabenkämpfe, so viel ideologisches Gezerre und Publizieren, das ganze haltlose Gerede über die notwendige Rückkehr des Patriarchats und der behaupteten naturgegebenen Hausfräulichkeit. Und alles wegen einer Stunde und vierzig Minuten mehr oder weniger”, ätzt Iris Radisch.
Gewiss ist, dass auch sie keine goldenen Regeln kennt, wie eine Familie funktionieren und dabei glücklich sein kann. Dreierlei allerdings findet sie unstrittig: Leben mit Kindern macht glücklich, allen Unbilden zum Trotz. Väter müssen sich ändern, sie sind jetzt dran, die Mütter haben schon zu viel getan. Und Familienzeit muss her, wofür sich der Arbeitsmarkt wandeln muss. Die Karrieremutter werde zu voreilig bejubelt, schreibt die Karriere-Autorin Radisch, weil sie selbst weiß, was ein solches Leben zwischen Bürostuhl und Tripp Trapp bedeutet; Teilzeitarbeit sei aber auch keine Lösung. Für die Familie, sagt sie, zähle der gelebte Augenblick, denn Zeit ist nicht rückholbar, gemeinsame Zeit nicht aufschiebbar. Deshalb müssen – mit neuen Arbeitszeitmodellen und weniger Leistungswahn – Wege gefunden werden, um Familien Zeit zu schenken: nicht nur Müttern und Kindern, sondern auch Vätern und Kindern – und Müttern und Vätern auch. CATHRIN KAHLWEIT
IRIS RADISCH: Die Schule der Frauen. Wie wir die Familie neu erfinden. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 192 Seiten, 14,95 Euro.
Der gemeinsam gelebte Augenblick ist nicht rückholbar
Die Hausfrauen verbringen kaum mehr Zeit mit ihren Kindern
Die Gattin des Freiherrn von Odkolek, die F. G. Waldmüller auf dem Gemälde von 1826 porträtierte – derzeit in der Ausstellung „Biedermeier. Die Erfindung der Einfachheit” in Wien zu sehen –, hatte bestimmt mehr „quality time” mit der Familie als moderne berufstätige Frauen. Gleichwohl hält die Journalistin und Autorin des Buches „Die Schule der Frauen” Iris Radisch (links) nichts von der „behaupteten naturgegebenen Hausfräulichkeit”. Fotos: Katalog/dpa
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Mann, Kind, Frau, Arbeit – wie soll’s denn nun zusammengehen? Iris Radisch kämpft für Familienzeit
Was Frauen können, dürfen und sollen, was Kindern guttut und schadet, wo und wie Frauen mit Kindern im Idealfall ihr Leben einrichten, was Familie bedeutet – all das scheint eine komplexe Wissenschaft zu sein. Täglich werden neue Thesen aufgestellt, die es zu überprüfen gilt, und Versuchsanordnungen für Experimente am Forschungsobjekt Familie geplant. Milliardenfach zwar haben Menschen schon auf dieser Erde Kinder gezeugt, großgezogen und versorgt, gekleidet, geküsst oder beerdigt, und doch tobt in Deutschland nun schon seit geraumer Zeit eine Debatte über die Versuchsanordnung „Frau und/oder Mann mit Kind(ern) und/oder Arbeit”, die den Anschein erweckt, als müsse das Land ganz allein ein riesiges Problem bewältigen, das ansonsten keiner kennt.
Bestes Beispiel ist der nachgerade absurde Streit über den Vorschlag Ursula von der Leyens, die Zahl der Kinderkrippen in Deutschland erhöhen zu wollen. Gäbe es, sollte sich die Familienministerin durchsetzen, eines Tages auch nur annähernd genug Betreuungsplätze für Kleinkinder in Deutschland, dann wäre zweierlei möglich: Wer wollte, könnte sie nutzen – und wer seine Kinder lieber übertags selbst bespielt und bekocht, der lässt es bleiben. Dennoch wird über dieses Projekt (die meisten Versuchsanordnungen zum Experiment Familie, die hierzulande geplant werden, finanziert die Forschungsgemeinschaft Bund und Länder ja ohnehin nicht) mit viel Erbitterung diskutiert. Dürfen Mütter so etwas? Schadet das den Kindern?
Da kommt das Buch der Zeit-Redakteurin und dreifachen Mutter Iris Radisch gerade recht. Einerseits ist auch dies nur ein weiteres Buch zum ewig gleichen Sujet; wer wollte auch das Rad respektive die Familie neu erfinden? Andererseits ist eben das ihr Thema: wie die Familie neu erfunden wird. Radisch fragt sich auf 190 Seiten gewohnt eloquent, schlagfertig und ohne jede ideologiebelastete Besserwisserei, ob das denn überhaupt gehe. Frauen gebären die Kinder, so viel ist klar, Zeit ist nicht ewig dehnbar, so viel weiß auch jede berufstätige Mutter, und Kinder sind keine chemischen Stoffe, die je nach Notwendigkeit beim Schütteln im Reagenzglas das erhoffte Ergebnis bringen.
Also vergewissert sich die Autorin, systematisch und assoziativ zugleich, der Grundwahrheiten, die das Leben mit Kindern enthält. Dazu gehört, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie sie derzeit gelebt wird, ein moderner Mythos ist, der an Müttern – und Kindern – seine Spuren hinterlässt. „Erst jetzt, in der zweiten und dritten Nachkriegsgeneration, leben wir Frauen im großen Maßstab ein Männerleben, sprich: ein ganz und gar nach ökonomischen Prinzipien organisiertes Arbeitsleben. Und nebenbei, in der Freizeit, ein Frauenleben nach urzeitlicher Fasson.” Alles geht, natürlich, und nichts muss falsch daran sein, wenn alles gehen soll. Schließlich hat auch die Autorin immer gearbeitet, hat sich auf gute Krippen und nettes Personal verlassen, hat zwei Väter für drei Kinder gehabt und Karriere gemacht.
Aber was für ein wahnsinniger Kraftakt: Au-pairs oder bayerische Perlen schmeißen den Haushalt, Kindergärten und Schulen betreuen die Kleinen, während gut gebildete Frauen zehn Stunden am Tag Papiere schreiben oder Werbekunden bequatschen, und abends bleibt, mit ein wenig Glück, die so genannte quality time, jene Stunde, die Eltern und Kinder möglichst besonders intensiv und positiv gestimmt gemeinsam verbringen. Natürlich ist diese Zeit zu kurz, also wird am Wochenende, in Quality-Kurztrips, das schlechte Gewissen beruhigt, werden Kinos und Freizeitparks und Kletterwände aufgesucht, damit auch ja niemand auf die Idee kommt, Mama habe nicht genug Zeit für die Kids. Väter, ja Väter kommen auch vor, aber Radisch dekliniert auch mit Blick auf das männliche Geschlecht den Ist-, nicht den Sollzustand durch: Viele kümmern sich rührend um ihren Nachwuchs, aber wer sich entziehen oder gar ganz gehen will, dem wird das durchaus leichtgemacht. In der Regel sind es Frauen und Kinder, die lädiert zurückbleiben.
Scheidungskinder aus modernen, sich trennenden und findenden, sich verlierenden und der ewigen Glückssuche ausgelieferten Verbindungen erleiden Schäden, auch das hält Radisch für eine gern unterschlagene Wahrheit – ebenso wie die Tatsache, dass das Pilati-Modell (Mann sucht sich nach der Familienphase neue Gefährtin, die aus dem gebärfähigen Alter heraus ist) und das Doris-Modell (Mann sucht sich nach der Erst- und womöglich einer Zweitfrau jeweils eine jüngere Variante) etwas zu angesagt sind. Die Bestandsaufnahme lenkt aber auch den Blick auf die sogenannte Hausfrau, die – da wird Radisch dann gern auch mal polemisch – vom Staat ihre Jogging- und Shopping-Zeiten subventioniert bekommt. Schließlich belegen neuere Studien, dass die moderne Hausfrau in Deutschland höchstens anderthalb Stunden mehr am Tag mit ihren Kindern verbringt als die gestresste Allrounderin. „So viele Grabenkämpfe, so viel ideologisches Gezerre und Publizieren, das ganze haltlose Gerede über die notwendige Rückkehr des Patriarchats und der behaupteten naturgegebenen Hausfräulichkeit. Und alles wegen einer Stunde und vierzig Minuten mehr oder weniger”, ätzt Iris Radisch.
Gewiss ist, dass auch sie keine goldenen Regeln kennt, wie eine Familie funktionieren und dabei glücklich sein kann. Dreierlei allerdings findet sie unstrittig: Leben mit Kindern macht glücklich, allen Unbilden zum Trotz. Väter müssen sich ändern, sie sind jetzt dran, die Mütter haben schon zu viel getan. Und Familienzeit muss her, wofür sich der Arbeitsmarkt wandeln muss. Die Karrieremutter werde zu voreilig bejubelt, schreibt die Karriere-Autorin Radisch, weil sie selbst weiß, was ein solches Leben zwischen Bürostuhl und Tripp Trapp bedeutet; Teilzeitarbeit sei aber auch keine Lösung. Für die Familie, sagt sie, zähle der gelebte Augenblick, denn Zeit ist nicht rückholbar, gemeinsame Zeit nicht aufschiebbar. Deshalb müssen – mit neuen Arbeitszeitmodellen und weniger Leistungswahn – Wege gefunden werden, um Familien Zeit zu schenken: nicht nur Müttern und Kindern, sondern auch Vätern und Kindern – und Müttern und Vätern auch. CATHRIN KAHLWEIT
IRIS RADISCH: Die Schule der Frauen. Wie wir die Familie neu erfinden. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 192 Seiten, 14,95 Euro.
Der gemeinsam gelebte Augenblick ist nicht rückholbar
Die Hausfrauen verbringen kaum mehr Zeit mit ihren Kindern
Die Gattin des Freiherrn von Odkolek, die F. G. Waldmüller auf dem Gemälde von 1826 porträtierte – derzeit in der Ausstellung „Biedermeier. Die Erfindung der Einfachheit” in Wien zu sehen –, hatte bestimmt mehr „quality time” mit der Familie als moderne berufstätige Frauen. Gleichwohl hält die Journalistin und Autorin des Buches „Die Schule der Frauen” Iris Radisch (links) nichts von der „behaupteten naturgegebenen Hausfräulichkeit”. Fotos: Katalog/dpa
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dieses Buch trifft durchaus einen Nerv, gibt Rezensentin Sieglinde Geisel in ihrer kurzen Besprechung zu: Ja, wir haben zu wenig Kinder und ja, es gibt keine Sprache, die das Glück, mit Kindern zu leben, adäquat beschreibt - im Gegensatz zu den Verlockungen der Warenwelt. Alles sehr bedenkenswert, aber zu einem Lob mag sich die Rezensentin doch nicht aufraffen. Ihr geht die "sprachliche Originalitätssucht" der Autorin auf die Nerven und vor allem die "aufgeregte Dauerempörung" Radischs, die zwar oberflächlich betrachtet einen gewissen Unterhaltungswert habe, aber letztlich für die Rezensentin von "mangelnder Souveränität" zeugt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH