Krakau während der deutschen Besatzung
Mit „Die Schwestern von Krakau“ hat Bettina Storks einen historischen Roman vorgelegt, der die Jahre 1941 bis 1943 in Krakau während der deutschen Besatzung wiedergibt.
Der Prolog führt uns ins Jahr 1943, wir gehen direkt hinein nach Krakau zu
Gusta Dawidson Draenger in ihre Gefängniszelle. Ihr Tarnname ist Justyna, sie ist aktives Mitglied von…mehrKrakau während der deutschen Besatzung
Mit „Die Schwestern von Krakau“ hat Bettina Storks einen historischen Roman vorgelegt, der die Jahre 1941 bis 1943 in Krakau während der deutschen Besatzung wiedergibt.
Der Prolog führt uns ins Jahr 1943, wir gehen direkt hinein nach Krakau zu Gusta Dawidson Draenger in ihre Gefängniszelle. Ihr Tarnname ist Justyna, sie ist aktives Mitglied von Akiba, einer jüdischen Widerstandsgruppe während der deutschen Besatzung.
Danach führt uns der Weg nach Paris, wir schreiben das Jahr 2017. Bettina Storks verbindet das historische Geschehen mit der fiktiven Geschichte um die deutschstämmige Familie Wagner. Das Schicksal der beiden Schwestern Lilo und Helene steht im Mittelpunkt, erzählt wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen mit Orts- und Zeitangaben, sodass man jederzeit weiß, wo man sich gerade befindet.
Nun, Édiths Vater Simon lebte in Paris, er erliegt mit 77 einem plötzlichen Herztod. Einige Monate zuvor hat er sie gebeten, zu ihm zu kommen, denn er wollte Wichtiges mit ihr besprechen. Das Gespräch, das zunächst nicht eilig schien, ist nicht mehr zustande gekommen. Nun sieht Édith sich in Simons Arbeitszimmer um und entdeckt dabei Notizen und eine Telefonnummer mit Stuttgarter Vorwahl, die zu einer Apotheke Wagner in Fellbach führt. „Was weiß Adi?“ steht auf einem Zettel. Adi ist Simons ältere Schwester, aber was soll sie wissen? Édiths Neugier ist geweckt und so ruft sie diese Nummer an, Tatjana meldet sich, sie ist bei ihrer Mutter Dora zu Besuch. Wie sich herausstellt, sind Édith und Tatjana miteinander verwandt, ihre Großmütter waren Schwestern. „Meine Großmutter Lilo und ihre Schwester Helene wuchsen als sogenannte Volksdeutsche im polnischen Krakau auf.“ Und so kommt es, dass Tatjana kurzerhand nach Krakau reist mit dem Ziel, mehr über ihre Familie zu erfahren. Édith versucht derweilen, in Paris bei ihrer Tante Adi mehr über die Vergangenheit herauszufinden, was sich allerdings als schier unmöglich erweist, da Adi keinerlei Erinnerungen zu haben scheint.
Der historische Teil umfasst die Jahre 1941 bis 1943 im von den Deutschen besetzten Krakau. Dabei lesen wir von den Gräueltaten der Nazis und deren Umgang mit den polnischen Bürgern, gehen direkt ins jüdische Ghetto, erfahren von den Widerstandskämpfern und deren mutigen Helfern und von den Deportationen der Juden. Die historischen Figuren findet man nochmal gut beschrieben am Ende des Buches, es sind sowohl Widerstandskämpfer als auch so einige der brutalen SS-Gruppenführer. Auch sind die wichtigsten historischen Ereignisse angeführt, was zusätzlich zum besseren Verständnis beiträgt und die wichtigsten Mitglieder der fiktiven Familie Wagner in Krakau, Fellbach bei Stuttgart und Paris finden sich am Buchanfang.
Es ist das Schweigen, das die Kriegsgeneration prägt. Auch bei den „Schwestern v on Krakau“ ist es nicht anders. Die junge Lilo bleibt in Krakau, sie war stets die Vernünftige, während ihre jüngere Schwester Helene es daheim nicht mehr aushält und sich klammheimlich nach Paris absetzt. Ihre Spur jedoch verliert sich, denn auch im fernen Frankreich sind es die Nazis, die viel Elend hinterlassen.
Es war nicht mein erstes Buch von Bettina Storks und wird auch nicht mein letztes sein. Ich schätze ihre hervorragende Recherche, sie ist ganz nah an den geschichtlichen Ereignissen, verknüpft sie geschickt mit den fiktiven Elementen und präsentiert eine homogene, gut lesbare Geschichte, die mich tief berührt hat und mir das Gefühl gibt, ein Stück weit mehr von der leider so unrühmlichen deutschen Geschichte zu wissen. Nie mehr – ich hoffe, dass auch dieser Roman dazu beiträgt, nie zu vergessen.