Produktdetails
- ISBN-13: 9783874073509
- ISBN-10: 3874073505
- Artikelnr.: 24173990
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Keine Empfehlung gibt "bär" für diesen Bild- und Textband über "Die Schwäbische Alb" ab - zu ermüdend wirkte das fotografisch immer wieder beschworene gleiche Idyll. Am Beispiel des Schloss Hellensteins in Heidenheim zeigt "bär", wie raffiniert und unrealistisch die Bildausschnitte gewählt sind. Grün schimmerten die Wälder und rot die Giebeldächer in altertümelnden Orten - ungestört von Einkaufszentren und Baumärkten, merkt "bär" an, die doch im Speckgürtel deutscher Städte so typisch seien. Die Fotografien scheinen dem Rezensenten wahllos über das Buch verstreut. Auch die Natur sei nicht mehr so intakt, wie sie hier gezeigt werde - die so malerisch wirkenden Schäfer auf den wenigen Menschenfotografien des Bandes bekommen die "zunehmende Asphaltierung ihrer Welt" schließlich konkret zu spüren, bemerket der Rezensent. Resümee: Ein Buch über "Die Schwäbische Alb", wie sie schon lange nicht mehr ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.04.2001Deutschland
"Die Schwäbische Alb" von Manfred Grohe (Text) und Rainer Fieselmann (Fotografien). Silberburg Verlag, Tübingen 2001. 176 Seiten, 187 Fotos. Gebunden, 68 Mark. ISBN 3-87407-350-5.
Rot und grün sind die dominierenden Farben der Schwäbischen Alb - zumindest in diesem Bildband. Doppelseiten mit grünen Wald- und Wiesenlandschaften wechseln sich ab mit dem Blick auf rote Ziegel-Giebeldächer in mittelalterlichen Ortskernen. Dabei scheinen diese Fotografien geradezu konzeptlos über das Buch verteilt, hier ein paar Schlösser, da ein paar Bäume, hier eine Ortsansicht, da ein Felsungetüm. Wer die Alb nicht wirklich gut kennt, wird kaum etwas geographisch einordnen können, und wer weiß schon, wo das Schopflocher Moor, Münsingen-Buttenhausen oder das Echaztal liegen. Zwar ist alles hübsch fotografiert, vieles aus der Luft, doch in ermüdender Wiederholung geben die Abbildungen das immer gleiche Idyll wieder, das, wenn überhaupt, nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit darstellt. Zum Beispiel Schloß Hellenstein in Heidenheim: Die Aufnahme ist so raffiniert gewählt, daß der schreckliche Rathausbau aus den siebziger Jahren nicht zu sehen ist, obwohl der Betonklotz die Stadt unübersehbar dominiert. Hätte man den Standpunkt nur etwas anders gewählt, sähe man statt der wenigen Giebeldächer ausgedehnte Neubaugebiete und Fabrikanlagen von Weltfirmen wie Voith und Hartmann - die ja ebenso Ausdruck schwäbischen Fleißes und Tüchtigkeit sind wie der obligatorische weidende Schäfer. Doch nicht ein einziges Mal zeigt das Buch die Ansammlung von Einkaufszentren, Baumärkten und Autowaschanlagen, die für den Speckgürtel deutscher Städte so typisch sind, weder Reklameschilder noch Straßenaufnahmen sind zu sehen, und wenn Verkehrsmittel überhaupt vorkommen, dann in Form von Museums-Dampflok-Zügen, Segelfliegern, Heißluftballons oder Kajaks. Und auch die Natur ist selbstredend weniger intakt, als die Bilder es uns glauben machen wollen. Winterstürme haben arge Schneisen in den Wald der Schwäbischen Alb geschlagen, und die malerischen Schäfer beklagen die zunehmende Asphaltierung ihrer Welt, in der für wandernde Schafherden immer weniger Platz ist. Die meisten Fotos sind menschenleer, sieht man von Wandergruppen ab. So wie es eine Doppelseite mit Aufnahmen "Tiere der Alb" gibt - Fuchs und Hirsch, Uhu und Flußkrebs -, wurden auch "Gesichter der Alb" auf zwei Seiten erfaßt: Frauen in Tracht, ein mehlbestäubter Müller, ein Älbler im traditionellen Bauernkittel, ein Lokführer, der aus einer Dampflok herausgrinst, und sogar ein Hufschmied bei der Arbeit. Das ist schon fast so weit entfernt von der Realität des Alltags auf der Schwäbischen Alb wie das Leben in der Epoche, in der die Vogelherdhöhle im Lonetal bewohnt war. Die dort gefundenen Figürchen aus Mammutelfenbein sind 30 000 Jahre alt. (bär)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Die Schwäbische Alb" von Manfred Grohe (Text) und Rainer Fieselmann (Fotografien). Silberburg Verlag, Tübingen 2001. 176 Seiten, 187 Fotos. Gebunden, 68 Mark. ISBN 3-87407-350-5.
Rot und grün sind die dominierenden Farben der Schwäbischen Alb - zumindest in diesem Bildband. Doppelseiten mit grünen Wald- und Wiesenlandschaften wechseln sich ab mit dem Blick auf rote Ziegel-Giebeldächer in mittelalterlichen Ortskernen. Dabei scheinen diese Fotografien geradezu konzeptlos über das Buch verteilt, hier ein paar Schlösser, da ein paar Bäume, hier eine Ortsansicht, da ein Felsungetüm. Wer die Alb nicht wirklich gut kennt, wird kaum etwas geographisch einordnen können, und wer weiß schon, wo das Schopflocher Moor, Münsingen-Buttenhausen oder das Echaztal liegen. Zwar ist alles hübsch fotografiert, vieles aus der Luft, doch in ermüdender Wiederholung geben die Abbildungen das immer gleiche Idyll wieder, das, wenn überhaupt, nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit darstellt. Zum Beispiel Schloß Hellenstein in Heidenheim: Die Aufnahme ist so raffiniert gewählt, daß der schreckliche Rathausbau aus den siebziger Jahren nicht zu sehen ist, obwohl der Betonklotz die Stadt unübersehbar dominiert. Hätte man den Standpunkt nur etwas anders gewählt, sähe man statt der wenigen Giebeldächer ausgedehnte Neubaugebiete und Fabrikanlagen von Weltfirmen wie Voith und Hartmann - die ja ebenso Ausdruck schwäbischen Fleißes und Tüchtigkeit sind wie der obligatorische weidende Schäfer. Doch nicht ein einziges Mal zeigt das Buch die Ansammlung von Einkaufszentren, Baumärkten und Autowaschanlagen, die für den Speckgürtel deutscher Städte so typisch sind, weder Reklameschilder noch Straßenaufnahmen sind zu sehen, und wenn Verkehrsmittel überhaupt vorkommen, dann in Form von Museums-Dampflok-Zügen, Segelfliegern, Heißluftballons oder Kajaks. Und auch die Natur ist selbstredend weniger intakt, als die Bilder es uns glauben machen wollen. Winterstürme haben arge Schneisen in den Wald der Schwäbischen Alb geschlagen, und die malerischen Schäfer beklagen die zunehmende Asphaltierung ihrer Welt, in der für wandernde Schafherden immer weniger Platz ist. Die meisten Fotos sind menschenleer, sieht man von Wandergruppen ab. So wie es eine Doppelseite mit Aufnahmen "Tiere der Alb" gibt - Fuchs und Hirsch, Uhu und Flußkrebs -, wurden auch "Gesichter der Alb" auf zwei Seiten erfaßt: Frauen in Tracht, ein mehlbestäubter Müller, ein Älbler im traditionellen Bauernkittel, ein Lokführer, der aus einer Dampflok herausgrinst, und sogar ein Hufschmied bei der Arbeit. Das ist schon fast so weit entfernt von der Realität des Alltags auf der Schwäbischen Alb wie das Leben in der Epoche, in der die Vogelherdhöhle im Lonetal bewohnt war. Die dort gefundenen Figürchen aus Mammutelfenbein sind 30 000 Jahre alt. (bär)
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