Zu Beginn der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zeichneten sich im großräumigen Ablauf des Witterungsgeschehens in Europa Vorgänge ab, die uns vor die Frage stellten: Ändert sich unser Klima, oder erleben wir Erscheinungen, die auch in früheren Jahrhunderten auftraten? Sind die "Atom-Versuche" in irgend einer Weise an etwaigen Änderungen beteiligt? In welchem Rahmen müssen wir die jüngsten Ereignisse betrachten? Nach einer Periode gesteigerter Zirkulation und relativ geringer Temperaturschwan kungen brachten gegen Ende dieser Epoche die zwanziger Jahre sowie die folgenden Zeiträume vor allem den polnäheren Gebieten eine markante Erwärmung. Zahlreiche Arbeiten behandelten diese Milderung des Klimas und die daraus folgenden Ereig nisse wie die Gletscherrückgänge, die Eisabnahme in den nördlichen Gewässern, die Auswirkungen auf die Pflanzen- und die Tierwelt. Die vierziger Jahre mit ihren häufigeren trockenen und heißen Sommern einerseits und strengeren Wintern andrerseits, mit zeitigen Frühjahren und langen Herbsten dehnten die Vegetations periode aus. Davon profitierten besonders die nördliehen und die hochgelegenen Zonen. Aber diese Vorgänge im Klimageschehen verleiteten manehen oberflächlichen Betrachter zu der verfrühten Schlußfolgerung, unser Klima gehe einer allmählichen Versteppung entgegen. Insbesondere in den Jahren 1947 und 1949 mit ihren heißen Sommern erschienen in Tagespresse und Zeitschriften häufig solche, dem "Augen bliek" zuzuschreibenden Berichte. Mit den fünfziger Jahren setzte eine merkliche Abnahme dieser "Kontinentalität" ein. Obwohl man immer noch absolute Höchstwerte zur warmen und gelegentlich auch zur trockenen Seite hin verbuchte, mehrten sich die Fälle niederschlagsreicher Sommer, verzögerterFrühjahre und schneereicher Winter.
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