Micaela Jary alias Gabriela Galvani versteht ihr Handwerk: Der vorliegende Roman hat einen spannenden Plot mit einigen unerwarteten Twists, die Sprache passt zur Zeit, in der die Geschichte spielt und ist doch soweit an unseren heutigen Jargon angepasst, dass sich die Kapitel sehr flüssig lesen
lassen.
Man merkt, dass die Autorin die Originalschauplätze nicht nur gut kennt, sondern dem Tessin…mehrMicaela Jary alias Gabriela Galvani versteht ihr Handwerk: Der vorliegende Roman hat einen spannenden Plot mit einigen unerwarteten Twists, die Sprache passt zur Zeit, in der die Geschichte spielt und ist doch soweit an unseren heutigen Jargon angepasst, dass sich die Kapitel sehr flüssig lesen lassen.
Man merkt, dass die Autorin die Originalschauplätze nicht nur gut kennt, sondern dem Tessin und der Lombardei freundschaftlich verbunden ist: Landschaftsschilderungen und die Erwähnung typischer Gerichte der Region vermitteln ein anschauliches Bild; wörtliche Rede im lombardischen Dialekt erzeugt auf sympathische Weise Authentizität.
Und auch sonst hat die Autorin ihre Hausaufgaben gemacht, was bei einem Historienroman für mich in erster Linie umfangreiche Recherche bedeutet.
Ich möchte durch die Lektüre eines historischen Romans gut unterhalten werden und gleichzeitig meine (ehrlich gesagt nur spärlich vorhanden) Geschichtskenntnisse erweitern können. Letzteres ist hier hervorragend gelungen. Jary bettet ihre Geschichte voller Liebe und Leid - samt Verwechslung, die für die nötige Portion Spannung sorgt - geschickt in die politischen Unruhen zur Zeit des napoleonischen Italienfeldzugs ein. Als Leser begleitet man so Gründung und Auflösung der Cisalpinen Republik und erfährt von den Grauen des Krieges, wie Plünderung und Vergewaltigung. Aber auch davon, wie "die einfachen Leute" von der Einführung eines neuen Kalenders verwirrt sind oder dem Adel die neuen, bürgerlichen Anredeformen in den Anfängen der Republik nur zögerlich über die Lippen kommen.
Auch unterhalten wurde ich durch den vorliegenden Roman hervorragend. Einzig die Häufung vieler - in meinen Augen an den Haaren herbei gezogener - Zufälle hat mich doch recht gestört. Ich lese durchaus auch gerne Märchen, aber bei Historienromanen mag ich es doch gerne realistischer.
Zuletzt aber noch ein Pluspunkt: Die Zeittafel am Ende des Buches bietet gute Orientierung in geschichtlicher Hinsicht.