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Sein letzter großer Roman
Nach dem Brand seines Hauses auf einer einsamen Schäreninsel sind dem ehemaligen Chirurgen Fredrik Welin nur Wohnwagen, Zelt, Boot und zwei ungleiche Gummistiefel geblieben. Und wenige Menschen, die ihm nahestehen: Jansson, der pensionierte Postbote, die Journalistin Lisa Modin und seine Tochter Louise, die schwanger ist und in Paris lebt. Als Louise wegen eines Diebstahls in Untersuchungshaft gerät, ruft sie Fredrik zu Hilfe. Während er in Paris über ihre Freilassung verhandelt, erfährt er, dass auf den Schären schon wieder ein Haus in Flammen steht.
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Produktbeschreibung
Sein letzter großer Roman

Nach dem Brand seines Hauses auf einer einsamen Schäreninsel sind dem ehemaligen Chirurgen Fredrik Welin nur Wohnwagen, Zelt, Boot und zwei ungleiche Gummistiefel geblieben. Und wenige Menschen, die ihm nahestehen: Jansson, der pensionierte Postbote, die Journalistin Lisa Modin und seine Tochter Louise, die schwanger ist und in Paris lebt. Als Louise wegen eines Diebstahls in Untersuchungshaft gerät, ruft sie Fredrik zu Hilfe. Während er in Paris über ihre Freilassung verhandelt, erfährt er, dass auf den Schären schon wieder ein Haus in Flammen steht.

»Ein Mensch, der alles verloren hat, hat nicht viel Zeit. Oder ist es umgekehrt? Ich wusste es nicht.«
Autorenporträt
Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.    
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Matthias Hannemann ist Henning Mankells letzter Roman eines der poetischsten Bücher, das je über die Schärenlandschaft der Ostsee geschrieben wurde. Die Geschichte um den alten Welin, dessen Haus aus rätselhaften Gründen verbrennt und der plötzlich mit seiner erwachsenen, schwangeren Tochter konfrontiert wird, knüpft an den vor acht Jahren erschienenen Roman "Die italienischen Schuhe" an, erklärt der Kritiker, der aber hinzufügt, dass man den Vorgänger nicht zwingend kennen muss. Vielmehr konzentriert sich Hannemann auf Mankells "gedämpft" raunenden Ton, mit dem er seinen Erzähler auf sein Leben und die sich verändernde Welt blicken lässt und dabei geschickt politische Reflexionen einbaut. Diesem großen, bewegenden Roman verzeiht der Rezensent auch gern die ein oder andere schwache Passage.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2016

Das Alter ist ein Nebel über dem Meer

Henning Mankells letzter Roman "Die schwedischen Gummistiefel" erzählt von der Einsamkeit, der Furcht vor dem Tod und davon, wie tröstlich es ist, alles hinter sich zu lassen.

Es ist rund zehn Jahre her, dass der schwedische Schriftsteller Henning Mankell, dessen Name wohl auf ewig an den von ihm geschaffenen Kriminalkommissar Kurt Wallander gekettet sein wird, das etwas schwermütige Familiendrama "Die italienischen Schuhe" vorlegte. Der Roman enthielt Elemente, die bei Mankell häufig auftauchen: den Fingerzeig auf das Flüchtlingselend zum Beispiel oder einen Einsamen, der an sich selbst ebenso leidet wie an der Welt.

Aber er war tiefgründiger als die im Kern doch recht schematischen Krimis Mankells und vergleichsweise poetisch erzählt. In seiner einprägsamsten Szene bekommt ein Chirurg, der sich nach einer misslungenen Operation auf eine Schäreninsel weit draußen vor dem Festland zurückzog, Besuch von der alten Harriet, die er seit Jahrzehnten nicht sah. Sie steht an einem Wintertag einfach mit einem Rollator auf dem Eis, ist todkrank und bittet jenen Welin um einen Gefallen. Gemeinsam möchte sie einen See in Norrland besuchen, so wie es Welin der Schuhverkäuferin in ihrer Jugend, als sie noch ein Paar waren, versprach.

Welin erfüllt diesen Wunsch und Monate später auch Wunsch Nummer zwei: Er verbrennt Harriets Leichnam in einem mit Benzin übergossenen Kahn. Nur Harriets dritter Wunsch erweist sich als harte Nuss: Welin soll Verantwortung übernehmen und sich um Louise kümmern, die gemeinsame Tochter, von der er bis zu dieser Reise nicht wusste. Sie ist mittlerweile erwachsen, aber schon bald nach der Beerdigung wieder auf und davon.

An diese Konstellation knüpft Mankells letzter, im Original kurz vor dem Tod des Schriftstellers im vergangenen Jahr veröffentlichter Roman "Die schwedischen Gummistiefel" an. Diesmal ist der Ton, ob nun bedingt durch Mankells Krebserkrankung oder nicht, noch gedämpfter als in den "italienischen Schuhen". Ja, vielleicht ist die erste Hälfte sogar das Poetischste, was seit Tove Janssons ungeahnt vielschichtigem Mumin-Roman "Pappan och Havet" (auf Deutsch erschienen unter dem Titel "Mumins Inselabenteuer") über die Schärenlandschaft der Ostsee geschrieben worden ist, die auch eine Seelenlandschaft ist.

Immer wieder besteigt Welin ein Boot, um sie zu durchqueren. Er fährt über das Meer, beobachtet die Felsen, die Häuser und die wenigen Menschen dazwischen. Er steuert einen stillen Laden im Hafen an, um wiederholt nach den bestellten Gummistiefeln zu fragen - nicht aber die Stadt dahinter oder gar das Internet, wo man diese Stiefel sicherlich schneller bekommen könnte.

Er ist ein Mann des alten Jahrhunderts, das weiß er selbst am besten. Wenn er über das Leben seiner Großeltern nachdenkt, die das Haus in den Schären erbauten, über das Dasein seines Vaters, der als Kellner die Familie durchbrachte, oder die Jahresringe einer entwurzelten Eiche zählt, die im Jahr vor den europäischen Revolutionen von 1848 gepflanzt worden sein musste, überfällt ihn eine Angst vor dem Tod, die ihn lähmt.

Diese Angst kannte er bislang nur von den todkranken Patienten, die verzweifelt zu weinen begannen, sobald ihr Besuch aus der Tür war. Und überall um ihn herum wird gestorben. Sogar der Fisch im Wasser ist auf einmal fort. "Das Altern war ein Nebel", schreibt Mankell, "der still übers Meer herangezogen kam."

Das ist der raunende Ton des Romans. Er spielt nicht von ungefähr in der Nachsaison an der Schärenküste, und er beginnt, acht Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers "Die italienischen Schuhe", mit einem verheerenden Feuer, das mitten in der Nacht ausbricht. Es zerstört Welins Haus und überzieht seinen Apfelbaum mit tiefschwarzem Ruß. Fast alles ist weg. Die Möbel und Mauern ebenso wie die Tagebücher.

Welin bleibt trotzdem auf der Insel: Er richtet sich in einem Wohnwagen ein, in dem es, seinem Vorsatz zufolge, keinen Gott geben soll ("Vielleicht streift er nachts auf der Insel herum? Vielleicht schlief er im Bootshaus? Hier würde ich ihn niemals einlassen"), vernarrt sich in eine junge Journalistin, weil die Sehnsucht nach einem anderen Körper auch im Alter nicht weicht. Ein bisschen gefällt er sich auch in der Rolle des Eigenbrötlers, dem das Schicksal kaum etwas ließ.

Oder hat er das Feuer selbst gelegt, um die Versicherung einzuheimsen? Das jedenfalls glauben die Polizisten, die hin und wieder aus einem Boot klettern und die Brandruine fachmännisch durchsuchen. Welin, der Ich-Erzähler, der beim Gang über die Schären oft stolpert, wackelig im Boot steht und an seinem Kopf zu zweifeln beginnt, fürchtet es manchmal gar selbst.

Erst als seine erwachsene Tochter wieder auftaucht, eine Frau, von der er weiterhin kaum etwas weiß, kehrt ein Hauch von Wiederaufbau- oder Lebenswillen zurück. Louise ist nicht nur bestürzt über das, was geschah. Sie erwartet ein Kind, wobei Louise im Mankellschen Universum natürlich eine politisch engagierte, am Rande des Existenzminimums lebende Frau ist, der Vater ein Algerier mit behindertem kleinen Bruder. Das findet Welin heraus, als er der eigensinnigen Tochter bis nach Paris hinterherreist, in Gedanken ständig den Tramper-Tagen seiner Jugend und der jungen Journalistin nachhängend - das schwächste Kapitel des Buches.

Aber das heißt nichts in einem starken Roman. Denn nach der Paris-Episode nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf. Mankell bringt uns in die Schären zurück, schließlich muss die Frage nach der Ursache des Feuers noch geklärt werden. Und sie wird es: mit einer Szene auf dem Meer, die man ebenso im Kopf behalten wird wie die Rollator-Szene in den "italienischen Schuhen".

Vorher aber gilt Mankells Blick noch einmal den Schärenbewohnern. Die meisten von ihnen sind auffallend einsam, einige sympathisch verschroben, andere traurig verloren. Manche haben kaum mehr als ihren Berufsstolz oder eine Gewohnheit, die sie durchs Leben trägt. Viele eint die Angst vor dem Ungewohnten, so dass in diesem verlassenen Stück Schweden das Fremde für alles verantwortlich gemacht wird - vom Verschwinden der Barsche bis zu Diebstählen. Als ein junger Fischer bei einer Gemeindeversammlung gegen die "unkontrollierte Einwanderung" wettert und die "Politiker, die ihnen erlaubten, in unserem Land zu wüten, wie sie wollten", steht ein Mann nach dem anderen zustimmend auf.

Welin ist in diesem Moment erschrocken darüber, wie man sich in vermeintlich vertrauten Menschen täuschen kann. Aber auch abgeklärt: Menschen sind "nie ganz und gar diejenigen, für die man sie hält", weiß er seit einem Nachmittag als Kind, an dem ihn sein Großvater mit auf das Meer nahm. Und er weiß es auch durch den Blick in die Historie. Er fiebert der Geburt seines Enkelkindes entgegen, als werde die nächste Generation die Welt schon irgendwie richten. Just an dem Ort, an den er selbst vor der Welt floh, flüchtet er sich in Trotz-Optimismus.

So klingt denn auch der Schluss-Satz, ein letzter Satz gleich in mehrfacher Hinsicht, beinahe tröstlich: "Bald würde der Herbst kommen. Aber die Dunkelheit schreckte mich nicht mehr."

Ob das stimmt? Die Frage schwingt mit. Henning Mankell hat mit "Die schwedischen Gummistiefel" jedenfalls ein tiefbewegendes Buch über das Altern, die Einsamkeit und das Menschsein geschrieben, für das man die "italienischen Schuhe" nicht unbedingt gelesen haben muss. Es fließt sachte und verlässlich dahin, die politisierenden Abschnitte über eine Welt, die dem alternden Welin "mit jedem Tag immer unbegreiflicher" scheint, sind meistens geschickt eingestreut, das Brandstifter-Rätsel trägt weit. Und der Wind rauscht, die Boote gleiten im Wasser dahin. Als Henning Mankell vor einem knappen Jahr starb, war er 67 Jahre alt.

MATTHIAS HANNEMANN

Henning Mankell: "Die schwedischen Gummistiefel". Roman.

Aus dem Schwedischen von Verena Reichel. Verlag Paul Zsolnay, Wien 2016. 480 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.09.2016

Das Fegefeuer
glimmt nur noch
Der letzte Roman des 2015 verstorbenen Henning Mankell
Als Henning Mankell berühmt wurde, zuerst mit dem Roman „Mörder ohne Gesicht“ aus dem Jahr 1991, bereicherte er das Genre des Kriminalromans um eine nordische Variante. Sie lebt von der Haltlosigkeit und bald auch von der maßlosen Grausamkeit eines Verbrechens, das selbst, ebenso wie der Verbrecher, kaum interessant ist. Durch diese Welt des Verderbens zieht eine gequälte Gestalt ihres Weges, halb Märtyrer, halb Ermittler, sodass die Entscheidung des deutschen Verlags, auf den Umschlägen dieser Bücher Gemälde aus dem Barock zu reproduzieren, zwar weit hergeholt, aber doch sinnfällig war: „Ach! und weh! Mord! Zetter! Jammer! Angst!“, hatte Andreas Gryphius gedichtet, „wer kan die Pein ertragen?“
  Das von Henning Mankell begründete Genre mag, eben weil das Verbrechen darin hauptsächlich als Gemetzel wirksam ist, eher eine theologische Veranstaltung sein denn eine kriminalistische: Die Welt (oder auch: die schwedische Gesellschaft) ist ein Jammertal, und der Weg hinaus führt durch den Alkoholismus, die Einsamkeit, die Demenz oder ein anderes Opfer an sich selbst. Da es diesen Weg immerhin gibt, so unsicher er auch sein mag, erzählt dieses Genre indessen nicht von der Hölle, sondern vom Fegefeuer.
  Henning Mankell war schon todkrank, als im Frühjahr 2015 unter dem Titel „Die schwedischen Gummistiefel“ sein letzter Roman veröffentlicht wurde. Er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, weshalb er nicht nur eine der Figuren mit den ersten Symptomen der Krebserkrankung ausstattete, an der er selbst sterben sollte, sondern noch einmal, in nahezu prototypischer Weise, die Motive zusammenzog, mit deren Gestaltung er weltberühmt geworden war: Da ist der einsame, alternde Mann, auf dessen Schultern eine diffuse Schuld lastet. Da ist das Verbrechen, das scheinbar unmotiviert, aber immer unerbittlich zuschlägt. Da sind die zaghaften und oft unglücklichen Versuche, einem anderen Menschen zu vertrauen oder ihm seinerseits zu erlauben, die Seele des Helden zu berühren. Und wie meistens in solchen Fällen hängt der graue Himmel hinunter bis tief in das Gemüt der Menschen, und wenn die Gischt oder der Regen sie nicht regelmäßig bis auf die Knochen durchnässt, so schauen sie, jeder für sich ein traumatisiertes Wesen, in die Ferne und warten darauf (oder fürchten), dass jemand sagt: „Oheim, was tut dir weh?“
  Treue Leser Henning Mankells kennen den Erzähler aus dem Roman „Die italienischen Schuhe“ (2007): den Chirurgen Fredrik Welin, der sich nach einem folgenschweren Kunstfehler auf eine Schäreninsel zurückgezogen hat und dort, nunmehr fast siebzig Jahre alt, einem Tod entgegenlebt, von dem der Leser ahnen muss, dass er auch der Tod des Autors werden wird. Doch ist es, als entzöge die faktische Nähe des Sterbens dem üblichen Fegefeuer die Kraft, als erschiene es zunehmend sinnlos, die Fantasien von Verderben und Läuterung mit lauter Mord und Totschlag anzuheizen, weil das Ende ja doch absehbar ist. Und so offenbaren sich Trivialitäten, die vielleicht immer schon da waren, aber vom Spektakel überdeckt wurden. Etwa wenn der kurzentschlossen nach Paris gereiste Erzähler nach der Landung seines Flugzeugs noch eine Weile sitzen bleibt und die anderen Passagiere beobachtet, „wie sie an ihren Mänteln und an ihrem Handgepäck zerrten, als hätten alle wichtige Zeit in ihrem Leben verloren und bemühten sich jetzt, so schnell wie möglich wegzukommen“. So viel Überlegenheit gegenüber dem Rest der Menschheit ist billig zu haben, und das Buch enthält große Mengen Weisheiten dieser Art.
  Als ginge es tatsächlich um eine Wiederbelebung des Barock, oder als müsste der Barock nun, weil er im Norden weitgehend übergangen worden war, nachgeholt werden, steckt dieser Roman voller Allegorien: Das Haus des einsamen Arztes auf einer einsamen Insel fällt einer Brandstiftung zum Opfer, damit es kein Obdach mehr auf Erden geben kann. Es bleiben zwei Gummistiefel zurück, aber sie bilden kein Paar, sodass der Mann auf zwei linken Schuhen durch das Leben stolpern muss. Er verliebt sich in eine Journalistin, sodass er nicht sicher sein kann, dass sie sein Vertrauen nicht einer Geschichte wegen verrät. Und als die schon verloren geglaubte Tochter in das Leben des Arztes zurückkehrt, entpuppt sie sich als eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und Lisbeth Salander, deren Projekt der Menschheitsbeglückung darin besteht, alten und kranken Menschen zu ermöglichen, ein letztes Mal ins Amsterdamer Rijksmuseum zu fahren: „Die allermeisten möchten Rembrandts Selbstporträts sehen, nicht zuletzt die, auf denen er alt ist. Ihre Begegnung, Auge in Auge, macht den Übergang vom Leben zum Tod weniger schmerzlich.“ Wirklich?
  Die Lektüre wird nicht leichter angesichts einer Sprache, der Genauigkeit ebenso fehlt wie Lebendigkeit. Henning Mankell war kein Stilist, und er musste es nicht sein, solange das Fegefeuer hell brannte. Wenn es nur noch glimmt, fallen die vielen Floskeln der Selbstreflexion ins Auge: „Ich wusste“, „ich betrachtete“, „der Anblick erschütterte mich“, „mir war klar“, „ich stand da und schaute“. Unzählige Absätze beginnen auf diese unbeholfene Art, um zur Schilderung einer Vorstellung anzusetzen, die sich bisweilen zu einem leeren Raunen steigert: „Ich hatte das Gefühl, dass sie sich verändert hatte, ohne sofort sagen zu können, woran ich das festmachte.“
  Unterdessen unternimmt die Übersetzung nichts, um dem verlöschenden Glimmen noch eine Form zu geben: „Ich sah, wie ihn eine große Angst überkam, aufgrund dessen, was er eben hatte erleben müssen.“ Es ist lange her, dass da ein Fegefeuer war.
THOMAS STEINFELD
Eine Wiederbelebung des
Barock? Jedenfalls steckt der
Roman voller Allegorien
  
  
  
Henning Mankell: Die schwedischen Gummistiefel. Roman. Aus dem Schwedischen von Verena Reichel. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2016. 480 Seiten, 26 Euro. E-Book 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Ein starker Roman. ... Henning Mankell hat mit 'Die schwedischen Gummistiefel' jedenfalls ein tiefbewegendes Buch über das Altern, die Einsamkeit und das Menschsein geschrieben." Matthias Hannemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.16

"Dieser Roman gehört wohl zum Feinsten dieses Leseherbsts: vielschichtige Personenbilder, eine durchaus spannende Handlung und profunde Einsichten, was im Leben wichtig sein könnte. Mankell erzählt die Geschichte schwieriger, einsamer Menschen vor dem Hintergrund einer zunehmend verlassenen Landschaft." Doris Kraus, Die Presse, 17.09.16

"Der Roman entwirft ein bewegendes Porträt eines älteren Mannes und entführt uns in die Abgründe der menschlichen Seele. Mankell erzählt eine spannende und zugleich philosophische Geschichte von geradezu existentialistischem Ausmaß." Frank Dietschreit, rbb Kulturradio, 31.08.16

"Eine tiefgründige, philosophische Auseinandersetzung mit den existentiellen Themen von Alter, Sterben und Tod - und mit der Frage, was letztendlich ein Leben lebenswert macht." Luzia Stettler, srf2 Kultur, 25.08.16

"Das alles ist in diesem ganz eigenen, bedächtigen Mankell-Sound erzählt. Unspektakulär, aber so, dass man nicht lassen kann von diesem Roman und sich über jede geraubte Stunde freut, die man ihm widmen kann und traurig wird, wenn er aus ist. Dann muss man, um sich zu trösten, vielleicht den Vorgänger 'Die italienischen Schuhe' noch einmal lesen!", Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 23.08.16

"Ein stilles, ein nachdenkliches und stellenweise zutiefst anrührendes Werk über die Maläste des Altwerdens und die Angst des Menschen vor dem unausweichlichen Ende des Lebens." Petra Pluwatsch, Frankfurter Rundschau, 22.08.2016

"Meisterlich schlackenlos und zupackend schreibt Henning Mankell, nichts ist überflüssig. Grandios übersetzte wie immer Verena Reichel. ... Henning Mankell schafft aus präzise beobachteten Momenten einer Vergangenheit und Gegenwart das vielfarbige Porträtpuzzle eines Mannes und seiner Lebenszeit. Gekonnt knüpft er einen rätselhaften Knoten nach dem anderen, legt geheimnisvolle Spuren und Bilder aus. Spannend und abwechslungsreich ist die Lektüre bis zum Schluss. ... Was für ein großer letzter Roman von Henning Mankell!", Kirsten Martins, BR2 Kulturwelt, 22.08.16

"Der Roman lässt nichts an Dramatik zu wünschen übrig. Mankell entpuppte sich in seinem Erzählen als Verfechter eines nackten, bedingungslosen Nihilismus. Diese knallharte Position akzeptiert man als Leser ebenso staunend wie respektvoll." Ulf Heise, MDR Kultur, 22.08.16

"Eine Art Endzeitroman, ein Rechenschaftsbericht. Vielleicht auch so etwas wie ein Testament." Peter Urban Halle, Deutschlandradio, 22.08.16

"Eine dramatische Geschichte. ... Der Roman ist geprägt von tiefen, schonungslosen Einblicken in die menschliche Seele, immer gepaart mit dieser tröstlichen Erkenntnis, dass Veränderung immer, egal wie alt man ist, im Rahmen bestimmter Grenzen möglich ist. ... Eine Art Memento Mori." Rosemarie Tuchelt, HR2 Kultur, 21.08.16

"Es hat etwas Beruhigendes, Tröstendes. Und etwas sehr Schönes, wegen Mankells liebevollen Beschreibungen der Schären." Peter Pisa, Kurier, 20.08.16
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