In ihrem Bund wehrten sie sich gegen Not und Elend und verstrickten sich in Kämpfe mit den Mailänder Straßenjungen. Und einigen von ihnen gelang sogar die Flucht zurück in die Schweiz. Lisa Tetzner erfuhr beim Durchblättern alter Chroniken von den Mailänder Kaminfegerbuben. Sie erzählt die wahre Geschichte des kleinen Giorgio aus dem Verzascatal, die an die einfühlsamen Jugendromane von Charles Dickens und Mark Twain erinnert. -Die schwarzen Brüder- erlangten Welterfolg und wurden für das Fernsehen verfilmt.
buecher-magazin.deGiorgio ist dreizehn, als sein Vater ihn nach Mailand verkauft. Er ist einer von vielen Jungen aus dem Tessin, die dort als spazzacamini in die Schornsteine klettern und Verstopfungen beseitigen - eine gefährliche Arbeit. Giorgios Meister ist ein gutmütiger, aber schwacher Mann, die Meisterin hart und geizig. Außerdem sind da noch die Straßenkinder, die Giorgio verspotten. Doch die Kaminfegerjungen haben sich zur Bande der Schwarzen Brüder zusammengeschlossen und halten einander die Treue. Nachdem Giorgio beinahe an einer Rauchvergiftung gestorben ist, entdeckt Dr. Casella seine Verletzungen und Unterernährung und nimmt sich der Sache der verkauften Kinder an.
Lisa Tetzner ist die Frau von Kurt Held, dem Autor der "Roten Zora". Auch sie schreibt über Kinder, die unter widrigen Bedingungen ihre Würde und Menschlichkeit verteidigen. Der Roman basiert auf Tatsachen: Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Tessiner Kinder als spazzacamini ausgebeutet.
Dietmar Bärs Stimme klingt rau und karg wie die Berglandschaft, in der Giorgio zu Hause ist. Seine Lesung wirkt stellenweise monoton, im Ganzen aber gelungen. Den Kürzungen sind einige poetische Landschaftsbeschreibungen zum Opfer gefallen.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Lisa Tetzner ist die Frau von Kurt Held, dem Autor der "Roten Zora". Auch sie schreibt über Kinder, die unter widrigen Bedingungen ihre Würde und Menschlichkeit verteidigen. Der Roman basiert auf Tatsachen: Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Tessiner Kinder als spazzacamini ausgebeutet.
Dietmar Bärs Stimme klingt rau und karg wie die Berglandschaft, in der Giorgio zu Hause ist. Seine Lesung wirkt stellenweise monoton, im Ganzen aber gelungen. Den Kürzungen sind einige poetische Landschaftsbeschreibungen zum Opfer gefallen.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Ein Klassiker!
Schon vor mehr als einem halben Jahrhundert - und seitdem immer wieder, nicht zuletzt in der zwölfteiligen TV-Verfilmung von 1984 - hat dieser Klassiker zum ersten Mal kleine (und große) Leser dazu gebracht, über das harte Los des kleinen Kaminfegerbuben zu weinen (besonders, wenn wieder einer der Kameraden Opfer seines Berufs oder eines gewissenlosen Meisters wurde). Und noch heute fiebern Mädchen und Jungen über die knapp 500 Seiten mit dem Helden bis zum (wir dürfen es verraten), glücklicherweise guten Schluss.
Mag sein, dass ein Teil der Faszination dieser Lektüre darin liegt, dass es sie Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich gab, die Acht- bis Elfjährigen, die von ihren Verwandten aus Not oder Habgier regelrecht nach Italien verkauft wurden, um dort die Kamine zu reinigen.
Kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen diese armen Kinder leben mussten - meist ohne ordentliche Schlafstatt, warme Kleidung oder ausreichend Nahrung (sie sollten ja möglichst lange klein und zierlich bleiben); ganz zu schweigen von den körperlichen Misshandlungen durch ihre Dienstherren.
Immer aktuell
Auch unter den Jungen selbst wird zuweilen geprügelt - dann wieder steht Opferbereitschaft und selbstloses Eintreten für die Freunde im Vordergrund. Ein Thema so alt wie die Welt - und doch immer aktuell, selbst wenn dabei weder Computer noch Handy zum Einsatz kommen.
Ihre klare und doch so eindringliche Sprache stellt die geborene Zittauerin Tetzner in eine Reihe mit berühmten Jugendbuchautoren-Kollegen aus ihrer Wahlheimat Schweiz wie etwa Johanna Spyri. Da verlassen junge Menschen unter dramatischen Umständen ihre Heimat um nach Jahren der Entbehrung und des Leids am Ende wieder (und das meist als tüchtige, erfolgreiche Erwachsene) nach Hause zurückzukehren. Ein Sujet, das sicherlich einerseits antiquiert anmuten mag, aber dennoch auch für die Kids des 21. Jahrhunderts in seiner Vorhersehbarkeit den Charme des Vertrauten besitzt - und so kuscheln sie sich denn beim Lesen, wie ihre Eltern und Großeltern vor ihnen, mit leichtem Schauder behaglich in die Kissen, froh zu wissen, dass es ein Happy End geben wird und dass DIESE Form der Ausbeutung in mitteleuropäischen Breiten definitiv der Vergangenheit angehört. (Michaela Pelz, krimi-forum.de)
Schon vor mehr als einem halben Jahrhundert - und seitdem immer wieder, nicht zuletzt in der zwölfteiligen TV-Verfilmung von 1984 - hat dieser Klassiker zum ersten Mal kleine (und große) Leser dazu gebracht, über das harte Los des kleinen Kaminfegerbuben zu weinen (besonders, wenn wieder einer der Kameraden Opfer seines Berufs oder eines gewissenlosen Meisters wurde). Und noch heute fiebern Mädchen und Jungen über die knapp 500 Seiten mit dem Helden bis zum (wir dürfen es verraten), glücklicherweise guten Schluss.
Mag sein, dass ein Teil der Faszination dieser Lektüre darin liegt, dass es sie Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich gab, die Acht- bis Elfjährigen, die von ihren Verwandten aus Not oder Habgier regelrecht nach Italien verkauft wurden, um dort die Kamine zu reinigen.
Kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen diese armen Kinder leben mussten - meist ohne ordentliche Schlafstatt, warme Kleidung oder ausreichend Nahrung (sie sollten ja möglichst lange klein und zierlich bleiben); ganz zu schweigen von den körperlichen Misshandlungen durch ihre Dienstherren.
Immer aktuell
Auch unter den Jungen selbst wird zuweilen geprügelt - dann wieder steht Opferbereitschaft und selbstloses Eintreten für die Freunde im Vordergrund. Ein Thema so alt wie die Welt - und doch immer aktuell, selbst wenn dabei weder Computer noch Handy zum Einsatz kommen.
Ihre klare und doch so eindringliche Sprache stellt die geborene Zittauerin Tetzner in eine Reihe mit berühmten Jugendbuchautoren-Kollegen aus ihrer Wahlheimat Schweiz wie etwa Johanna Spyri. Da verlassen junge Menschen unter dramatischen Umständen ihre Heimat um nach Jahren der Entbehrung und des Leids am Ende wieder (und das meist als tüchtige, erfolgreiche Erwachsene) nach Hause zurückzukehren. Ein Sujet, das sicherlich einerseits antiquiert anmuten mag, aber dennoch auch für die Kids des 21. Jahrhunderts in seiner Vorhersehbarkeit den Charme des Vertrauten besitzt - und so kuscheln sie sich denn beim Lesen, wie ihre Eltern und Großeltern vor ihnen, mit leichtem Schauder behaglich in die Kissen, froh zu wissen, dass es ein Happy End geben wird und dass DIESE Form der Ausbeutung in mitteleuropäischen Breiten definitiv der Vergangenheit angehört. (Michaela Pelz, krimi-forum.de)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Als "kleines Meisterwerk der Bildkunst" bezeichnet Rezensentin Elena Geus diesen Roman in Bildern, der, wie sie schreibt, nach einem Werk von Lisa Tetzner und Kurt Held entstand. Dessen Text sei in der vorliegenden Neuausgabe auf "etwa ein Zehntel" der Originalfassung komprimiert und gehe mit den Zeichnungen von Hans Binder eine "faszinierende Symbiose" ein, in der die Illustrationen die Handlung tragen und "oft vollständig ersetzen". Die angewandte grafische Technik des Auskratzens, die der Künstler in den rund zweihundert Bilder des Bandes angewandt habe, findet die Rezensentin für "diese traurige Geschichte der verkauften Kinder, die sich der Zwangsarbeit unter unmenschlichen Bedingungen" nur durch eine riskante Flucht entziehen können, ausgesprochen gut geeignet. Am Duktus der Bildsprache, die sie an Holzschnitte erinnert haben, beeindruckte die Rezensentin besonders die klaustrophobische Intensität. Neben Montagen aus raumgreifenden Einzelillustrationen fand sie die Geschichte auch in "kleinen Zyklen, Bildern im Bild und Sequenzen in schneller Folge" erzählt: "mal komplex und überscharf, dann wieder voller subtiler Details."
© Perlentaucher Medien GmbH"
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.08.2020Mutige Kaminfegerkinder
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mutige Kaminfegerkinder
Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
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Wer behält da noch den Überblick? Was Monat für Monat an neuen Kinder- und Jugendbüchern auf den Markt kommt, ist enorm. Deshalb ist es eine gute Alternative, sich an die Klassiker des Genres zu halten. Dabei verhält es sich jedoch andersherum. In den Buchhandlungen steht oft eine sehr identische Auswahl, von Kästner bis Lindgren, von Nöstlinger bis Ende. Wunderbare Bücher, ohne Frage. Aber die Sehnsucht nach Neuentdeckungen stillen sie nicht.
Vielleicht könnte "Die Schwarzen Brüder" von Lisa Tetzner dann genau das Richtige sein. Auch dieser Roman ist ein Kinderbuchklassiker, jedoch weniger in Deutschland als in der Schweiz. Das Buch, 1940 und 1941 auf zwei Bände verteilt erstmals erschienen, erzählt die Geschichte des Jungen Giorgio, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Tessiner Bergdorf Sonogno als Kaminfegerbub nach Mailand geschickt wird. Seine Eltern, Bergbauern im Verzascatal, sind bettelarm. Als die Mutter sich bei der Landarbeit den Fuß bricht, fehlt das Geld, um einen Arzt zu bezahlen. Lange hatten Giorgios Eltern sich geweigert, den Sohn zum Arbeiten fortzuschicken, doch nun geben sie nach - und den Jungen in die Hand des bösen, zwielichtigen Antonio Luini. Für Giorgio beginnt eine Odyssee, ein schwerer Weg aus dem Tessin in die fremde Stadt und in ein hartes, gefährliches Leben als Kaminfegerkind. Doch Giorgio findet dort auch Halt, in der Gemeinschaft der "Schwarzen Brüder", einem geheimen Bund der zum Arbeiten in die Ferne geschickten Jungs.
Wie Tetzner von diesen Kindern erzählt, ist faszinierend und fesselnd. Wie sie die Landschaften und die Stadt beschreibt, die Sorgen, aber auch die Begeisterung für das Neue, das Abenteuer, lässt einen nicht los. Zum Vorlesen eignet sich das Buch hervorragend. Gebannte Kinder, die darum betteln, bitte doch noch ein weiteres Kapitel zu lesen, sind einem garantiert. Und auch ihnen fällt schnell auf, für wen das Herz der Schriftstellerin schlägt: für die Jungen, die das Schicksal hart getroffen hat, die sich aber zu helfen wissen, sich nicht unterkriegen lassen und Mut beweisen.
Politisch stand Lisa Tetzner immer links, genau wie ihr Ehemann Kurt Kläber, der Arbeiterführer war, bevor er sich unter dem Pseudonym Kurt Held ebenfalls der Kinder- und Jugendliteratur widmete. Gemeinsam haben die beiden, die vor den Nazis in die Schweiz geflohen waren, an den "Schwarzen Brüdern" gearbeitet. Wenig später unterstützte Tetzner ihren Mann beim Schreiben des Buchs, das sein größter Erfolg werden sollte und in dem eine andere Kinderclique sich gegen das Unrecht stemmt: "Die rote Zora und ihre Bande". Noch ein Klassiker, den man kennen sollte.
ALEXANDER JÜRGS
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Hannes Binder hat den Klassiker nun in holzschnittartige Bilder gefasst und daraus eine Graphic Novel erster Klasse gemacht. Christoph Hartner Steirerkrone 20131211