Vier Jahre lang reiste der österreichische Fotograf Willy Puchner mit seien Pinguinen Joe und Sally an die Stätten seiner und unserer Sehnsucht: ans Meer und in die Wüste, nach New York und Paris, Venedig, Tokio, Rom und Kairo, um sie dort im Bild festzuhalten. Vor den Augen der Pinguine wird auch das scheinbar Vertraute, tausendmal Abgebildete wieder fremd und neu.
Für den Tisch In Jean-Pierre Jeunets Spielfilm "Die wunderbare Welt der Amélie" sendet ein Gartenzwerg seinem Besitzer Postkarten von den exotischsten Plätzen der Erde. Das war poetisch gemeint. Die beiden Pinguine dagegen, die der österreichische Fotograf Willy Puchner auf große Fahrt schickte und vor dem World Trade Center, Schönbrunn und den Pyramiden von Gizeh fotografierte, sind gegen wohlfeilen Kitsch gefeit. Denn wie sie da still stehen vor den Wahrzeichen einer touristisch erschlossenen Welt, mit umgehängter Kamera und immergleichen Mienen, verraten sie uns ein trauriges Geheimnis: Wohin wir auch reisen, das Fernweh wird nicht vergehen, auch wenn wir es mit dem Fotoapparat zu bannen versuchen. Die beiden Pinguine - Puchner hat ihnen leider Namen gegeben - sind keineswegs Kuscheltiere, sondern Stellvertreter. Sie machen einen ratlos, da sie vor Augen führen, wie vergeblich es ist, zu verreisen, weil selbst Urlaubsfotos nicht verhindern, daß wir danach wieder und wieder zurückkehren wollen. In einen Pariser Vormittag auf den Metrostationen, deren Namen allein geheimnisvoller sind als alle Amélies der französischen Filmindustrie. An den Strand, irgendeinen Strand. Zu den Bergen. Puchners Bilder sind großartig, ihr Blaustich der Ton, aus dem die Träume sind.
tob.
Willy Puchner: Die Sehnsucht der Pinguine. Erweiterte Neuausgabe, Verlag Frederking & Thaler, 128 Seiten, 19,90 Euro.
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