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Als 'Thomas Müntzer, Knecht Gottes' wurde er berühmt, als charismatischer Prediger und 'Prophet', besonders aber als Anführer der Aufsässigen im deutschen Bauernkrieg 1525 polarisiert er - bis heute. Lange im Schatten Martin Luthers, den er erst bewunderte, dann als 'sanftlebendes Fleisch zu Wittenberg' und 'Doctor Lügner' beschimpfte, wurde Müntzer besonders im 20. Jahrhundert zur Identifikationsfigur. Prägend wurde Ernst Blochs Deutung von ihm als dem Theologen der Revolution (1921). Die Gedenkkultur der DDR ging so weit, den 'Volksreformator' zum Filmhelden zu machen und sogar auf den…mehr

Produktbeschreibung
Als 'Thomas Müntzer, Knecht Gottes' wurde er berühmt, als charismatischer Prediger und 'Prophet', besonders aber als Anführer der Aufsässigen im deutschen Bauernkrieg 1525 polarisiert er - bis heute. Lange im Schatten Martin Luthers, den er erst bewunderte, dann als 'sanftlebendes Fleisch zu Wittenberg' und 'Doctor Lügner' beschimpfte, wurde Müntzer besonders im 20. Jahrhundert zur Identifikationsfigur. Prägend wurde Ernst Blochs Deutung von ihm als dem Theologen der Revolution (1921). Die Gedenkkultur der DDR ging so weit, den 'Volksreformator' zum Filmhelden zu machen und sogar auf den 5-Mark-Schein zu setzen. Die 'Proletenpassion' - politische Kult-Revue der Gruppe 'Schmetterlinge' - besang ihn ab 1976 von Wien aus im Westen als Kämpfer gegen die 'herrschende Klasse'. Selbst in heutiger Literatur findet die sprachliche Kraft Müntzers eigenwilligen Nachhall, in Éric Vuillards 'Der Krieg der Armen' oder Hendrik Jacksons 'brausende bulgen'. Kein Wunder, daß auch Ernst Sommer von Müntzer fasziniert war. Mit seinem Templerroman hatte er bereits Kirchengeschichte berührt, es folgten Lebensbilder von Rabelais, Villon und Ulrich von Hutten. Nicht nur Müntzers starke Persönlichkeit interessierte ihn. Sein Lebensbild zeigt, wie ein leidenschaftlicher Kämpfer für seine Sache zugleich zu einem von der Masse Getriebenen wird. Tragisch findet sich Müntzer in einer Rolle wieder, in der alle - auch militärischen - Hoffnungen der Aufständischen auf ihn und Gottes Beistand gerichtet sind. Dem ist er nicht gewachsen. Die blutige Schlacht bei Frankenhausen besiegelt ihr Schicksal. Ernst Sommer setzt sich neben Müntzer und seiner Theologie ebenso kritisch mit Martin Luther, dessen unchristlichen Gewaltaufrufen gegen die revoltierenden Bauern und seinem Judenhaß auseinander. Er zeigt die Bauernkriege als frühe mitteleuropäische, tragisch erstickte Demokratiebewegung, von ihren Wurzeln beim böhmischen Reformator Jan Hus bis zum Tiroler Freiheitshelden Michael Gaismair, dem Widersacher der Habsburger. Ernst Sommers packendes, teils romanhaftes Zeitbild entstand nach gründlichem Quellenstudium im Londoner Exil. Nach 1948 ist es nun erstmals wieder zu lesen.
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Autorenporträt
Ernst Sommer (1888-1955) stammte aus Iglau, lebte in Karlsbad. Im Frühwerk prangerte er Militarismus und Justiz an, beschäftigte sich mit dem Judentum, 'Demagogie und Masse' sowie der frühen NS-Bewegung - in Böhmen. Erst nach 1933 meldete er sich mit Die Templer (1935, Arco 2018) über Mechanismen totalitärer Herrschaft wieder zu Wort. Nach seiner Flucht nach England, 1938, machte er als wohl erster Autor überhaupt die Schoah zum Thema ('Die Gaskammer', 1942); seine Romane gehören zu Höhepunkten der Exilliteratur.