Dror Mishani ist als Literaturprofessor in Jerusalem seit langem spezialisiert auf die Geschichte der Kriminalliteratur. Sich auf diesem Gebiet hervorragend auszukennen, war aber keine Versicherung dafür, dass der erste eigene Versuch, einen Kriminalroman zu schreiben, auch erfolgreich sein würde
und eine entsprechende Qualität haben würde. Dennoch schlug im Jahr 2013 sein erster Roman „ Vermisst“…mehrDror Mishani ist als Literaturprofessor in Jerusalem seit langem spezialisiert auf die Geschichte der Kriminalliteratur. Sich auf diesem Gebiet hervorragend auszukennen, war aber keine Versicherung dafür, dass der erste eigene Versuch, einen Kriminalroman zu schreiben, auch erfolgreich sein würde und eine entsprechende Qualität haben würde. Dennoch schlug im Jahr 2013 sein erster Roman „ Vermisst“ nicht nur in Israel voll ein und begeisterte die Kritik und die Leser. Auch der damals noch lebende Henning Mankell nannte das Buch von seinem Verlag um eine Stellungnahme gebeten „originell und hervorragend“ und war von Mishanis Hauptfigur Avi Avraham begeistert.
Mit ihm hat ein ganz spezieller Ermittler die Bühne der internationalen Kriminalliteratur betreten. Seine Fälle spielen in Cholon, einem Vorort der israelischen Metropole Tel Aviv. Dort ist der zunächst noch alleinstehende, ziemlich schrullige Kommissar Avi Avraham zuständig für allerlei kleinere und größere Delikte. Mal ist es eine Schulhofprügelei, mal ein Diebstahl. Nichts Weltbewegendes und vor allen Dingen nichts, was Avi aus der Ruhe bringen könnte. Er strahlt zunächst etwas aus wie Langeweile und eine subtile Form von Inkompetenz, und man fragt sich als Leser, wie ein solcher Ermittler erfolgreich sein kann.
Im ersten Band, als er nach einem verschwundenen Jungen sucht, lässt er zu dessen Eltern die nötige Distanz vermissen und leidet in der Folge schwer unter seinen Fehlern.
Er nimmt eine Auszeit und lernt in Belgien eine Frau kennen. Die nicht unkomplizierte Entwicklung der Beziehung von Avi Avraham zu dieser Frau ist neben einem neuen Fall das Thema des 2015 erschienenen zweiten Bandes der Reihe.
Nun, nach dreijähriger Pause. Legt der Zsolnay Verlag den dritten Band der Reihe vor, mit dem sich nach Meining des Krimiexperten der ZEIT, Tobias Gohlis, endgültig in die Weltspitze der Krimiautoren geschrieben hat.
Die Handlung spielt 2014 oder 2015 wieder in Cholon. (Das Buch ist in Israel schon 2015 erschienen). Marianka, die Frau, die er Belgien kennen- und lieben gelernt hat, ist mittlerweile zu ihm nach Tel Aviv gezogen und sie kann beruflich auch wegen er mangelnden Sprachkenntnisse noch nicht Fuß fassen. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern, die sie bei einem Besuch der davon überzeugen wollen, wieder nach Hause nach Belgien zu kommen. Wie schon in Band zwei verfolgt Mishani die Entwicklung dieser Beziehung in einem Nebenstrang, der aber wie zu erwarten war wohl bis zum vierte band offen bleibt. Der Rezensent ist skeptisch ob diese junge Beziehung angesichts der Problem, mit denen sie konfrontiert ist, überleben kann.
Zu seiner großen Überraschung ist Avi Avraham vor einiger Zeit zum Leiter der Ermittlungsbehörde von Cholon-Ayalon ernannt worden und wird gleich zu Beginn des neuen Buches mit seinem ersten Mordfall betraut, den er in eigener Verantwortung lösen muss.
Avi kennt die ermordete Lea Jäger, denn sie war vor einigen Jahren das Opfer einer Vergewaltigung, die Avi bearbeitet hat. Der damalige Täter kommt nicht in Frage, weil er wegen der Tat verurteilt, noch im Gefängnis sitzt. Avis Chef und sein bei der Beförderung übergangener missgünstiger Kollege gehen sehr schnell davon aus, dass Lea Jägers Sohn der Täter war.
Doch Avi Avraham folgt einer anderen Spur. Denn es taucht in den Ermittlungen bei den Zeugenbefragungen die Figur eines Polizisten auf, der Vergewaltigungsopfer anruft und sie noch einmal verhören will.
In einem Erzählstrang, den Dror Mishani geschickt im Lafe des buches mit dem ersten ich verbinden lässt, wenn er der überraschenden Lösung des Falls näherkommt, wird erzählt von der jungen Mali. Sie ist vor einigen Jahren bei einem betrieblichen Aufenthalt in einem Hotel in Eilat vergewaltigt worden. Die damaligen Ermittler der Polizei hatten damals erhebliche Zweifel an ihrer Darstellung des Geschehens und so muss sie damit leben, dass der Täter