Es ist Herbst an der Irischen See. Hierher an die Küste hat sich Max Morden zurückgezogen, um den Tod seiner geliebten Frau Anna zu verarbeiten. Als Kind hat er oft seine Ferien in dieser Gegend verbracht, und so beschwört er neben Erinnerungen an Anna auch jenen längst vergangenen Sommer wieder herauf, in dem er die unkonventionelle Familie Grace mit ihrem Zwillingspaar Myles und Chloe kennen gelernt hatte. Es waren verzauberte Tage erster erotischer Sehnsüchte und aufkeimender Liebe, die jedoch ein so jähes wie tragisches Ende fanden.
Ausgezeichnet mit dem Booker Prize, Englands renommiertestem Literaturpreis.
Ausgezeichnet mit dem Booker Prize, Englands renommiertestem Literaturpreis.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2016NEUE TASCHENBÜCHER
Im
Gedankenmeer
„Es gibt Momente, da besitzt die Vergangenheit eine so ungeheure Kraft, dass man beinahe meint, sie könnte einen auslöschen“. John Banvilles Roman „Die See“, für den der Ire mit dem Man Booker Prize 2005 geehrt wurde, enthält ein ganzes Bündel solch vielschichtiger und abgründiger Momente. Ein alternder Kunsthistoriker kehrt nach dem Krebstod seiner Frau an den irischen Badeort Ballyless zurück, in dem er als Junge die Sommerferien verbrachte. Erinnerungen an das erste, zarte Erwachen kindlicher Sexualität und an spätere Liebschaften vermischen sich mit langsam tastender Bewältigung der Trauer und ergeben das zutiefst menschliche Porträt eines Mannes in seiner ganzen Größe und Verzweiflung zugleich. Seine Spannung erzeugt der Roman aus dem überbordenden, manchmal jedoch zum angestrengten und anstrengenden Manierismus neigenden Bewusstseinsstrom des Erzählers, der mehrere Zeitebenen zusammenfließen lässt. Für kurzweilige Strandlektüre sollte das schmale Bändchen nicht gehalten werden – „Die See“ ist ein (sprach)gewaltiger Versuch über das Altern und die Vergänglichkeit alles Irdischen.
TOBIAS SEDLMAIER
John Banville: Die See. Roman. Aus dem Englischen von Christa
Schuenke. Kiepenheuer
& Witsch, Köln 2015.
240 Seiten, 8,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Im
Gedankenmeer
„Es gibt Momente, da besitzt die Vergangenheit eine so ungeheure Kraft, dass man beinahe meint, sie könnte einen auslöschen“. John Banvilles Roman „Die See“, für den der Ire mit dem Man Booker Prize 2005 geehrt wurde, enthält ein ganzes Bündel solch vielschichtiger und abgründiger Momente. Ein alternder Kunsthistoriker kehrt nach dem Krebstod seiner Frau an den irischen Badeort Ballyless zurück, in dem er als Junge die Sommerferien verbrachte. Erinnerungen an das erste, zarte Erwachen kindlicher Sexualität und an spätere Liebschaften vermischen sich mit langsam tastender Bewältigung der Trauer und ergeben das zutiefst menschliche Porträt eines Mannes in seiner ganzen Größe und Verzweiflung zugleich. Seine Spannung erzeugt der Roman aus dem überbordenden, manchmal jedoch zum angestrengten und anstrengenden Manierismus neigenden Bewusstseinsstrom des Erzählers, der mehrere Zeitebenen zusammenfließen lässt. Für kurzweilige Strandlektüre sollte das schmale Bändchen nicht gehalten werden – „Die See“ ist ein (sprach)gewaltiger Versuch über das Altern und die Vergänglichkeit alles Irdischen.
TOBIAS SEDLMAIER
John Banville: Die See. Roman. Aus dem Englischen von Christa
Schuenke. Kiepenheuer
& Witsch, Köln 2015.
240 Seiten, 8,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Eine große Reflexion über den Verlust, die Grenzen der Wahrnehmung und die Rätsel des Lebens« Der Spiegel