Die Schwäbische Alb ist das steinerne Rückgrat Württembergs: Zweihundert Kilometer lang und vierzig Kilometer breit erhebt sich zwischen Neckar und Donau die größte Karstlandschaft Europas. Ein birgigs, steinigs und ruches Land , so beschrieb es der Kosmograph Sebastian Münster 1544, und frühbürgerliche Reisende schauderten vor dem schroffen Massiv hinter der blauen Mauer (Eduard Möricke) wie vor einer Terra incognita zurück.Heute ist die Alb fast so etwas wie eine Traumlandschaft und neben dem Schwarzwald eines der attraktivsten Feriengebiete im Südwesten: mit steilen Felsen und weiten Ebenen, markanten Kuppen und harten Bergsätteln, blühenden Trockentälern und blumenübersäten Hochberg-Wiesen, lichten Buchenwäldern und tiefen Quelltöpfen, imposanten Wasserfällen und dunklen Höhlen, verfallenen Ruinen und herausgeputzten Schlössern, kleinen Dorfkirchen und mächtigen Abteien. Eine mal üppige, mal karge Region, ein Bauern- und Pendlerland abseits der Industriezentren, das, als Schwäbisch-Sibirien oder Teufels Hirnschale verspottet, Natur und Kultur, Geschichte und Gegenwart vereint und die Lebensweise seiner Bewohner auf markante Weise prägt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.1997Deutschland
"Die Schwäbische Alb" von Wolfgang Alber, Eckart Frahm und Otto Stadler. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 1996. 96 Seiten mit zahlreichen Farb- und Schwarzweißfotos. Gebunden, 19,80 Mark. ISBN 3-89234-665-8.
Normalerweise ist es so: In Bildbänden wird der Text zum schmückenden Beiwerk, das Hauptaugenmerk gilt den Fotos. Wenn dann noch die Bildlegenden dreisprachig sind, deutsch, englisch und französisch, erwartet der Leser vom Text meist nicht mehr als touristische Randbemerkungen. Beim vorliegenden Band bekommt er viel mehr. Wolfgang Alber und Eckart Frahm haben sich mit der Schwäbischen Alb intensiv auseinandergesetzt. Die anschauliche geologische Einführung erklärt, wie das zerklüftete steinerne Rückgrat Württembergs seine Kalkriffe ausbildete. Endlich einmal versteht man, wie die Hülben entstanden, die Wassertümpel in den Buchenwäldern - wo doch sonst alles Wasser im Kalk immer gleich versickert. Auch lernt man, wie sich die Erzkügelchen ausbilden konnten, die mancherorts am Boden liegen. Richtig interessant wird es jedoch, wenn es um das Leben auf der Alb geht. Frei von Heimattümelei, liest man dennoch die emotionale Nähe der Autoren zur Region heraus. Warum zum Beispiel die Ostalb Provinz ist, "in jenem guten, nahrhaften Sinne", belegen sie mit historischen Fakten. Mangel an Bodenschätzen etwa habe die rauhe Alb vor Überindustrialisierung bewahrt und ihr so einen "gemächlichen Liebreiz" beschert. So drehen sich hier die Verhältnisse um: Während der Text überdurchschnittlich kenntnisreich und lesbar informiert, sind die Fotos nichts als der übliche blaue Himmel mit Giebeln und Hügeln davor. Das ist gerade deshalb schlecht, weil die Alb glücklicherweise so wenig Postkartenidylle zu bieten hat. (bär)
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"Die Schwäbische Alb" von Wolfgang Alber, Eckart Frahm und Otto Stadler. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 1996. 96 Seiten mit zahlreichen Farb- und Schwarzweißfotos. Gebunden, 19,80 Mark. ISBN 3-89234-665-8.
Normalerweise ist es so: In Bildbänden wird der Text zum schmückenden Beiwerk, das Hauptaugenmerk gilt den Fotos. Wenn dann noch die Bildlegenden dreisprachig sind, deutsch, englisch und französisch, erwartet der Leser vom Text meist nicht mehr als touristische Randbemerkungen. Beim vorliegenden Band bekommt er viel mehr. Wolfgang Alber und Eckart Frahm haben sich mit der Schwäbischen Alb intensiv auseinandergesetzt. Die anschauliche geologische Einführung erklärt, wie das zerklüftete steinerne Rückgrat Württembergs seine Kalkriffe ausbildete. Endlich einmal versteht man, wie die Hülben entstanden, die Wassertümpel in den Buchenwäldern - wo doch sonst alles Wasser im Kalk immer gleich versickert. Auch lernt man, wie sich die Erzkügelchen ausbilden konnten, die mancherorts am Boden liegen. Richtig interessant wird es jedoch, wenn es um das Leben auf der Alb geht. Frei von Heimattümelei, liest man dennoch die emotionale Nähe der Autoren zur Region heraus. Warum zum Beispiel die Ostalb Provinz ist, "in jenem guten, nahrhaften Sinne", belegen sie mit historischen Fakten. Mangel an Bodenschätzen etwa habe die rauhe Alb vor Überindustrialisierung bewahrt und ihr so einen "gemächlichen Liebreiz" beschert. So drehen sich hier die Verhältnisse um: Während der Text überdurchschnittlich kenntnisreich und lesbar informiert, sind die Fotos nichts als der übliche blaue Himmel mit Giebeln und Hügeln davor. Das ist gerade deshalb schlecht, weil die Alb glücklicherweise so wenig Postkartenidylle zu bieten hat. (bär)
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