Das in der Forschung vielfach und kontrovers diskutierte Verhältnis von Platonismus und Christentum erörtert die Arbeit anhand der menschlichen Seele, die ein gemeinsamer Gegenstand der platonischen und der frühchristlichen Denkarbeit war. Gregor von Nyssa, ein maßgebender Theologe der frühen Kirche, wandte sich in mehreren Schriften diesem Gegenstand zu. Die platonische Tradition bot ihm gerade in dieser Frage umfangreiches Material für seine Abhandlungen. Die Arbeit analysiert die theoretischen Voraussetzungen der platonischen Anleihen bei Gregor. Zu diesem Zweck werden die Person und das Leben Gregors untersucht und der Gebrauch des platonischen Materials bei ihm vor dem Hintergrund der Arbeitsmethode der Zeit und seiner eigenen Auffassungen vom Stellenwert des nichtchristlichen Gedankengutes diskutiert. Anschließend erörtert die Arbeit die Ansichten Gregors im Vergleich zu Plato, Plotin und Porphyr an einer Reihe von Themen. Die Analyse ergibt eine vielschichtige Nutzung des philosophischen Materials bei Gregor, die sich einer eindeutigen Definition entzieht.