Nina Kramaers unkonventionelle Satire von Menschen und Kakerlaken im Riga der postsowjetischen Zeit balanciert zwischen Anteilnahme am Elend der Verhältnisse und nervösem Lachen über die scheinbare Alltagsnormalität, in der Menschen wie Tiere sich trotz Hunger und Armut immer wieder einzurichten vermögen. In abbruchreifen Häusern und verkommenen Wohnungen hausen viel zuviele Mieter, die um bessere Räume, um Wasser und Heizung streiten, einander hassen und denunzieren, aber doch in der Lage sind, sich mit aller Kraft nach Besserem zu sehnen. Menschen ebenso wie ihre engsten Begleiter, die Kakerlaken, kämpfen um ihr Auskommen, lieben, bekommen Kinder, ziehen sie auf, werden krank und alt und sterben schließlich. In Nina Kramers phantasievoller Erzählung werden die Grenzen zwischen den Menschen und ihren Schmarotzern durchlässig. Slapstickhaft verwandeln sie sich ineinander und werden so austauschbar, daß ihre illusionäre Vielfalt schließlich unsere ordentliche, banale Wirklichkeit übertrumpft.